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Eine große holländische Crosslauf-Party war eigentlich aufgemalt. Sifan Hassan war 2018 die dominierende Läuferin auf dem europäischen Parkett was die Distanzen zwischen 1.500m und 5.000m betrifft. Doch die in Äthiopien geborene und in den USA unter der Regie von Alberto…
Eine große holländische Crosslauf-Party war eigentlich aufgemalt. Sifan Hassan war 2018 die dominierende Läuferin auf dem europäischen Parkett was die Distanzen zwischen 1.500m und 5.000m betrifft. Doch die in Äthiopien geborene und in den USA unter der Regie von Alberto Salazar trainierende Holländerin hat ihren Antritt bei der Heim-EM im Crosslauf in Tilburg abgesagt. Trainingsrückstand, lautete die Erklärung, nachdem sie von einer Krankheit nach Saisonende in der Erholung ausgebremst wurde. Damit fehlt dem jährlichen Höhepunkt der europäischen Crosslauf-Saison der Star und haushohe Favorit. Als Hassan zuletzt an der Crosslauf-EM teilnahm, lief sie 2015 in Hyères die Konkurrenz in Grund und Boden.
Hattrick für Can?
Diese Rolle kam in den folgenden Jahren Yasemin Can zu. Die Türkin dominierte in Chia 2016 und Samorin 2017 und geht damit als Favoritin auf den Hattrick los. Die fast 22-Jährige ist jetzt bereits gemeinsam mit Paula Radcliffe, Hayley Helling und Fionnuala Britton Rekordsiegerin, drei Crosslauf-EM-Titel wären ein Novum – erst recht in Serie. Doch im Gegensatz zu den letzten Jahren lief es für Yasemin Can in dieser Saison nicht nach Wunsch. Während sie insbesondere 2016 aber auch im Folgejahr bei globalen Meisterschaften in die Top-Ten lief, verpasste sie auf kontinentaler Ebene im Gegensatz zu 2016 Goldmedaillen. Im 10.000m-Lauf wurde die Türkin Fünfte, über die halbe Distanz gewann sie immerhin Bronze. Top-Resultate bei Rennen auf internationalem Parkett ansonsten Fehlanzeige, weshalb eine Einschätzung der Form der aus Kenia stammenden und in Kenia lebenden Can schwer möglich ist.
Hoffen auf Heim-Medaille
Trotz der Absenz von Sifan Hassan hoffen die Holländerinnen auf eine Medaille. Susan Krumins führt das Team Oranje als Medaillenkandidatin in das Rennen, das um 13:35 Uhr gestartet wird und über die Distanz von 8.300 Metern führt. Die Silbermedaille bei der EM in Berlin über 10.000 Meter, der Sieg beim Österreichischen Frauenlauf und weitere Top-Resultate bei internationalen Meetings und Straßenläufen in den Niederlanden zeugen von einer bärenstarken Saison. Ein relativ sicherer Medaillen-Tipp ist die EM-Dritte von Berlin im 3.000m-Hindernislauf, Karoline Bjerkeli Grövdal, die bei Crosslauf-Europameisterschaften zuletzt dreimal in Folge die Bronzemedaille ergatterte. Gemeinsam mit dem Team Ingebrigtsen trainierte sie zuletzt in Flagstaff, um die Grundsteine für die neue Saison zu legen. Die Silbermedaillengewinnerin aus dem Vorjahr, Meraf Bahta aus Schweden, fehlt heuer. Sie nimmt aufgrund von laufenden Ermittlungen wegen drei verpasster Dopingtests im Sommer 2018 eine Wettkampfpause.
Traditionsreiche Crosslauf-Nationen
Auch die im ewigen Medaillenspiegel bei Crosslauf-Europameisterschaften führenden Nationen Großbritannien, Spanien, Frankreich und Portugal hoffen auf Edelmetall. Die Britinnen, die angeführt werden von der zweifachen Silbermedaillengewinnerin Kate Avery, und die Französinnen mit Routinier Sophie Duarte, die 2013 Gold gewann, kommen wohl eher für Edelmetall in der Teamwertung als in der Einzelwertung in Frage. Ein starkes Team stellt, ein Jahr vor der Heim-EM in Lissabon, Portugal mit Jessica Augusto, die zum zwölften Mal an Crosslauf-Europameisterschaften teilnimmt und das erste Mal seit 2010, als sie vor heimischem Publikum triumphierte, Halbmarathon-Europameisterin Sara Moreira und Carla Salome Rocha und nimmt in der Teamwertung die Favoritenrolle ein. Spaniens Aufgebot wird angeführt von Trihas Gebre und Nuria Lugueros, im Gegensatz zu den Serienerfolgen bei den Männern warten die Spanierinnen in der Allgemeinen Klasse seit neun Jahren auf Edelmetall in der Einzelwertung. Auch die Rumäninen Ancuta Bobocel und Roxana Barca haben in den letzten Jahren stets gute Rollen gespielt.
Medaillenchancen für Deutschland und die Schweiz
Die Top-Drei fest im Blick hat definitiv die Vorjahres-Fünfte Elena Burkard, die sich im Wettkampfjahr 2018 im 3.000m-Hindernislauf erheblich verbessert hat. Mit Fabienne Amrhein, Vera Coutellier, Caterina Granz, Hanna Klein und Deborah Schöneborn stellt der DLV eine schlagfertige Mannschaft, die auch das Podest in der Teamwertung anvisiert. Die Schweizer Einzelkämpferin Fabienne Schlumpf zählt ebenfalls zum Kreis der Medaillenanwärterin. Sie kommt mit besten Gefühlen nach Tilburg, wo sie vor zwei Wochen den traditionellen Warandeloop gewinnen konnte.
Deutsche Mitfavoritinnen im U23-Rennen
Wie in der Allgemeinen Klasse fehlen auch in der Altersklasse U23 bei den Frauen österreichische Teilnehmerinnen. Favoritin im 6.300 Meter langen Rennen mit Start um 11:35 Uhr ist die Dänin Anna Emilie Möller, im Vorjahr Siebte und 2016 Silbermedaillengewinnerin bei den Juniorinnen hinter Konstanze Klosterhalfen. Groß ist die Hoffnung auf ein gutes Abschneiden beim deutschen Team trotz der Abwesenheit der Stars Klosterhalfen und Reh. Miriam Dattke, Anna Gehring, Julia Klein, Lea Meyer, Svenja Pingpank und Lisa Tertsch dürften um die Medaillen in der Team-Wertung mitkämpfen, Gehring, vor zwei Jahren Silbermedaillengewinnerin in dieser Altersklasse, gehört gemeinsam mit Dattke zu den ersten Herausforderinnen Möllers. Aus der Schweiz gehen Lara Alemanni, Chiara Scherrer und Flavia Stutz ins Rennen, Scherrer hat dabei die besten Chancen auf eine Top-Ten-Platzierung.
Talenteshow bei den Juniorinnen
Einzige weibliche ÖLV-Starterinnen in Tilburg ist Carina Reicht (run2gether). Die 17-Jährige zählt im 97 Teilnehmerinnen umfassenden Feld zu den Jüngsten – der Startschuss fällt um 10:45 Uhr. Reicht ist amtierende Österreichische Crosslauf-Meisterin in der Altersklasse U18 und glänzte heuer mit Platz sechs bei der Jugend-EM in Györ im 3.000m-Lauf. Als Favoritin geht das irische Supertalent Sarah Healy ins Rennen, zweifache Europameisterin der Altersklase U18. Zu den weiteren Medaillenkandidatinnen zählen die Deutsche Lisa Oed, die ein Sextett mit Jana Beyer, Annasophie Drees, Klara Koppe, Paula Schneiders und Anneke Vortmeier anführt, und die Schweizerin Delia Sclabas, die begleitet wird von ihren Landsleuten Aita Ammann, Laura Guidice, Sibylle Häring, Carolina Hernandez-Pita und Joceline Wind. Sclabas gewann 2018 zwei Medaillen bei den Junioren-Weltmeisterschaften von Tampere und schaffte in mehreren Disziplinen einen kräftigen Leistungssprung. Bei Crosslauf-Europameisterschaften war die 18-Jährige bisher leer ausgegangen, die Generalprobe in Tilburg konnte sie vor zwei Wochen gewinnen. Die Niederlande hofft auf eine Medaille durch Jasmijn Lau, in den letzten Jahren Vierte und Fünfte, Italien auf eine durch Nadia Battocletti, Irland hat mit Sophie O’Sullivan eine weitere Medaillenaspirantin am Start.
Rekordteilnahme
Zum Abschluss der Bewerbe in Tilburg findet eine Mixed-Staffel mit Start um statt. Titelverteidiger ist Großbritannien, Belgien und Frankreich zählen heuer zu den Favoriten. Mit 616 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 38 europäischen Nationen erzielt die Crosslauf-EM 2018 in beiden Kategorien neue Rekorde.
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