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Scheinheilig und selbstverständlich klangen die Versprechungen Russlands wenige Wochen nach der verheerenden Veröffentlichung des Untersuchungsberichts der unabhängigen WADA-Kommission in der russischen Leichtathletik, als Russland selbst erkannt hatte: Der Hut brennt! Die russische Leichtathletik ist provisorisch suspendiert und Russland arbeitet unter…
In dem Dokumentarbeitrag unter dem Titel „Geheimsache Doping – Russlands Täuschungsmanöver“ zeigte das Team um den kürzlich mit dem DLV-Medienpreis ausgezeichneten Hajo Seppelt auf, dass eigentlich gesperrte Portagonisten im Hintergrund und in der versteckten russischen Provinz noch als Trainer aktiv sind, dass die neue Direktorin der russischen Anti Doping Agentur Yuliya Anzeliovich früher Athleten Dopingkontrollen rechtzeitig angekündigt hat und dass der neue Cheftrainer Yuriy Gordeyev selbst Dopingmittel vertreibt. Seppelt konfrontierte auch Rune Andersen mit den neuen Erkenntnissen, der sich bedankte und von massiven Vergehen und ernsten Erkenntnissen sprach. Im Gegensatz zu früheren Dokumentarfilmen bekam Seppelt damit direkt eine Antwort der IAAF.
Zwei Wochen vor den Hallen-Weltmeisterschaften in Portland ist gesichert, dass Russland dieses erste Großereignis der neuen Saison verpassen wird. Die russische Leichtathletik kämpft jedoch noch um die Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro, das erklärte Ziel. Denn eine Abwesenheit in Brasilien wäre ein nachtragender Image-Schaden für den russischen Sport und nicht zuletzt auch ein finanzieller. Diese neue Dokumentation, die demnächst in der Langversion von 30 Minuten ausgesendet wird, passt Russland daher überhaupt nicht ins Konzept. „Man könnte auf den Gedanken kommen, dass es ein Versuch ist, Einfluss auf die Organisationen zu nehmen, die große Entscheidungen treffen werden“, schimpfte Russlands Sportminister Vitaly Mutko. Ein Statement des russischen Leichtathletikverbandes ARAF verspricht, dass man den neuen Anschuldigungen nachgehen wird. Mutko bekräftigte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS, dass Russland alles, was möglich wäre, tut, um der Dopingproblematik Herr zu werden und das System nach internationalen Vorgaben zu optimieren. DLV-Präsident Clemens Prokop sieht die Voraussetzung einer Olympia-Teilnahme Russlands aktuell ebenso wenig gegeben wie Joseph de Pencier, Vorsitzender der Internationalen Vereinigung der nationalen Anti-Doping-Organisationen INADO.
Auch wenn es phasenweise so wirkt, als wäre das Aufdecken der skandalösen Vorgänge in Russland zur nationalen Aufgabe Seppelts geworden, so liefert der engagierte deutsche TV-Journalist einzigartige und hochkarätige Informationen und Erkenntnisse, die auch internationalen Verbänden eine wichtige Hilfe bei den Entscheidungen über ein weiteres Vorgehen mit Russlands Leichtathletik sein mag. „Die WADA wird diese Anschuldigungen überprüfen und nach bestätigenden Beweisen suchen“, heißt es in einem Statement der Welt Anti Doping Agentur. WADA-Präsident Craig Reedie ergänzte: „Diese neuerlichen Anschuldigungen zeigen, dass in Russland noch einiges an Arbeit zu tun ist. Solange die geforderte Basis einer neuen Zusammenarbeit nicht gegeben ist, werden saubere Athleten nicht das nötige Vertrauen für einen fairen Wettkampf mit russischen Athleten aufbringen.“ Noch schärfer analysierte der Präsident des britischen Leichtathletikverbandes Ed Warner die neuen Erkenntnisse: „Die Behauptung, Russland würde bis zu den Olympischen Spielen 2016 seine Hausaufgaben erfüllen, war immer schon unglaubwürdig. Ehrlich gesagt, mit einer vorzeitige Aufhebung der Suspendierung würden alle anderen verhöhnt werden.“ Derartige Aussagen spiegeln auch das mangelnde Vertrauen in die russische Leichtathletik und ihre Reformierung wider.
Während die Teilnahme russischer Leichtathleten an den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro also mehr denn je in der Schwebe zu stehen scheint, hat Yuliya Stepanova, die als Whistleblowerin das Vorgehen internationaler Verbände gegen die russische Leichtathletik erst in Gang gebracht hat, angekündigt, in Rio de Janeiro entweder als unabhängige Athletin oder im Team der Flüchtlinge an den Start gehen zu wollen. Seit ihren Aussagen ist Stepanova aus ihrem Heimatland geflüchtet und lebt gemeinsam mit ihrer Familie untergetaucht in Westeuropa.