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Raphael Pallitsch ist mit einem positiven Erlebnis in die Wettkampfsaison 2025 gestartet. Der Burgenländer absolvierte die Meile im Rahmen der Czech Indoor Gala in Ostrava um 1,28 Sekunden schneller als an gleicher Stelle vor zwei Jahren und erzielte die zweitschnellste je auf dieser Distanz unter dem Hallendach registrierte österreichische Zeit.
„Sehr zufrieden!“, fasste Raphael Pallitsch (Union St. Pölten) im Gespräch mit RunUp.eu seinen gestrigen Wettkampf in Ostrava selbstbewusst zusammen. Mit einer Zeit von 3:55,94 Minuten belegte er in einem starken, europäisch geprägten Starterfeld den fünften Platz. Wie der erfahrene österreichische Laufsport-Journalist Olaf Brockmann recherchierte, ist noch nie ein Läufer in der Altersklasse M35 in der Halle eine so schnelle Meile gelaufen wie Pallitsch. Weltweit. Der Burgenländer unterbot den bisherigen Bestwert eines gewissen Bernhard Lagat, kenianisch-amerikanische Mittelstreckenlegende mit zwei WM-Titeln und weiteren Medaillenerfolgen auf globaler Ebene.
Die Czech Indoor Gala gehört heuer erstmals zur neunteiligen World Athletics Indoor Tour Gold, also der höchsten Meetingkategorie der Hallensaison. Die Meile war ausgelegt auf ein Tempo, das dem Teilnehmerfeld interessante Weltranglistenpunkte hinblicklich der Hallen-Europameisterschaften in Apeldoorn und der Hallen-Weltmeisterschaften von Nanjing ermöglichen sollte. Das Direktlimit ist über ein Meilenrennen laut Regularien des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (European Athletics) im Gegensatz zu World Athletics nicht möglich, für eine WM-Qualifikation im 1.500m-Lauf ist eine Meilenzeit von 3:50,50 Minuten notwendig.
Pallitsch hat beide Hallen-Höhepunkte im Visier und kalkuliert daher in diesen Wochen in gleich zwei Weltranglisten: der „Road to Apeldoorn“ und der „Road to Nanjing“. Für den Kontinentalhöhepunkt ist ein Direktlimit von von 3:37,00 Minuten (Halle) bzw. 3:32,00 Minuten aus der Freiluftsaison 2024 notwendig, auf letzteres kann der Österreicher nicht verweisen. Aber auf die Weltrangliste: Der heimische 1.500m-Rekordhalter lag vor dem Rennen in Ostrava bereits innerhalb des 27-köpfigen Qualifikationsfelds für die Hallen-EM, der Qualifikationszeitraum läuft aber noch bis 23. Februar.
Die tschechische Kleinstadt Ostrava nahe der polnischen Grenze ist für Raphael Pallitsch immer eine (Wettkampf-)Reise Wert. Im Rahmen der Czech Indoor Gala erzielte er zweimal Bestleistung über die Meile und verbesserte 2024 den ÖLV-Hallenrekord über 1.500m auf eine Zeit von 3:37,36 Minuten. Auch seine Freiluft-Bestleistung ist der Burgenländer in Ostrava gelaufen, vergangenen Mai in einer Zeit von 3:33,59 Minuten, ÖLV-Rekord im 1.500m-Lauf.
Für die Wettkampfleistung in Ostrava erhielt Pallitsch 1.183 Punkte plus 90 Bonuspunkte für die Platzierung entsprechend der Meeting-Qualität. Damit verbessert er seinen Punkteschnitt deutlich, da die schlechteste von fünf registrierten Leistungen, jene aus dem Vorlauf der Olympischen Spiele von Paris, aus der Rechnung fällt. Pallitsch wird sich damit um ein paar Positionen verbessern.
Doch bereits am Samstag gibt es in Metz bei einem 1.500m-Rennen eine gute Gelegenheit, das Direktlimit von 3:37,00 Minuten anzugreifen. Selbst wenn das nicht glücken sollte, rechnet der 35-Jährige, mit einer weiteren guten Zeit gute Karten für die Hallen-EM-Qualifikation in der Hand zu halten. Und auch die Weltranglisten-Kalkulationen für die Freiluft-WM 2025 im September in Tokio sind ja längst schon aktuell.
Pallitsch startete bei der Czech Indoor Gala mit schnellen Schritten und Entschlossenheit in den Wettkampf. Er platzierte sich in der Startrunde, Tempomacher inklusive, an der vierten Position. Als der letzte der Tempomacher ausstieg, übernahm der Österreicher die Initiative und führte das Feld rund 300 Meter lang an. „Ich wollte alles abrufen, was ich drauf habe. Ich wollte Richtung österreichischen Rekord anlaufen und hatte vom Training her das Gefühl, dass er drin sein könnte. Leider war die Tempogestaltung in der ersten Hälfte einen Tick zu langsam. Das war ein Mitgrund, wieso ich die Initiative übernommen habe“, schildert er aus dem Wettkampfgeschehen.
Rückblickend begutachtet er selbstkritisch, dass der Brite Elliot Giles und der Portugiese Isaac Nader in der drittletzten Kurve außen an ihm vorbeizogen. „Da hätte ich energischer gegenhalten müssen!“, meint Pallitsch. Denn auf der Innenbahn geriet er in die passive Position und konnte erst auf den letzten rund 150 Metern wieder agieren. „Zu diesem Zeitpunkt noch einmal beschleunigen tut höllisch weh und ist mir auch mehr gelungen.“
Der Sieg ging wie im Vorjahr an Isaac Nader, der einen neuen Meetingrekord realisierte. Der 25-jährige Portugiese hatte damals den 1.500m-Lauf in exzellenten 3:34,23 Minuten gewonnen. Dieses Mal verwies er in einer Siegerzeit von 3:54,17 Minuten (bei gut 100 Meter Wegstrecke mehr als im Vorjahr, Anm.) Elliot Giles (3:54,62) und Samuel Pihlström auf die weiteren Plätze. Der 23-jährige Skandinavier verbesserte in 3:54,78 Minuten den erst vor wenigen Tagen aufgestellten schwedischen Hallenrekord von Youngster Jonathan Grahn um über zwei Sekunden.
Eine sub-4-Meile im Winter ist in der heimischen Laufgeschichte nach wie vor eine Besonderheit. Nur ÖLV-Hallen-Rekordhalter Michael Buchleiter war in der heimischen Leichtathletik-Geschichte beim Hallenmeeting von Karlsruhe im fernen Jahr 1994 noch schneller über die 1.609 Meter gelaufen als Pallitsch gestern. Außer den beiden hat nur noch Robert Nemeth (mehrfach) eine sub-4-Meile unter dem Hallendach erzielt, allerdings wird diese Distanz bei Hallenrennen in Europa selten gelaufen.
Falls Pallitsch in diesem Jahr noch ein Meilenrennen in der Halle bestreiten sollte, könnte Buchleitners Rekord in Reichweite gelangen. Auch der ÖLV-Hallenrekord im 1.500m-Lauf, den Pallitsch selbst seit dem letzten Jahr in 3:37,36 Minuten hält, wackelt angesichts der aktuellen Form. Denn der Olympia-Teilnehmer von Paris ist mit sehr großem Optimismus aus dem Trainingslager in Südafrika zurückgekommen. „Es war fast der perfekte Aufbau. Ich habe mindestens das Niveau aus dem letzten Jahr, eher sogar ein bisschen besser.“ Eine Adduktorenentzündung zwang ihn nach der Rückkehr aus Afrika zu ein paar Tagen Laufpause, dennoch konnte Pallitsch in Ostrava einen starken Eindruck hinterlassen – schmerzfrei.
Auch wenn er bei seinem ersten Wettkampf des neuen Jahres nicht in die Top-Drei laufen konnte, was er sich angesichts des Rennverlaufs und des Feldes im Optimalfall zugetraut hätte, zeigt das Resultat, dass mit ihm im Winter 2025 zu rechnen ist. Dank der guten Leistungen im vergangenen Jahr, darunter der hervorragende sechste Platz bei den Europameisterschaften in Rom, und dank seines offensiven Verhaltens in den Rennen bekommt der von Alfons Junck gemanagte Burgenländer attraktive Startplätze: Nach Ostrava hat er beim Copernicus Cup am 16. Februar in Torun einen weiteren Startplatz innerhalb der Indoor Tour Gold bereits sicher.
Der nächste Wettkampf steht bereits am Samstag in Metz in Frankreich an, ein Meeting der Kategorie Silber. Pallitsch greift im 1.500m-Lauf an, sein Schützling Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) startet dort über die doppelte Distanz.
800m-Lauf der Männer: Mit einem neuen belgischen Hallenrekord in 1:44,69 Minuten hat Eliott Crestan für das Highlight über vier Runden gesorgt. Der 25-jährige Hallen-WM-Medaillengewinner von Glasgow 2024 überholte rund 120 Meter vor dem Ziel den führenden Polen Maciej Wyderka und spurtete zum Sieg in einer Zeit von 1:44,69 Minuten, fast zwei Sekunden unterhalb des Meetingrekords. Im Kampf um Platz zwei behielt der Italiener Catalin Tecuceanu gegenüber Slimane Moula die Oberhand. Der zweifache WM-Fünfte aus Algerien bestritt seinen ersten Hallen-Wettkampf in seiner Spezialdisziplin überhaupt.
800m-Lauf der Frauen: Vize-Europameisterin Gabriela Gajanova dominierte den Wettkampf in einer Zeit von 2:02,16 Minuten. Die Finnin Eveliina Määttänen überholte auf der Zielgerade noch die Schweizerin Rachel Pellaud und wurde Zweite. Pellauds Landsfrau Valentina Rosamilia spurtete sich noch an Angelika Sarna vorbei an Position vier.
3.000m-Lauf der Frauen: Das britische Lauftalent Innes Fitzgerald, zweifache Junioren-Europameisterin im Crosslauf, hat einen deutlichen neuen Europarekord für die Altersklasse U20 aufgestellt. Die 18-Jährige belegte mit einer Zeit von 8:40,05 Minuten Platz vier im Wettkampf und war damit fast zehn Sekunden schneller als die Russin Layes Abdullayeva vor 15 Jahren bei der Hallen-WM in Doha.
Das Rennen um den Sieg war eine Soloentscheidung der favorisierten Äthiopierin Freweyni Hailu, die eine neue Weltjahresbestleistung von 8:24,17 Minuten aufstellte und mit 15 Sekunden Vorsprung gewann. Salomé Afonso aus Portugal lief lange Zeit alleine auf Platz zwei, konzentrierte sich in der Schlussphase, als sie von einer Verfolgergruppe eingeholt wurde, darauf, den zweiten Platz in 8:39,25 Minuten abzusichern.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Jaroslav Svoboda / jsphoto.cz