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Boston-Ottawa Doppel für Linkletter und Albertson

Rory Linkletter und CJ Albertson absolvierten erfolgreich den Ottawa Marathon nur fünf Wochen nach dem Boston Marathon. Der Sieg ging jedoch an Albert Korir.
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Rund 500 Kilometer Luftlinie trennen die US-Küstenstadt Boston und die kanadische Hauptstadt Ottawa. Zwischen den beiden Marathonläufen in diesen Städten lagen 34 Tage. Rory Linkletter aus Kanada und CJ Albertson aus den USA absolvierten beide und lachten am Sonntag vom Stockerl des wichtigsten kanadischen Frühjahrsmarathons. Geschlagen geben mussten sich die beiden nur einem ehemaligen New-York-Sieger.

Einem Plan B nachzujagen, ist im Marathon häufig eine enorme Herausforderung. Im Falle von Albert Korir hat es sich gelohnt. Aufgrund einer Knöchelverletzung im Training musste der Kenianer seinen Start beim Boston Marathon an Ostermontag absagen. Dreimal in Folge war er davor beim Klassiker am Start. Er brauchte noch Zeit, um seine Form wieder zu erlangen. Fünf Wochen später holte er sein saisonales Highlight nach. In einer Zeit von 2:08:22 Stunden lief der 31-Jährige als Sieger des Ottawa Marathon 2025 ins Ziel – am Ende eines vor allem in der zweiten Rennhälfte schwierigen Marathons. Auch finanziell war Plan B mehr als nur ein Trostpflaster, für den Sieg erzielt der Kanadier umgerechnet ein Preisgeld in Höhe von knapp 13.000 Euro.

Zweiter Sieg in Ottawa

Für Albert Korir, vor acht Jahren Sieger beim Vienna City Marathon, war es eine erfolgreiche Rückkehr in die kanadische Hauptstadt. Der Kenianer hatte bereits 2019 den Marathon gewonnen, damals in einer Zeit von 2:08:03 Stunden. Diese Konstanz in den Endzeiten zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Zum achten Mal gelang ihm ein Marathon im Leistungsbereich zwischen 2:08:00 und 2:09:02 Stunden, nur ein einziges Mal war er schneller: 2023, als er bei der Gala von Tamirat Tola Zweiter beim New York City Marathon war.

Der Marathon am „Big Apple“ ist der absolute „Favorite“ für den Kenianer: 2021 feierte er in New York seinen bisher größten Karriere-Erfolg, auch 2019, 2023 und 2024 stand er am Stockerl. In der Weltrangliste lag Korir vor dem Ottawa Marathon auf Platz 55, immerhin noch zwei Plätze vor einem gewissen Eliud Kipchoge. Aber angesichts seiner Erfolge ist seine Stellung wohl eine höhere in der globalen Marathonszene.

Die Marathonsiege in der Karriere von Albert Korir

  • 15. November 2015 – Eldoret Marathon
  • 23. April 2017 – Vienna City Marathon
  • 20. Jänner 2019 – Houston Marathon
  • 26. Mai 2019 – Ottawa Marathon
  • 7. November 2021 – New York City Marathon
  • 25. Mai 2025 – Ottawa Marathon

Linkletter und Albertson in Eintracht

Der Boston Marathon und der Ottawa Marathon spielen in der Karriere von Albert Korir also eine wichtige Rolle. Das direkte Doppel absolvierten in diesem Frühling Rory Linkletter und CJ Albertson. Der 28-jährige Kanadier bestach vor fünf Wochen beim Boston Marathon mit einer persönlichen Bestleistung von 2:07:02 Stunden und Platz sechs. Diese Leistung kündigten bereits der Halbmarathon in Marugame im Februar und ein 10.000m-Rennen auf der Bahn in Kalifornien Ende März an. Nun gelang auch der Marathon in Ottawa, eine Zeit von 2:08:31 Stunden bescherte dem Olympia-Teilnehmer von Paris 2024 den zweiten Platz als gefeierter Local Hero. Nie war ein kanadischer Marathonläufer auf kanadischem Boden schneller.

Linkletter, der vor drei Jahren einen Vertrag mit PUMA unterschrieben hat, ist 28 Jahre alt und der zweitschnellste kanadische Marathonläufer aller Zeiten hinter Cameron Levins. Zwei Jahre lang trainierte er unter der Leitung des ehemaligen US-Topläufers Ryan Hall, seit 2024 betreut ihn Jon Green, der mit seiner Gruppe in Flagstaff in der Höhe von Arizona stationiert ist.

Self-Made-Marathonläufer

Linkletter und Albertson liefen den Großteil der Distanz im Duett, ab der Halbmarathon-Zwischenzeit stets ein paar Sekunden hinter dem späteren Sieger. Beide sagten nach dem Rennen in Interviews, trotz des geringen zeitlichen Abstands zum Boston Marathon mit frischen Beinen am Start gewesen zu sein. Der US-Amerikaner, ein bekannter „Vielläufer“, absolvierte bereits den dritten Marathon im laufenden Kalenderjahr. Das Ergebnis beim Houston Marathon Anfang des Jahres erlangte auch angesichts der unüblich kalten Bedingungen keine Berühmtheit. In Boston lief Albertson auf Rang 14 ins Ziel. In Ottawa gelang ihm die zweitschnellste Marathonzeit seiner Karriere, Platz drei in 2:08:55 Stunden.

Der 31-jährige Clayton Jordan Albertson ist in Kalifornien geboren und bekannt für seine offensive Renngestaltung, die ihn schön öfters in Führung liegend beim Boston Marathon laufen sah. Albertson hält den offiziellen Weltrekord im 50km-Lauf in einer Zeit von 2:38:43 Stunden. Er ist Coach am Clovis Community College in Fresno und bekannt für seine unkonventionellen Trainingsmethoden mit hoher mentaler Beanspruchung, die er auch an sich selbst einsetzt.

Tamarack Ottawa Race Weekend 2025

Eine kenianische Premiere

Bei den Frauen stürmte die Kenianerin Mercy Chelangat im letzten Marathon-Drittel zu einem überlegenen Sieg in einer Zeit von 2:23:33 Stunden. Das ist die zweitschnellste je bei diesem Event erzielte Siegerzeit hinter dem Streckenrekord der Äthiopierin Gelete Burka aus dem Jahr 2018. Kenianische Siege sind in Ottawa ohnehin eine Seltenheit, bei den Männern gab es drei in den vergangenen zwölf Jahren. Bei den Frauen war Chelangats Sieg der erste kenianische überhaupt – und das bei der 49. Austragung. Eine heutzutage extrem seltene Kuriosität in der Szene der großen Marathonläufe weltweit!

Mercy Chelangat lebt seit Jahren in den USA und hat vor Sonntag noch nie einen Marathon bestritten. Daher kam der Sieg in Ottawa auch in seiner Art und Weise überraschend. Ihre Halbmarathon-Bestleistung liegt bei einer Zeit von 1:08:57 Stunden, aufgestellt zu Jahresbeginn in Houston. Visiline Jepkesho, vor zwei Jahren Fünfte beim Vienna City Marathon, belegte in einer Zeit von 2:28:09 Stunden den zweiten Platz vor der Äthiopierin Meseret Gebre, die lange Zeit mit Chelangat mithielt und am Schluss völlig einbrach. Als Vierte war Anne Marie Comeau vor den Augen des neuen Premierministers Mark Carney, ein bekannter Lauf- und Marathon-Fan, die beste Kanadierin. Laut dem „Canadian Running Magazine“ hat sie die WMTRC 2025 Ende September in Spanien im Visier.

Rund 3.300 Läufer*innen beendeten in Ottawa den Marathon, fast 10.000 nahmen am Halbmarathon teil, rund 6.000 am Ottawa 10K, knapp 7.500 am Ottawa 5K. Die kürzeren Distanzen gingen am Samstag über die Bühne.

Weitere Straßenlauf-Ergebnisse

🇬🇧 Medina Eisa hat mit einem eindrucksvollen negativen Split den Great Manchester Run 2025 gewonnen. Die 21-jährige Äthiopierin erreichte eine Zeit von 30:42 Minuten und siegte vor der US-Amerikanerin Emily Sisson (31:03), die in der Schlussphase des Rennens noch die ehemalige Marathon-Weltmeisterin Gotytom Gebreslase und Kenias Laufstar Hellen Obiri überholte. Bei den Männer gewann Selemon Barega in einer Zeit von 27:49 Minuten. Es war sein erster 10km-Straßenlauf seit acht Jahren. Drei Sekunden später überquerte Santiago Catrofe aus Uruguay die Ziellinie vor den Marathon-Spezialisten Vincent Ngetich aus Kenia und Mosinet Geremew aus Äthiopien. Rund 30.000 Aktive beteiligten sich am Event in der nordwestenglischen Stadt. Die drei Olympiasiegerinnen Ann Packer, Kelly Holmes und Keely Hodgkinson setzten die Startschüsse.

🇨🇭 Der Genf Marathon verbucht für sich, nun der größte Marathonlauf der Schweiz zu sein. Am Wochenende des 11. Mai nahmen über 25.000 Teilnehmer*innen an den Bewerben des Generali Genf Marathon teil, weitere rund 10.000 mussten auf der Warteliste verharren. Zur hohen Beteiligung auf der Marathon-Distanz trug auch die Ausrichtung der Schweizer Meisterschaften bei: Patrik Wägeli verteidigte seinen Titel in einer Zeit von 2:16:57 Stunden, bei den Frauen war Fabienne Vonlanthen in 2:39:13 Stunden die schnellste Schweizerin.

🇨🇭 Die Begeisterung in der Schweizer Laufszene äußerte sich auch beim parallel ausgetragenen GP Bern, der erstmals über 30.000 Finisher*innen zählte (32.276). Geoffrey Kamworor gewann zum zweiten Mal, er setzte sich in einer Zeit von 46:58 Minuten vor dem starken Lokalmatador Dominik Rolli, ein Berglauf-und Trailrunning-Spezialist, durch. Bei den Frauen siegte Rebecca Chepkwemoi aus Kenia. Der Grand Prix in der Schweizer Hauptstadt führt über die Distanz von zehn Meilen und feierte in diesem Jahr die 43. Austragung.

🇱🇻 Domenika Mayer gewann am vergangenen Sonntag den Halbmarathon in der lettischen Hauptstadt Riga. Die 34-Jährige, die Anfang April beim Hannover Marathon deutsche Meisterin wurde, erreichte eine Zeit von 1:09:50 Stunden – ihr zweitschnellste Halbmarathonzeit bisher. Zweite wurde mit fünf Sekunden Rückstand die Belgierin Hanne Verbrüggen, die beim Halbmarathon in Mainz zu Monatsbeginn noch vor Mayer ins Ziel gekommen war.

Autor: Thomas Kofler
Bild: © Edna Rabago / Pixabay

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