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Nach einem kurzen Schlagabtausch im Prater schlug das Pendel im beidseitigen Bestreben, als bester Österreicher ins Ziel des Vienna City Marathon zu kommen, Richtung Mario Bauernfeind aus. Wie auch der zweitschnellste Österreicher Peter Herzog schaffte es der Lokalmatador unter die Top-20. Nach einem freundschaftlichen Handschlag direkt hinter der Ziellinie saugten beide die motivierende Atmosphäre zwischen Rathaus und Burgtheater auf.
„Es war der schönste Wettkampftag in meiner bisherigen Karriere!“, jubelte Mario Bauernfeind nach seinem ersten Marathonlauf durch seine Heimatstadt. Er beendete ihn nach 2:14:19 Stunden, seine zweitschnellste Marathonzeit. Angefeuert von den Hunderttausenden Zuschauern, die die gesamte Marathonstrecke säumten, darunter viele persönlich Bekannte, konnte er ein Rennen nach seinen Vorstellungen umsetzen. „Es ist alles perfekt gelaufen. Ich habe mich vom Start weg gut gefühlt und hatte stets das Gefühl, das Rennen unter Kontrolle zu haben“, erklärte der 33-Jährige. Angesichts des relativ späten Beginns der guten Trainingswochen mit Ende Jänner zeigte sich der Lokalmatador sehr zufrieden mit seiner Leistung. „Unter diesen Umständen ist das eine super Zeit für mich. Wir hatten die erste Rennhälfte eine gute Gruppe, auch danach war die Herausforderung Wind gut bewältigbar“, so der zweifache Familienvater, der Laufsport, familiäre Herausforderungen und berufliche Aufgaben bei der Polizei beeindruckend unter einen Hut bringt.
30 Kilometer lang liefen die beiden besten österreichischen Läufer Mario Bauernfeind und Peter Herzog hintereinander oder Seite an Seite. Nur wenige Augenblicke lang fiel der Salzburger ein paar Schritte zurück, konnte die Lücke aber gleich wieder schließen. Im Prater lieferten sich die beiden dann einen Schlagabtausch mit jeweils einer Tempoverschärfung. „Ich bin Risiko gegangen und wollte Mario fordern. Am Ende hat es mir vielleicht mehr weh getan als ihm“, erzählte Herzog nachher mit einem Freudestrahlen im Gesicht. In diesen Momenten habe er den wahren Wettkampfgedanken wieder für sich entdeckt. Bauernfeind rekapitulierte diese Momente ruhiger, er habe gemerkt, dass er gut auf die Verschärfung Herzogs reagieren und zulegen konnte. Wenige Minuten später holte der neue ungarische Meister Levente Szemerei das Duo ein. Bauernfeind konnte sich an seine Fersen heften und etwas Windschatten genießen, sein Landsmann nicht.
Der 36-Jährige zeigte sich mit seiner Leistung von 2:15:29 Stunden sehr zufrieden, schließlich war es seine erste Marathon-Zielankunft seit eineinhalb Jahren: „Ich darf mich endlich wieder Marathonläufer nennen!“ Nach einer langen Phase, die mit muskulären Beschwerden und Erkrankungen immer wieder empfindlichen Unterbrechungen im Trainingsrhythmus brachte, stoppte eine Erkrankung Anfang April einen guten, kontrollierten Aufbau für den Vienna City Marathon kurzfristig. „Angesichts dessen war ich positiv überrascht, als ich die Zeitnehmung im Ziel sah. Das ist schließlich immer noch eine passable Marathonzeit“, meinte der Pinzgauer. Er habe davor bewusst kein einziges Mal auf seine Uhr geblickt, da für ihn nur ein gutes und stimmungsvolles Durchlaufen über die Distanz im Vordergrund stand. „Es hat Spaß gemacht!“
Der zweifache Familienvater – seine kleinere Tochter ist erst sechs Wochen alt – studiert seit Herbst Sport- und Bewegungswissenschaften an der Universität Salzburg. Er lieferte eine statistische Kuriosität, denn er erreichte die gleiche Zeit wie beim EM-Marathon 2018 in Berlin, wo er als Zehnter in der Einzelwertung Teil des österreichischen Bronzemedaillen-Teams in der Nationenwertung war.
Beide genossen die Emotionen beim Zieleinlauf und in den Minuten nachher sichtlich und zeigten ihre Freude über einen gelungenen Marathon-Tag in Wien. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass zwei Österreicher sich beim VCM so ein tolles Duell liefern“, meinte Herzog bei der Pressekonferenz schmunzelnd. Beide Athleten betonten, dass ihre Leistungen beim Vienna City Marathon sie optimistisch Richtung nächster Ziele blicken lassen – Europameisterschaften im Halbmarathon in Rom im Falle einer Qualifikation sowie ein guter Marathon-Aufbau für den Herbst.
Drittbester Österreicher des Vienna City Marathon 2024 war der ehemalige Profi-Triathlet und Olympia-Teilnehmer Lukas Hollaus, der lange Zeit Richtung 2:17 Stunden unterwegs war und am Ende, geplagt von Krämpfen, knapp über der Marke von 2:20 Stunden blieb.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: © VCM / Jenia Symonds