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Will Barnicoat und Innes Fitzgerald glänzten bereits im letzten Jahr als Titelträger. Unter ganz anderen Vorzeichen waren sie auch in Antalya 2024 nicht zu schlagen. In der Altersklasse U20 sicherte sich Toptalent Niels Laros erwartungsgemäß seine erste Crosslauf-Goldmedaille. Überraschend war der Triumph von Phoebe Anderson in der Altersklasse U23, die Mixed-Staffel ging zum zweiten Mal nach 2022 an Italien.
Als hervorragender Achter im U23-Rennen war Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) in einer Optimalposition, das Geschehen im Kampf um die Medaillen zu beobachten (siehe RunUp.eu-Bericht). Obwohl er zur Rennorientierung seine Konkurrenz natürlich selektierte, konzentrierte sich der Österreicher freilich auf seine eigene Leistung. Mit Platz acht ist er aber mitten in die Europaklasse talentierter Jahrgänge gelaufen, denn das U23-Rennen in Antalya hatte eine beachtliche Qualität. Es wäre kein Wunder, würden die Besten von gestern in der europäischen Laufszene von morgen Spuren hinterlassen.
Der Topmann im Feld war Will Barnicoat, Crosslauf-Europameister der Altersklasse U20 im Jahr 2022, Crosslauf-Europameister der Altersklasse U23 im Jahr 2023 und nun auch im Jahr 2024. Als zu Beginn der zweiten Rennhälfte der Italiener Konjoneh Maggi das Tempo anzog, war der Brite stets aufmerksam zur Stelle und gab die Kontrolle über das Renngeschehen nie her. In der letzten Runde, als acht Läufer eine Spitzengruppe bildeten, agierte der 21-Jährige von vorne und hielt die Position in einem spannenden Duell entlang der Zielgerade gegen Nicholas Griggs. „Ich wusste, dass ich meine Gegner auf der Zielgerade hinter mir lassen könnte. Daher musste ich in der Topposition dorthin kommen. Es war ein hartes Rennen, auch, weil die Strecke ein schnelles Rennen ermöglichte“, so Barnicoat, der sein 6.332 Meter langes Rennen nach 18:27 Minuten beendete.
„Um ehrlich zu sein. Ich bin ihm ganz schön nahe gekommen, er hat sich auch umgeblickt. Also hat er mich gespürt. Ich habe wirklich alles gegeben, aber für Gold hat es leider nicht gereicht“, sah der zweite Held des Tages, Nicholas Griggs, zwei Seiten der Medaille. Weil ihm zum zweiten Mal ein Hauch zu einer Goldmedaille gefehlt hat und weil sein Team in der Nationenwertung als Vierter leer ausging. 2022 landete Griggs in der Altersklasse U20 ebenfalls hinter Barnicoat auf Platz zwei, 2023 war er Dritter hinter Axel Vang Christensen und Niels Laros, nun war der Jahrgangskollege von Kamenschak erstmals in der U23 dabei. Griggs war einer der jüngsten im Feld, er feiert erst nächste Woche seinen 20. Geburtstag.
Für eine Überraschung sorgte der drittplatzierte Brite David Stone, der sich in den letzten Jahren laut European Athletics mit diversen Verletzungen geplagt hat. Überraschend stark präsentierte sich auch der viertplatzierte Ukrainer Andrej Atamaniuk. Bester der hochgelobten Franzosen, die mit drei Top-Ten-Platzierungen immerhin Team-Silber hinter den Briten gewinnen konnten, war Luc Le Baron auf Platz fünf. Joel Ibler Lillesö aus Dänemark war mit Rang sieben gänzlich unzufrieden, sein Landsmann und zweifacher Junioren-Europameister in dieser Disziplin, Christensen, musste sich gar mit Position 17 zufrieden geben. Dennoch gelang in der Nationenwertung die erste Medaille bei Crosslauf-Europameisterschaften in einem Bewerb für Männer überhaupt. Stefan Nillessen, Olympia-Finalist von Paris im 1.500m-Lauf, bestritt in Antalya sowohl die Mixed-Staffel als auch den U23-Bewerb, wo er nur zu Rang zwölf kam.
🥇 Will Barnicoat 🇬🇧 18:27 Minuten
🥈 Nicholas Griggs 🇮🇪 18:28 Minuten
🥉 David Stone 🇬🇧 18:31 Minuten
🥇 Phoebe Anderson 🇬🇧 21:16 Minuten
🥈 Maria Forero 🇪🇸 21:21 Minuten
🥉 Ilona Mononen 🇫🇮 21:24 Minuten
Auch im U23-Rennen der Frauen fiel die Vorentscheidung in der dritten von vier Runden. Ilona Mononen, als Silbermedaillengewinnerin des Vorjahres hinter der damals überlegenen Britin Megan Keith die erklärte Favoritin, erhöhte das Tempo und verkleinerte die Spitzengruppe sukzessive. Lockeren Schrittes zog sie davon, die Spanierin Maria Forero folgte mit ebenso entspannten Gesichtszügen, dahinter hielten sich die Britinnen Mia Waldmann und Phoebe Anderson.
Als die dreiköpfige Spitzengruppe – Waldmann konnte nicht ganz durchhalten – über die als leichten Hindernisse da liegenden Baumstämme auf die gut 400 Meter lange Zielgerade sprang, änderte sich der Wind in diesem Renngeschehen komplett. Mit einem phänomenalen Schlussspurt ließ die 22-jährige Phoebe Anderson ihre Kontrahentinnen förmlich stehen und stürmte in einer Endzeit von 21:16 Minuten zur Goldmedaille. „Ich habe an meinen Speed aus vielen spezifischen Trainings für den 1.500m geglaubt“, erklärte sie. Die 22-jährige US-Studentin ist weder im Crosslauf noch in anderen Disziplinen je bei europäischen Meisterschaften in Erscheinung getreten.
Forero, Junioren-Europameisterin im Crosslauf von vor zwei Jahren, zeigte sich überrascht: „Vor der Zielgerade war ich sehr selbstbewusst und hab mich stark gefühlt. Ich war mir sicher, dass ich Ilona überholen könnte. Ich habe gar nicht gemerkt, wie ich auf der linken Seite überholt wurde.“ Mononen machte bei der Siegerehrung wieder gute Miene zum bösen Spiel, direkt hinter der Ziellinie fiel ihr ein Lächeln schwer: „Ich kann nicht lügen: Ich bin enttäuscht.“ Bronze gewann Mononen bereits 2022 in Turin, damals in der Altersklasse U20, als Forero siegte.
In der Teamwertung gingen die Medaillen an Großbritannien, der Türkei und Deutschland. Für das deutsche Team überzeugten Pia Schlattmann mit einem starken vierten Platz und Blanka Dörfel auf Rang zehn. Die Medaille sicherte Mia Jurenka auf Position 26 ab. Beste Schweizerin war Shirley Lang auf Rang 22, beste Österreicherinnen Cordula Lassacher (Atus Knittelfeld) auf Position 27 und Marie-Theres Gruber (Union Salzburg) auf Position 31 (siehe RunUp.eu-Bericht).
Das britische Talent Innes Fitzgerald ist erst 18 Jahre alt, aber schon zweifache Junioren-Crosslauf-Europameisterin. Zuletzt gelang das Nadia Battocletti und Konstanze Klosterhalfen, die wenige Stunden später im Frauenrennen auf den Rängen eins und zwei ins Ziel kamen. Fitzgerald wird nächstes Jahr die Chance auf den Hattrick haben, was bisher nur ihrer Landsfrau Stephanie Twell in den Jahren 2006 bis 2008 gelungen ist.
Fitzgerald dominierte das 4.812 Meter lange Rennen – es war der erste Wettkampf des Tages – von Beginn an und sorgte gleich in der ersten Runde dafür, dass die Spitzengruppe auf vier Läuferinnen reduziert war. Ihre Landsfrau Jess Bailey, die Deutsche Julia Ehrle und die Türkin Edibe Yagiz folgten. Yagiz fiel bald zurück, Fitzgerald erzwang bereits Ende der zweiten von drei Runden die Vorentscheidung und setzte sich ab.
Sie erreichte das Ziel nach 15:47 Minuten als klare Siegerin vor ihrer Landsfrau Jess Bailey. „Sehr, sehr gut! Ich bin überglücklich über die gelungene Titelverteidigung!“, jubelte die Siegerin. Bailey zeigte sich „überrascht“ über die Silbermedaille. Dramatisch wurde der Kampf um die Bronzemedaille. Sofia Thögersen, die bei der letzten Zwischenzeit rund 700 Meter vor dem Ziel noch 13 Sekunden hinter Ehrle lag, überholte in einem atemberaubenden Finish nicht nur die französische Medaillenkandidatin Jade Le Corre, sondern in einem dramatischen Schlussspurt auch noch die Deutsche. Damit jubelte die Dänin, die in der holländischen Trainingsgruppe rund um Trainer Thomasz Lewandowski und Jungstar Niels Laros trainiert, doch noch über die Bronzemedaille.
In der Teamwertung holte das britische Team mit nur neun Platzierungspunkten die Goldmedaille vor Frankreich und Italien. Trotz der Top-Ten-Platzierungen von Shirin Kerber und Fabienne Müller ging das Schweizer Team als Viertbestes leer aus.
🥇 Innes Fitzgerald 🇬🇧 15:47 Minuten
🥈 Jess Bailey 🇬🇧 15:58 Minuten
🥉 Sofia Thögersen 🇩🇰 16:03 Minuten
🥇 Niels Laros 🇳🇱 14:07 Minuten
🥈 George Couttie 🇬🇧 14:09 Minuten
🥉 Andreas Fjeld Halvorsen 🇳🇴 14:16 Minuten
Bei den Junioren, mit 95 Teilnehmern aus 25 Nationen das größte Starterfeld des Tages, wurde Niels Laros seiner Favoritenrolle gerecht. Zwei Jahre, nachdem er verletzungsbedingt seinen Start zurückziehen musste und ein Jahr, nachdem er in Brüssel von Christensen düpiert wurde, kontrollierte das holländische Ausnahmetalent das Rennen nach Belieben und gewann den Schlussspurt gegen den starken Briten George Couttie, der in den USA unter dem selben Trainier trainiert wie 1.500m-Olympiasieger Cole Hocker.
Die Bronzemedaille ging an den Norweger Andreas Fjeld Halvorsen, im Spätsommer sensationell Junioren-Weltmeister im 3.000m-Lauf. Er rettete sich mit letzter Kraft vor seinem erst 17 Jahre alten Landsmann Magnus Oyen auf dem dritten Platz ins Ziel. Norwegen gewann die Teamwertung vor der Niederlande und Frankreich – ein Team-Podest ohne Großbritannien ist bei Crosslauf-Europameisterschaften in den Nachwuchsklassen tatsächlich eine Seltenheit.
Laros’ Titel ist der erste für die Niederlande in der Juniorenklasse bei Crosslauf-Europameisterschaften, seitdem Gert-Jan-Liefers bei der Premierenausgabe dieses Bewerbs im Jahr 1997 vor dem Österreicher Günther Weidlinger gewann.
In der Mixed-Staffel geriet das favorisierte spanische Team durch einen Sturz von Marta Perez kurz vor Rennhalbzeit entscheidend ins Hintertreffen. Und so entwickelte sich eine hochspannende Entscheidung mit einem Schlussspurt dreier Teams, die zeitgleich gewertet wurden – 18:02 Minuten. Italien hatte die Nase am Ende wie schon 2022 knapp vorne, Titelverteidiger Frankreich und Großbritannien gewannen die weiteren Medaillen.
Weil alle Topteams ihre beiden Männer als Start- und Schlussläufer nominierten, entwickelte sich ein spannendes Rennen, das in der zweiten Runde eine besondere Note erhielt, weil Andorra seinen zweiten Läufer auf Position zwei setzte. Somit ging der Pyrenäen-Kleinstaat kurz vor dem zweiten Wechsel tatsächlich für wenige Sekunden in Führung. Zu diesem Zeitpunkt war das Pendel aber bereits Richtung Italien ausgeschlagen. Marta Zenoni hatte die Führung von der Französin übernommen, nachdem Antoine Senard die Bestzeit im ersten Abschnitt erzielt hatte. Hinter Andorra auf Platz zwei liegend kamen nun die beiden nationalen Rekordhalter im 1.500m-Lauf zum Einsatz. Sintayehu Vissa brach zwar gegen Ende ihrer Runde leicht ein und verlor fünf Sekunden auf Frankreichs EM-Medaillengewinnerin im 1.500m-Lauf, Agathe Guillemot, doch beide Teams gingen zeitgleich in die letzte Runde.
Dort gesellte sich Tyler Bilyard zum spannenden Dreikampf dazu. Pietro Arese hatte nicht nur den besten Schlussspurt, sondern zeigte auch den lautesten Jubel aller. Der EM-Medaillengewinner von Rom (1.500m) war der einzige aus dem Team, der auch schon vor zwei Jahren im siegreichen Quartett war.
Großbritannien 🥇🥇🥇🥇🥇🥇 🥈🥈🥈 🥉
Italien 🥇🥇🥇 🥈 🥉
Norwegen 🥇🥇 🥉
Spanien 🥇 🥈 🥉
Niederlande 🥇 🥈
Frankreich 🥈🥈🥈. 🥉
Belgien 🥈 🥉
Deutschland 🥈 🥉
Türkei 🥈 🥉
Irland 🥈
Dänemark 🥉🥉
Finnland 🥉
1. Großbritannien 98 Punkte
2. Frankreich 58 Punkte
3. Spanien 42 Punkte
4. Italien 40 Punkte
5. Norwegen 34 Punkte
6. Deutschland 29 Punkte
7. Türkei 26 Punkte
…
13. Schweiz 9 Punkte
14. Österreich 3 Punkte
Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Maja Hitij/Getty Images for European Athletics