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Von schnellem Erfolg und falschen Zielen

Als ich mit dem Laufen angefangen habe, ging es mir vor allem darum einige Kilos zu verlieren und mehr Sport zu treiben. Es lief nicht alles wie geplant und trotzdem besser als erwartet.

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Als ich mit dem Laufen angefangen habe, ging es mir vor allem darum einige Kilos zu verlieren und mehr Sport zu treiben. Es lief nicht alles wie geplant und trotzdem besser als erwartet.

Mein Leben stand vor einigen Veränderungen. Ein neuer Bürojob, verbunden mit deftigen Mittagsmenüs und wenig Zeit für Bewegung. Während ich bei meinem alten Job noch das Mindestmaß an Bewegung bekam, fühlte sich der neue Schreibtischstuhl wie Gift für meinen Körper an. Vierzig Wochenstunden vor dem Computer brannten mich mental aus, so dass die Couch mir vortäuschte, die beste Entspannung zu bieten. Erschreckend schnell kamen erste Beschwerden wie ein steifer Nacken, Rückenschmerzen, schlechter Schlaf und anhaltende Erschöpfung.

In dieser Zeit versuchte ich einen weiteren Anlauf, das Laufen wieder in meinen Alltag zu integrieren. Wie ich von den bisherigen Erfahrungen mit meiner Disziplin wusste: Glück gibt‘s nur mit Zwang! Zwei Laufrunden pro Woche gehörten auf meinen Trainingsplan – koste es was es wolle!

Was sagt die Waage?

Die Glücksgefühle blieben anfangs ein unglaubwürdiger Mythos. Meine ersten Laufrunden waren eine Qual. Vom schnellen Erfolg träumend biss ich mich durch und freute mich schon darauf, die ersten Ergebnisse auf der Waage zu sehen. Wie lange würde das dauern? Einen Monat? Zwei Monate? Ein halbes Jahr? Erfolgsgeschichten von Läuferinnen und Läufer, die in relativ kurzer Zeit ihre Traumfigur realisieren konnten, schwirrten viele umher. Doch die Ernüchterung kam bald. Mein Körper gierte danach, jeden Energieverbrauch sofort mit mehr Hunger zu bestrafen. So kam es, dass ich sogar einige Kilos zulegte und ich mir nicht einmal vormachen konnte, dass es am gesteigerten Muskelaufbau lag.

Laufen nach Plan

Es wäre der schlüssige Zeitpunkt gewesen, um frustriert zu sein, alle großen Ambitionen beiseite zu legen und verzweifelt Diätmagazine durchzublättern, hätte ich nicht eine viel schönere Entwicklung an mir entdeckt: Meine Nacken- und Rückenschmerzen waren verschwunden, ich fühlte mich fit, positiv und ausgeglichen und obwohl mir die Waage das Gegenteil weismachen wollte, mein Körpergefühl war so gut wie lange nicht mehr.

Also lief ich weiter. Während das Laufen am Anfang einige Organisation in meinem Terminkalender erforderte, wurde es immer mehr zum fixen Bestandteil meines Alltags. Irgendwann bemerkte ich: Ich hatte Spaß daran. Wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, fühlte ich mich oft schwach, angeschlagen und ermüdet. Doch sobald ich die Laufschuhe anzog und losstartete, spürte ich wie die ganze Energie wieder in meinen Körper zurückströmte.

Erste Erfolge

Aus zwei Laufrunden die Woche wurden schließlich drei und aus fünf Kilometern, sieben und mehr. Ich meldete mich für Laufveranstaltungen an und freute mich über die ersten Finisher-Medaillen. Die positiven Effekte waren deutlich: Mein Körper wurde straffer, meine Haltung besser, aber auch nach einem Jahr machte sich kein Gewichtsverlust bemerkbar. Mittlerweile hatte der Sport mein Körpergefühl bestärkt und ein gesunder Lebensstil wurde mir wichtiger denn je. Ich achtete bewusst auf gesunde Ernährung. Diäten waren jedoch absolut Tabu. Mein Körper soll gesund in Form gebracht werden, alles andere wäre für mich undenkbar.

Das Laufen machte mich körperlich fit, so dass ich an anderen Sportarten noch viel mehr Gefallen fand. Ich war immer schon begeistert vom Bergsteigen und Radfahren. Durch meine neu erlangte Fitness konnte ich nun ambitionierte sportliche Ziele in Angriff nehmen und entdeckte mit Stolz, dass ich zu unerwarteten Leistungen fähig war. So kam es, dass ich bald jeden freien Tag für Sport nutzte und sich mein Körper besser fühlte denn je.

Einstellung geändert

Eineinhalb Jahre waren mittlerweile vergangen seit meinen ersten Laufschritten und plötzlich passierte das, was ich gar nicht mehr erwartet hatte: Ich verlor in Kürze viel Körpergewicht. Für mein Umfeld wirkte diese Entwicklung wie schneller Erfolg. Ich wurde von vielen Seiten auf meine „Diät“ angesprochen und darauf, wie einfach ich abgenommen hätte. Zwar hatte ich mit dem Laufen schnellen Erfolg, ein schneller Gewichtsverlust gehörte definitiv nicht dazu!

Das Laufen hat meine Einstellung zu meinem Körper und meiner Gesundheit grundlegend verändert. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden meinen Laufsport an Leistung und Erfolg zu messen. Meine Laufrunde ist mein stressfreier Raum. In ihr hole ich mir die Energie zurück, die mein sonst so stressiger Alltag von mir fordert. Es geht allein um mich, meinen Körper und meinen Geist. Laufen ist mein Ausgleich. Ich messe meinen Ausgleich an meinem positiven Gefühl und meinem Maß an Entspannung. Nicht an der Stoppuhr oder auf der Waage.

Autor: Doris Mair

Bilder: © SIP

Lesen Sie auch in der kommenden Ausgabe des RunUp mehr von Doris, ihrem Weg in den Laufsport und neuen Herausforderungen die es zu meistern gilt.

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