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Die Leichtathletik hat die Gabe, die Sportwelt zu vielen unterschiedlichen, spektakulären Orten zu führen: in architektonische Wunderwerke von Stadien als moderne Arenen des Sportgeschehens, zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Städten im Marathon- und Straßenlauf, vor gigantische Bergkulissen im Berg- und Ultralauf. Und im Winter ins Gelände. Der Austragungsort des Cross Internacional Atapuerca in der Gebirgskette, die nach dem nordspanischen Weiler in der Provinz Burgos, direkt am weltbekannten Jakobsweg gelegen, benannt ist, gehört zu den atemberaubendsten und gleichzeitig sonderbarsten des globalen Leichtathletik-Kalenders.
Bis 1994 war Atapuerca selbst ein unbedeutender und unattraktiver Ort. Ein kleines Dorf voller schwermütiger Steinbauten, wie sie nicht untypisch für die spanische Provinz sind. Bekannt war es dennoch aufgrund der Höhlen in den Hügeln ringsum, die beim geplanten Bau einer Bahnstrecke Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt wurden. Seit 1994 ist Atapuerca ein historischer Ort mit internationalem Bekanntheitsgrad. Bei Ausgrabungen, die bereits über ein Jahrzehnt davor begannen und 1992 erste spektakuläre Entdeckungen ergaben, wurden mehrere Höhlen entdeckt und Fossilien mit unschätzbarem Wert für die Wissenschaft und die Forschung der Menschheitsgeschichte – und damit das Wissen unserer Abstammung. Entdeckte Knochen wurden Vorfahren der Neandertaler zugeordnet, die vor bis zu 900.000 Jahren gelebt haben. Das Gelände hat es rasch auf die Liste des geschützten UNESCO-Weltkulturerbes geschafft. Die Atapuerca Foundation kümmert sich um die Erhaltung und die bestmögliche Zusammenarbeit mit den archäologischen Forscherteams, hauptsächlich der Universitäten in Madrid und Tarragona.
Anfang der 2000er-Jahre entstand die Idee, in Atapuerca einen Crosslauf durchzuführen. Die Strecke führt durch das Archäologie-Zentrum. Sie wurde 2004 umgesetzt, die Bedeutung des Events stieg kontinuierlich und ist Teil der neuen World Cross Country Tour der Stufe Gold. Es ist die fünfte Station im laufenden Kalender und beinhaltet die bisher am stärksten besetzten Elitefelder bei einem Crosslauf in diesem Winter. Bei den Frauen fehlt zwar die vierfache Siegerin Senbere Teferi aus Äthiopien, was dazu führend könnte, dass erstmals seit 2011 und zum erst dritten Mal bei der 17. Austragung die Siegerin aus Kenia kommt. Denn die großen Namen im Feld sind Margaret Kipkemboi, Vize-Weltmeisterin im 5.000m-Lauf von Doha 2019 und vor der Pandemie Siegerin des Crosslaufs in Sevilla, der kenianische Kasachstan-Export Norah Jeruto, Weltjahresschnellste und Diamond-League-Siegerin im 3.000m-Hindernislauf, sowie Beatrice Chebet, amtierende Junioren-Weltmeisterin im Crosslauf.
Am wahrscheinlichsten die äthiopische Siegesserie verlängern könnte Zenebu Fikadu, die vor einer Woche den Crosslauf in San Sebastian gewonnen hat, gegen das kenianische Trio aber krasse Außenseiterin ist. Noch sieben weitere Ostafrikanerinnen stehen auf der Elite-Startliste, darunter das hoffnungsvolle äthiopische Lauftalent Zerfe Wondemagegen, als Junioren-Weltmeisterin und Olympia-Finalteilnehmerin im 3.000m-Hindernislauf im Rennen um den Award für die Nachwuchsathletin des Jahres, die Kenianerin Celliphine Chespol und Francine Niyomukunzi aus Burundi, die heuer in Amorebieta einen Crosslauf der Stufe Gold gewinnen konnte. Auch zwei starke und junge europäische Crossläuferinnen sind am Start: die zweifache Junioren-Europameisterin in dieser Disziplin, Nadia Battocletti aus Italien, die in der abgelaufenen Bahnsaison kräftige Fortschritte im 5.000m-Lauf verzeichnete, und die Portugiesin Mariana Machado.
Auch das Rennen der Männer ist hochkarätig besetzt. Startnummer eins hat der Spanier Ouassim Oumaiz, der 2019 in Atapuerca sensationell gewinnen konnte und zwar als erster Spanier seit über einem Jahrzehnt. Das ugandische Trio Thomas und Joel Ayeko sowie Hosea Kiplangat, die Eritreer Aron Kifle, Awet Habte, Sieger in Amorebieta, und Yemane Haileselassie sowie der in Spanien lebende Rodrigue Kwizera aus Burundi, der zuletzt in Soria und San Sebastian triumphierte, bilden das ostafrikanische Elitefeld. Alle haben in den letzten Wochen bereits an Crossläufen in Spanien teilgenommen. Birhanu Balew, ein Äthiopier, der für den Bahrain startet und bei den Olympischen Spielen Sechster im 5.000m-Lauf war, sowie die starken Spanier Abdessamad Oukhelfen, Carlos Mayo, Antonio Abadia, Javier Guerra, Adel Mechaal, Olympia-Fünfter im 1.500m, und Ayad Lamdassem komplettieren dieses illustre Feld. Die Männer absolvieren eine 9.000 Meter lange Strecke, die Frauen eine 8.000m lange.
100 Läuferinnen und 172 Läufer starten in den Eliteläufen, knapp 1.000 Aktive verteilen sich auf die Volksläufe und die Masters-Wertung. Beachtlich stark besetzt sind die zahlreichen Nachwuchsrennen mit fast 3.000 gemeldeten Läuferinnen und Läufer.