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Das Marathon-Jahr 2019: 10 Highlights

Das Marathon-Jahr 2019 wird sowohl was die Quantität der globalen Laufszene als auch was die Leistungen an der Weltspitze angeht in die Geschichte der Sportart eingehen. Ein Top-Wert jagte den nächsten. RunAustria fasst die zehn faszinierendsten Leistungen, spannendsten Entwicklungen und…

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Das Marathon-Jahr 2019 wird sowohl was die Quantität der globalen Laufszene als auch was die Leistungen an der Weltspitze angeht in die Geschichte der Sportart eingehen. Ein Top-Wert jagte den nächsten. RunAustria fasst die zehn faszinierendsten Leistungen, spannendsten Entwicklungen und Ereignisse auf der internationalen Bühne zusammen.
 
Der ausführliche RunAustria-Bericht über die Leistungen der österreichischen Marathonläuferinnen und Marathonläufer: Historisches Jahr für Österreich
 

Highlight 1: Der Weltrekordlauf von Brigid Kosgei

Die Leistung von Paula Radcliffe beim London Marathon 2003, 2:15:25 Stunden, schien wie in Stein gemeißelt und mittelfristig ein sehnsüchtiges, aber utopisches Ziel für die Weltelite im Marathon. 16 Jahre und sechs Monate später stellte Brigid Kosgei in Chicago einen neuen Weltrekord auf. Nein, sie pulverisierte den alten und führte die Marathon-Szene der Frauen in eine neue Sphäre. Seit 2003 kam keine Läuferin nicht einmal in die Nähe des Rekords der Britin, nun steigerte die Kenianerin den Weltrekord um 1:21 Minuten auf eine Fabel-Zeit von 2:14:04 Stunden. Kleine esoterische Randnotiz: Zum dritten Mal in Folge wurde ein Marathon-Weltrekord bei den Frauen an einem 13. des Monats aufgestellt – von wegen Unglück. Wichtige Randnotiz: Der letzte Weltrekord (früher Weltbestleistung), der so lange gehalten hat wie jener von Radcliffe, war der allererste von Violet Piercy im Jahr 1926. Er wurde erst 37 Jahre später gesteigert, in beiden Fällen war das Marathonlaufen für Frauen aber offiziell noch nicht erlaubt und erst recht nicht etabliert.
Kosgei kündigt sich seit Jahren als der kommende Marathon-Star an und hat mit einer beeindruckenden progressiven Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit bereits große Erfolge erzielt. Der letzte Sprung zum Weltrekord war ein gigantischer, zumal sie in Chicago zwei Halbmarathons auf konstantem Niveau vereinte. Die Marathon-Hälften von 1:06:59 und 1:07:05 Stunden waren jeweils die zweitschnellsten in der Geschichte von Marathonläufen, die Kombination einmalig. Klar, Kosgei wurde von männlichen Tempomachern begleitet, anders wäre eine solche Leistung nicht möglich. Was auffällt und imponiert: Die Kenianerin lief die ersten fünf Kilometer höchst rasant an, absolvierte zu Rennmitte die „langsamste Rennphase“ und konnte sich im letzten Drittel steigern. Diese Dramaturgie ist typisch für etliche Marathon-Siegerleistungen im Jahr 2019, besonders bei den Frauen. Kosgeis Vorsprung auf die zweitplatzierte Ababel Yeshaneh betrug im Ziel 6:47 Minuten – ein Abstand aus den Urzeiten des Frauen-Marathons.
 

© INEOS 1:59 Challenge / Leo Hagen
Highlight 2: Der erste Marathonlauf unter zwei Stunden

Es war die perfekt vorbereitete und optimal inszenierte Umsetzung eines elitären Läufer-Traums: einen Marathon unter zwei Stunden zu absolvieren. Gelungen ist das Eliud Kipchoge auf einer bedacht ausgewählten Laufstrecke in Wien. Die Zeitnehmung stoppte bei 1:59:40,2 Stunden und durchbrach eine Schallmauer. Dem ersten sub-2-Marathon ist ein Meilenstein der Leichtathletik-Geschichte, dem eine ähnliche Bedeutung zugesprochen wird wie der ersten sub-4-Meile im Jahr 1954 von Sir Roger Bannister. Kipchoge, Olympiasieger, Weltrekordhalter und Superstar, hat die Leistungsgrenze auf der beliebten Traditionsdistanz verschoben.
Im Gegensatz zu Kosgeis Fabelauftritt am Tag darauf in Chicago kann Kipchoges Leistung nicht als offizieller Weltrekord anerkannt werden. Denn um die bestmöglichen Voraussetzungen für das große Ziel zu schaffen, missachtete das Projektteam von INEOS im Bereich des Pacemakings und der Verpflegung einige wichtige Regeln des Leichtathletik-Weltverbandes. World Athletics Präsident Sebastian Coe betont, der Laufsport habe genügend Platz für einen offiziellen Weltrekord und eine sub-2-Marathon-Zeit. Die globale Aufmerksamkeit für die historische Unternehmung Kipchoges und der weltumspannende Nachhall des Gelingens demonstriert die offensichtliche Bedeutung dieses sporthistorischen Tages in Österreichs Bundeshauptstadt. Das Veranstalter-Team des Vienna City Marathon leistete als lokaler Veranstaltung mit einer hervorragenden Arbeit seinen Beitrag und ermöglichte damit einen der größten Sportmomente überhaupt auf österreichischem Boden, wenn nicht gar den größten.
 

Highlight 3: Die größte Dichte an der Spitze aller Zeiten

309 Marathon-Leistungen unter 2:10 Stunden bei den Männern und 340 Marathon-Leistungen unter 2:30 Stunden bei den Frauen zeugen von der größten Dichte in der absoluten und erweiterten Weltspitze der Sportart. Im Vorjahr waren es 94 Männer und 101 Frauen weniger. Ein Anstieg der Leistungsfähigkeit im Marathon ist in vielen Teilen der Welt zu beobachten, ganz besonders aber in den beiden führenden Marathon-Ländern Kenia und Äthiopien, wo die Anzahl der oft aus dem Nichts emporkommenden Talente emporschnellte. Die größte Entwicklung gelang Äthiopien: 101 Zeiten unter 2:10 Stunden bei den Männern (2018: 67, 2017: 43) und 147 Zeiten unter 2:30 Stunden bei den Frauen (2018: 87) sprechen eine deutliche Sprache. Bei den Frauen lief Äthiopien dem Erzrivalen aus dem Süden endgültig den Rang ab. Die Kenianerinnen verbuchten „nur“ 87 Zeiten unter 2:30 Stunden (2017: 71), die Männer verteidigten Kenias Spitzenposition mit 133 sub-2:10-Marathonzeiten (2017: 118).
Die Vergrößerung der Dichte im Spitzenbereich ist aber kein afrikanisches Phänomen. 15 europäische Marathonläufer knackten 2019 die 2:10 Stunden und erzielten insgesamt 20 sub-2:10-Zeiten, 2017 und 2018 waren es lediglich fünf sub-2:10-Leistungen, 2016 war jene von Tadesse Abraham die einzige! Ähnlich bei den Europäerinnen: 26 sub-2:30-Zeiten entsprechen eine Steigerung um 100% im Vergleich zu 2016 und sind um drei mehr als 2017 bzw. sechs mehr als 2018. In Japan unterboten heuer 21 Läuferinnen 24 Mal die Zeit von 2:30 Stunden (2018: 20 Mal), in den USA fiel die Marke von 2:30 Stunden 18 Mal (2018: zehnmal). Ausnahmen bilden die japanischen Männer (2019: 8 sub-2:10-Zeiten, 2018 17) und die US-amerikanischen Männer (2019: drei, 2018 und 2017 je zwei). Die Erklärung für den Rückgang der Japaner ist einfach: Das Olympische Vorausscheidungsrennen mit Meisterschaftscharakter war der große Saison-Höhepunkt für alle, deswegen konnten lediglich jene Läufer, die einen Marathon in der Zeitspanne von Jänner bis März in Japan gelaufen sind, überhaupt ein solches Ergebnis erzielen. Anders ist die Begründung bei den US-amerikanischen Männern, die seit vielen Jahren nur einzelne Leistungen in diesem Bereich erzielen und zudem häufig auf den selektiven Strecken des Boston Marathon und des New York City Marathon laufen. Dort ist das Spektrum im Leistungsbereich zwischen 2:10 und 2:12 Stunden deutlich häufiger, auch weil Tempomacher fehlen.
Auch in der absoluten Weltklasse wird die Luft immer dünner: 16 Läufer knackten in diesem Jahr die Marke von 2:05 (Birhanu Legese gleich zweimal), zwölf Läuferinnen blieben unter 2:20 Stunden (Brigid Kosgei lieferte die Weltjahresbestleistung und die viertbeste Zeit). Die Frauen markierten damit einen neuen Rekord, bei den Männern fiel die Marke von 2:05 Stunden auch 2018 17 Mal, allerdings von 14 Athleten. Weiterhin statistisch beeindruckend: Acht verschiedene Läufer erzielten eine Zeit unter 2:04 Stunden. Zwei Läufer (Legese in Berlin und Geremew in London) liefen unter 2:03 Stunden und waren nicht Sieger des Rennens! Dasselbe Schicksal erlebte Worknesh Degefa, deren Zeit von 2:17:41 Stunden in Dubai lediglich für Rang zwei reichte – alles historisch einmalige Begebenheiten.
 
Anm.: Zahlen laut Bestenlisten von World Athletics
 

Highlight 4: Europa rückt näher an die Weltspitze

Das Marathon-Jahr 2019 war die Spitzenleistungen betreffend ein historisches für Europa. Der Europäische Leichtathletik-Verband (European Athletics) verzeichnete in seiner Jahresbestenliste nicht weniger als sieben neue Landesrekorde im Leistungsbereich unter 2:11 Stunden. Dazu gehört natürlich auch der Österreicher Lemawork Ketema mit seiner Leistung von 2:10:44 Stunden beim Vienna City Marathon.
Sportlicher Höhepunkt des europäischen Marathonsports war der neue Europarekord von Kaan Kigen Özbilen in Valencia. Der kenianisch-stämmige Türke, der bereits im April in Rotterdam den alten Rekord von Mo Farah von 2:05:11 Stunden nur knapp verpasst hatte, lief beim Valencia Marathon zu einer sensationellen Zeit von 2:04:16 Stunden. Der 33-Jährige profitierte laut eigener Aussage massiv von seinem Wechsel ins Trainingscamp von Patrick Sang, in dem er gemeinsam mit Eliud Kipchoge und Geoffrey Kamworor trainiert. Bashir Abdi markierte beim Chicago Marathon einen neuen belgischen Rekord (2:06:14), Abdi Nageeye beim Rotterdam Marathon einen neuen holländischen (2:06:17), Maru Teferi beim Frankfurt Marathon einen neuen israelischen (2:08:09) und brach dabei den beim Prag Marathon aufgestellten Rekord von Girmaw Amare und der Schwede David Nilsson steigerte in Valencia den schwedischen Landesrekord auf eine Zeit von 2:10:09 Stunden. Bei den Frauen verzeichnete die europäische Leichtathletik Marathon-Landesrekorde in Israel (Lonah Chemtai-Salpeter in 2:19:46 Stunden in Prag) und in Moldawien (Lilia Fisikovici in 2:27:26, London Marathon).
 

© SIP / Johannes Langer
Highlight 5: Teilnehmerrekorde auf der ganzen Welt

Marathonlaufen boomt weiterhin, zumindest im globalen Schnitt. Am schnellsten wächst der Markt in China und zwar in unwahrscheinlichen Dimensionen. Binnen sieben Jahren (2011 bis 2018) haben sich die Marathonläufe im bevölkerungsreichsten Land der Welt vervierzigfacht. Entstanden sind dabei keine kleinen Dorfmarathons, sondern Marathons in Metropolen mit Zig-Tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Während kleinere Marathonläufe in Europa um jeden Teilnehmer kämpfen müssen um die Teilnehmerzahlen konstant zu halten (so auch in Österreich), erfreuen sich die bedeutendsten und bekanntesten Marathonläufe der Welt über immer größere Popularität. 457.861 Läuferinnen und Läufer haben sich für einen Startplatz beim London Marathon geworben, nur rund 10% werden tatsächlich aktiv dabei sein. Nur knapp dahinter liegt die Anzahl der Interessenten auf einen Startplatz beim Tokio Marathon. Mit 53.627 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat der New York City Marathon 2019 seinen eigenen Weltrekord übertroffen. Der Chicago Marathon und der Paris Marathon nähern sich ebenfalls mit großen Schritten der 50.000-Teilnehmer-Marke. Weiterhin klar ansteigend ist die Zahl von Marathonläuferinnen.
 

Highlight 6: Echtes Racing bis auf die Zielgerade

Zwei Philosophien polarisieren in der weltweiten Marathon-Szene und lassen sich nur ganz selten, zu ganz besonderen sporthistorischen Augenblicken, vereinen zum größten erdenklichen Showdown: so schnell wie möglich laufen auf der einen und ein hochspannender Kampf um den Sieg bei Kilometer 42,1 auf der anderen Seite. Oft bleiben bei statistisch geprägten Jahresrückblicken die schnellsten Marathon-Zeiten des Jahres verstärkt hängen. Aus Rennen, die mit leistungsstarken und gut ausgebildeten Tempomachern Rampen für potenzielle Rekordleistungen bauen. Starke Siegerzeiten, die große Aufmerksamkeit erzeugen, kaschieren oft früh entschiedene Rennen mit im Finale nüchterner Dramaturgie.
Dem gegenüber stehen die faszinierenden Momente im verbissenen Kampf um den Sieg. Und davon gab es in diesem Marathon einige. Gleich doppelt beteiligt waren Lawrence Cherono und Lilesa Desisa. Der Kenianer setzte sich beim Boston Marathon in einem hochspannenden Duell gegen den Äthiopier durch. Dieser hatte das bessere Ende für sich, als er bei den Weltmeisterschaften von Doha im Endspurt seinen Landsmann Mosinet Geremew abhängte. Cherono seinerseits erwies sich als Spurtmeister des Jahres, als er sich auf der Zielgerade des Chicago Marathon gegen Dejene Debela und Asefa Mengstu knapp durchsetzte und seinen zweiten World Marathon Major des Jahres gewann. Ein bemerkenswert offenes Rennen gab es auch beim Frankfurt Marathon Ende Oktober, wo Fikre Bekele ein nur durch zwölf Sekunden getrenntes Quartett anführte.
 

Highlight 7: Wie Phönix aus der Asche

Das Marathon-Jahr 2019 produzierte natürlich auch potenzielle Marathon-Stars der Zukunft. Für einen Paukenschlag sorgten bereits im Jänner die beiden Äthiopier Getaneh Molla und Herpassa Negasa beim Dubai Marathon. Molla siegte im schnellsten Marathon-Debüt der Geschichte von 2:03:34 Stunden mit sechs Sekunden Vorsprung auf den bis dato unbekannten Negasa. Apropos völlig unbekannt: Das war auch Reuben Kipyego, ehe er aus dem völligen Nichts binnen gut zwei Monaten in Buenos Aires (Zweiter) und Abu Dhabi (Sieger) zwei Weltklasseleistungen ablieferte und nun zum Kreis der sub-2:05-Sieger gehört. Keine Unbekannte, aber dennoch ein Neuling auf der Marathon-Bühne ist Joyciline Jepkosgei. Die Weltrekordhalterin im Halbmarathon gab beim New York City Marathon ihre lang ersehnte Premiere im Marathon und besiegte gleich die Vierfachsiegerin Mary Keitany. Der Erfolg Jepkosgeis am Big Apple war übrigens der einzige World-Marathon-Major-Sieg des Jahres einer Athletin, die keinen Laufschuh von Nike trug – bei inklusive der WM 14 Gelegenheiten (Männer und Frauen) inklusive Weltmeisterschaften.
 

© SIP / Johannes Langer
Highlight 8: Die Renaissance von Kenenisa Bekele

Irgendwie war es eine unvollständige Geschichte einer glorreichen Karriere und irgendwie ist sie es immer noch. Kenenisa Bekele, der erfolgreichste Läufer auf der Bahn, der bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften im vergangenen Jahrzehnt regelmäßig die Hauptpreise abräumte, verpasste den Marathon-Weltrekord, den er als sehnsüchtiges Ziel ausgegeben hatte, beim Berlin Marathon 2016 um sechs Sekunden. Heuer schrammte er an gleicher Stelle nur um zwei Sekunden an der neuen Bestmarke von Eliud Kipchoge vorbei und knackte in einer Zeit von 2:01:41 Stunden als Zweiter die Marke von 2:02 Stunden. Anscheinend musste der alte, kurzzeitig entthronte und neue äthiopische Rekordhalter einen Mehrweg von ca. 15 Metern aufgrund einer Baustelle in Kauf nehmen, im direkten Vergleich zu 2018. Das Besondere an Bekeles zwei Berlin-Siegen: In den Jahren dazwischen folgte eine Pleite der anderen, lust- und kraftlose Auftritte endeten vielfach im Debakel, der Sportler war mit seinen Gedanken eher in seinem Business als beim Marathon-training. Zwei Monate konzentrierte mentale Wiederherstellung eines Weltklasseläufers in Holland bei seinem Manager Jos Hermens und anschließend drei Monate voller Fokus auf das Training in Vorbereitung auf den Berlin Marathon reichten, um aus einem verglühten Stern am Marathon-Himmel einen neuerlichen Top-Läufer zu formen, der den Traum vom Weltrekord im Marathon noch nicht aufgegeben hat.
 

Highlight 9: Vienna City Marathon mit hoher Qualität

Das heimische Laufsport-Highlight war auch in diesem Jahr der Vienna City Marathon. Auch wenn Österreichs größte Laufsportveranstaltung trotz des Golden Labels des Leichtathletik-Weltverbandes nicht in der ersten Reihe der Top-Veranstaltungen mitspielen kann, was Marathon-Teilnehmer, Budget, Weltklasse-Athleten oder Spitzenzeiten angeht, so überzeugt der VCM auf anderen Ebenen – wie übrigens auch weitere österreichische Marathon-Veranstaltungen. Die britische Website „The Sole Supplier“ erstellte ein Marathon-Ranking, das die Veranstaltungs-Qualität anhand von zehn Kriterien definiert: Durchschnittslaufzeit der Teilnehmer, medizinische Versorgung auf der Strecke, Hygienestandards, Verpflegungsstationen, Startgeld, Hospitality und Unterkünfte, Luftqualität, Lufttemperatur, Regenwahrscheinlichkeit und Höhenlage. Mit einem Punktefaktor von 7,57 belegt der Hamburg Marathon den Spitzenplatz, bereits auf Rang zwei folgt der Vienna City Marathon. Hinter den Marathons in Krakau, Vilinuis, Cluj, Zagreb, Antwerpen, Thessaloniki und Kaunas folgt auf Platz zehn mit dem Osaka Marathon die erste nicht europäische Veranstaltung. Weitere interessante Platzierungen: London Marathon (11.), Peking Marahton (12.), Rom Marathon (13.), Stockholm Marathon (19.), Berlin Marathon (22.), Amsterdam Marathon (26.), Athen Marathon (28.), Graz Marathon (37.), München Marathon (38.), Rotterdam Marathon (40.), Zürich Marathon (44.), Swiss City Marathon (45.), Chicago Marathon (49.), New York City Marathon (52.) und Paris Marathon (57.). Ganz sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, aber ein eigenwilliger Ansatz aus einer anderen Richtung, die den Spitzensport und die wirtschaftlichen Verhältnisse von Veranstaltungen nicht überbetont und zeigt, dass in vielen Städten Europas Laufsport mit hoher Qualität geboten wird. Schade ist die mangelnde Repräsentativität der Analyse, die nur 81 ausgewählte Marathon-Veranstaltungen umfasst. Es fehlen beispielsweise die World Marathon Majors in Tokio und Boston genauso wie Klassiker wie der Frankfurt Marathon oder alle weiteren österreichischen Marathon-Events abgesehen von Wien und Graz.
Die schnellste Durchschnittszeit – das ist kein Indikator für prominente Elitefelder (denn dann würden Berlin, Chicago und Dubai vorne liegen), sondern für fitte Freizeitläufer – der 81 untersuchten Events werden übrigens beim HC Andersen Marathon in Odense in Dänemark gelaufen (3:51:22), wo übrigens auch die mit Abstand beste Luftqualität gemessen wurde, knapp gefolgt von den Marathons in Luzern (3:51:33), Antwerpen (3:51:12), Graz (3:54:13) und Wien (4:00:01). Ein fantastisches Abschneiden der österreichischen Marathonläuferinnen und Läufer! Übrigens: In den Top-Ten befindet sich mit dem Christchurch Marathon nur ein nicht europäischer Vertreter.
 

Highlight 10: Einzelne Erfolge der Dopingjäger

Auch 2019 war der Marathonlauf nicht frei von Dopingfällen geschweige von Dopingmissbrauch. Doch die unabhängige Dopingermittlungsbehörde des Leichtathletik-Weltverbandes, die Athletics Integrity Unit gemeinsam mit den Bemühungen im Kampf gegen Doping der World Marathon Majors, der nationalen Anti-Doping-Behörden unter dem Schirm der WADA und weiteren Behörden konnten im vergangenen Jahr einige prominente Stars aus dem Verkehr ziehen. Damit wurde zumindest sichergestellt, dass vergangene Resultate retrospektiv etwas gerechter gestaltet werden und dass diese Betrüger in den nächsten Jahren nicht noch einmal Ergebnisse verfälschen.
Zu den prominentesten und damit wichtigsten Dopingfällen im Straßenlauf im Jahr 2019 gehören die Marathon-Olympiasiegerin von 2016, Jemima Sumgong, die Olympia-Silbermedaillengewinnerin von Rio, Eunice Kirwa und die ehemalige Tokio-Marathon-Siegerin Sarah Chepchirchir, allesamt aus Kenia (stammend). Die unnötigste Doping-Story des Jahres lieferte aber die französische Marathonläuferin Clémence Calvin, die sich laut Anklage einer Dopingkontrolle entzog, suspendiert wurde, das Startrecht beim Paris Marathon rechtlich einklagte, einen französischen Landesrekord lief, wieder suspendiert wurde, nun noch nicht rechtskräftig zu einer vierjährigen Sperre verdonnert wurde und den französischen Rekord wohl wieder verlieren wird.

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