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Beatrice Chebet und Robert Farken historisch schnell

Beim Diamond-League-Meeting in Rom erzielte Beatrice Chebet die zweitschnellste 5.000m-Zeit der Geschichte, Robert Farken knackte den deutschen 1.500m-Rekord.
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Mit der zweitschnellsten 5.000m-Zeit der Geschichte, ein neuer kenianischer Rekord, hat Beatrice Chebet für das Lauf-Highlight im Rahmen der Golden Gala Pietro Mennea am vergangenen Freitagabend in Rom gesorgt. Vor allem die Art und Weise des Alleingangs in der zweiten Rennhälfte imponierte. Im 1.500m-Lauf fiel der fast 45 Jahre alte deutsche Rekord.

„Ich werde bald schon einen Versuch starten, unter 14 Minuten zu laufen!“ Das war die Botschaft von Beatrice Chebet nach dem eindrucksvollen Sieg beim Diamond-League-Meeting in Rom über 5.000m. Mit einer Zeit von 14:03,69 Minuten, erreicht in großer Überlegenheit und daher im Alleingang über die letzten knapp zwei Kilometer, markierte die Kenianerin die zweitschnellste Zeit der Geschichte über diese Distanz und legte einen weiteren fantastischen Beweis vor, dass sie im Moment die uneingeschränkte Nummer eins im Langstreckenlauf der Frauen ist. Der sub-14-Minuten-Lauf ist somit nur der logische nächste Schritt in ihrem Denken. „Ich bin in der Lage, ihn zu brechen. Ich werde nun im Training einen Weltrekordversuch vorbereiten“, versprach sie. Die nächste Gelegenheit dafür könnte das Diamond-League-Meeting in Eugene Anfang Juli sein, im Rahmen dessen der kenianische Verband die WM-Vorausscheidungen laufen will.

Golden Gala Pietro Mennea 2025

Zuzutrauen ist der 25-Jährigen dieser Meilenstein nicht zuletzt auch deshalb, weil sie bei ihrem Weltrekord im 5km-Straßenlauf zu Silvester 2024 in Barcelona eine Zeit von 13:54 Minuten gelaufen ist. Seit dem Saisonfinale 2023, wo Chebet ihre bisherige 5.000m-Bestleistung gelaufen ist, ist die Kenianerin abgesehen von Vorläufen bei kenianischen Meisterschaften und einem kurzen Crosslaufs in der Heimat im Februar ungeschlagen. Bereits knapp zwei Wochen vor der Golden Gala hatte sie mit der zweitschnellsten 3.000m-Zeit der Geschichte im Rahmen des Diamond-League-Meetings in Rabat geglänzt (siehe RunUp.eu-Bericht). Drei Monate vor den Weltmeisterschaften von Tokio – zumal sie noch nie Weltmeisterin auf der Bahn war, ihr Hauptziel für das Wettkampfjahr – agiert die von ihrem Ehemann Peter Bii trainierte Athletin in einer ähnlichen Spitzenform wie bereits im Winter zur Zeit ihres 5km-Straßenlauf-Weltrekords.

Beatrice Chebet

Ob ihres freundlichen Auftretens gepaart mit ihrer gnadenlosen Wettkampfgestaltung wird Beatrice Chebet in kenianischen Medien öfters etwas martialisch als „The Smiling Assassin“ bezeichnet. Die 25-Jährige, die aus Kericho im in Läuferkreisen berühmten Rift Valley in der kenianischen Höhe stammende Athletin hat 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris die Goldmedaillen im 5.000m- und 10.000-Lauf gewonnen. Sie hält den Weltrekord im 10.000m-Lauf (als erste Läuferin unter 29 Minuten) und im 5km-Straßenlauf (als erste Läuferin unter 14 Minuten), außerdem ist sie zweifache Crosslauf-Weltmeisterin.

In einem Interview mit Flo Track schilderte sie unlängst, dass der große Triumph unter den Olympischen Ringen in Paris sie zusätzlich motiviert hat: „Ich will weitermachen, nicht aufgeben. Es gibt noch größere Ziele und auf die fokussiere ich mich.“

Klarer Sieg über Tsegay

Beatrice Chebet nutzte die Bühne Stadio Olimpico bei nicht idealen Bedingungen mit Temperaturen von 23°C und einer Luftfeuchtigkeit von 75% zu einem beeindruckenden 5.000m-Lauf. Gepact von Winnie Nanyondo und Margaret Akidor erreichte die prominente Spitze des Rennens die 3.000m-Zwischenzeit in nicht superschnellen 8:32,20 Minuten, der Rest war ein gewaltiges Statement der Kenianerin!

Das Duell zwischen Chebet und Weltrekordhalterin Gudaf Tsegay, das die Schlagzeiten im Vorfeld des Meetings bestimmt hatte, war in Wahrheit nie ein wirkliches. Chebet beschleunigte, als die letzten beiden Kilometer anbrachen und setzte sich sofort ab – nicht nur von der Konkurrenz, sondern auch von den auf eine Endzeit von 14:12 Minuten eingestellten Wavelights. „Ich wollte heute mein eigenes Rennen laufen, denn ich fühlte mich gut und wusste, dass ich in einer Spitzenform bin. Ich bin schon sehr beeindruckt, welch gute Zeit herausgekommen ist“, sagte die Siegerin. Die letzten 1.000m absolvierte sie in 2:44 Minuten.

In beeindruckender Konstanz spulte sie eine schnelle Runde nach der anderen ab und überquerte die Ziellinie nach einer enormen Schlussrunde in unter 62 Sekunden in einer Zeit von 14:03,69 Minuten. Nur Gudaf Tsegay war bei ihrem Weltrekord beim Diamond-League-Finale 2023 in Eugene schneller – und zwar in der Weltrekordzeit von 14:00,21 Minuten. Den kenianischen Rekord von Faith Kipyegon steigerte sie um 1,51 Sekunden, ihre eigene persönliche Bestleistung um gut zwei Sekunden. Den Meetingrekord der Äthiopierin Almaz Ayana aus dem Jahr 2016 verbesserte die 25-jährige Kenianerin um neun Sekunden, die bisherige Weltjahresbestleistung ihrer Landsfrau Agnes Ngetich um gleich 22 Sekunden.

Golden Gala Pietro Mennea

Zum 45. Mal ging am Freitagabend die Golden Gala Pietro Mennea über die Bühne, das wichtigste Meeting in Südeuropa.

Nachdem das Meeting im vergangenen Jahr aufgrund der in Rom ausgetragenen EM erst im Spätsommer ausgetragen wurde und es davor zweimal nach Florenz ausweichen musste, kehrte es zum kleinen Jubiläum wieder an seinen angestammten Platz zurück – Anfang Juni im Stadio Olimpico.

© Marta Gorczynska for Diamond League AG

Italienischer Rekord für Battocletti

Der Star verließ das Stadio Olimpico mit strahlendem Gesicht, die große Widersacherin nicht. Gudaf Tsegay musste sich mit einer Zeit von 14:24,86 Minuten und Platz fünf zufrieden geben, im Duell mit Chebet war sie dieses Mal nicht ansatzweise konkurrenzfähig. Nur eine halbe Sekunde hinter ihr überquerte bereits die US-Amerikanerin Josette Andrews die Ziellinie. Damit schob sich die 29-Jährige auf Rang drei der ewigen US-Bestenliste hinter Alicia Monson und Shelby Houlihan.

Der heimische Star der 45. Auflage der Golden Gala Pietro Mennea zum Europa-Auftakt der diesjährigen Wanda Diamond League war Nadia Battocletti, ein neuer italienischer Rekord war nicht weniger als die Erwartungshaltung angesichts der guten Verfassung der 25-Jährigen, die zuletzt im 1.500m-Lauf in Rovereto unter vier Minuten geblieben ist (siehe RunUp.eu-Bericht). Die Straßenlauf-Europameisterin im 10km-Lauf von Leuven lieferte ab und steigerte ihren Landesrekord um achteinhalb Sekunden auf eine Zeit von 14:23,15 Minuten, womit sie sich vor den am Ende ihrer Karrieren enttarnten Dopingsünderinnen Liliya Shobukhova und Elvan Abeylegesse auf Platz zwei der ewigen europäischen Bestenliste im 5.000m-Lauf hinter Tokio-Olympiasiegerin Sifan Hassan verbesserte.

„Nächster Riesenschritt“

„Ich könnte nicht zufriedener sein, es war sehr emotional, hier vor meinem Publikum zu laufen. Das war ein nächster Riesenschritt für mich“, wurde Battocletti auf der Website des Italienischen Leichtathletik-Verbandes (FIDAL) zitiert. Der italienische Verbandspräsident Stefano Mei lobte gegenüber RAI Radio alle italienischen Leistungen des Abends und zeigte sich mit den 25.000 verkauften Zuschauerplätzen zufrieden – in der Gunst des TV-Publikums musste die Golden Gala gegen das French Open Halbfinale von Jannik Sinner gegen Novak Djokovic antreten.

Mit dieser Leistung zeigte die Italienerin wie schon bei den Olympischen Spielen von Paris, als sie Silber im 10.000m-Lauf gewann und Vierte im 5.000m-Lauf wurde, in der Lage zu sein, mit der erweiterten Weltklasse mithalten zu können. Abgesehen von der in ihrer eigenen Liga laufenden Beatrice Chebet erreichte nur noch die Äthiopierin Freweyni Hailu in einer persönlichen Bestleistung von 14:19,33 Minuten das Ziel vor der Lokalmatadorin. Dabei lief Battocletti in der ursprünglichen Verfolgerinnengruppe, aus der sie sich in der Schlussphase absetzte und noch ein paar Positionen durch Überholmanöver gutmachte. Insgesamt produzierte der aggressiv angelaufene Wettkampf 14 (!) Zeiten unter 14:50 Minuten.

© Marta Gorczynska for Diamond League AG

Deutscher Rekord für Farken

Einen historischen Moment in der Geschichte der deutschen Leichtathletik erarbeitete sich Robert Farken im 1.500m-Lauf der Männer. Der 27-Jährige steigerte seine persönliche Bestleistung als Wettkampf-Vierter um gut eine Sekunde auf eine Zeit von 3:30,80 Minuten und blieb um 0,78 Sekunden unter dem fast 45 Jahre alten deutschen Rekord von Thomas Wessinghage, zu aktiven Zeiten vierfacher Hallen-Europameister in dieser Disziplin. „Ich hatte diesen Rekord schon jahrelang im Hinterkopf. Es war an der Zeit, diese Marke endlich abzuhaken“, sagte Farken (Zitat DLV) und kündigte an, im Laufe der Saison noch schneller laufen zu wollen. Der neue Landesrekord ist auch eine Belohnung für einen aktiven Wettkampf, den der Deutsche zwischenzeitlich anführte.

Der 1.500m-Lauf im Rahmen der Golden Gala überzeugte in Abwesenheit der ersten Reihe der Weltklasse-Athleten (keiner der Top-Ten der letzten Olympischen Spiele war am Start) mit einer beeindruckenden Dichte von zwölf Athleten unter 3:32 Minuten und zwei Landesrekorden. Den zweiten stellte direkt im Rücken Farkens der Schwede Samuel Pihlström in einer Zeit von 3:30,87 Minuten auf. Lokalmatador Federico Riva schob sich als Zehnter in 3:31,42 Minuten auf Platz zwei der ewigen italienischen Bestenliste.

Großer Sieger des Rennens in Rom war der Franzose Azzedine Habz, der in einer Zeit von 3:39,72 Minuten seinen zweiten Diamond-League-Sieg feierte – hauchdünn im Duell mit Ex-Weltmeister Timothy Cheruiyot, der in kenianischen Medien ankündigte, in naher Zukunft gezielt an seinem Endspurt arbeiten zu wollen. Im vergangenen Winter hat Habz bei den Hallen-Europameisterschaften in Apeldoorn zwei Medaillen gewonnen. „Ich bin wirklich glücklich über den Sieg, nachdem das Rennen nicht nach meinem Geschmack verlaufen ist. Die letzten 100 Meter habe ich alles hineingelegt und es ist eine sehr gute Zeit herausgekommen“, sagte der Sieger. „Let’sRun.com“ wies auf einen spannenden Fakt hin: Der Wettkampf war der erste seit fast sieben Jahren mit einer Siegerzeit unter 3:30 Minuten, in dem Jakob Ingebrigtsen nicht am Start war.

© Marta Gorczynska for Diamond League AG

Premierensieg für Healy

Der Sieg in der dritten Laufentscheidung des Abends, dem 1.500m-Lauf der Frauen, ging an die irische Hallen-Europameisterin im 3.000m-Lauf, Sarah Healy. Die 24-Jährige setzte sich in einer Zeit von 3:59,17 Minuten in einem engen Dreikampf gegen die Australierinnen Sarah Billings und Abbey Caldwell durch, die in 3:59,24 bzw. 3:59,32 Minuten neue persönliche Bestleistungen aufstellten. Auch Heather MacLean, die laut „Let’sRun.com“ unlängst ihren Trainer gewechselt hat und damit aus dem Team NB Boston ausgestiegen ist, und Susan Ejore blieben unter vier Minuten.

„Es war ein sehr gut besetztes Feld. Ich musste geduldig blieben, es war ein verrücktes Gefühl, als Erste über die Ziellinie zu laufen“, sagte die Siegerin, die von Travor Painter, Coach von Keely Hodgkinson, trainiert wird, im Diamond-League-Interview. Die favorisierte Hirut Meshesha musste sich mit Platz 13 zufrieden geben, nachdem sie den Wettkampf aggressiv angelaufen war.

Weitere wichtige Ergebnisse des Wochenendes

🇳🇱 Peruth Chemutai, Olympiasiegerin von Tokio 2021, hat den 3.000m-Hindernislauf im Rahmen der FBK Games in Hengelo in einer Zeit von 9:07,79 Minuten gewonnen. Mit einem neuen spanischen U23-Rekord von 9:24,26 Minuten hat Marta Serrano als beste Europäerin im Wettkampf das U23-EM-Limit für Bergen erfüllt. Die FBK Games in Hengelo sind eines der Highlights der World Athletics Continental Tour Gold, der zweitwichtigsten Meetingserie der globalen Leichtathletik.

Einen sportlichen Höhepunkt des Meetings am Sonntag setzte Mark English als Sieger des 800m-Lauf der Männer. Der Routinier verbesserte bereits zum zweiten Mal in dieser Saison den irischen 800m-Rekord und stellte ihn auf eine Zeit unter 1:44 Minuten (1:43,92 Minuten). Für eine weitere europäische Spitzenleistung sorgte Anais Bourgoin. Die französische EM-Medaillengewinnerin von Rom gewann den 800m-Lauf der Frauen in einer Zeit von 1:59,53 Minuten vor Oratile Nowe aus Botswana und Sage Hurta-Klecker aus den USA.

🇺🇸 Nach drei Jahren Abwesenheit und zwei Operationen an der Achillessehne hat Donavan Brazier in Nashville in den USA sein Wettkampf-Comeback gegeben und dabei mit einer Zeit von 1:44,70 Minuten überzeugt. Der ehemalige Weltmeister und US-Rekordhalter machte damit einen wichtigen Schritt hin zurück in die US-Spitze, zum WM-Limit für Tokio fehlten nur zwei Zehntelsekunden. Die US-Trials finden Anfang August statt.

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Marta Gorczynska for Diamond League AG

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