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Diamond League: Rekordflut vor Olympia

Unmittelbar vor den Olympischen Spielen fielen bei den Diamond-League-Meetings in Paris und in Monaco zahlreiche Rekorde auf verschiedenen Laufdistanzen. Ein Überblick.
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Unmittelbar vor den Olympischen Spielen von Paris (Leichtathletik-Bewerbe vom 1. bis 11. August) sind etliche der Topläufer*innen weltweit bereits in Topform. RunUp.eu wirft einen Blick auf Rekordleistungen bei den Diamond-League-Meetings in der französischen Hauptstadt und an der Cote d’Azur sowie einer Talentprobe eines holländischen Wunderkinds in Hengelo.

Faith Kipyegon – Weltrekord über 1.500m

Am 7. Juli hat der kenianische Superstar beim Diamond-League-Meeting in Paris neuerlich Geschichte geschrieben und die ohnehin sattelfeste Favoritenrolle auf die Olympische Goldmedaille im 1.500m-Lauf noch einmal zementiert. Faith Kipyegon verbesserte ihren im letzten Sommer in Florenz aufgestellten Weltrekord dank einer unglaublich starken zweiten Rennhälfte um sieben Hundertstelsekunden auf eine Zeit von 3:49,04 Minuten. 2023 gewann sie anschließend die WM-Goldmedaillen im 1.500m- und 5.000m-Lauf, dasselbe Doppel hat sich die 30-Jährige auch für die Spiele in Paris vorgenommen. Über die Mittelstrecke wäre es ihr dritter Olympiasieg hintereinander, eine herausragende Leistung in der Leichtathletik-Geschichte.

Im Stade Charléty (die Olympischen Wettkämpfe werden im Stade de France stattfinden, Anm.) überraschte die Kenianerin mit ihrem Weltrekord vor allem deshalb, weil sie im Frühjahr eine längere Verletzungspause einlegen musste. „Ich wusste, ich bin in der entsprechenden Form. Die Verletzung war ein Schrecken für mich, aber ich bin auf einem hohen Niveau ins Training zurückgekehrt“, sagte sie. Gegenüber der kenianischen Tageszeitung „Daily Nation“ meinte sie, sie sie bereit für die hohen Ziele bei Olympia.

© Diamond League AG for Diamond League AG

Laura Muir – neuer britischer Rekord

Im Gegensatz zu vielen ihrer bisherigen Rekordläufe hatte Kipyegon beim Diamond-League-Rennen in Paris allerdings Konkurrenz bis zum Schluss: Die Australierin Jessica Hull lief als Zweite einen fantastischen Kontinentalrekord von 3:50,83 Minuten. Laura Muir verbesserte als Dritte in einer Zeit von 3:53,79 Minuten ihren eigenen britischen Rekord um rund zwei Sekunden. Die 31-jährige Schottin ist nun die Nummer drei der ewigen europäischen Bestenliste hinter Sifan Hassan und Tatyana Kazankina, die zu Sowjetzeiten aktiv war. Muir hält nun die zehn schnellsten britischen 1.500m-Zeiten, neue Nummer elf in dieser Liste hält Georgia Bell, die sich in Paris mit einer Zeit von 3:56,54 Minuten auf Platz zwei der ewigen britischen Bestenliste schob. Auch der französische Rekord fiel: EM-Medaillengewinnerin Agathe Guillemot lief eine Zeit von 3:58,05 Minuten und damit um 1,71 Sekunden schneller als Hind Dehiba-Chahyd vor 14 Jahren ebenfalls in Paris, aber im Stade de France.

Diamond-League-Meeting in Paris 2024

Jessica Hull – Weltrekord über 2.000m

Im 1.500m-Lauf in Paris schaffte auch Jessica Hull ihren endgültigen Durchbruch in die Weltklasse. Mit einer Leistung von 3:50,83 Minuten öffnete sie eine völlig neue Dimension ihres bisherigen Schaffens. Sie steigerte ihren eigenen erst Ende Mai in Eugene aufgestellten Ozeanienrekord um unglaubliche 5,14 Sekunden! Die US-amerikanischen Plattform „Let’sRun.com“ betonte, dass die Australierin ihre persönliche Bestleistung um acht Sekunden gesteigert hat, seitdem sie Anfang 2023 aus dem Nike-Team in Oregon ausschied und wieder zurück in ihr Heimatland zog, wo sie unter der Leitung ihres Vaters Simon trainiert. In der ewigen Weltbestenliste von World Athletics rangiert Hull nun auf Position fünf hinter Kipyegon, den Äthiopierinnen Genzebe Dibaba und Gudaf Tsegay sowie der langjährigen Weltrekordhalterin Qu Yun Xia aus China, aber eine Sekunde vor Europarekordhalterin Sifan Hassan.

© Diamond League AG for Diamond League AG

Eine Woche später legte sie in Monaco ihren ersten Weltrekord nach. Die 27-jährige Australierin gewann über die selten gelaufene Distanz von 2.000m in einer Zeit von 5:19,70 Minuten und war damit um knapp zwei Sekunden schneller als Francine Niyonsaba vor drei Jahren bei ihrer bisherigen globalen Bestleistung. Die Läuferin aus Burundi ist mittlerweile aufgrund der neuen Regularien nicht mehr für Frauen-Wettkämpfe startberechtigt, weil sie einen erhöhten Testosteron-Wert aufweist und daher zu den so genannten DSD-Athletinnen gehört. „Seit vielen Jahren laufe ich Rennen auf diesem Niveau, aber ich war noch nie auf diesem individuellen Level, dass ich das absolute Maximum aus mir herausholen kann“, sagte die Australierin, die den bisherigen Ozeanienrekord über diese Distanz von Benita Willis-Johnson um gleich 18 Sekunden steigerte. Laut Performance Score von World Athletics ist ihre 1.500m-Leistung von Paris allerdings wesentlich höher einzuschätzen als der Weltrekordlauf von Monaco.

Hull sieht ihre Leistungsexplosion darin begründet, dass sie nun im vierten Jahr ohne Verletzungen und anderen gesundheitlichen Einschränkungen konstant an sich arbeiten kann. Unterstützt wurde Hulls Weltrekordversuch von einem starken europäischen Pacemakerinnen-Team. Die zweitplatzierte Britin Melissa Courntey-Bryant, die den 30 Jahre alten britischen Rekord von Yvonne Murray verbesserte, distanzierte Hull um über sechs Sekunden. Cory Ann McGee (USA) und Maria Pia Fernandez (Uruguay) freuten sich über neue Kontinentalrekorde, außerdem fielen sechs weitere Landesrekorde.

Djamel Sedjati – neuer algerischer Rekord

Nach seinem Galaauftritt bei den Kenya Trials war es eine Sensation, dass Emmanuel Wanyonyi das Diamond-League-Rennen in Paris über 800m nicht gewann, zumal er seine persönliche Bestleistung neuerlich verbesserte. Doch der Star des Rennens war Djamel Sedjati, der den Kenianer in einem hochspannenden Rennen um zwei Hundertstelsekunden besiegte. Die Zeit des Algeriers von 1:41,56 Minuten bedeutete einen neuen algerischen Rekord, er blieb die Winzigkeit von 0,02 Sekunden über dem Meetingrekord von Weltrekordhalter David Rudisha.

Gabriel Tual – neuer französischer Rekord

Eine fantastische Leistung lieferte auch Europameister Gabriel Tual ab. Der 26-Jährige stürmte in einer Zeit von 1:41,61 Minuten auf Platz drei und pulverisierte den französischen Rekord von Ex-Weltmeister Pierre-Ambroise Bosse um fast eine Sekunde. Die französischen Medien jubeln über einen unerhofften Medaillenkandidaten bei den Olympischen Spielen, er selbst fühlte sich im siebten Himmel („L’Équipe“). Der entthronte französische Rekordhalter, der in Monaco 2014 eine Zeit von 1:42,53 Minuten gelaufen ist, sagte in einem Interview mit der französischen Sporttageszeitung „L’Équipe“: „Ich bin schockiert. Alle sind schockiert. Er hat meinen Rekord pulverisiert. Normalerweise werden Rekorde um wenige Hundertstelsekunden gebrochen…“ In Europa war lediglich der ehemalige Weltrekordhalter Wilson Kipketer, der als gebürtiger Kenianer für Dänemark an den Start ging, jemals schneller als der neue französische Rekordhalter.

Eliott Crestan – neuer belgischer Rekord

Eliott Crestan steigerte den belgischen Rekord des unvergesslichen Ivo van Damme aus dem Jahr 1976 um gleich fast eineinhalb Sekunden auf eine Zeit von 1:43,43 Minuten und löschte damit einen den historischsten und emotionalsten Landesrekorde der Welt aus den Geschichtsbüchern. Ivo van Damme galt in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts als eines der Top-Talente im weltweiten Laufsport. Im Alter von 22 Jahren unterlag er bei den Olympischen Spielen von Montreal dem Kubaner Alberto Juantorena hauchdünn, als er den bis nun gültigen belgischen Rekord lief. Auch über 1.500m gewann er in der kanadischen Metropole die Silbermedaille, und zwar hinter der neuseeländischen Legende John Walker. Wenige Monate später verunglückte der Belgier bei einem Autounfall tödlich, heute erinnert das Diamond-League-Meeting Brüssel, das Memorial van Damme, an ihn.

© Diamond League AG for Diamond League AG

Djamel Sedjati – Diamond League Rekord

Fünf Tage später setzte Djamel Sedjati in Monaco seiner Leistung von Paris noch einen drauf. Seine Siegerzeit von 1:41,46 Minuten markiert das schnellste je in der Diamond League verzeichnete 800m-Rennen. „Jetzt denke ich an den Weltrekord und hoffe, dass ich ihn bei den Olympischen Spielen laufen kann“, kündigte der 25-Jährige keck an. Den bisherigen Weltrekord hat David Rudisha bei den Olympischen Spielen 2012 in London aufgestellt, seither hat niemand mehr die zwei Stadionrunden so schnell absolviert wie der algerische Vize-Weltmeister von 2022.

Mohamed Attaoui – neuer spanischer Rekord

Im Rücken des Algeriers fiel auf spektakuläre Art und Weise der spanische Rekord. Mohamed Attaoui lief in einer Zeit von 1:42,04 Minuten knapp vor Gabriel Tual auf den zweiten Platz, steigerte den vor sechs Jahren ebenfalls auf der Bahn des Stade Louis II aufgestellten spanischen Rekord von Saul Ordonez gleich um 1,61 Sekunden und schob sich in die Top-Ten der schnellsten 800m-Läufer aller Zeiten. In der ewigen europäischen Bestenliste liegt der 22-jährige Vize-Europameister von Rom 2024 nun auf Platz vier hinter Wilson Kipketer, Gabriel Tual und Sebastian Coe. Als Siebter verbesserte Andreas Kramer seinen schwedischen Rekord nur fünf Tage nach seinem Rekordlauf von Paris neuerlich auf eine Zeit von 1:43,13 Minuten.

Bemerkenswert: Die Top-Acht blieben unter 1:43,19 Minuten, der Letzte des Wettkampfs, Benjamin Robert, lief auch noch schneller als 1:44 Minuten. Beides gab es in der Geschichte des Laufsports noch nie. Übrigens: Weltmeister Marco Arop lief eine Saisonbestleistung und musste sich mit Position sechs zufrieden geben.

Diamond-League-Meeting in Monaco 2024

Jakob Ingebrigtsen – Europarekord über 1.500m

Das eigentliche Mittelstrecken-Highlight beim Diamond-League-Meeting in Monaco hätte der 1.500m-Lauf der Männer sein sollte. Der Wettkampf enttäuschte im Schatten des 800m-Laufs nicht, Jakob Ingebrigtsen lieferte eine beeindruckende Show und gewann diesen Tempolauf mit der Durchgangszeit von 1:50,66 Minuten nach 800m mit zwei Sekunden Vorsprung auf Timothy Cheruiyot. Die Endzeit von 3:26,73 Minuten ist die schnellste in der Karriere des Norwegers, womit er seinen fast auf den Tag genau ein Jahr alten Europarekord um 0,41 Sekunden steigerte. Ein wichtiges Signal in Richtung der in Monaco abwesenden Konkurrenz um Josh Kerr hinsichtlich der Olympischen Spiele. „Wer große Resultate erreicht, tut sich leichter, mit dem richtigen Selbstvertrauen in die wichtigsten Wettkämpfe zu gehen. Ich fühle mich stark und werde in Paris hoffentlich die Goldmedaille gewinnen“, schickte der 23-Jährige hinterher. Beim traditionsreichen Meeting im Fürstentum, bei dem es fast immer pfeilschnelle 1.500m-Rennen gibt, hatte der Norweger – man höre und staune – bisher noch nie gewonnen.

In der ewigen Weltbestenliste bleibt Ingebrigtsen Vierter, sein Lauf in Monaco war der sechstschnellste 1.500m-Lauf der Geschichte. Vor ihm liegen noch Weltrekordhalter Hicham El Guerrouj sowie die beiden Kenianer Bernard Lagat (später US-Amerikaner) und Asbel Kiprop. Die marokkanische Lauflegende, die den Weltrekord seit dem Jahr 1998 mit einer Zeit von 3:26,00 Minuten hält, bescheinigte dem Skandinavier in einem Interview mit dem britischen Leichtathletik-Magazin „Athletics Weekly“ vor einigen Tagen die Fähigkeit, seinen Weltrekord zu brechen, hoffe aber, er würde noch ein bisschen Bestand halten.

© Diamond League AG for Diamond League AG

Alice Finot – französischer Hindernislaufrekord

Europameisterin Alice Finot hat beim Diamond-League-Meeting in Paris ihren französischen Rekord, aufgestellt beim fünften Platz bei der WM 2023 in Budapest, um gut eine Sekunde auf eine Zeit von 9:05,01 Minuten verbessert. Die 33-Jährige musste sich lediglich Weltmeisterin Winfred Yavi (9:03,68) geschlagen geben. Für die Spiele auf heimischem Boden hat Finot hohe Ziele. „Ich werde versuchen unter neun Minuten zu laufen!“, sagte sie der französischen Sporttageszeitung „L’Équipe“.

Im 3.000m-Hindernislauf der Männer liefen Abrham Sime und Amos Serem in einer Zeit von 8:02,36 Minuten über die Ziellinie, das Fotofinish sah den Äthiopier vor dem Kenianer. Geordie Beamish verbesserte in einer Zeit von 8:09,41 Minuten den Ozeanienrekord, Landesrekorde markierten Mohamed Amin Jhinaoui (Tunesien) und Avinash Sable (Indien).

Niels Laros – Junioren-Weltrekord in Hengelo

Bei den FBK Games in Hengelo, einem World Athletics Continental Tour Meeting der Stufe Gold, markierte Niels Laros einen neuen Junioren-Weltrekord im 1.000m-Lauf. Der 19-jährige Holländer siegte vor heimischem Publikum in einer Zeit von 2:14,37 Minuten. Beim Diamond-League-Meeting in Monaco wollte er erstmals in dieser Saison über seine Spezialdistanz von 1.500m an den Start gehen, stürzte aber in der ersten Runde und gab auf.

Wanda Diamond League

Die Wanda Diamond League ist die wichtigste und prestigeträchtigste Meetingserie der Welt. 14 so genannte Qualifikationsmeetings führen zum finalen Meeting am 13. und 14. September in Brüssel. Die Meetings in Paris und Monaco waren die Stationen acht und neun, vor den Olympischen Spielen folgt noch das Meeting in London am kommenden Samstag.

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Diamond League AG for Diamond League AG

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