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Deutlicher Streckenrekord für Salpeter bei erstem WMM-Sieg
Mit einem furiosen Lauf, insbesondere mit einem irren 5km-Teilstück zwischen Kilometer 30 und 35 als Sahnehäubchen mit Kirsche auf die Gesamtleistung, hat sich Lonah Chemtai Salpeter dem Marathon-Europarekord von Paula Radcliffe angenähert und sich mit Pauken und Trompeten in der…
Mit einem furiosen Lauf, insbesondere mit einem irren 5km-Teilstück zwischen Kilometer 30 und 35 als Sahnehäubchen mit Kirsche auf die Gesamtleistung, hat sich Lonah Chemtai Salpeter dem Marathon-Europarekord von Paula Radcliffe angenähert und sich mit Pauken und Trompeten in der ewigen Weltklasse der 42,195 Kilometer langen Traditionsdistanz angemeldet. Dank einer überragenden Leistung von 2:17:45 Stunden – 2:01 Minuten schneller als bei ihrer persönlichen Bestleistung in Prag 2019 und 2:02 Minuten schneller als der bisherige Streckenrekord der aktuell wegen Dopings gesperrten Kenianerin Sarah Chepchirchir (2017) – verbesserte sich die 31-Jährige auf Rang sechs der ewigen Bestenliste von World Athletics und überholte Irina Mikitenko, um 2:20 Minuten hinter Paula Radcliffe nun die Position der zweitschnellsten Europäerin aller Zeiten einzunehmen. Beinahe stand der Auftritt der zweifachen Tokio-Siegerin Birhane Dibaba, die der gigantischen Darbietung ihrer Kontrahentin lange trotzte und schlussendlich mit einer neuen persönlichen Bestleistung lediglich 50 Sekunden auf die Siegerin verlor, im Schatten Salpeters.
Die dynamische Entwicklung der Karriere von Salpeter ist beinahe unheimlich. 2016 wagte sie aus freizeitsportlicher Ambition das Abenteuer Marathon und nach dem Sieg in Tel Aviv nominierte sie der israelische Verband für die Olympischen Spiele. In Rio kam die damals 27-Jährige nicht ins Ziel und lief wenige Wochen später beim Berlin Marathon eine persönliche Bestleistung von 2:40:16 Stunden. Zu diesem Zeitpunkt war die gebürtige Kenianerin, die 2008 nach Herzlia nahe Tel Aviv gekommen war, um als Kindermädchen für einen Diplomaten der kenianischen Botschaft zu arbeiten, längst mit dem israelischen Lauftrainer Dan Salpeter liiert, später heirateten die beiden. Salpeter war überzeugt vom Lauftalent seiner Partnerin und überredete sie, mehr Zeit in den Leistungssport zu investiereren. Was sie nach dem WM-Marathon von London, wo sie wieder nicht unter 2:40 Stunden gelaufen ist, auch tat. Es folgten eine beeindruckende Serie von israelischen Landesrekorden, Rang zwölf bei der Halbmarathon-WM 2018, der Sieg beim 10.000m-Europacup in London und beim 10.000m-Lauf im Rahmen der Europameisterschaften von Berlin sowie der Triumph beim Florenz Marathon 2018, als sie im strömenden Regen ihren ersten Marathon als Profi in 2:24:17 Stunden finishte. Die von der italienischen Athletenmanagerin Chiara Davini, die unter anderem auch Sondre Nordstad Moen unter ihren Fittichen hat, betreute Läuferin steigerte sich 2019 auf eine Halbmarathonzeit von 1:06:09 Stunden und Marathonzeit von 2:19:46 (beides in Prag). Bei den Weltmeisterschaften von Doha litt sie unter der Hitze und schied aus, in Frankfurt wurde sie Vierte. Im Winter holte sie Schwung für den Durchbruch auf allerhöchster Ebene. Beim ersten World Marathon Major ihrer Karriere jubelte sie dank einer kräftigen Steigerung über ihren ersten WMM-Sieg.
Die Spreu trennt sich vom Weizen
Wenig überraschend begann das Frauen-Rennen in hohem Tempo, schließlich hatte Renndirektor Tad Hayano einen neuen Streckenrekord angekündigt. Bei guten Wetterbedingungen und zig-Tausenden Zuschauern entlang der Strecke, obwohl die Veranstalter wie auch die politische Vertretung Tokios die Bevölkerung gebeten hatten, aufgrund der Sorge um die Verbreitung des Coronavirus zu Hause zu bleiben, erreichte eine achtköpfige Spitzengruppe um Titelverteidigerin Ruti Aga die Zwischenzeit beim Halbmarathon in einer Zeit von 1:09:16 Stunden. Genau zu diesem Zeitpunkt offerierte die Äthiopierin erste Schwächen und verlor den Anschluss um einige Sekunden. Nachdem die Spitze ihr Tempo weiter aufrecht hielt, konnte die 26-Jährige die Lücke nicht mehr schließen und hechelte bei Kilometer 25 bereits knapp eine Minute hinter ihr her. Kurz nach Kilometer 30, als der Rückstand fast drei Minuten betrug, gab sie auf. Bereits vor dem Halbmarathon verloren Shitaye Eshete und Valary Aiyabei den Anschluss an die Spitze. Während Erstere als Achte ins Ziel kam (2:27:34), schmiss die kenianische Siegerin des Frankfurt Marathon wenig später das Handtuch.
Agas Aus erfolge exakt in jener Zeit, als sich in diesem Rekordrennen die Spreu vom Weizen trennte. Bei der Zwischenzeit bei Kilometer 30 lagen noch Salpeter, Dibaba, deren Landsfrau Sutume Asefa und Selly Chepyego aus Kenia an der Spitze. Die Äthiopierin Tigist Girma und Azmera Gebru hatten noch Sichtkontakt, doch die Lücke klaffte sogleich auf. Denn nun folgte die mit Abstand die schnellste Phase des Rennens, obwohl auch davor das Tempo bereits sehr hoch und klar ausgelegt auf einen deutlichen neuen Streckenrekord war. In einer Zeit von 15:54 bzw. 15:55 Minuten absolvierten Lonah Chemtai Salpeter und Birhane Dibaba die Distanz zwischen Kilometer 30 und Kilometer 35 und zeigten damit der Konkurrenz die Grenzen auf. Als die Israelin einen weiteren 5km-Abschnitt in einer Zeit von 16:10 Minuten drauflegte, war auch der Widerstand der Äthiopierin gebrochen, die den Sieg bis zur Marke bei Kilometer 40 aus den Augen verlor. Während Salpeter einen deutlichen Negativ-Split auf den Asphalt der japanischen Hauptstadt zauberte, lief Birhane Dibaba zwei absolut gleichwertige Halbmarathon-Hälften.
Das restliche Teilnehmerfeld des auf 52 Läuferinnen reduzierten Feldes – das Massenrennen für rund 38.000 Laufbegeisterte aus aller Welt wurde ja abgesagt – stand klar im Schatten von Siegerin Salpeter und der zweitplatzierten Birhane Dibaba, die elf Sekunden unter ihrer Bestleistung vom Valencia Marathon 2019 blieb. Im Kampf um Platz drei setzte sich Sutume Asefa am besten in Szene. Die 25-Jährige verbesserte ihre persönliche Bestleistung vom Sieg beim Peking Marathon 2019 um drei Minuten auf eine Zeit von 2:20:30 Stunden und distanzierte damit die Kenianerin Selly Chepyego im letzten Renndrittel um über eine Minute vom Stockerl. Beste Japanerin war Haruka Yamaguchi in einer Zeit von 2:30:31 Stunden, mit Andrea Deelstra aus der Niederlande folgte auf Position zwölf die zweitbeste Europäerin (2:33:34). Die japanische Marathon-Elite der Frauen wird am nächsten Wochenende in Nagoya am Start stehen.
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