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2038 – die neue Laufdimension

Die Welt versinkt im Chaos und wir sind die einzigen, die sie retten können. Unsere Mission: Mit dem lebensrettenden Serum so schnell wie möglich zur Basisstation zu laufen. Es gibt jedoch Kreaturen, die uns daran hindern wollen.

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Die Welt versinkt im Chaos und wir sind die einzigen, die sie retten können. Unsere Mission: Mit dem lebensrettenden Serum so schnell wie möglich zur Basisstation zu laufen. Es gibt jedoch Kreaturen, die uns daran hindern wollen.

Round 6. Level 1. Es ist das erste Mal, dass ich es in diesem Game soweit geschafft habe. Erschöpft schüttle ich zur Auflockerung meine Beine aus und strecke meine Arme mit verschränkten Fingern zum Dehnen über meinen Kopf, während ich meinen Oberkörper langsam hin und her wippe. Die Sonne strahlt mir warm ins Gesicht. Meine Freundinnen sind genauso erschöpft wie ich und lassen sich keuchend zu Boden sinken. Noch eine kurze Pause bis zur nächsten Runde. Außer Atem streiche ich mir den Schweiß von der Stirn und binde meinen Pferdeschwanz zusammen.

Mein metallic silberner Speedsuit klebt eng an meiner Haut. Der schwarz-silberne Overall ist der neueste Trend bei den Runner-Wearables. In ihm sind hauchdünne Metallfäden eingearbeitet, die Schaltkreise bilden und jede meiner Bewegungen, meine Herzfrequenz und meine Muskelaktivität messen und auswerten. Kombiniert mit smarten Gadgets wie dem realitätserweiternden Headset und den Sneakers, die bei Erschütterungen authentische Game-Vibrationen erzeugen, tauche ich beim Game Running in eine vollkommen neue Dimension der Realität ein.

Ein Retro-Läufer ohne technische Ausstattung läuft an uns vorbei und mustert uns skeptisch. In unseren futuristischen schwarzen Ganzkörperanzügen und den dunklen Brillen müssen wir auf ihn wie ziemliche Freaks wirken. Obwohl sich bereits eine Community von Game Runnern gebildet hat, gibt es immer noch Läufer, die vom neuesten Trend der Läuferszene nichts mitbekommen haben.

Ich bin bereit für die nächste Runde. Erschöpft, aber motiviert nicke ich meinen Mitstreiterinnen das letzte Mal in der unverfälschten Wirklichkeit zu. Dann setze ich wieder mein Headset auf, eine leichte Brille, ähnlich einer Sonnenbrille, nur mit spacigerem Design, hinter deren Verspiegelung sich ein hochauflösendes Display mit integrierten Sensoren, Lautsprechern und eigener Rechnereinheit befindet.

Mit Gesten, Worten und Kopfbewegungen kann ich den Bildschirm selbst navigieren. Durch die Hightech-Gläser vermischt sich meine physische mit einer virtuellen Wirklichkeit. Fantastische Elemente erweitern das bereits Dagewesene. Ich spüre noch immer die warme Sonne in meinem Gesicht und den Wind, der durch meine Haare zieht.

Durch den Game-Filter der Brille wird das Gras zu düsteren Halmen, die in Nebelschwaden wippen. Die Bäume wirken wie gespenstische Riesen mit unzähligen Greifarmen und Insekten und Vögel werden zu flatternden Kreaturen. Meine Umgebung wird zur dystopischen Gameworld mit gesättigten Farben und starken Kontrasten. Ich selbst verkörpere als Persona physisch die Spielfigur in dieser Spielwelt. Als Läuferin bestreite ich einen Action-Parcours, in dem ich außergewöhnliche Hindernisse überwinde, um eine Mission zu erfüllen. Seit ich Game Running betreibe gibt es für mich keine Langeweile mehr beim Laufen. Stattdessen garantiert mein Laufparcours Nervenkitzel, Spannung und Abenteuer.

Wir treten an die blinkende Startlinie, die vor uns auftaucht. Sie ist genau so imaginär wie vieles andere um uns. „Ten seconds to the start“, tönt eine klare Frauenstimme durch den integrierten Lautsprecher. Wir begeben uns in Startpose.

Das Startsignal ertönt. Wir sprinten los. Mit Vollgas dem Lauf der Zukunft entgegen.

Autor: Doris Mair
Bilder: © Foto von Aleksandar Pasaric von Pexels

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