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Die Golden Gala Pietro Mennea im Olympiastadion in Rom hat schon so manche magische Nacht erlebt. Auch Nächte, an denen Geschichte geschrieben wurde und die Momente kreiert haben, die heute noch in guter Erinnerung sind. So wie am 7. juli…
Die Golden Gala Pietro Mennea im Olympiastadion in Rom hat schon so manche magische Nacht erlebt. Auch Nächte, an denen Geschichte geschrieben wurde und die Momente kreiert haben, die heute noch in guter Erinnerung sind. So wie am 7. juli 1999, als Hicham El Guerrouj in einem spannenden Duell den Kenianer Noah Ngeny besiegte und in einer Zeit von 3:43,13 Minute den unangefochteten Weltrekord über die Meile markierte. Oder 51 Wochen davor, als die lebende marokkanische Legende über 1.500m den bis heute gültigen Weltrekord von 3:26,00 Minuten auf die Bahn des Olimpico zauberte.
Dass heuer wieder der Traum vom Weltrekord durch den Austragungsort der Olympischen Spiele von 1960 schwebt, ist vor allen Dingen einer Äthiopierin zu verdanken. Die Laufzeiten, die Almaz Ayana seit gut einem Jahr über 5.000m reihenweise anbietet, lesen sich wie ein Gedicht. Die 14:14,32 Minuten in Shanghai 2015 sind die drittschnellste Marke aller Zeiten, der Meisterschaftsrekord zur WM-Goldmedaille von Peking in 14:26,83 Minuten wurde zurecht als großartigste Leistung dieser Titelkämpfe ausgezeichnet und die 14:16,31 Minuten vor zehn Tagen in Rabat sind ein klares Signal, dass es in diesem Takt weitergehen soll.
Bisher war in nahezu allen Rennen, in denen Ayana Richtung Weltrekord von Tirunesh Dibaba unterwegs war, das Problem existent, dass die Äthiopierin bereits viel zu früh auf sich alleine gestellt war. Es gibt schlichtweg keine verfügbaren Pacemakerinnen, die das Tempo lange genug für Ayana aufrecht halten können. Und die einzige Rivalin, die über ein ähnliches Leistungsvermögen verfügt, nämlich Genzebe Dibaba, ist – um es vorsichtig auszudrücken – nicht gerade die beste Freundin Ayanas und noch dazu aktuell aufgrund einer Verletzung verhindert. Der Veranstalter der fünften Station der diesjährigen Diamond League hat keine Kosten und Mühen gescheut, ein qualitativ hochwertiges und breites Starterfeld auf die Beine zu stellen. Nicht weniger als zehn Äthiopierinnen stehen auf der Starterliste, neben Ayana auch Vize-Weltmeisterin Senbere Teferi. Dazu mit Viola Kibiwot, Mercy Cherono und Janet Kisa drei der stärksten Kenianerinnen. Doch läuft alles normal, wird die 24-jährige Favoritin auch in der italienischen Hauptstadt einsam an der Spitze ihre Runden abspulen – den Sieg als absolutes Minimalziel.
Wer auf die Startliste des 5.000m-Laufs der Damen blickt, dem sticht ein Detail mit Schrecken ins Gesicht. Bei der ersten Europa-Station der Diamond League haben es abgesehen von Pacemakerin Tamara Tverdostup gerade einmal vier Europäerinnen in das übergroße Starterfeld geschafft. Steph Twell aus Großbritannien, Crosslauf-EM-Medaillengewinnerin Karoline Grövdal aus Norwegen und die beiden Türkinnen Meryem Akda und Yasmin Can, hinter deren Leistungsfähigkeit große Fragezeichen stehen.
Auch bei der zweiten Laufentscheidung des Abends geistert das Thema Weltrekord über den Köpfen des Feldes und legt sich auf zwei Schultern nieder. Die Leistungen Caster Semenyas in diesem Jahr haben nicht nur für Aufsehen gesorgt, sondern auch Experten und Sportwissenschaftler auf den Plan gerufen. Nach dem wahnwitzigen Schlusssprint zum überlegenen Sieg in Doha und den sichtlich mühelosen Erfolg in Rabat in der Topzeit von 1:56,64 Minuten versuchen sie die Grenzen der umstrittenen Südafrikanerin auszuloten, die von heuer an wieder von jeglicher Hormontherapie befreit ist. Erste Stimmen sehen den Weltrekord in Reichweite der 25-Jährigen. Nur um es richtig einzuordnen, wir sprechen hierbei vom ältesten noch bestehenden Weltrekord in der Leichtathletik. Aufgestellt von der Tschechin Jarmila Kratochvilova, damals noch Tschechoslowakin, 1983 in München in einer schier unmenschlichen Zeit von 1:53,28 Minuten. Die Hoffnung auf einer fairen Olympia-Entscheidung haben zahlreiche Experten angesichts der Überlegenheit Semenyas bereits aufgegeben.
Das Thema Transgender ist gerade im 800m-Lauf der Damen ein sehr brisantes. Denn nicht nur Caster Semenya, sondern auch Hallen-Weltmeisterin Francine Niyonsaba und Junioren-Weltmeisterin Margaret Wambui hinterlassen den starken Eindruck einer männlich geprägten, äußeren Erscheinung. Ob diese ähnlich wie bei Semenya sich in einen hormonellen Vorteil auswirken, wurde noch nicht geklärt. Während Wambui in Rom fehlt, ist die Läuferin aus Burundi nach ihren letzten Auftritten auch in der italienischen Hauptstadt am ehesten befähigt, Semenya zumindest zu kitzeln.
Weltrekord war auch einmal das große Thema des 3.000m-Hindernislaufs der Herren, also in jener Disziplin, in der es am vergangenen Wochenende in Eugene beinahe einen bei den Damen gegeben hätte. Jairus Birech, zweimaliger Gewinner des Diamond Race, hat bereits im Februar einen Weltrekordversuch in Rom angekündigt, weswegen der Veranstalter den Lauf gleich ans Ende des im TV-Fenster durchgeführten Programms setzte – als abschließenden Höhepunkt sozusagen. Was damals für den Veranstalter noch nicht erkennbar war, war, dass Birech die Form dazu nicht haben würde, denn zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine große Lücke. Und das obwohl er laut eigener Aussage härter trainiert hat als je zuvor. Birech kommt sieglos nach Rom, in Doha und Rabat war jeweils Conseslus Kipruto schneller. Doch selbst dessen Zeiten liegen deutlich über dem Weltrekord. Prognose: Die Marke von Saif Saaeed Shaheen von 7:53,63 Minuten wird das Meeting in der Ewigen Stadt überleben.
Spannung bringt der Kampf um den Sieg, denn Birech wird mit allen Mitteln versuchen, den Spieß umzudrehen. Der Gejagte ist der Führende im Diamond Race, Conseslus Kipruto, zu den Jägern gesellen sich der vierfache Weltmeister und zweifache Olympiasieger Ezekiel Kemboi, dazu die „alten Hasen“ Paul Koech und Brimin Kipruto, der vor fünf Jahren in Monaco bis auf eine Hundertstelsekunde an den Weltrekord herangelaufen war. Neben einigen Nordamerikanern haben es mit Krystian Zalewski aus Polen, Yoann Kowal aus Frankreich und Lokalmatador Ala Zoghlami nur drei Europäer ins Starterfeld geschafft.
Erst zum zweiten Mal in dieser Saison um Punkte für das Diamond Race geht es im 1.500m-Lauf der Herren. Der große Dominator und Gewinner des Auftaktrennens in Doha, Asbel Kiprop glänzt mit Abwesenheit. Dies öffnet das Feld für Vize-Weltmeister Elijah Manangoi, dem abgesehen vom nationalen Meistertitel im vergangenen Jahr Siege noch fehlen – auch weil sich Kiprop ihm immer vor die Nase gesetzt hat. Im breiten kenianischen Aufgebot steht mit Silas Kiplagat ein Mann, der zuletzt ordentlich schwächelte. Im Vergleich zu anderen Laufentscheidungen des Abends ist das Starterfeld bunt gemischt: Aus Australien kommt Ryan Gregson, mit Aman Wote und Dawit Wolde sind die beiden stärksten Äthiopier in dieser Disziplin dabei, dazu der Kanadier Charles Philibert-Thiboutot. Und ein beachtliches Aufgebot an Europäern: Chris O’Hare aus Großbritannien, die Franzosen Florian Carvalho und Morhad Amdouni, der Italiener Mohad Abdikadar und last but not least der ehemalige Europameister Henrik Ingebrigtsen bei seiner ersten großen Aufgabe in dieser Saison und der Deutsche Homiyu Tesfaye bei seinem ersten Diamond League Rennen nach seinem Comeback nach einer Verletzung.
Diamond League Meeting in Rom