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Auch wenn er Belgier ist, Bashir Abdi und der Rotterdam Marathon sind eine Harmonie. In seinem sportlichen Wohnzimmer lief der 34-Jährige am gestrigen Sonntag bei guten äußeren Marathon-Bedingungen mit etwa 10°C. Lufttemperatur und etwas Nordwestwind in einem spannenden Wettkampf zum Sieg in einer Zeit von 2:03:47 Stunden. Es ist die zweitschnellste Siegerzeit der Veranstaltung und die zweitschnellste Zeit eines europäischen Marathonläufers der Geschichte – in beiden Fällen nur überragt von ihm selbst mit seinem Rotterdam-Sieg im Herbst 2021, als er eine Zeit von 2:03:36 Stunden erreichte. „Ein erneuter Sieg in Rotterdam – Das macht mich überglücklich, auch, weil es heute gar nicht einfach war mit diesen Bedingungen“, so der Sieger, der trotz Olympia- und WM-Bronze 2021 und 2022 sagen darf, dass er essentiell wichtige Marathon-Erfahrungen in seiner Karriere in der holländischen Hafenstadt gesammelt hat.
Die Entscheidung im Rennen fiel wenige Kilometer nach der Zwischenzeit beim Halbmarathon, die mit einer größeren Gruppe in einer Zeit von 1:02:15 Stunden erreicht hatte. Eine leichte Verschärfung der Pace zwischen Kilometer 25 und 30 reduzierte die Spitzengruppe auf die besten Fünf, danach hielten der Kenianer Timothy Kiplagat und Abdi das Tempo so hoch, dass sie die schnellsten Kilometersplits des Tages auf den Asphalt der holländischen Hafenstadt zauberten. Der Kampf um den Sieg war ein hochspannendes Duell bis auf die Zielgerade, wo Abdi die größeren Reserven hatte und drei Sekunden vor seinem Rivalen ins Ziel kam. Timothy Kiplagat verbesserte seine persönliche Bestleistung um eineinhalb Minuten auf eine Zeit von 2:03:50 Stunden und ist der 14. kenianische Athlet, der auf einer regelkonformen Strecke eine Zeit unter 2:04 Stunden erreichte.
Vorjahressieger Abdi Nageeye, Trainingspartner und guter Freund von Bashir Abdi, konnte das Tempo der beiden Besten des Tages nicht bis zum Schluss mitgehen, hielt seines aber auch in der entscheidenden Marathon-Phase mit nur minimalen Einbußen aufrecht und finishte in einer Zeit von 2:05:22 Stunden auf Platz drei vor seinem äthiopischen Rivalen um diese Position, Dawit Wolde. Nach dem Rennen sprach er von einem der besten Wettkämpfe seiner Laufbahn, da er seit Wochen mit Husten und Halsweh gekämpft hatte. Trotz dieser schwierigen Voraussetzungen schaffte der holländische Lokalmatador seinen zweitschnellsten Marathon nach seinem Vorjahressieg, als er in 2:04:56 Stunden einen Landesrekord markierte. Nageeye und Abdi hatten sich gemeinsam vor den Toren Addis Abebas auf den Rotterdam Marathon 2023 vorbereitet.
Ein starkes Zeichen setzte der belgische Marathon-Europameister von Berlin 2018. Koen Naert, der seit etlichen Jahren der europäischen Klasse vordergründig angehört und bei den Olympischen Spielen von Sapporo (10.) und Europameisterschaften von München (8.) Top-Ten-Platzierungen erzielte, setzte damit seinen Aufwärtstrend fort. Nach der Zeit von 2:08:41 Stunden in Valencia 2021 knackte er nun in Rotterdam 2023 seine vom Rotterdam Marathon 2019 herrührende persönliche Bestleistung um 48 Sekunden und stellte sie auf eine Zeit von 2:06:56 Stunden. Platz zwei in der ewigen belgischen Bestenliste hinter Abdi und vor Vincent Rousseau sowie – beileibe nicht unwichtig – Erbringung des Olympia-Liumits und angesichts der belgischen Konkurrenz so gut wie sicher auch eine faktische Qualifikation für Paris 2024. In der ewigen europäischen Bestenliste liegt der 33-Jährige nun auf Rang 18.
Das Rennen der Frauen begann mit einem rasanten Tempo auf der ersten Halbzeit, das nur Teile der durchaus prominent besetzten Elitefelds mitgehen konnten. Ein Quartett überquerte die Zwischenzeit beim Halbmarathon in einer Zeit von 1:08:43 Stunden und brachte sich damit auf Kurs Streckenrekord, der seit 2012 von der Äthiopierin Tiki Gelana, wenige Monate später Olympiasiegerin in London, in 2:18:58 Stunden gehalten wird. Dieses ambitionierte Tempo konnte wenig überraschend keine der Spitzenläuferinnen halten, die Topgruppe brach auseinander. Im Kampf um den Sieg verblieben Eunice Chumba aus dem Bahrain und Dolshi Tesfu aus Eritrea. Auf den letzten Kilometern setzte sich Chumba leicht ab und feierte in einer Zeit von 2:20:31 Stunden, nur 29 Sekunden hinter ihrem beim Seoul Marathon 2022 aufgestellten Landesrekord für den Inselstaat im Persischen Golf, den größten Erfolg ihrer Karriere. Tesfu verlor noch gut eine Minute, war aber klare Zweite. Die drittplatzierte Rose Chelimo, eine ehemalige Weltmeisterin im Marathon, war nicht Teil der Spitzengruppe und machte daher auf der zweiten Rennhälfte einige Positionen gut. Sie finishte in einer Zeit von 2:26:21 Stunden, womit zwei bahrainische Läuferinnen kenianischer Herkunft unter den Top-Drei waren.
Aleksandra Lisowska bestritt in Rotterdam ihren ersten Marathon seit ihrem überraschenden EM-Titel von München 2022 und enttäuschte nicht. In einer Zeit von 2:26:44 Stunden blieb sie im Dunstkreis ihrer persönlichen Bestleistung und war als Fünfte topplatziert – noch vor Streckenrekordhalterin Tiki Gelana. Die 35-jährige Äthiopierin bestritt ihren zweiten Marathon seit ihrem Comeback nach sechsjähriger Wettkampfpause machte einen großen Fortschritt gegenüber Valencia: In 2:27:19 Stunden war sie Sechste.
Die Überraschung des Frauenrennens, das Mitfavoritin Meskerem Assefa, eine ehemalige Nagoya- und Frankfurt-Siegerin nur als Neunte beendete, war die Spanierin Fatima Azzahraa Ouhaddou Nafie auf Platz vier. In einer Zeit von 2:26:44 Stunden schrammte sie gerade um eine halbe Minute am spanischen Rekord von Marta Galimany vorbei. Die 28-jährige Marokkanerin ist erst seit vergangenem Oktober für Spanien startberechtigt und seither ging es mit ihren Leistungen steil bergauf: Bestzeit im Halbmarathon in Valencia 2022 und nun dieses Aufsehen erregende Marathon-Debüt, mit dem sie sich für die Olympischen Spiele qualifzierte – im Übrigen als bereits dritte Spanierin nach Galimany (Valencia 2022) und Meritell Soler (Sevilila 2023). In früheren Jahren war Ouhaddou Nafie nie international aktiv und nahm an einigen Wettkämpfen in Spanien teil.
Die holländischen Meistertitel, die im Rahmen der 42. Auflage des Rotterdam Marathon ausgefochten wurden, gingen an Abdi Nageeye und Anne Lujiten (Gesamt-11.).
Männer
Frauen
* neue persönliche Bestleistung
** Marathon-Debüt
*** neuer Landesrekord für Mauritius