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Cameron Myers knackt in New York Junioren-Weltrekord

Australiens Wunderkind Cameron Myers hat beim Dr Sander Invitational in New York den Junioren-Weltrekord über die Meile auf der Kurzstrecke gebrochen.
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Er ist einer der interessantesten jungen Lauftalente weltweit. Vielleicht ist er bereits einer der interessantesten Läufer der westlichen Welt. Cameron Myers, 18 Jahre jung, ist, wenn man so will, der „Jakob Ingebrigtsen Ozeaniens“: Ein Athlet, der in seinem Alter eine unvergleichliche Leistungsqualität auf die Bahn bringt. Selbst im Vergleich mit dem norwegischen Ausnahmeathlet.

Wer sein Rennen in New York sah, musste den Eindruck haben, dass hier ein Teenager-Läufer mit Erfahrung am Werk war. Au contraire! Es war Cameron Myers allererstes Hallenrennen überhaupt, das ihn zum neuen Junioren-Weltrekord über die Meile auf der Kurzstrecke (so definiert World Athletics seit letztem Jahr die Halle) führte. Üblicherweise läuft zeitgleich zur Hallensaison auf der nördlichen Hemisphäre die Leichtathletik-Sommersaison in Australien. Bisher lief der Teenager also im Winter in seiner sommerlichen Heimat. Sein Hallen-Debüt endete dazu siegreich: Von vorne weg diktierte der Junior die Pace und siegte in einer Zeit von 3:53,12 Minuten vor dem Kenianer Festus Lagat und dem Briten Adam Fogg, der dem Tempo des Australiers letztendlich Tribut zollen musste.

Ein hoffnungsvoller Karrierestart

Myers neuer Junioren-Weltrekord ist eine beachtliche Marke: Mit seiner Zeit von 3:53,12 Minuten war er fast zwei Sekunden schneller als sein Vorgänger German Fernandez 2009 in Texas. Der US-Amerikaner, der damals nationale Junioren-Bestzeiten eines gewissen Galen Rupp steigerte, hat den Durchbruch nie geschafft, nie wieder sollte er ein schnelleres Meilenrennen laufen. Heute arbeitet er als Trainer. Das wird Cameron Myers, Gesundheit vorausgesetzt, vermutlich nicht passieren. Denn der Australier demonstriert eine eindrucksvoll aufsteigende Leistungskurve seit Jahren und ist eines der Top-Lauftalente der Welt.

Schon jetzt ist Myers, den alle nur „Cam“ rufen, die Nummer vier der australischen Bestenliste im Hallen-Meilenrennen der Erwachsenen. Craig Mottram oder Stewart McSweyn liegen hinter ihm. Outdoor ist der 18-Jährige im letzten Jahr bereits drei Sekunden schneller gelaufen als am Samstag. Sein europäisches Pendant, Niels Laros, gar noch eine weitere. Auch wenn in der Halle durch die doppelte Anzahl der noch dazu engeren Kurven prinzipiell langsamer als im Stadion gelaufen wird: Die Leistung in New York ist keine Wunderleistung, aber eine historische allemal. Seine 1.500m-Zwischenzeit von 3:37,89 Minuten bedeutet einen neuen australische U20-Rekord für die Halle.

Cam Myers – das australische Wunderkind

Geburtsdatum: 9. Juni 2006
Nationalität: australische

Erfolge:
Junioren-WM-Silber im 1.500m-Lauf (2024)

persönliche Bestleistungen:
3:33,26 Minuten – 1.500m-Lauf (Chorzow 2024)
3:50,15 Minuten – Meile (Eugene 2024)
3:53,12 Minuten – Meile, Short Track (New York 2025)
7:41,11 Minuten – 3.000m-Lauf (Melbourne 2024)

Prominente Trainingsgruppe in New South Wales

Myers stammt aus der australischen Hauptstadt Canberra und wechselte bereits mit 14 Jahren in die Metropole Sydney, wo er unter Dick Telford trainiert. Nicht selten auch in der Höhenlage des Perisher Valley, dem größten Wintersportgebiet Australiens auf Halbweg von Canberra nach Melbourne. Der erfahrene Sportwissenschaftler beriet bereits die australische Marathon-Legende Rob de Castella, 1983 erster Marathon-Weltmeister der Geschichte, und Marathonläuferin Lisa Martin, die 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul die Silbermedaille gewann. Zweimal führte er als Cheftrainer Australiens Leichtathletik-Team bei Olympischen Spielen an. Später feierten seine Athlet*innen, darunter Benita Willis, Lisa Weightman und Michael Shelley, weitere internationale Erfolge.

Myers hinterlässt trotz beachtlicher Erfolge in seinem jungen Alter einen bodenständigen Eindruck. Euphorie scheint ihm fremd, er äußerte nach dem Wettkampf am Samstag auch keine vollkommene Zufriedenheit. Er wollte etwas schneller laufen, daher stehe im Training bis zu den Millrose Games in zwei Wochen, ebenfalls in New York, noch Tempoarbeit auf dem Programm. Das sagte er im Interview mit dem Hallensprecher und machte dabei den Eindruck, als wäre Medienarbeit bereits Routinie für ihn. Dass der Teenager nicht nur einen Startplatz bei den Millrose Games, sondern auch beim zweiten US-Meeting in der World Athletics Indoor Tour Gold kommendes Wochenende in Boston über 3.000m hat, zeigt das Standing des 18-Jährigen.

Europa-Debüt mit Ansage

Es ist bereits zum zweiten Mal in diesem Winter, dass Cam Myers in einem Wettkampf für Schlagzeilen gesorgt hat. Beim Traditionsmeeting „Zatopek 10K“ Mitte Dezember in Melbourne gewann er den 3.000m-Lauf in einer Zeit von 7:41,11 Minuten, eine Steigerung seiner Bestleistung um über fünf Sekunden. Seither ist der 18-Jährige der schnellste Junior aller Zeiten, der nicht auf dem afrikanischen Kontinent geboren ist. Diesen inoffiziellen Titel durfte davor der Finne Ari Paunonen über ein halbes Jahrhundert lang tragen.

Im Sommer 2023 betrat Myers einen Flieger Richtung Europa, um erstmals in seinem jungen Leben außerhalb Australiens in einem Wettkampf anzutreten. Mit Vergleichsleistungen, die stärker sind als jene von Jakob Ingebrigtsen, hat er sofort bleibenden Eindruck hinterlassen. Mit der nach wie vor gültigen Bestleistung von 3:33,26 Minuten im 1.500m-Lauf ist Myers der schnellste U18-Jährige aller Zeiten. Zum Vergleich: Ingebrigtsens schnellste Zeit als 17-Jähriger war eine Leistung von 3:39,92 Minuten, jene von Laros ist nur unwesentlich besser.

Der Australische Leichtathletik-Verband (Athletics Australia) entschied bei der Olympia-Nominierung zu seinen Ungunsten, da drei Landsleute bessere Qualifikationsleistungen aufweisen konnten. Myers reiste anstatt dessen zu seinem persönlichen Saison-Höhepunkt, die Junioren-WM Ende August 2024 in Lima. Im 1.500m-Lauf verpasste der Australier das historische Gold, durchaus etwas überraschend, gegen den Äthiopier Abdisa Fayisa.

Amerikanische Siege

Im Meilenrennen der Frauen gelang der US-Amerikanerin Katelyn Tuohy ihr bester Wettkampf seit zwei Jahren. Sie setzte sich in einer Zeit von 4:25,54 Minuten im Duell mit der Oregon studierenden Wilma Nielsen durch, die die zweitbeste Hallenleistung in dieser Disziplin der schwedischen Leichtathletik-Geschichte markierte. Die 23-jährige Skandinavierin ist eine 800m-Spezialistin und gewann 2021 eine U23-EM-Medaille auf der kürzeren Mittelstrecke.

Star des 800m-Laufs war die amtierende US-Freiluft-Meisterin Nia Akins, die den Wettkampf in einer Zeit von 2:01,03 Minuten vor ihren Landsfrauen Olivia Baker und Keegan McKenna gewann. Die 26-jährige Akins ist nach den Olympischen Spielen in die Trainingsgruppe rund um Ajee Wilson nach Philadelphia gewechselt – und damit zurück zu ihren Wurzeln, wie sie in einem von CITIUS Mag auf Youtube nach dem Wettkampf veröffentlichten Videointerview erzählte. Der Sieg im 800m-Lauf der Männer ging an Jonah Koech aus den USA, der sich dank überzeugender Schlussrunde in 1:47,56 Minuten mit großem Vorsprung auf die Konkurrenz durchsetzte. Das Dr Sander Invitational gehört zur World Indoor Tour Bronze.

Weitere Hallen-Entscheidungen des Wochenendes

🇰🇿 Das erste schnelle Saisonrennen über 3.000m der Frauen hat beim Auftakt zur World Athletics Indoor Tour Gold am Samstag in Astana gleich einen Rekord gebracht. Die erst 16 Jahre alte Marta Alemayo aus Äthiopien verbesserte in einer Zeit von 8:39,80 Minuten den U18-Weltrekord in dieser Disziplin von Gotytom Gebreslase, mittlerweile eine Marathon-Weltmeisterin, um satte sechs Sekunden. Den Wettkampfsieg feierte die Juniorin vor der gerade einmal ein Jahr älteren Shito Gumi. Die drittplatzierte Axumawit Embaye, ebenfalls aus Äthiopien, ist 14 Jahre älter als die Siegerin. Embaye war vor knapp einem Monat beim Silvesterlauf in Peuerbach am Start.

🇫🇷 Agathe Guillemot, EM-Medaillengewinnerin im 1.500m-Lauf, hat sich beim Hallen-Meeting in Nantes über 800m überraschend Clara Libermann geschlagen geben müssen. In einer Zeit von 2:01,46 Minuten hatte die 24-Jährige, die ihre Hallen-Bestleistung um eineinhalb Sekunden verbesserte, um gut zwei Zehntelsekunden die Oberhand und ist neue Meetingrekordhalterin. Auch im etwas prominenter besetzten 800m-Lauf der Männer gab es einen Heimsieg: U23-Europameister Yanis Meziane setzte sich in 1:46,28 Minuten gegen den Iren Mark English und Landsmann Paul Anselmini, 2023 U23-EM-Dritter, durch.

🇧🇪 Mit einer neuen Europabestleistung im 600m-Lauf von 1:14,92 Minuten ist der Belgier Eliott Crestan beim kleinen Meeting in Louvain-La-Neuve in die Wintersaison gestartet. Der 24-Jährige verbesserte die Marke des Deutschen Nico Motchebon um zwei Zehntelsekunden. Als Motchebon seine Bestzeit 1999 in Sindelfingen gelaufen ist, war Crestan gerade einmal sechs Tage auf der Welt. Im vergangenen Winter hat Crestan in seiner Spezialdisziplin, dem 800m-Lauf, Hallen-WM-Bronze gewonnen.

Autor: Thomas Kofler
Bild: Pixabay / Uwe Conrad

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