Enter your email address below and subscribe to our newsletter

Die neuen Laufstars aus Botswana

Oratile Nowe und Kethobogile Haingura glänzten beim World Athletics Continental Tour Meeting in Gaborone mit 800m-Siegen. Wer sind die neuen Mittelstreckenstars Botswanas?
Weiterlesen

Share your love

Oratile Nowe und Kethobogile Haingura sorgten beim World Athletics Continental Tour Meeting der Stufe Gold in Gaborone, der Hauptstadt des bevölkerungsarmen Binnenstaates im südlichen Afrika, für Aufsehen. Beide gewannen die 800m-Läufe im Rahmen des zweiten wichtigen Gold-Meetings auf der Südhalbkugel nach jenem im März in Melbourne. In Europa sind die beiden nur Fachleuten bekannt. Bisher.

Oratile Rose Nowe hält alle 16 der sub-2:02-800m-Läufe in der Leichtathletik-Geschichte Botswanas. Fünfmal hat die 24-Jährige sogar die Schallmauer der zwei Minuten schon unterboten, zweimal im letzten Jahr, dreimal bereits in diesem noch jungen Wettkampfjahr. Ihr bisher bester Wettkampf gelang ihr am 12. April beim bedeutendsten Leichtathletik-Meeting im Süden Afrikas, in Gaborone. Mit einem Landesrekord von 1:58,96 Minuten, ihr dritter Rekordlauf binnen exakt eines Monats, setzte sie sich mit genau einer halben Sekunde Vorsprung auf Junioren-Weltmeisterin Sarah Moraa durch. Moraa ist übrigens die Cousine der kenianischen 800m-Weltmeisterin Mary Moraa.

Nowe war früher 400m-Sprinterin, ohne durchschlagenden Erfolg. Mit der Staffel gelangen kontinentale Achtungszeichen. Ihre bisher beeindruckendste internationale Leistung war die Qualifikation für die Olympischen Spiele über das Weltranglisten-System. In Paris hatte sie aber keine Chance, weder im Vorlauf noch in der Hoffnungsrunde. Dennoch war sie 2024 für die Auszeichnung „Botswanas Women of the Year“ nominiert.

Der Anführer der neuen 800m-Garde

Bereits wesentlich bekannter als Oratile Nowe und Kethobogile Haingura ist Tshepiso Masalela, 25 Jahre alt. Er schaffte es 2023 ins WM-Finale von Budapest und 2024 in den Olympischen Endlauf von Paris. Dort lief er eine persönliche Bestleistung von 1:42,82 Minuten, Rang zwei der nationalen Bestenliste hinter Nijel Amos. Damit ist Masalela einer von 51 800m-Läufern der Geschichte, die eine Zeit von unter 1:43 Minuten auf ihrer Visitenkarte haben. Zuletzt glänzte er als 1.500m-Läufer: In Kapstadt gewann er einen Wettkampf in einer Zeit von 3:30,71 Minuten und pulverisierte seinen eigenen Landesrekord um viereinhalb Sekunden.

Überraschungssieg für Haingura

So weit ist Kethobogile Haingura trotz einer Medaille bei den Afrikameisterschaften 2024 noch nicht. Mitte März, mitten in der Sommersaison des südlichen Afrikas, lief er in Johannesburg eine persönliche Bestleistung von 1:43,88 Minuten. Seither folgten noch zwei weitere Zeiten in einer ähnlichen Größenordnung, darunter die Zeit von 1:44,18 Minuten beim Erfolg in Gaborone. Es war sein fünfter Wettkampfsieg im fünften 800m-Lauf in diesem Jahr.

In Gaborone, wo auch einige Kenianer am Start waren, darunter Olympia-Medaillengewinner Ferguson Rotich (2021), wäre eigentlich ein Erfolg seines viel bekannteren Landsmanns Tshepiso Masalela wahrscheinlicher gewesen, doch der 26-jährige Haingura gewann das Duell gegen seinen Landsmann überraschend klar. Wie Nowe war auch Haingura bei den Olympischen Spielen von Paris am Start und schaffte es mit einem tollen Vorlauf ins Halbfinale. Nur zweimal ist er davor bei Wettkämpfen in der nördlichen Hemisphäre an den Start gegangen.

Nijel Amos – der Pionier

Wundertalent Letsile Tebogo ist der erste Olympiasieger in der Sportgeschichte Botswana. In Paris schlug er im Kampf um Gold US-Star Noah Lyles im 200m-Sprint. Nijel Amos war 2012 im Alter von nur 18 Jahren der erste Medaillengewinner in der Geschichte Botswanas bei Olympischen Spielen. Im Sog von David Rudisha, der damals den noch gültigen Weltrekord lief, stürmte der Jungspunt zur Silbermedaille in einem immer noch aktuellen Junioren-Weltrekord von 1:41,73 Minuten.

Auch wenn Erfolge bei globalen Meisterschaften in der Folge ausblieben, gehörte Amos im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts zu den allerschnellsten 800m-Läufern. Doch unmittelbar vor den Weltmeisterschaften 2022 in Eugene sperrte ihn die Athletics Integrity Unit wegen einer positiven Dopingprobe für drei Jahre.

Ein Trainertalent mit berühmten Bruder

Nowe, Haingura und Masalela haben eine Gemeinsamkeit: Sie trainieren unter der Leitung des Südafrikaners Samuel Sepeng. Der 37-Jährige war selbst ein 800m-Läufer, deutlich erfolgreicher war aber sein (deutlich) älterer Bruder Hezekiel Sepeng. Bei den Commonwealth Games 1994 im kanadischen Victoria gewann der damals 20-Jährige als erster dunkelhäutiger Südafrikaner eine Medaille bei internationalen Meisterschaften. Es war die Silbermedaille im 800m-Lauf.

Zwei Jahre später wurde er als Silbermedaillengewinner hinter dem Norweger Vebjörn Rodal der erste dunkelhäutige Südafrikaner, der eine Olympia-Medaille gewann. Die dritte wichtige Silbermedaille in der Karriere Sepengs gelang 1999 bei der WM in Sevilla. Nach Finalteilnahmen 2003 (WM) und 2004 (Olympische Spiele) endete seine Karriere jäh: ein positiver Dopingtest auf Nandrolon und eine entsprechende Sperre.

Die Gaborone-Sieger Nowe und Haingura sind nicht die Aushängeschilder der in Südafrika aktiven Trainingsgruppen von Samuel Sepeng. Das ist gegenwärtig Tshepiso Masalela auf der einen und besonders die Südafrikanerin Prudence Sekgodiso auf der anderen Seite, die vor einigen Wochen die Goldmedaille bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Nanjing gewann. Im 800m-Lauf.

Drei spannende Fakten zu Botswana

🇧🇼 Laut Demokratieindex ist Botswana der demokratischste Staat auf dem afrikanischen Festland.

💎 Botswana ist einer der wichtigsten Diamantenproduzenten der Welt. Diamanten machen den überwiegenden Großteil der Exporteinnahmen des Landes aus und haben einen massiven Einfluss auf das Bruttoinlandsprodukt.

📚 In Botswana gibt es keine gesetzliche Schulpflicht. Dennoch hat das Land eine der höchsten Alphabetisierungsrate auf dem Kontinent. Heute absolvieren 19 von 20 Kindern in Botswana die erste Schulstufe.

Ein deutscher Hindernisläufer in Botswana

Der einzige Laufbewerb in Gaborone, der ohne Heimsieg endete, war der 3.000m-Hindernislauf. Hailemariyam Amare führte in einer Zeit von 8:28,00 Minuten einen äthiopischen Dreifachsieg an. Bester Nicht-Äthiopier war übrigens der Deutsche Niklas Buchholz in einer Zeit von 8:32,24 Minuten.

Die World Athletics Continental Tour Gold

Die World Athletics Continental Tour Gold ist die zweitwichtigste vom Leichtathletik-Weltverband organisierte Meetingserie der Welt. World Athletics ist um eine weltumspannende Austragung bemüht, in der 13-teiligen Serie ist bis auf Südamerika jeder Kontinent vertreten.

Weggefallen ist durch die kurzfristige Absage das einzige Meeting im Atlantik, der Bermuda Grand Prix. Dieses Meeting in Devonshire war eine gemeinsame Idee des US-amerikanischen Leichtathletik-Verbands (USATF) mit dem Tourismusverband des kleinen britischen Überseegebiets, gut 1.000 Kilometer von der US-Ostküste entfernt. Nach einem Wechsel der Führungsperson kündigte der Tourismusverband aufgrund von fehlendem Rücklauf des Investments die langjährig ausgelegte Finanzierung laut Vereinbarung nun laut lokalen Medien abrupt.

Autor: Thomas Kofler
Bild: © Pixabay

Share your love