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Die zweifache Junioren-Europameisterin Audrey Werro hat bei der Gala dei Castelli in Bellinzona am Montagabend unerwartet den Schweizer 800m-Rekord von Selina Büchel auf eine Zeit von 1:57,76 Minuten verbessert. Am Sonntag scheiterte 800m-Weltmeister Marco Arop in Zagreb beim Versuch, den Weltrekord über 1.000m zu verbessern.
Nur vier Tage, nachdem ihr in der Endphase des 800m-Laufs im Rahmen des Diamond-League-Meetings in Zürich (siehe RunUp.eu-Bericht) sichtlich die Kräfte ausgingen, gab Audrey Werro am Montagabend in Bellinzona eine unerwartet fantastische Antwort. Sie dominierte den 800m-Lauf des World Athletics Continental Tour Meetings der Stufe Silber förmlich nach Belieben und brachte nicht nur die rund 6.000 im ausverkaufen Stadio Communale anwesenden Zuschauer*innen zum Staunen.
Schlussendlich hielt die zweifache Junioren-Europameisterin und Junioren-WM-Medaillengewinnerin die Zeitnehmung bei einer Zeit von 1:57,67 Minuten an und blieb 0,19 Sekunden unter dem bisherigen Schweizer Rekord, den die ehemalige zweifache Hallen-Europameisterin Selina Büchel 2015 beim Diamond-League-Meeting in Paris aufgestellt hatte.
Die 20-jährige Werro blieb 0,37 Sekunden unter ihrer bisherigen Bestleistung, die vom Vorjahresmeeting in der Tessiner Kleinstadt stammte. Auch ihr Sieg beim Fribourg Track Lab am 1. September, einem interessanten Leichtathletik-Meeting, bei dem mit Zustimmung des Welt- und Kontinentalverbandes mit innovativer Technologie neue Regeln und Messtechniken ausgetestet wurden, war ein Vorbote: In ihrer Heimatstadt lief Werro eine Zeit von 1:58,79 Minuten.
Unter diesen beiden Gesichtspunkten war ihr ein Rekordlauf zuzutrauen, überraschend war eher das Timing. Denn nicht nur das Rennen zum Vergessen im Letzigrund wies nicht zwingend auf die Topform der talentierten Mittelstreckenläuferin hin, sondern wellenhafte Leistungen im gesamten Sommer. Nach einer guten Hallensaison mit der Halbfinal-Teilnahme bei den Weltmeisterschaften in Glasgow bremste eine Muskelverletzung im Oberschenkel die Tochter eines Schweizer Vaters und einer ivorischen Mutter aus, so dass eine EM-Teilnahme in Rom zu früh kam. Bei einem Meeting in Genf stieg sie Mitte Juni verheißungsvoll in die Sommersaison ein, bei den Schweizer Meisterschaften musste sie jedoch Rachel Pellaud überraschend den Vortritt lassen. Bei den Olympischen Spielen war bereits im Hoffnungslauf Endstation. Werro gelangen 2024 teils sehr gute Leistungen, es fehlte die herausragende. Die holte sie gestern Abend nach und verdiente sich damit ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Schweizer Franken für den Sieg (das entspricht rund 2.670 Euro).
Die weiteren Schweizer Topläuferinnen konnten Werro bei ihrem Sieg, der mit eineinhalb Sekunden Vorsprung auf die US-Amerikanerin Addison Wiley und über zwei Sekunden Vorsprung auf die Französin Renelle Lamote, immerhin Olympia-Finalistin, üppig ausfiel, nur applaudierend beistehen. Sie selbst beendeten die Saison auf heimischem Boden ohne Sternstunde. Valentina Rosamilia, einzige Schweizerin im Olympia-Halbfinale, wurde Fünfte (2:01,13) vor der zuletzt stärksten Schweizerin Rachel Pellaud (2:01,69). EM-Finalistin Lore Hoffmann, die bei den Spielen zuschauen musste, erreichte in 2:20,71 Minuten nur den achten Platz.
Während Werro trotz ihrer Galavorstellung den Meetingrekord von Vorjahressiegerin Natoya Goule-Toppin knapp verpasste, fiel der Meetingrekord bei den Männern. Der Franzose Gabriel Tual, Sechster bei den Olympischen Spielen vor heimischem Publikum, siegte in einer Zeit von 1:43,98 Minuten und war damit um vier Zehntelsekunden schneller als der kenianische Sieger im Jahr 2018, Jonathan Kitilit. Der Schweizer Ramon Wipfli lief hinter dem holländischen 1.500m-Talent Niels Laros auf Position acht ins Ziel.
Lauf-Highlight beim World Athletics Continental Tour Meeting der Stufe Gold am Sonntag in Zagreb war der Angriff von Marco Arop auf den Weltrekord im 1.000m-Lauf. Dieser steht seit 1999 bei einer Zeit von 2:11,96 Minuten und wird vom Kenianer Noah Ngeny gehalten. Arop, der den Weltrekord in der Pressekonferenz im Vorfeld förmlich versprochen hatte, lief in der kroatischen Hauptstadt in einer Zeit von 2:13,13 Minuten ins Ziel und verbesserte den nordamerikanischen Kontinentalrekord des US-Amerikaners Rick Wohlhuter aus dem Jahr 1974 klar.
Die zweite herausragende Siegerleistung beim traditionsreichen Meeting, welches als als Boris Hanzekovic Memorial bekannt ist, lieferte Sintayehu Vissa. In einer Zeit von 3:58,33 Minuten verpasste sie ihren eigenen italienischen Rekord, den sie im Olympischen Halbfinale aufgestellt hat, nur um zwei Zehntelsekunden, verbesserte aber den Meetingrekord von Vorjahressiegerin Esther Guerrero gleich um viereinhalb Sekunden. Damit siegte sie klar vor der Britin Katie Snowden (3:59,39) und der Australierin Linden Hall (3:59,72). Es war der zweite Triumph über Snowden binnen weniger Tage nach jenem im 3.000m-Lauf in Rovereto bei einem Silber-Meeting der World Athletics Continental Tour.
Vissa, die in den USA lebt und im On Athletics Club trainiert, gelangen in den letzten beiden Jahren beachtliche Leistungssprünge von jeweils drei Sekunden in ihrer Bestzeit im 1.500m-Lauf. Ebenfalls einen Meetingrekord schaffte der Kenianer Leonard Bett als Sieger im 3.000m-Hindernislauf in einer Zeit von 8:06,33 Mintuen. Im 800m-Lauf besiegte die Kenianerin Nelly Chepchirchir, wenige Tage davor bereits Siegerin in Rovereto, dank einer persönlichen Bestleistung von 1:57,00 Minuten etwas überraschend die Jamaikanerin Natoya Goule-Toppin und brach den 36 Jahre alten Meetingrekord.
Bei der Erstaustragung des Meetings im norditalienischen Brescia, ein Bronzemeeting, war die zweifache Olympiasiegerin Beatrice Chebet der große Star. Die 24-jährige Kenianerin bestritt am Sonntag einen 3.000m-Lauf, den sie in einer Zeit von 8:34,10 Minuten dominierte.
Konstanze Klosterhalfen, die fünf Tage zuvor bei einem Meeting in Kopenhagen ihr Comeback nach Erkrankungen gegeben hat, finishte in 8:54,49 Minuten als Sechste. Ex-Europameister Mariano Garcia musste sich im 800m-Lauf dem kenianischen 1.500m-Spezialisten Timothy Cheruiyot geschlagen geben.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © Free Photos / Pixabay