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Seit nicht einmal einem Jahr ist Aaron Gruen für das Heimatland seines Urgroßvaters, Österreich, international startberechtigt. Gestern war er beim McKirdy Marathon Hauptprotagonist eines historischen Moments in der österreichischen Laufgeschichte. Erstmals ist ein österreichischer Marathonläufer die 42,195 Kilometer lange Traditionsdistanz in unter 2:10 Stunden gelaufen. Der 26-Jährige war in einer Zeit von 2:09:53 Stunden 13 Sekunden schneller als Peter Herzog 2020 in London.
„Ich bin einfach nur glücklich!“, schrieb Aaron Gruen (ÖBV Pro Team) in einer ersten Reaktion an den renommierten Laufsport-Journalisten Olaf Brockmann, der seine Geschichte als Erster aufgegriffen und in mehreren Veröffentlichungen erzählt hat – und folgerichtig auch gestern als Erster die Rekordnachricht in Österreich verbreitete.
Der in den USA lebende und studierende Aaron Gruen hat im Vorjahr die Verbesserung des ÖLV-Marathonrekords als Ziel ausgegeben. Nach seiner Marathon-Zeit von 2:14:21 Stunden im vergangenen Oktober in Chicago realisierte er diesen Wunsch überraschenderweise bereits ein halbes Jahr später. Viereinhalb Minuten schneller als beim Debüt, als er in der Schlussphase ziemlich Zeit verlor aufgrund von Krämpfen, bedeutet nicht nur den ÖLV-Rekord, sondern auch die Unterbietung des ÖLV-internen „WM-Limits“ von 2:10 Stunden. Sofern der 26-Jährige unter den Top-100 der bereinigten Weltrangliste bliebt, ist er für Tokio 2025 nominierungsberechtigt – was angesichts etlicher zu erwarteter Absagen, da der WM-Marathon Mitte September, also zu Beginn der Marathon-Herbstsaison angesetzt ist, realistisch sein sollte.
Aaron Gruen ist seit 2022 in Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft. Nachfahren von jüdischen Flüchtlingen ist dies laut österreichischem Gesetz erlaubt. Sein Urgroßvater war gezwungen, anfangs des Zweiten Weltkriegs aus Wien in die USA zu flüchten. Zuvor war er aus dem KZ in Dachau freigekommen.
Gruen ist als Sohn eines US-Amerikaners und einer Deutschen in München geboren, verbrachte aber den Großteil seines Lebens in den USA. Er hat sein Chemie-Studium an der Brown University abgeschlossen und hat einen Platz an der Harvard Medical School, den er im August wahrnimmt. Er spielt leidenschaftlich Cello auf Konzertniveau.
„Ich wusste, dass ich in bester Form bin. Die letzten Trainingswochen liefern perfekt“, blickte er auf 15 Trainingswochen im durchschnittlichen Umfang von 160 bis 170 Kilometern zurück. „Daher bin ich optimistisch und locker ins Rennen gegangen. Ich bin überwältigt!“ Mit einem breiten Grinser im Gesicht überquerte Gruen die Ziellinie in 2:09:53 Stunden als Wettkampf-Dritter, das schlechte Gefühl der Magenprobleme in der entscheidenden Marathonphase war wie weggeblasen. „Ich wollte diesen Rekord so unbedingt, weil er mir unendlich viel bedeutet. Ich bin so stolz, für Österreich laufen zu dürfen und diesen Rekord für Österreich geschafft zu haben“, berichtete Gruen in einem Telefonat mit Brockmann.
Bei besten äußeren Laufbedingungen mit bewölktem Himmel und Temperaturen im einstelligen Bereich zur Startzeit um 7 Uhr morgens ging Gruen das Rennen mit der Gruppe an, die auf eine Zielzeit von 2:09:30 Stunden hinzielte. Der Österreicher blieb bis im Finale in dieser Spitzengruppe, erst dann setzten sich der kanadische Sieger Justin Kent (2:09:29) und der Amerikaner Haftu Knight (2:09:38) leicht von ihm ab.
Der McKirdy Marathon „Road to Tokyo“ wurde auf einem 4.746,08 Meter langem Rundkurs rund um den Rockland Lake im gleichnamigen State Park in Valley Cottage ausgetragen. Der Marathon ist Teil einer Veranstaltung, die von James McKirdy und seinem Team mit dem Ziel, auf einem flachen Kurs schnelle Zeiten zu laufen, ins Leben gerufen wurde.
Autor: Thomas Kofler
Quelle: Olaf Brockmann
Bild: privat