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„Bleiben Sie in Bewegung!“ Diese Botschaft kommuniziert die Österreichische Krebshilfe mit gutem Grund offensiv. Sportliche Aktivität kann das Risiko, an Krebs zu erkranken erheblich senken und in der Therapie einen wichtigen Schritt zur Genesung setzen.
Bleiben Sie in Bewegung! Diese Botschaft kommuniziert die Österreichische Krebshilfe mit gutem Grund offensiv. Sportliche Aktivität kann das Risiko, an Krebs zu erkranken erheblich senken und in der Therapie einen wichtigen Schritt zur Genesung setzen.
Sportliche Betätigung ist längst ein wesentliches Element in der Krebstherapie. Und zwar sowohl aufgrund der Verbesserungen im körperlichen als auch psychischen Befinden. Aber sie ist auch bedeutend in der Prävention.
Mag. Stephan Spiegel, Geschäftsführer der Österreichischen Krebshilfe in Salzburg, erklärt: „Normalerweise beseitigt das Immunsystem die Zellen mit falscher Erbinformation, die Krebs auslösen können. Je älter oder schwächer ein Immunsystem ist, desto größer ist die Herausforderung, den Körper vor diesen Krebszellen zu schützen, indem es sie repariert oder eliminiert.“ Die Conclusio: Wer seinen Körper durch einen gesunden Lebensstil nachhaltig pflegt, hat ein reduziertes Krebsrisiko. Wer bei Faktoren eines ungesunden Lebensstils zusätzlich ein bestimmtes Alter aufweist, hat höheres Risiko.
21.261 Menschen sind in Österreich im Jahr 2017 an einer Krebserkrankung verstorben. Über 41.000 Menschen haben im selben Zeitraum die Diagnose Krebs erhalten (vgl. Statistik Austria). Diese Daten haben ihren Ursprung am Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität in Wien. Sie hinterlassen Eindruck! Und sind es wert, nicht nur am heutigen Weltkrebstag im Fokus zu stehen, sondern in einer universellen Perspektive auf die Volksgesundheit.
Seit vielen Jahren wird Krebs epidemiologisch erforscht. Schließlich ist laut Statistik Austria einer von vier Todesfällen in Österreich auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen in der Schreckensliste der Todesursachen unangefochten weit vor dem Krebs, Atemwegserkrankungen werden auch 2020 weit hinter dem Krebs auf Platz drei liegen.
Wissenschaftliche Fortschritte im Therapiewissen und in der Präventionsstrategie sind extrem wertvoll, nicht nur im individuellen Krankheitsfall, sondern gesamtgesellschaftlich. Und sie wirken, denn die Mortalitätszahlen durch Krebserkrankungen sind seit Jahren leicht rückläufig. Sportliche Bewegung als Teil eines gesunden Lebensstils ist eine wichtige Teilstrategie.
In Präventionskampagnen stößt die Österreichische Krebshilfe aber immer wieder an Grenzen. „Bei Menschen, die sportlich sind, ist sehr wohl verankert, dass Bewegung in der Prävention eines gesamtgesundheitlichen Effekt hat. Dazu kommen die psychischen Vorteile durch Stressabbau und Ausgeglichenheit“, erklärt Spiegel. „Ein Großteil der anderen aber konsumiert den Rat zu mehr Bewegung in Assoziation mit der Vorstellung einer eventuell auftretenden Krankheit und die damit verbundenen Ängste.“ Und da verliert die Präventionsüberzeugung oft ihre Wirkung. „Insgeheim wissen die meisten, dass Bewegung ihnen gut täte. Aber dieses psychologische Momentum, über seinen Schatten zu springen, bedeutet oft eine relativ hohe Hürde.“ Die Animation zu einer Änderung des Lebensstils aus dem Prinzip der Lust auf sportliche Aktivitäten, die Spaß machen, verspreche mehr Erfolge als eine aus dem Angstzugang.
Dazu kommen die psychischen Vorteile durch Stressabbau und Ausgeglichenheit, erklärt Mag. Stephan Spiegel
Erstaunlicherweise ist die geschilderte Hürde im Krankheitsfall selten niedriger. Spiegel erzählt, dass zu einem sehr hohen Anteil nur Patientinnen und Patienten, die vor der Erkrankung sportlich aktiv waren, gezielte Bewegungsangebote als Teil der Behandlung in Anspruch nehmen. Die wenigen Ausnahmen müssen doppelt starken Willen an den Tag legen, weil sie sich in einer Phase der fehlenden Kräfte und eines in Mitleidenschaft gezogenen Körpers zu Bewegung motivieren müssen. „Das ist ein sehr großer Schritt. Diejenigen, die es schaffen und eine innere Überzeugung gegenüber Bewegung entwickeln, erfahren einen sehr hohen Effekt“, so Spiegel.
Die wissenschaftliche Datenlage zum Kausalzusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und niedrigerem Risiko an Krebs zu erkranken, ist eindeutig. Bereits 2003 veröffentlichte das Fachmagazin „Medicine & Science in Sports & Exercise“ eine Studie der Wissenschaftlerin Lee I-Min, die in ihrer Conclusio festhält: „Physische Aktivität steht in direkter Verbindung zu niedrigerem Risiko, bestimmte Krebsarten zu entwickeln, im Besonderen Darm- und Brustkrebs“. In Zahlen definiert sie die Risikoreduzierung bei sportlich aktiven Menschen bei Darmkrebs auf 30–40%, beim fast nur Frauen betreffenden Brustkrebs auf 20–30%. Eine repräsentative Metaanlyse chinesischer Forscher aus dem Jahr 2012 betont die Erkenntnis, dass körperliche Betätigung das Risiko einer Brustkrebserkrankung „signifikant senkt“.
Brustkrebs ist in der heutigen Zeit eine massive gesundheitliche Bedrohung für Frauen, die bei frühem Entdecken abgedämpft werden kann. In Österreich wird jede achte Frau im Laufe ihres Lebens mit dieser Diagnose konfrontiert. Daher hat die Österreichische Krebshilfe auf diese Zielgruppe in der Prävention ein besonderes Auge und propagiert einen sportlich aktiven Lebensstil.
Bereits vor zwölf Jahren ist eine treue Partnerschaft zwischen der Österreichischen Krebshilfe in Salzburg und der Bewegungsaktion „Frau läuft!“ rund um den Salzburger Frauenlauf entstanden. Seither werden die positiven Auswirkungen von regelmäßiger Bewegung, wie die Ausdauersportarten Laufen und Walken, auf die gesundheitliche Lebensentwicklung junger und älterer Frauen betont und Charity-Initiativen zugunsten Betroffener gezielt unterstützt. Mittlerweile gibt es zahlreiche Lauf- und Sportevents, die Bewusstsein schaffen und karitativ unterstützen. Die Medizinische Universität Wien hat sogar einen Krebsforschungslauf ins Leben gerufen.
Brust- und Darmkrebs sind die beiden der großen Krebsarten, bei denen Bewegung ein hohes Wirkungspotenzial verspricht. Eine 2013 im Fachmagazin „Current Oncology Reports“ veröffentlichte Studie der kalifornischen Wissenschafterinnen Jessica Clague und Leslie Bernstein nimmt auf Basis bestehender Erkenntnisse eine Differenzierung zwischen verschiedenen Krebsarten vor. Ihre Erkenntnisse: Besonders günstig erweist sich Bewegung in der Prävention von Brust- und Darmkrebs („überzeugend“), als etwas weniger effektiv bei anderen Krebsarten („wahrscheinlich“ bis „möglich“).
Vergleichbare Resultate bietet auch eine Forschung von Wissenschaftern der Universität Heidelberg aus dem Jahr 2011 an. Das Deutsche Krebsforschungszentrum schätzt unter Berufung auf Experten, dass im Jahr 2018 rund 6% der Krebsneuerkrankungen direkt auf zu geringe körperliche Aktivität zurückzuführen ist. Umgemünzt auf die oben stehenden Zahlen für Österreich wären das allein knapp 2.500 Fälle jährlich.
Auch in der direkten Krebstherapie sind die positiven Auswirkungen von regelmäßiger Bewegung im direkten Kausalzusammenhang gut erforscht. Die bei Bewegung ausgeschütteten Hormone, die zu einer Regulierung der Hormonwelt beitragen, die bessere Blutversorgung der Organe, die Reduktion von Entzündungswerten, die Stärkung des körpereigenen Immunsystems und die Verbesserung des geistigen Zustands sowohl im positiven Sinne als auch in der Linderung psychischer Begleitprobleme wie Depressivität wirken direkt positiv auf den Therapieverlauf ein.
Je mehr Bewegung, desto größer der Effekt – Deutsche Krebsgesellschaft
Die Deutsche Krebsgesellschaft formuliert in einem Online-Artikel vom August 2018, dass es – bei Verhinderung einer Überlastung – „einen direkten Zusammenhang zwischen der Menge an Sport und der Anti-Krebs-Wirkung gibt: Je mehr Bewegung, desto größer der Effekt.“ Viele Mediziner sehen sportliche Bewegung längst als gleichbedeutend mit medikamentösen Strategien im Therapieprozess – als eine Strategie ohne bekannte Risiken eines Rückfalls im Krankheitsbild. Der den wünschenswerten Effekt einer Steigerung der individuellen Lebensqualität und des Wohlbefindens ansteuert. (vgl. krebsinformationsdienst.de)
Eine Botschaft, die gegenwärtig durch die Einschränkungen rund um die Pandemie sehr wichtig ist. Daher würde Spiegel gerne das eingangs zitierte Motto leicht abändern. „Kommen Sie in Bewegung und bleiben Sie dabei!“ Denn in seinem beruflichen Alltag sieht er, wie Krebspatientinnen und Krebspatienten, zur als solche bezeichneten Risikogruppe für SARS-Cov-2 gezählt, sich nicht ins Freie trauen, um sich zu bewegen – genau dies aber aus gesundheitlichen Gründen tun sollten.
Auch in der Krebsprävention sei aktuell durch Bewegungsverlust in der Gesellschaft ein wichtiger Baustein weggebrochen, gibt er zu bedenken. Und dann gibt es noch jene Gruppe Menschen, die ein Krebsleiden überstanden haben. Auch für sie ist regelmäßige Bewegung, mehrmals pro Woche im moderaten Bereich, eine wichtige Empfehlung. Denn Studien erkennen auch in dieser Phase wesentliche physiologische und psychosoziale Mehrwerte.
Autor: Thomas Kofler
Bild: SME