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Debütantin O’Keeffe brilliert bei Trials

In ihrem ersten Marathon überhaupt ist Fiona O’Keeffe der große Wurf gelungen. Bei den US-Marathon-Trials in Orlando markierte sie die schnellste Marathonzeit überhaupt bei diesen vierjährlichen, nationalen Titelkämpfen, mit denen die Olympia-Startplätze direkt verknüpft sind. Bei den Männern feierten die zwei Läufer, die das Olympia-Limit in der Tasche haben, einen Doppelsieg.
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Nach 2:22:10 Stunden war Fiona O’Keeffes Meisterstück realisiert. Als Siegerin der Trials ist die Marathon-Debütantin die Nummer eins auf der Nominierungsliste der USA für den Olympischen Marathonlauf von Paris 2024 – denn das Limit von 2:26:50 Stunden hat sie in Orlando trotz des Charakters eines Meisterschaftsrennens ohne Probleme gesenkt. Trotz der Unvorhersehbarkeit ihres Sieges ist der Triumph der 25-Jährigen nicht die absolute Sensation. Im Vorjahr lief sie den 10.000m-Lauf zweimal unter 31 Minuten und in Houston gelang vor knapp 25 Monaten ein Halbmarathon in einer Zeit von 1:07:42 Stunden – mit beidem befindet sie sich in den Top-Ten der ewigen US-amerikanischen Bestenlisten.

Favoritinnen straucheln

Elf Kilometer vor dem Zielstrich brach O’Keeffe, trainiert von Alistair Cragg, Ehemann von Ex-WM-Medaillengewinnerin und Trials-Siegerin im Jahr 2016, Amy Cragg, zu ihrem unwiderstehlichen Alleingang auf, nachdem die Halbmarathon-Zwischenzeit von 1:11:43 Stunden für ein Trial-Rennen schon ziemlich flott war. Die klare Siegerin erzielte wie auch die zweitplatzierte Emily Sisson einen negativen Split, während die anderen Favoritinnen auf den nächsten Kilometern in Schwierigkeiten kamen. Erst verlor Keira D’Amato den Anschluss, dann Betsy Saina. Beide stiegen später aus, ihre Träume von der Olympia-Teilnahme hatten sie bereits davor begraben müssen. Molly Seidel, Olympia-Bronzemedaillengewinnerin von Sapporo, hatte bereits vor dem Start mit einer Knieverletzung w.o. gegeben, die letzte Trial-Siegerin Aliphine Tuliamuk kam laut Let’sRun.com in nicht idealer physischer Verfassung nach Orlando.

Topfavoritin Sisson zu Olympia

Auch im Alter von 40 Jahren bleibt der Olympische Traum von Sara Hall im Marathon unerfüllt, sie musste mit Platz fünf Vorlieb nehmen. In Interviews davor hatte die vierfache Mutter betont, in ihrer Karriere noch nie so viel investiert zu haben wie in den Vorbereitungen dieses Rennens, dafür hatte sie untypischerweise auch auf einen Herbst-Marathon verzichtet. Einzig die US-amerikanische Rekordhalterin Emily Sisson konnte ab Kilometer 31 einigermaßen mit der Siegerin mithalten und sicherte sich in einer Zeit von 2:22:42 Stunden den zweiten Platz. Für die 32-Jährige mag es Balsam auf die Seele in Erinnerung an ihren Tiefpunkt bei den Trials 2020 gewesen sein. Damals scheiterte sie krachend.

Es sind erstaunlich qualitätsvolle Leistungen, die auch mit der mutigen Rennstrategie in beiden Rennen zu tun hatten. Die von den protestierenden Athletinnen und Athleten in einem Kompromiss mit dem US-amerikanischen Leichtathletik-Verband (USATF) und weiteren Stakeholdern durchgesetzte Vorverlegung des Starts von der Mittagszeit auf 10 Uhr Ortszeit (siehe RunAustria-Bericht) hat sich jedenfalls rentiert, denn in der Schlussphase der Rennen kletterte das Thermometer in Florida bereits auf die 25°C zu, nachdem sie bei etwa 17°C gestartet wurden.

Lindwurm jubelnde Dritte

Dramatisch wurde im Rennen der Frauen der Kampf um den dritten Platz, dem letzten Ticket für Paris 2024. Knapp zehn Kilometer vor der Ziellinie hielt ihn die ehemalige Siegerin des Paris Marathon, Betsy Saina, im September Siegerin des Sydney Marathon bei ähnlichen Bedingungen, vor Sara Hall. Dann wurde das Duo von Caroline Rotich überholt – die ehemalige Überraschungssiegerin des Boston Marathon ist erst seit kurzem in Besitz der amerikanischen Staatsbürgerschaft. Doch den längsten Atem in dieser vorentscheidenden Phase hatte Dakotah Lindwurm, die rund sechs Kilometer vor Schluss den dritten Platz übernahm und ihn bis zur Ziellinie verteidigte. In einer Zeit von 2:25:31 Stunden kam sie bis auf knapp eine Minute an ihre persönliche Bestleistung heran – eine durchaus unerwartete Leistung der Läuferin aus dem zur Zeit eher winterlichen, nördlichen US-Bundesstaat Minnesota. Noch unerwarteter war der vierte Platz von Jessica McClain, eine hochkarätige individuelle Leistung, die noch wertvoller werden würde, sollte eine der Top-Drei bei den Olympischen Spielen nicht an den Start gehen können.

Trainingspartner feiern Doppelsieg

Als die ganze Welt über Kelvin Kiptums neuen Weltrekord in Chicago gestaunt hat, liefen die Trainingspartner in der Höhe von Utah, Conner Mantz und Clayton Young, auf den Positionen sechs und sieben ins Ziel. Die beiden waren damit tatsächlich die einzigen beiden Läufer, die mit dem Olympia-Ticket in der Tasche in die Trials starteten und dort ihren Startplatz in Paris 2024 manifestierten. Mantz gewann die Ausscheidung in einer Zeit von 2:09:05 Stunden mit einer Sekunde Vorsprung auf Young. Auch wenn das Männerrennen im Gegensatz zu den Frauen nicht unterhalb des Olympia-Limits gewonnen wurde, waren die Leistungen im Vergleich mit den Bestenlisten absolut beeindruckend – so selbstverständlich sind Zeiten unter 2:10 im US-Marathonlauf nicht, insbesondere bei nicht gepacten Rennen. Mantz’ Siegeszeit ist die zweitschnellste in der Geschichte der Trials hinter Ryan Hall 2008, Youngs Marke die drittschnellste.

Die beiden hatten das Rennen mit einer gewissen Souveränität bestritten. Wie Let’sRun.com berichtet, war der Endspurt keiner um den Sieg: Während Mantz sich für den Titel und das Extra-Preisgeld interessierte, interagierte Young bereits auf der Zielgerade mit den Fans. Für die beiden Sieger gab es übrigens das stolze Preisgeld von 80.000 US-Dollar (das entspricht rund 74.000 Euro), für die weiteren Platzierten 65.000, 55.000 und hinunter abstufend bis Platz zehn. Auch das zeigt die Bedeutung dieses Wettkampfs für die US-Marathonszene.

Panning geht all-in und verliert

Der tragische Held des Rennens war Zach Panning, ein Mann, der mit seinem Potenzial durchaus die Chance auf einen Top-Drei-Platz hatte. Er ging Risiko und versuchte diese Ambition mit der Erlangung des Olympia-Limits kombiniert zu erreichen. Er führte bis gut fünf Kilometer vor dem Ziel das Rennen an, doch dann war der Tank leer und der 28-Jährige konnte nicht mehr mit der notwendigen Energie sein Werk vollenden. Erst nach Kilometer 40 war der dritte Platz weg, ab Ende kam Rang sechs in die Wertung.

Somit lautete das Duell um den dritten Platz Elkanah Kibet gegen Leonard Korir. 400 Meter vor dem Ziel überholte Korir, vor vier Jahren unglücklicher Vierter, seinen Landsmann und sicherte sich in einer Zeit von 2:09:57 Stunden den anvisierten dritten Platz. Kibet und CJ Albertson, die beide eine persönliche Bestleistung aufstellten, hatten nur minimal das Nachsehen. Kibet musste sich mit der Verbesserung des US-Mastersrekord von Abdi Abdirahman um eine einzige Sekunde zufrieden geben, wie der US-amerikanische Leichtathletik-Verband festhielt.

Abwarten für Korir

Ob sich die fantastische Aufholjagd für Korir in der Schlussphase des Wettkampfs nun wirklich ausgezahlt hat, wird zur Zitterpartie. Seit 30. Jänner, als World Athletics 64 der 80 Startplätze vergab, sind noch 16 frei. Die Leistung Korirs am Samstag, die mit den Zusatzpunkten der nationalen Meisterschaften belohnt wird – in seinem Fall 30, katapultiert den gebürtigen Kenianer auf Platz 68 der „Road to Paris“ – also in das Spektrum, das Stand jetzt für eine Olympia-Teilnahme reichen würde. Damit ist er auch der drittbeste US-Amerikaner im Ranking. Korir selbst wird wohl nicht mehr mit einer Marathonleistung bis zum Ende des Qualifikationszeitraums reagieren können, er könnte theoretisch aber mit einem schnellen Halbmarathon im Bereich von unter einer Stunde seinen Punkteschnitt noch etwas verbessern. Die zweite Leistung in der Wertung ist gegenwärtig Platz sieben beim Paris Marathon 2023 in einer Zeit von 2:09:31 Stunden.

Rupp erstmals seit 2004 nicht bei den Spielen

Mit einer Durchgangszeit von 1:04:07 Stunden beim Halbmarathon war das Trial-Rennen tatsächlich so angelegt, dass die Olympia-Limit-Zeit von 2:08:10 Stunden in Reichweite schien. Doch während Panning riskierte, hatten Mantz und Young naturgemäß kein Interesse daran, sie liefen auf Platzierung. Denn die komplexen Regeln von World Athletics hätten dem US-amerikanischen Verband erlaubt, die Top-Zwei der Trials zu nominieren (bei Leistungen von unter 2:11:30), auch wenn diese nicht Mantz und Young geheißen hätten, obwohl diese beiden das zweifache Kontingent für den amerikanische Verband „organisiert“ haben, weil sie das Limit unterboten haben.

Teshome Mekonen scheiterte am Versuch, Panning zu folgen. Und auch Altstar Galen Rupp erlitt eine bittere Niederlage. Die wenig beeindruckende Leistung beim Houston Halbmarathon vor drei Wochen täuschte nicht, der 37-Jährige war nicht in der Verfassung für eine neuerliche Olympia-Teilnahme und kam nur auf Platz 16 ins Ziel. Vor acht Jahren hatte er in Rio die Bronzemedaille gewonnen, Paris wäre seine fünfte Olympia-Teilnahme gewesen. Keine Chance hatte auch der sich wochenlang in Kenia vorbereitende Debütant Paul Chelimo, der nach zwei Drittel der Distanz aufgeben musste.

Ergebnisse US-Marathon-Trials 2024

Männer

  1. Conner Mantz 2:09:05 Stunden
  2. Clayton Young 2:09:06 Stunden
  3. Leonard Korir 2:09:57 Stunden
  4. Elkanah Kibet 2:10:02 Stunden **
  5. CJ Albertson 2:10:07 Stunden **
  6. Zach Panning 2:10:50 Stunden
  7. Nathan Martin 2:11:00 Stunden
  8. Josh Izewski 2:11:09 Stunden **
  9. Reed Fischer 2:11:34 Stunden **
  10. Colin Bennie 2:12:17 Stunden

    16. Galen Rupp 2:14:07 Stunden

Frauen

  1. Fiona O’Keeffe 2:22:10 Stunden * ***
  2. Emily Sisson 2:22:42 Stunden
  3. Dakotah Lindwurm 2:25:31 Stunden
  4. Jessica McClain 2:25:46 Stunden **
  5. Sara Hall 2:26:06 Stunden
  6. Caroline Rotich 2:26:10 Stunden
  7. Makenna Myler 2:26:14 Stunden **
  8. Lindsay Flanagan 2:26:25 Stunden
  9. Emily Durgin 2:27:56 Stunden
  10. Annie Frisbie 2:27:56 Stunden
  11. Desiree Linden 2:28:04 Stunden

    28. Natosha Rogers 2:34:51 Stunden ***
    DNF Betsy Saina
    DNF Keira D’Amato
    DNS Molly Seidel

* schnellste Zeit bei US-Trials aller Zeiten
** neue persönliche Bestleistung
*** Marathon-Debüt

US-amerikanischer Leichtathletik-Verband

US-Marathon-Trials 2024

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