Enter your email address below and subscribe to our newsletter

Bewegung beugt Vergesslichkeit vor

Ausreichend Bewegung und gepflegte Sozialkontakte sorgen dafür, dass der Gedächtnisschwund verlangsamt und Gehirnfunktionen geschützt werden.
Weiterlesen

Share your love

Eine Langzeitstudie der Universität Zürich stellt einen Zusammenhang zwischen einer aktiven Lebensweise mit sozialen Kontakten und einem geringeren Gedächtnisschwund her. Sie reiht sich ein in eine Serie von Erkenntnissen, die regelmäßiges Laufen mit dem Schutz von Gehirnfunktionen in direkte Verbindung bringt.

Die Schlüsselerkenntnisse des Schweizer Forscherteams klingen traumhaft. Körperliche Aktivität, besonders wirksam in Kombination mit sozialen Aktivitäten, verlangsamt die Ausdünnung des entorhinalen Kortex, also jene Schlüsselregion im Gehirn für unser Gedächtnis. Sie wurden Ende letzten Jahres auf der Plattform „Neuroscience News“ veröffentlicht.

Die darausfolgenden Empfehlungen klingen nahezu banal, um eine große, kollektive Befürchtung vor Vergesslichkeit und abnehmender Gehirnkapazität im Alter zu lindern. Schließlich liegen soziale Aktivitäten und körperliche Aktivität in unserer Natur! Aber aufgrund moderner Entwicklungen in unserem Lebensstil müssen wir verstärkt aktiv darauf achten, unser Bewegungspensum und unsere Kontaktfreude aufrechtzuerhalten. Der Aufwand rentiert sich, wie nicht nur diese aktuelle Studie zeigt.

Training fürs Gehirn

Das Schweizer Forscherteam maß in einer siebenjährigen Langzeitstudie den Durchmesser des entorhinalen Kortex und beobachtete sowohl die Gedächtnisleistungen als auch die Freizeitaktivitäten der Proband*innen, die zu Studienbeginn beste kognitive Gesundheit aufwiesen. Dem entorhinalen Kortex wird eine Schlüsselrolle in der Lern- und Merkfähigkeit zugeschrieben. Er stellt einen Bereich des Gehirns dar, der in der Entwicklung einer Alzheimer-Erkrankung stark in Mitleidenschaft genommen wird.

Der Neuropsychologe Lutz Jäncke, der die Studie vor zwölf Jahren gestartet hat, betont: „Unsere Erkenntnisse zeigen: Je sportlich aktiver und je aktiver im sozialen Leben mit Freund*innen und Familie unsere Proband*innen zu Studienbeginn waren, desto weniger hat sich die Dicke des entorhinalen Kortex in den sieben Jahren verringert.“ Isabel Hotz, eine der Autorinnen der Studie, hält fest: „Diese Ergebnisse unterstützen die Idee, dass wir eine ,kognitive Reserve’ haben und dass das Gehirn während unseres Lebens wie ein Muskel trainiert werden kann, um altersbedingtem Abbau entgegenzuwirken.“

Bewegung wahrt Gehirnfunktionen

Eine Studie eines Forschungsteams der University of British Columbia in Kanada, 2020 publiziert im Fachmagazin „Medicine & Science in Sports & Exercise“, wählte einen ähnlichen Ansatz in der Hypothese wie die Schweizer Studie. Sie kam zum Ergebnis, dass eine tägliche Bewegungseinheit die Gehirnfunktionen langfristig schützen kann, selbst wenn der restliche Alltag vor allen Dingen aus Sitzen und Bewegungsarmut besteht. Auch die kanadischen Wissenschaftler*innen maßen die Dicke der Hirnrinde.

Dass diese biologisch bedingten Rückentwicklungsprozesse durch einen aktiven Lebensstil gebremst werden können, zeigen auch andere Studien. So zum Beispiel die Erkenntnisse eines Experiments an Mäusen eines US-amerikanischen und mexikanischen Forschungsteams, die im Mai 2023 im Fachmagazin „eNeuro“ veröffentlicht wurden. Sie belegen, dass regelmäßiges Laufen besonders im mittleren Altersbereich dazu führt, dass Neuronen im Hippocampus und in kortikalen Bereichen besser vernetzt bleiben, wodurch die Gedächtnisfunktion im Alterungsprozess länger erhalten bleibt.

Geistig fit durch Bewegung

Dieses Wissen reiht sich ein in eine Serie von Erkenntnissen, die regelmäßige sportliche Bewegung in direkte Verbindung mit besserer mentaler Gesundheit und verlangsamten Alterungsprozessen in Gehirnfunktionen setzt.

Dass regelmäßige sportliche Bewegung und die darausfolgende körperliche Fitness die Lebenslänge positiv beeinflussen können und die Lebensqualität im Alter steigern, ist dagegen schon länger bekannt. Erst im Sommer 2023 zeigte eine Studie eines Forscherteams der University of Cambridge auf, dass selbst bei Menschen über 60 Jahren ihr Bewegungsverhalten im Alltag einen Einfluss auf ihre Lebensqualität hat. Die Erkenntnisse wurden im Fachmagazin „Health and Quality of Life Outcomes“ veröffentlicht.

Lauf los!

Es gibt viele Gründe, dir regelmäßig die Laufschuhe zu schnüren und deine Freizeit sportlich im Freien zu verbringen, am besten gemeinsam mit Freund*innen oder im wohltuenden sozialen Kontext.

Bist du jung, solltest du laut neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen von einer besseren Gedächtnis- und Gehirnleistung in einigen Jahrzehnten profitieren. Bist du bereits in einem gewissen Alter angekommen, hat sportliche Bewegung immer noch ein entscheidendes Wirkungspotenzial auf deine Lebensqualität, für die ein verlangsamter Abbauprozess gewisser Gehirnregionen eine wesentliche Komponente ist.

Autor: Thomas Kofler
Bild: envato elements

Share your love