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Wir kennen ihn, weil unsere sportlichen Vorbilder ihn uns vorleben. Oder weil wir ihn von allen Seiten eingeredet bekommen. Aberglaube ist ein ständiger Begleiter im Alltagsleben eines Menschen, natürlich auch eines Sportler, der an Wettkämpfen teilnimmt. Zwar hält nicht jeder…
Meistens hängt der Aberglaube an ein Erlebnis oder an eine einzelne Komponente eines Erlebnisses und wird durch Zufall geboren. In der Nachbetrachtung eines erfolgreichen sportlichen Auftritts oder eines gelungenen Rennens fällt eine Kleinigkeit in der eigenen Aufmerksamkeit weit mehr ins Gewicht als sie es Wert wäre. Doch der Gedanke an die übernatürliche Wirkung einer Geste, eines Glück bringenden Gegenstands oder eines Rituals verleiht tatsächlich Flügel, insbesondere wenn sie wiederholt eine positive Konsequenz provoziert und sich eine Gemeinsamkeit als verbindendes Element herauskristallisiert. Damit verleiht sich Aberglaube den Schein, ein Schutz vor Unberechenbarkeit zu sein und eine Art Vorhersehbarkeit zu erlauben.
Einen linearen, direkten Einfluss von Aberglaube auf die sportliche Leistung ist nicht messbar. Das Vertrauen in den Aberglauben vermittelt Selbstbewusstsein und die Sicherheit am eigenen Tun. Es koordiniert das Adrenalin in die richtigen Bahnen und verhindert, dass Nervenschwäche die Kontrolle über die Psyche einnimmt. Spitzensportler und Idole leben diese indirekte Wirkung vor, egal ob Individual- oder Mannschaftssport. Je wichtiger der Wettkampf, desto bedeutender die Rolle des Aberglaubens. Marathon-Weltrekordhalterin Paula Radcliffe hat jedes ihrer Rennen mit denselben vier Stecknadeln zur Befestigung ihrer Startnummer bestritten. Unzählige weitere Beispiele auch aus anderen Sportarten untermalen, wie weit verbreitet Aberglaube im Sport ist. Die placebohafte Wirkung auf das Selbstvertrauen in jeder Situation ist bemerkenswert, Sportwissenschaftler verbinden Aberglaube mit dem Gefühl der Kontrolle über einen Wettkampf.
Ist Aberglaube also ein Heilmittel für alle Sportler? Nein, häufig trifft sogar der Umkehrfall ein. Denn strikter Aberglaube produziert einen Mangel an Flexibilität, über den der betroffene Sportler im bestimmten Fall stolpert. Eine flexible Reaktion auf bestimmte Umstände ist zu schleppend möglich. Außerdem kann ein Rivale den eigenen Aberglauben als taktisches Mittel gegen einen verwenden und sich damit einen großen psychologischen Vorteil schaffen. „Ein Athlet glaubt, der Aberglaube gibt ihm die Kontrolle. In Realität kontrolliert der Aberglaube aber den Athleten. In diesem Zustand ist Aberglaube gefährlich“, erklärt die britische Sportpsychologin Rebecca Symes. Sie empfiehlt, die Überzeugung von sich selbst nicht an einzelnen Aktionen oder Ritualen festzumachen, sondern diese Fähigkeit geduldig und intensiv anzutrainieren.