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Battocletti Siegerin der 50. Ausgabe des BOclassic

Zur Jubiläumsausgabe feierten die Tausenden Zuschauer*innen in der Bozner Altstadt den Heimsieg von Nadia Battocletti, ihren zweiten hintereinander.
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Zum zweiten Mal nach 2023 hat Nadia Battocletti den Silvesterlauf in Bozen, den BOclassic Südtirol, für sich entschieden. Die Lokalmatadorin erfüllte damit den Wunsch der Organisatoren nach einem Heimsieg bei der 50. Auflage des ältesten Silvesterlaufs Europas. Hochkarätig besetzt war der Silvesterlauf in Madrid, bei dem es einen überraschenden Heimsieg und ein kurioses Finish gab.

Das Jahr 2024 hätte für Nadia Battocletti nicht passender zu Ende gehen können. Mit dem Sieg beim BOclassic schloss sich für die italienische Leichtathletin des vergangenen Jahres ein Kreis der Erfolgsserie. Ein Jahr zuvor eröffnete die 24-Jährige mit dem Sieg in Bozen furiose zwölf Monate, die sie in die erlesene Gruppe der erfolgreichsten europäischen Läuferinnen des letzten Jahres katapultierte.

Damals noch eine Sensation, war der Heimsieg 2024 im Bereich des Erwartbaren. Zur Feier der 50. Auflage des Silvesterlaufs in der Südtiroler Landeshauptstadt, für die die Organisation mit der Plakette des Leichtathletik-Welterbes von World Athletics ausgezeichnet wurde, hatte der Veranstalter sein Elitefeld bei den Frauen so zusammengestellt, dass die Vorjahressiegerin in die Rolle der Favoritin schlüpfte. Und er drehte die Reihenfolge um: Um Battoclettis Präsenz zu ehren bildete das Eliterennen der Frauen den Abschluss des Programms und damit den chronologischen Höhepunkt.

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Dominanz in der Schlussrunde

Das Rennen verlief wie gewünscht: Battocletti kontrollierte den fünf Kilometer langen Wettkampf ohne Probleme und setzte sich unter dem Jubel der vielen Tausend Zuschauer*innen entlang des 1.250 Meter langen Rundkurses mit Start und Ziel am Waltherplatz in einer Zeit von 15:31 Minuten vor der jungen Äthiopierin Aleshign Baweke und der Türkin Yasemin Can, Dritte auch bei den Crosslauf-Europameisterschaften, durch. Basis für den Erfolg war ein Steigerungslauf mit einer vehementen Schlussrunde, in der Battocletti mit Ausnahme der Äthiopierin, amtierende Junioren-Weltmeisterin im 3.000m-Lauf, alle Mitstreiterinnen aus der ehemaligen Spitzengruppe förmlich degradierte.

Für Battocletti, die sich stets freundlich und nahbar gibt, ist der Sieg in Bozen ein echter Heimsieg. Sie ist nur einen Steinwurf entfernt von der Südtiroler Landeshauptstadt, freilich jenseits der Grenze zur Nachbarprovinz Trentino, aufgewachsen. Heute lebt und studiert die Athletin, die aus einer Leichtathletik-Familie stammt, in Trient, gerade einmal 50 Kilometer südlich von Bozen. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung und gönne diesen Sieg meinen Eltern, die dafür sorgen, dass es mir an nichts fehlt. Der Sieg hier im letzten Jahr hat mir unheimlich viel Selbstvertrauen gegeben, ich hoffe, dass auch der heurige einen Pusch für das nächste Jahr gibt“, sagte die Siegerin nach dem Jahresabschlussrennen.

© RunUp / Doris Mair

Laufen in der DNA

Mit ihren Leistungen hat Nadia Battocletti im vergangenen Jahr für internationales Erstaunen gesorgt und sie im globalen Laufsport bekannt gemacht. Ihr Vater Guiliano, heute Nadias Trainer, war ein erfolgreicher Langstreckenläufer und gewann 1994 sogar eine Medaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften im 5.000m-Lauf. Außerdem war er Teil des siegreichen italienischen Teams bei der Crosslauf-EM 1998 im heimischen Ferrara. Ein sanktioniertes Dopingvergehen im Jahr 1999 trübt allerdings seine Karriere.

Nadias Mutter ist die Marokkanerin Jawhara Saddougui, eine ehemalige Mittelstreckenläuferin. Damit war der Italienerin ein gewisses Talent in die Wiege gelegt. In einem Interview mit der „La Gazzetta dello Sport“ im vergangenen November erzählte sie, dass Ärzte aufgrund ihres niedrigen Herzschlags bei der Geburt von einem Bursch und nicht von einem Mädchen ausgingen. Von dieser genetischen Veranlagung des niedrigen Pulsschlags profitiert sie heute noch: Sie schildert, dass ihr Ruhepuls in Topform bis auf 27 Schläge pro Minute sinkt und sie bei langsameren Erholungsläufen immer im niedrigen Pulsbereich laufen kann.

50 Jahre Silvesterlauf in Bozen

Die Premiere im Jahr 1975 mit rund 100 Aktiven ist heute ein Stück Laufsport-Geschichte. Der Bozner Silvesterlauf, damals ein reines Männer-Event, ist dem Vorbild aus Sao Paolo nachempfunden und der erste seiner Art in Europa – damit auch Wegbereiter für zahlreiche Silvesterläufe in etlichen europäischen Metropolen. Ein Aspekt, den WA-Präsident Sebastian Coe in einer Botschaft im Rahmen der Verleihung der World Athletics Heritage Plaque explizit betont hat. Seit 1996 heißt der Event BOclassic Südtirol und ist längst ein Fixpunkt im italienischen Laufkalender. Gelaufen wird auf einem winkligen und großteils mit Kopfsteinpflaster versehenen, publikumsfreundlichen Rundkurs durch die Bozner Altstadt.

Italienisches Doppel

Sechs Tage nach dem Erfolg beim BOclassic ging Battocletti in ihr zweites wichtiges Heimrennen in der Weihnachtszeit. Beim traditionellen Crosslauf Campaccio in San Giorgio su Legnano vor den Toren Mailands, der bereits zum 68. Mal traditionell am Dreikönigstag über die Bühne ging, war das Elitefeld sogar so konstruiert, dass die amtierende Crosslauf-Europameisterin in Abwesenheit afrikanischer Kontrahentinnen förmlich gewinnen musste. Im Vorjahr hatte sich die Italienerin, geschwächt von einem Infekt im Vorfeld, noch vier Sekunden hinter Siegerin Francine Nyomukunzi einordnen müssen.

2025 ließ sie trotz der erschwerten Bedingungen mit Regenschauern keine Zweifel aufkommen und dominierte die sechs Kilometer lange Strecke in einer Zeit von 21:14 Minuten, womit sie 44 Sekunden Vorsprung auf ihre Landsfrau Elisa Palmero und fast eine Minute auf die finnische Berglauf-Spezialistin Susanna Saapunki herausholte. Es war der erste Heimsieg bei diesem Event bei den Frauen seit 1994. Battocletti bezeichnete den Erfolg als „große Ehre“, da sie als Kind stets ihren Vater Giuliano zu diesem Wettkampf begleitete und dabei regelmäßig an den Nachwuchsevents teilgenommen hat.

Der Sprung in die Weltklasse

Die italienische Leichtathletin des Jahres schwimmt seit Monaten auf der Erfolgswelle. Den beiden EM-Titeln vor heimischem Publikum in Rom im Juni, beide mit italienischem Rekord erlaufen, fügte sie bei den Olympischen Spielen von Paris im August sensationell die Silbermedaille im 10.000m-Lauf hinzu. Wie schon über die halbe Distanz wenige Tage davor, wo sie Vierte wurde, verbesserte sie dabei ihren eigenen italienischen Rekord.

Ausgerechnet beim zweiten wichtigen italienischen Crosslauf, dem Crosslauf Cinque Mulini, der in seiner 2024er Variante erstmals im November und nicht Ende Jänner stattfand, gelang keine herausragende Schlagzeile: Battocletti musste sich bei ihrem ersten Wettkampf nach einer längeren Saisonpause hinter Yenenesh Shimket aus Äthiopien und Sheila Jebet aus Kenia einreihen. Doch bereits eine Woche später konterte die Italienerin mit einem klaren Sieg beim Crosslauf im spanischen Alcobendas, wo ostafrikanische Konkurrenz fehlte. Es war die erfolgreiche Generalprobe für die Crosslauf-Europameisterschaften, bei denen Battocletti zu Gold lief.

Nun steht die Wettkampfsaison 2025 vor der Tür – den Hauptfokus legt die europäische Topläuferin laut eines Berichts auf der Website des Italienischen Leichtathletik-Verbandes (FIDAL) auf den Weltmeisterschaften in Tokio im September. Dort hatte sie 2021 bei den Olympischen Spielen mit Rang sieben im 5.000m-Lauf ihre erste bemerkenswerte internationale Platzierung erzielt.

Streckenrekord durch Bekele

Auch bei den Männern hätte der BOclassic gerne einen italienischen Sieg erlebt, doch Yemaneberhan Crippa musste sich auf der 10km-Distanz bereits zum dritten Mal mit Platz zwei zufrieden geben. Schneller als der Lokalmatador, der ebenfalls in der Nachbarprovinz Trentino zu Hause ist, war der Äthiopier Telahun Bekele, WM-Vierter im 5.000m-Lauf von 2019. Der 25-Jährige nutzte die optimalen Laufbedingungen mit hohen einstelligen Plusgraden in der schattigen Bozner Altstadt und absoluter Windstille zu einem Streckenrekord in einer Zeit von 27:59 Minuten. Damit war er um eine Sekunde schneller als Sabastian Sawe im Vorjahr, der zuletzt als Triumphator beim Valencia Marathon als Debütant hochkarätige Schlagzeilen lieferte (siehe RunUp.eu-Bericht).

Crippa folgte zwei Sekunden nach dem Sieger, der junge Kenianer Charles Rotich komplettierte das Stockerl. Im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren schaffte es der viertplatzierte Maxime Chaumeton aus Südafrika nicht zur Siegerehrung. Auch der zweitbeste Italiener, Pietro Riva, fehlte dort – der EM-Medaillengewinner im Halbmarathon kam frisch aus der Erholungsphase vom Valencia Marathon und fiel in der Schlussphase bis auf Position acht zurück.

Wie Battocletti feierte auch Telahun Bekele den Doppelsieg BOclassic-Campaccio. Er verwies auf der zehn Kilometer langen Strecke Celestin Ndikumana aus Burundi und Oscar Chelimo aus Uganda in einer Zeit von 31:32 Minuten auf die weiteren Plätze. Für Bekele war es der erste Crosslauf seit sechs Jahren. Yemaneberhan Crippa war nicht am Start.

Weitere Ergebnisse von den Silvesterläufen

🇪🇸 Madrid: Bei ihrem ersten Wettkampf-Auftritt nach ihrem sensationellen Marathon-Weltrekord von 2:09:56 Stunden in Chicago im Oktober hat Ruth Chepngetich bei der San Silvestre Vallecana in Madrid den zweiten Platz belegt. Die 30-Jährige lief eine 10km-Bestzeit von 31:32 Minuten. Dass der Topstar des Events nicht als Siegerin einlief, lag an der furiosen Leistung der Spanierin Marta Garcia. Die EM-Dritte im 5.000m-Lauf nutzte die schnelle, weil abschüssige Strecke in der spanischen Hauptstadt und blieb in einer Zeit von 31:19 Minuten unter dem spanischen Rekord. Allerdings ist die Strecke aufgrund ihrer Charakteristik nicht Bestenlisten tauglich. Garcia, die am Neujahrstag ihren 27. Geburtstag feierte, ist die erste spanische Siegerin bei diesem Traditionsevent seit Marta Dominguez im Jahr 2008 und die erste europäische seit Gemma Steel 2014. Platz drei ging an Agueda Marques, ebenfalls eine Lokalmatadorin (31:34).

Ein brisantes Finish gab es bei den Männern: Berihu Aregawi aus Äthiopien setzte sich im Duell der Superstars gegen Jacob Kiplimo durch, beide wurden mit einer beachtlichen Zeit von 26:32 Minuten gewertet, womit beide unter dem Streckenrekord Kiplimos blieben. Videos vom Zieleinlauf erwecken den Eindruck, dass der Ugander auf den letzten Metern im Fußballstadion von Rayo Vallecano nicht das sprichwörtlich letzte Hemd für den Sieg gab. Sein Trainingspartner Aregawi, Olympia-Silbermedaillengewinner über 10.000m, ist der erste seit Mike Kigen im Jahr 2015, der beim Silvesterlauf in Madrid seinen Vorjahressieg wiederholen konnte. Die beiden Stars hatten das Rennen dominiert: Der drittplatzierte Adel Mechaal kam mit über einer Minute Rückstand ins Ziel. Rund 42.000 Läufer*innen, darunter rund 3.000 für die Nachwuchsbewerbe, hatten sich für die Jubiläumsausgabe der San Silvestre Vallecana angemeldet.

🇩🇪 Trier: Der Holländer Mike Foppen hat sich beim bekanntesten Silvesterlauf Deutschlands gegen die heimische Elite durchgesetzt. Er siegte über die fünf Kilometer lange Strecke von 13:42 Minuten mit drei Sekunden Vorsprung vor Maximilian Thorwirth und eine weitere Sekunde vor Nils Voigt. Bei den Frauen gewann Emeline Imanizabayo aus Ruanda in einer Zeit von 15:23 Minuten. Beste Deutsche war die sechstplatzierte Vanessa Mikitenko, Tochter von Marathon-Rekordhalterin Irina. Gesa Krause belegte Platz sieben. Mit Katharina Steinruck und Olivia Gürth fehlten zwei deutsche Topläuferinnen krankheitsbedingt.

🇧🇷 Sao Paolo: Zum bereits 99. Mal ging die „Mutter aller Silvesterläufe“ in der brasilianischen Metropole Sao Paolo über die Bühne. Die Kenianerin Agnes Keino, ehemalige Siegerin des München Marathon, gewann das Frauenrennen klar mit einer Zeit von 51:25 Minuten. Bei den Männern absolvierte ihr Landsmann Wilson Too die 15 Kilometer lange Strecke am schnellsten und verbuchte eine Zeit von 44:21 Minuten.

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © RunUp.eu / Doris Mair

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