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Audrey Werro verbessert Schweizer 800m-Rekord

Audrey Werro verbesserte beim Memorial Irena Szewinska am Freitagabend im polnischen Bydgoszcz ihren Schweizer 800m-Rekord um eine halbe Sekunde.
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Sie kam mit der Zielsetzung einer neuen persönlichen Bestleistung und sie verließ Bydgoszcz mit einem neuen Schweizer 800m-Rekord. Die zwei Stadionrunden im Rahmen der siebten Auflage des Memorial Irena Szewinska waren auf Audrey Werro ausgerichtet und die junge Schweizerin enttäuschte nicht. Mit einer Zeit von 1:57,25 Minuten machte sie den nächsten kräftigen Schritt auf der Karriereleiter. „Ich hoffe, ich kann zukünftig noch schneller laufen!“, sagte sie nachher.

„Meinen eigenen Schweizer Rekord zu verbessern war eines der wichtigsten Saisonziele und das hab ich nun erreicht“, sagte die 21-jährige Schweizerin nach ihrem bisher wichtigsten Meetingsieg neben jenem beim Heim-Auftritt in Bellinzona im vergangenen September. Und der gelang bei optimalen Bedingungen: „nicht zu heiß, nicht zu kalt und das alles in einer freundlichen Atmosphäre.“

Für Werro war der zweite Wettkampf der Freiluftsaison 2025 nach einem mittelprächtigen neunten Platz beim Diamond-League-Meeting in Rabat (siehe RunUp.eu-Bericht) eine wichtige Erkenntnis für eine spannende Saison mit den U23-Europameisterschaften von Bergen, wo sie voraussichtlich die Favoritin auf Gold sein wird, und den Weltmeisterschaften von Tokio im September. „Eine Finalteilnahme dort wäre ein Wahnsinn!“, so Werro in Bydgoszcz.

Das Talent aus Fribourg

Mit Audrey Werro hat der Schweizer Laufsport eines der spannendsten Talente im europäischen Mittelstreckenlauf. Ihre beachtlichen Erfolge in jungen Jahren und ihre Stärke führt sie hauptsächlich auf harte Arbeit und enormen Fleiß zurück – und ein bisschen auf Talent, wie sie Anfang des Jahres in einem Podcast von Swiss Olympics festlegte. Seit vielen Jahren arbeitet sie mit einem klaren Plan und zunehmender Professionalität auf große sportliche Ziele hin. Eines hat sie schon erreicht, die Olympia-Teilnahme: Aber aufgrund einer Verletzung im Frühling 2024 erreichte sie Paris nicht in Topform. Sie sei stolz, es überhaupt nach Paris geschafft zu haben. Etliche Gespräche mit ihrer Trainerin und der sportpsychologischen Betreuung halfen ihr aus einem mentalen Loch. Ihr gelang es, rechtzeitig wieder so fit zu werden, um den Traum von Olympia im Alter von 20 Jahren erstmals leben zu können.

Audrey Werro

Geburtsdatum: 27. Jänner 2004
Nationalität: schweizerisch
Persönliche 800m-Bestleistung: 1:57,25 Minuten

Größte Erfolge:
🥇 Junioren-Europameisterschaften 2021 in Tallinn
🥈 Junioren-Weltmeisterschaften 2022 in Cali
🥇 Junioren-Europameistersfchaften 2023 in Jerusalem
Sieg bei der Gala dei Castelli in Bellinzona 2024 in 1:57,76 Minuten (Schweizer Rekord)
Sieg beim Memorial Irena Szewinska in Bydgoszcz 2025 in 1:57,25 Minuten (Schweizer Rekord)

Zweifache Junioren-Europameisterin

Werro ist mit großen Versprechen in den Laufsport eingestiegen. Als 17-Jährige gewann sie 2021 Junioren-EM-Gold, ein Erfolg, den sie zwei Jahre später wiederholte. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2022 performte sie ebenfalls grandios und gewann die Silbermedaille. Bei den Erwachsenen hat es bei internationalen Meisterschaften noch nicht nach Wunsch geklappt: Bei den Hallen-Europameisterschaften von Apeldoorn stürzte die Schweizerin im Finale unglücklich, bei den Hallen-Weltmeisterschaften von Nanjing fehlte ein winziger Hauch auf die Bronzemedaille. Die Europameisterschaften von Rom 2024 hatte sie aufgrund einer Verletzung im Frühling 2024 verpasst, bei den Olympischen Spielen war sie folglich nicht in Topform.

Bereits im Alter von 18 Jahren wurde Werro in die Fördergruppe des Schweizer Leichtathletik-Verbandes (Swiss Athletics) aufgenommen, welche für Athlet*innen vorgesehen ist, die das Potenzial zur Weltklasse haben. Die aus Fribourg (Freiburg) stammende Athletin wird von Cristiane Berset-Nuoffer trainiert. Mit einer Körpergröße über 1,80 Metern überragt sie den Großteil der Konkurrenz nicht nur optisch, sondern auch in der sportlichen Leistung. Vor dem Rennen in Bydgoszcz rangierte Werro auf Position 14 der Weltrangliste im 800m-Lauf – als viertbeste Europäerin hinter Keely Hodgkinson, Renelle Lamote und Jemma Reekie. Mit ihrem neuen Schweizer Rekord von 1:57,25 Minuten wird sie diese Position eineinhalb Monate vor den U23-Europameisterschaften weiter verbessern. Schneller war im laufenden Wettkampfjahr einzig die Äthiopierin Tsige Duguma beim Diamond-League-Meeting in Keqiao (siehe RunUp.eu-Bericht).

Die schnellsten 800m-Läufe des Schweizer Laufsports

  • 1:57,25 Minuten – Audrey Werro, Bsdgoszcz 2025
  • 1:57,76 Minuten – Audrey Werro, Bellinzona 2024
  • 1:57,95 Minuten – Selina Büchel, Paris 2015
  • 1:58,13 Minuten – Audrey Werro, Bellinzona 2023
  • 1:58,37 Minuten – Selina Büchel, Bellinzona 2020
  • 1:58,50 Minuten – Lore Hoffmann, Bellinzona 2020
  • 1:58,63 Minuten – Selina Büchel, Peking 2015 (WM-Halbfinale)
  • 1:58,63 Minuten – Rachel Pellaud, Winterthur 2024
  • 1:58,67 Minuten – Audrey Werro, Winterthur 2024
  • 1:58,69 Minuten – Valentina Rosamilia, Winterthur 2024

Ein starkes Schweizer Quartett

Der Schweizer Mittelstreckenlauf erlebt, was die Laufzeiten betrifft, bei den Frauen zurzeit ein historisches Hoch. 31 Schweizer Leistungen unter 1:59,50 Minuten gab es bisher, der Großteil geht auf die Konten von Audrey Werro, ihrer Vorgängerin als Schweizer Rekordhalterin, die zweifache Hallen-Europameisterin Selina Büchel, und von Lore Hoffmann. Mit Rachel Pellaud und Valentina Rosamilia kommen zwei weitere Athletinnen zu Werro und Hoffmann dazu, die aktuell aktiv sind und unter zwei Minuten laufen. Beide haben sich im letzten Jahr für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert, nachdem Rosamilia sensationell Schweizer Meisterin wurde.

Abgesehen von diesem Quartett und Büchel, die in ihrer Karriere zehnmal unter 1:59,50 Minuten gelaufen ist – das 21-jährige Ausnahmetalent Werro steht bereits bei acht – befindet sich in der Schweizer Bestenliste nur noch Sandra Gasser so weit vorne. Gasser war 1987 Hallen-Europameisterin, holte zudem 1990 eine EM-Medaille (Freiluft) und 1993 in Toronto die Bronzemedaille bei den Hallen-Weltmeisterschaften – sie war jahrzehntelang die Ausnahme-800m-Läuferin der Schweiz.

Start-Ziel-Sieg für Werro

Der Wettkampf am Freitagabend in Bydgoszcz im Rahmen des World Athletics Continental Tour Meetings der Stufe Gold war ein ungleicher mit ihren Kontrahentinnen. Werro ließ sich von der Tempomacherin Agata Kolakowska die erste Runde in einer Zeit von unter 57 Sekunden anlaufen und hatte sich in ihrem Rücken bereits einen kleinen Abstand zu den Verfolgerinnen, als sie nach rund 450 Metern die Führung übernahm. Mit kraftvollen Schritten vergrößerte sie den Abstand nach hinten und bog als klar Führende auf die Zielgerade ein. Dort hielt sie ihren langen, dynamischen Schritt und pulverisierte den Meetingrekord in einer Zeit von 1:57,25 Minuten um über zwei Sekunden.

Den Spurt um Platz zwei gewann die Marokkanerin Assia Raziki, die vor einer Woche bei ihrem Heimmeeting in Rabat in der Diamond League eine furiose Bestleistung gelaufen ist, vor der Polin Margarita Koczanowa, die beide knapp unter zwei Minuten blieben – im Falle der Lokalmatadorin war es eine persönliche Premiere. Die zweite Schweizerin im Feld, Lore Hoffmann, belegte mit einer Leistung von 2:00,33 Minuten den vierten Platz.

Weitere Ergebnisse aus Bydgoszcz

Gleich zwei Landesrekorde produzierte der 800m-Lauf der Männer. Der 32-jährige Mark English gewann den Wettkampf dank seines bekannt guten Endspurts und blieb in einer Zeit von 1:44,34 Minuten 0,19 Sekunden unter seinem, im Vorjahr in Madrid aufgestellten, irischen Landesrekord. Der fünffache EM-Medaillengewinner (dreimal Halle, zweimal Freiluft) blieb zum neunten Mal in seiner langen Karriere unter 1:45 Minuten und hält nun 18 (!) der 19 schnellsten 800m-Zeiten der irischen Leichtathletik-Geschichte. English, der unter der Führung des australischen Trainer Justin Rinaldi trainiert, hatte vor einer Woche einen Wettkampf in Los Angeles gewonnen und bleibt damit in der noch kurzen Freiluftsaison ungeschlagen.

In seinem Rücken blieb der bis 50 Meter vor dem Ziel führende Marino Bloudek erstmals in seiner Karriere unter 1:45 Minuten. Der 25-Jährige verbesserte seinen eigenen kroatischen Landesrekord vom EM-Vorlauf im Vorjahr um gut drei Zehntelsekunden auf eine Zeit von 1:44,74 Minuten. Dritter wurde der Pole Filip Ostrowski in einer persönlichen Bestzeit von 1:44,96 Minuten.

Einen Heimsieg gab es im 1.500m-Lauf der Frauen durch Weronika Lizakowska. Die 26-jährige Rekordhalterin ihres Landes setzte sich im spärlich besetzten Zdislaw Krzyszkowiak Stadion im spannenden Duell mit der Australierin Linden Hall knapp durch und erzielte eine Zeit von 4:01,99 Minuten. Es war mit Abstand der größte Erfolg bisher in der Karriere Lizakowskas. Im 1.500m-Lauf der Männer lief 800m-Spezialist Mohamed Attaoui aus Spanien einen neuen Meetingrekord von 3:33,30 Minuten und feierte einen klaren Sieg vor Federico Riva aus Italien und Cathal Doyle aus Irland.

Autor: Thomas Kofler
Bild: © Free Photos / Pixabay

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