Newsletter Subscribe
Enter your email address below and subscribe to our newsletter
Die Laufstrecken der selbsternannten „Ciudad del Running“ bedeuten das sportliche Wohnzimmer von Amanal Petros. Daran besteht kein Zweifel mehr. Exakt ein Jahr, nachdem er beim Valencia Marathon 2020 Arne Gabius den deutschen Marathonrekord in 2:07:18 Stunden abgeluchst hatte und sechs Wochen, nachdem er ebenfalls in Valencia den deutschen Halbmarathonrekord auf eine Zeit von 1:00:09 Stunden gestellt hat, brillierte der 26-Jährige erneut in der südostspanischen Hafenstadt. Er steigerte seinen nationalen Rekord neuerlich um 52 Sekunden auf eine Zeit von 2:06:26 Stunden. Diese Zeit trägt der Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) in seiner Wertung, die offizielle Zeit des Veranstalters, an denen sich dieser Artikel orientiert, lautete 2:06:27 Stunden. Damit liegt Petros nun auf Rang zwei der europäischen Jahresbestenliste hinter Europarekordhalter Bashir Abdi bzw. auf Rang sechs der ewigen europäischen Bestenliste.
Bei aufgrund von mittelmäßigem Wind nicht idealen Marathonbedingungen in Valencia – die Temperaturen von 11°C. und die für eine Hafenstadt niedrige Luftfeuchtigkeit von etwa 50% dagegen waren gute Leistungen unterstützend – entwickelte sich ein hervorragendes Rennen für die besten Europäer im Rennen, Amanal Petros und Hamid Ben Daoud. Der Baske lief weite Passagen des Rennens Seite an Seite mit dem Deutschen und verwickelte sich dank einer Leistungssteigerung von gut einer halben Minute im Vergleich zu seinem Vorjahresauftritt in ein spannendes virtuelles Duell mit dem spanischen Rekord. Diesen hatte Routinier Ayad Lamdassem vor einem Jahr, viel umjubelt, in einer Zeit von 2:06:35 Stunden aufgestellt. Ben Daoud egalisierte die Leistung exakt, laut World Athletics liegt er eine Sekunde vor Lamdassem und ist der neue spanische Rekordhalter. Es ist selbstredend der größte Erfolg in der Karriere des 25-Jährigen. Darüber sei er „sehr, sehr glücklich“, wird er auf der Website des Spanischen Leichtathletik-Verbandes (RFEA) zitiert. Er hätte ein großes Karriereziel erreicht.
Da die prominente Elite wohl aufgrund des Windes keinen Husarenritt verlangte und die Tempomacher ein vergleichsweise konservatives, aber immer noch recht schnelles Tempo anschlagen ließ, fanden sich Petros und Ben Daoud in einer Idealsituation wieder. Sie konnten nämlich in der riesigen Spitzengruppe mitlaufen, ohne sich zu überpowern. Noch besser kam es nach gut einem Marathondrittel, als sich eine große Verfolgergruppe bildete, die das Idealtempo für die beiden weiterdiktierte. Und so lagen bei der Durchgangszeit von 1:03:02 Stunden zur Halbzeit die Landesrekorde in der Luft. Erst auf den allerletzten Kilometern zerpflückte der Kampf um die Positionen die leistungsstarke, größere Verfolgergruppe. Petros und Ben Daoud kämpften sich bravourös durch und belegten die Gesamtränge elf und zwölf. Hinter der Ziellinie gratulierten sich die beiden gegenseitig mit einer Umarmung.
Der Valencia schrieb nicht nur diese besonderen individuellen Geschichten, im Kampf um den Sieg entwickelte sich ein dramatisches Rennen, welches sich zu einem Thriller gestaltete, auch wenn der Wunsch vom Streckenrekord früh ein unerreichbarer wurde. Nach etwa 13 Kilometern entzweite sich die riesige Spitzengruppe und überraschenderweise fand sich einer der Stars im Rennen, Geoffrey Kamworor in der zweiten Gruppe mit Petros und Ben Daoud wieder. In der etwas kleineren Gruppe, der schnelleren zeigte sich Norbert Kigen im Rücken der drei nebeneinander laufenden Tempomacher aktiv. Auch Lawrence Cherono und Kinde Atanaw liefen vorne.
Der Abstand zwischen beiden Gruppen betrug bei der Zwischenzeit beim Halbmarathon 43 Sekunden, bei Kilometer 25 58 Sekunden, bei Kilometer 30 48 Sekunden. Es war die „langsamste“ Phase des Rennens an der Spitze mit einem Kilometerschnitt, der temporär leicht über drei Minuten stieg. In dieser Phase lief die Verfolgergruppe schneller, übrigens auch Petros und Ben Daoud, wodurch der Abstand bis Kilometer 35 auf 32 Sekunden sank.
Nun attackierte Chalu Deso an der Spitze, wodurch das Tempo wieder anzog. Lawrence Cherono war der einzige, der die Attacke beantworten konnte. Doch auch die Verfolgergruppe erfuhr neuen Schwung. Philemon Kacheran und Geoffrey Kamworor, der bis dato auch angesichts seiner offensiven Ankündigungen vor dem Rennen ungemein konservativ und offensichtlich risikoarm gelaufen war, beschleunigten. Mit einer 5km-Teilzeit von 14:14 (Kacheran) und 14:16 (Kamworor) liefen die beiden Kenianer an das Spitzenduo heran. Während Kacheran den Anschluss komplett schaffte, blieb Kamworors Lücke einige Meter offen.
Kacheran versuchte nun, im Kampf um den Sieg initiativ zu werden. Doch es war erneut Deso mit seinem unkonventionellen Laufstil, der auf dem letzten Kilometer das Zepter in die Hand nahm. Cherono, der bereits Marathonsiege in Amsterdam, Boston und Chicago gefeiert hat, davon jener in Boston in einem dramatischen Endspurt, blieb ruhig, positionierte sich perfekt im Windschatten des Äthiopiers und zog rund 200 Meter vor der Ziellinie entschieden vorbei. In einer Zeit von 2:05:12 Stunden fixierte der Olympia-Vierte von Sapporo, als er ausnahmsweise als großer Verlierer eines Endspurts herausging, seinen nächsten großen internationalen Marathonerfolg. Deso folgte mit vier, Kacheran mit sieben und Kamworor mit elf Sekunden Rückstand. Kacheran und Kamworor liefen immerhin neue persönliche Bestleistungen.
24 Läufer, zwar einige weniger als 2020, aber immer noch beeindruckend viele, schafften es, in Valencia unter 2:10 Stunden zu bleiben. Eine beachtliche Leistung gelang dem Brasilianer Daniel do Nascimento, der bei den Olympischen Spielen dank eines Pläuschchen mit Eliud Kipchoge während des Rennens die Scheinwerfer auf sich gezogen hat. Der 23-Jährige finishte als Neunter in einer Zeit von 2:06:10 Stunden und schrammte lediglich um fünf Sekunden am 23 Jahre alten, südamerikanischen Kontinentalrekord seines Landsmanns Ronaldo da Costa vorbei. Dieser hatte damals den Berlin Marathon gewonnen.
Drittbester Europäer war Europameister Koen Naert, der einen seiner schnellsten Marathons in 2:08:41 Stunden beendete und im Gegensatz zum ehemaligen Europarekordhalter Sondre Nordstad Moen das Ziel erreichte. Die zweite beachtliche Leistung aus deutscher Sicht erzielte Tom Gröschel, dessen klare persönliche Bestleistung von 2:11:03 Stunden ihm das WM-Limit für Eugene 2021 bescherte – als mögliche Alternative zu einer EM-Teilnahme, denn der Kampf um die Startplätze im deutschen EM-Team für München 2022 dürfte hart umkämpft werden. Konstantin Wedel absolvierte sein Marathon-Debüt in einer Zeit von 2:14:42 Stunden und schrammte um zwölf Sekunden am EM-Limit vorbei.
12.783 Läuferinnen und Läufer haben den auf 16.000 Anmeldungen limitierten Valencia Marathon 2021 gefinisht.
* neue persönliche Bestleistung
** neuer deutscher Landesrekord
*** neuer spanischer Landesrekord
**** Marathon-Debüt