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Ingebrigtsens fantastischer Weltrekord

Jakob Ingebrigtsen verbesserte beim Diamond-League-Meeting in Chorzow den 28 Jahre alten 3.000m-Weltrekord des Kenianers Daniel Komen um über drei Sekunden.
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Nach den hoch qualitativen Olympischen Entscheidungen in Paris hatten auch die Laufbewerbe bei den folgenden drei Diamond-League-Meetings in Lausanne, Chorzow und Rom hohe Qualität. RunUp.eu wirft einen kurzen Blick zurück auf drei historische Weltrekordjagden, wovon jene von Jakob Ingebrigtsen im 3.000m-Lauf in Chorzow erfolgreich war.

22. August – Athletissima

Wanyonyi schnupperte an Weltrekord

Der 800m-Lauf war in Lausanne keine Diamond-League-Disziplin und dennoch das Highlight der tradionsreichen Athletissima im Laufbereich. Emmanuel Wanyonyi lief noch einen Tick schneller als bei den Olympischen Spielen und blieb in einer Zeit von 1:41,11 Minuten lediglich um zwei Zehntelsekunden hinter dem zwölf Jahre alten Weltrekord von David Rudisha zurück. Der 20-Jährige, der in Lausanne den Meetingrekord, den Diamond-League-Rekord und die Weltjahresbestleistung brach, verwies Dauerrivale Marco Arop auf den zweiten Platz. Gabriel Tual aus Frankreich wurde Dritter.

© Diamond League AG for Diamond League AG

Weitere Laufentscheidungen

Jakob Ingebrigtsen hat seine Enttäuschung von den Olympischen Spielen rasch abgeschüttelt und die Verhältnisse aus seiner Sicht im 1.500m-Lauf zurecht gerückt. In Lausanne dominierte der Norweger mit einer Zeit von 3:27,83 Minuten, ein neuer Meetingrekord, mit zwei Sekunden Vorsprung auf Olympiasieger Cole Hocker aus den USA.

Im 3.000m-Lauf der Frauen lief Siegerin Diribe Welteji zu einem Meetingrekord von 8:21,50 Minuten, nur knapp vier Sekunden am Weltrekord vorbei. Über 800m war Weltmeisterin Mary Moraa nicht zu schlagen. Die Kenianerin (1:57,91) verwies die Britinnen Georgia Bell und Jemma Reekie auf die weiteren Plätze. Die Schweizerinnen Audrey Werro und Rachel Pellaud belegten die Plätze sieben und neun, blieben beide unter zwei Minuten.

25. August – Kamila Skolimowska Memorial

Ingebrigtsens pulverisierte ältesten Lauf-Weltrekord

In Paris noch angesichts des vierten Platzes in seiner Lieblingsdisziplin ernüchtert, schwebte Jakob Ingebrigtsen gut zwei Wochen später beim Diamond-League-Meeting in Schlesien auf Wolke sieben. Dem Norweger gelang im 3.000m-Lauf mit einer Zeit von 7:17,55 Minuten die wahrscheinlich größte Leistung seiner Karriere – und so eine Feststellung ist bei einem zweifachen Olympiasieger, zweifachen Weltmeister und sechsfachen Europameister nicht so einfach.

Der Norweger blieb 3,12 Sekunden unter dem Weltrekord des Kenianers Daniel Komen. Der lag fast auf den Tag genau 28 Jahre lang bei einer Zeit von 7:20,67 Minuten und galt als ältester bestehender Weltrekord auf den Laufdistanzen überhaupt als besonderer Meilenstein, dem fast drei Jahrzehnte lang niemand entsprechend nahe gekommen ist.

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Eine Ausnahmeleistung

So bewertet auch der Performance Score von World Athletics die Leistung Ingebrigtsens. Die 7:17,55 Minuten über 3.000m bringen 1.320 Ergebnispunkte, das sind deutlich mehr als Ingebrigtsens 1.500m-Europarekord (1.292), der 1.500m-Weltrekord von Hicham El Guerrouj (1.302) sowie alle anderen Weltrekorde auf den Bahndistanzen. Am nächsten kommt dem neuen Weltrekord im 3.000m-Lauf noch Cheptegeis Weltrekord im 10.000m-Lauf (1.306 Punkte). Im Laufsport ist lediglich der Marathon-Weltrekord von Kelvin Kiptum (1.322) noch besser eingestuft als Ingebrigtsens grandiose Leistung in Schlesien. Wie „Let’sRun.com“ errechnete, ist Ingebrigtsen in der Arena in Chorzow siebeneinhalb Runden in einer Rundenzeit von 58,34 Sekunden gelaufen.

Die Weltbestenliste im 3.000m-Lauf der Männer

  • 7:17,55 Minuten – Jakob Ingebrigtsen (NOR), Chorzow 2024
  • 7:20,67 Minuten – Daniel Komen (KEN), Rieti 1996
  • 7:21,28 Minuten – Berihu Aregawi (ETH), Chorzow 2024
  • 7:23,09 Minuten – Hicham El Guerrouj (MAR), Brüssel 1999
  • 7:23,64 Minuten – Yomif Kejelcha (ETH), Eugene 2023
  • 7:23,81 Minuten – Lamecha Girma (ETH), Liévin 2023
  • 7:24,68 Minuten – Mohamed Katir (ESP), Liévin 2023
  • 7:24,98 Minuten – Getnet Wale (ETH), Liévin 2021
  • 7:25,02 Minuten – Ali Saidi-Sief (ALG), Monaco 2000
  • 7:25,09 Minuten – Haile Gebrselassie (ETH), Brüssel 1998

Der Norweger, der die Äthiopier Berihu Aregawi (äthiopischer Rekord) und Yomif Kejelcha um knapp vier bzw. knapp elf Sekunden auf die weiteren Plätze verwies, sagte nach seinem genialen Auftritt: „Es ist ein spezielles Gefühl. Nach meinen Trainingsleistungen war ich mir nicht ganz sicher, ob ich den Weltrekord brechen könnten, auch wenn das das Ziel war. Ich hätte mir nie gedacht, 7:17 laufen zu können.“ Der 23-Jährige lobte das hohe Tempo mit gutem Rhythmus vom Start weg. „3.000m sind eine tückische Distanz. Die Bedingungen waren heute aufgrund der Hitze schwierig, aber ich war mit Eiswesten und viel Flüssigkeit perfekt vorbereitet“, fügte er an und kündigte weitere Weltrekordläufe auf anderen Distanzen an: „Schritt für Schritt.“

Die weiteren Laufentscheidungen

Marco Arop meldete sich im 800m-Lauf der Männer, der auf das Weltrekordtempo ausgelegt war, mit seinem zweiten Saisonsieg in der Diamond League zurück. Nachdem der kanadische Weltmeister sich bei den Olympischen Spielen in Paris knapp gegen Emmanuel Wanyonyi geschlagen geben musste, verwies er den Kenianer mit einer Siegerzeit von 1:41,86 Minuten um eineinhalb Sekunden auf den zweiten Platz. Das Verfolgerfeld war dicht: Zwischen Wanyonyi und dem drittplatzierten Hallen-Weltmeister Bryce Hoppel sowie dem achtplatzierten Hobbs Kessler lagen nicht einmal acht Zehntelsekunden.

Es hätte nicht viel gefehlt und Soufiane El Bakkali hätte erstmals seit drei Jahren wieder einen Wettkampf im 3.000m-Hindernislauf verloren. Doch das Fotofinish zeigte den zweifachen Olympiasieger aus Marokko gegen den zeitgleichen Kenianer Amos Serem hauchdünn vorne. Die Zeit von 8:04,29 Minuten war die schnellste in dieser Saison für den Olympiasieger. Samuel Firewu aus Äthiopien hatte mit seiner persönlichen Bestleistung nur 0,05 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Karl Bebendorf aus Deutschland wurde Neunter.

30. August – Golden Gala in Rom

Um einen Wimpernschlag am Weltrekord vorbei

Höhepunkt der aufgrund der Europameisterschaften Anfang Juni ausnahmsweise gegen Ende der Saison ausgetragenen Golden Gala Pietro Mennea in Rom war der 3.000m-Hindernislauf der Frauen. Winfred Yavi schrammte mit einer Wahnsinnszeit von 8:44,39 Minuten um die Winzigkeit von 0,07 Sekunden an Beatrice Chepkoechs Weltrekord aus dem Jahr 2018 vorbei. Die 24-Jährige, die für den Bahrain an den Start geht, lief über acht Sekunden schneller als bei ihrem Olympiasieg im Stade de France, die bisher schnellste Zeit des Jahres. Ihren eigenen Asienrekord steigerte sie um sechs Sekunden, den Meetingrekord der jungen Äthiopierin Sembo Almayew gleich um 16 Sekunden. „Ich hab im Ziel die Zeit angeschaut und hab mir gedacht: ,Oh nein!’ Ich hätte den Weltrekord unterbieten müssen, es wird einen weiteren Versuch in dieser Saison geben“, sagte die Siegerin gegenüber der Diamond League. Just das letzte Hindernis überquerte die Olympiasieger technisch nicht perfekt.

© Diamond League AG for Diamond League AG

Auch die zweitplatzierte Peruth Chemutai brillierte mit einem neuen Landesrekord für Uganda. In 8:48,03 Minuten ist die Olympia-Zweite von Paris und die Olympiasiegerin von Tokio 2021 nun die drittschnellste Athletin der Geschichte. Sie war für das astronomische Tempo verantwortlich, da sie bereits nach zwei Runden Tempomacherinnen und Wavelights ignorierte und eine höhere Pace anschlug. Mit Kilometersplits von 2:54,3 und 2:55,4 Minuten war die Weltrekordjagd geebnet, doch in der vorletzten Runde verlangsamte die 25-Jährige das Tempo etwas und musste später die einige Meter hinter ihr laufende Yavi vorbei lassen. Trotz des missglückten Weltrekordversuchs zeigte sich die Uganderin im Interview mit der Diamond League in Feierlaune.

Die Ehre der Kenianerinnen rettete in Rom Faith Cherotich mit einer Zeit von 8:57,65 Minuten, die für Platz drei reichte. Beachtliche Vierte war Valerie Constien aus den USA in 9:04,92 Minuten, eine Hundertstelsekunden vor Marwa Bouzayani, die den tunesischen Rekord pulverisierte. Die Deutschen Lea Meyer und Olivia Gürth (PB) kamen auf den Rängen acht und elf ins Ziel.

Bestenliste im 3.000m-Hindernislauf der Frauen

  • 8:44,32 Minuten – Beatrice Chepkoech (KEN), Monaco 2018
  • 8:44,39 Minuten – Wilfred Yavi (BRN), Rom 2024
  • 8:48,03 Minuten – Peruth Chemutai (UGA), Rom 2024
  • 8:52,78 Minuten – Ruth Jebet (BRN), Paris 2016
  • 8:53,02 Minuten – Norah Jeruto (KAZ), Eugene 2022
  • 8:54,61 Minuten – Werkuha Getachew (ETH), Eugene 2022
  • 8:55,15 Minuten – Faith Cherotich (KEN), Paris 2024
  • 8:56,08 Minuten – Mekides Abebe (ETH), Eugene 2022
  • 8:57,35 Minuten – Jackline Chepkoech (KEN), London 2023
  • 8:57,77 Minuten – Courtney Frerichs (USA), Eugene 2021
  • 8:58,67 Minuten – Alice Finot (FRA), Paris 2024

Bahrains Leichtathletik am Pranger

Die Erfolgsserie Yavi kommt für die bahrainische Leichtathletik zu einem heiklen Zeitpunkt. Die Athletics Integrity Unit (AIU) hat nach eineinhalbjährigen Ermittlungen im Dezember 2023 Verstöße gegen die internationalen Anti-Doping-Bestimmungen durch den bahranischen Verband (BAA) verkündet. Das Council des Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) ist der Empfehlung, dem bahrainischen Verband auf die Finger zu klopfen, nachgekommen. Unter anderem hatte der Verband zwei Jahre lang einen gesperrten Trainer engagiert, außerdem gab es bei den Olympischen Spielen von Tokio 2021 zwei aufsehenerregende Dopingfälle.

Da die Verantwortlichen des Verbandes im Aufklärungsprozess mit der AIU zusammenarbeiteten, schloss World Athletics die bahrainische Leichtathletik nicht von den Olympischen Spielen aus, sondern begrenzte das Kontingent auf zehn Athlet*innen. Bis Anfang Juni 2025 wird Bahrain bei keinem internationalen Event am Start sein, erst bei der WM in Tokio soll das Comeback laut Presseaussendung von World Athletics frühestens erfolgen, ebenfalls mit maximal zehn Athlet*innen. Außerdem erwartet World Athletics vom bahranischen Verband finanzielle Investitionen in den Kampf gegen Doping und das Beseitigen der bisherigen Mängel sowie die Übernahmen der Kosten der AIU-Ermittlungen.

Die weiteren Laufdistanzen

Im 1.500m-Lauf demonstrierte die kenianische Olympiasiegerin Faith Kipyegon ihre Vormachtstellung mit einer Siegerzeit von 3:52,89 Minuten. Damit lag die 30-Jährige vor dem äthiopischen Duo Freweyni Hailu und Birke Haylom sowie der Australierin Jessica Hull, dank ihrer überzeugenden Schlussrunde letztendlich klar. Gleich zwölf Läuferinnen blieben unter vier Minuten.

Den 5.000m-Lauf der Männer dominierten die Äthiopier mit einem Dreifachsieg durch Hagos Gebrhiwet (12:51,07), Yomif Kejelcha und Selemon Barega. Allerdings ging der angepeilte Angriff auf den Weltrekord von Joshua Cheptegei (12:35,36) schief. An der Stätte seines größten Triumphs bisher, dem EM-Titel im 10.000m-Lauf, lief der Schweizer Dominic Lobalu als Achter ins Ziel und blieb dabei unter 13 Minuten.

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Diamond League AG for Diamond League AG

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