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Es war ein typischer Rennverlauf beim Boston Marathon, der traditionell ohne Tempomacher über die Bühne ging. Eine große Spitzengruppe blieb lange zusammen und schlug ein Tempo mit Reserven für ein furioses Finish an. Über 30 Läufer lagen nach einer Viertel der Distanz gemeinsam an der Spitze, beim Halbmarathon hatten noch 26 Läufer realistische Siegeschancen, selbst bie Kilometer 35 lagen noch 16 Läufer gemeinsam vorne. Irgendwann musste der Wettbewerb um den Sieg explodieren und nun kam Benson Kipruto, der sich bis dahin vornehm zurückgehalten hatte, ins Spiel. Der 30-Jährige griff an und knallte in der Bergab-Passage vom Heartbreak Hill einen 5km-Schnitt von 14:05 Minuten auf den Asphalt – fast eineinhalb Minuten schneller als sein zweitschnellster 5km-Abschnitt im Rennen. Diese Verschärfung war unwiderstehlich: Der Mann, der die Zwischenzeit beim Halbmarathon als 18. überquert hatte, siegte in einem für Boston nicht ungewöhnlichen, deutlichen Negativsplit und einer Gesamtzeit von 2:09:51 Stunden. Es ist Kiprutos dritter großer Marathon-Sieg nach Toronto 2018 und Prag 2021.
Mit diesem starken Finale setzte sich Kipruto von einer fünfköpfigen Spitzengruppe ab, die sich in der Bergab-Passage gebildet hatte. Bei der Zwischenzeit bei Kilometer 40 war die Frage nach dem Sieger bereits beantwortet. Lemi Berhanu, Boston-Sieger von 2016, wurde in 2:10:37 Stunden Zweiter, eine Sekunde später folgte sein Landsmann Jemal Yimer, der sein Marathon-Debüt am Stockerl abschloss. Der zweite namhafte Debütant Leonard Barsoton finishte als zweitbester Kenianer auf Platz fünf.
Erinnerungen an das unglaubliche Solo von Meb Keflezighi 2014 wurden wach, als CJ Albertson an seinem 28. Geburtstag von Beginn weg mit Volldampf davonstapfte und sich nicht an die übliche Boston-Strategie hielt. Der US-Amerikaner, im Juni Zweiter beim Grandma’s Marathon in Minnesota und 2020 mit zwei guten Marathons in 2:11 Stunden, absolvierte die ersten fünf Kilometer in unglaublichen 14:29 Minuten – das ist Kipchoge-Tempo. Danach wurde er zwar etwas „langsamer“, aber durch diesen Vorstoß wuchs der Vorsprung rapide an. Nach zehn Kilometern lag er 1:38 Minuten vor der großen Verfolgergruppe, beim Halbmarathon waren es bereits 2:17 Minuten. Albertson hatte sich etwas übernommen, denn das Niveau einer Durchgangszeit von 1:04:08 Stunden hat er nicht. Dennoch handelte er nicht mit Zitronen: Kurz vor dem Heartbreak Hill wurde er gestellt und überholt, konnte aber ein ordentliches Tempo fertig laufen. Im Finale steigerte er seine Geschwindigkeit sogar noch und konnte auf den breiten Straßen von Boston noch zwei, drei Positionen wettmachen, um als Elfter in 2:11:44 Stunden einen abenteuerlichen Marathon zu beenden.
Albertson war damit der zweitbeste US-Amerikaner des Tages hinter dem siebtplatzierten Colin Bennie, der 18 Sekunden früher im Ziel war. Die beiden besten Amerikaner finishten fast in einem Pulk: Zwischen Rang fünf und 14 lag gerade einmal eine Minute, 24 Läufer blieben insgesamt unter 2:20 Stunden, darunter auch der 44-jährige Olympiastarter Abdi Abdirahman. Jenseits der Top-Ten landeten einige prominente internationale Namen. Der Schnellste laut Meldeliste, Asefa Mengstu wurde 14. hinter dem ehemaligen Boston-Sieger und Weltmeister Geoffrey Kirui, der bis Kilometer 35 ein gutes Rennen zeigte und am Heartbreak Hill gar in Führung lag. Der Neuseeländer Jake Robertson verpasste einen Top-Ten-Platz erst kurz vor Schluss und wurde 12., der ehemalige Frankfurt-Sieger Kelkile Gezahegn war während des ganzen Marathons auffällig, beendete ihn auf Rang 15, vier Plätze vor dem Kenianer Filex Kiprotich.
Einen gebrauchten Tag erwischte der zweifache Boston-Sieger Lilesa Desisa, der in den Hügeln zurückfiel und kurz vor dem Ziel aufgab.
Zum ersten Mal fand die 125. Auflage des Boston Marathon (in Boston zählte man die abgesagte Ausgabe 2020 mit, ähnlich wie der Vienna City Marathon, Anm.) erstmals nicht im April statt. Anstatt des traditionellen Termins am Patriot’s Day (dritter Montag im April) hielt in diesem Jahr aufgrund der Pandemie bedingten Verschiebung der Columbus Day her, um zumindest die Montags-Tradition aufrecht zu erhalten. 20.000 Läuferinnen und Läufer waren zugelassen, knapp 15.500 erreichten das Ziel – 48,3% des Teilnehmerfeldes war weiblich.
* Marathon-Debüt