
Newsletter Subscribe
Enter your email address below and subscribe to our newsletter
Raphael Pallitsch und Lotte Seiler waren der große Sieger und die große Siegerin bei den Laufentscheidungen der ÖLV-Hallen-Staatsmeisterschaften am vergangenen Wochenende in der Tips Arena von Linz. Der Routinier aus dem Burgenland und die junge Steirerin gewannen jeweils sowohl den 3.000m-Lauf am Samstag- als auch den 1.500m-Lauf am Sonntagnachmittag. Die spannendste Laufentscheidung des Wochenendes war Caroline Bredlingers Duell mit der Zeit. Es endete mit einer dramatischen Hundertstelentscheidung.
Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt) dominierte den Wettkampf der Frauen über die vier Hallenrunden und schrammte nach einer fantastischen Leistung nur haarscharf am Hallen-EM-Limit für Apeldoorn vorbei. „Das ist jetzt sehr bitter. Die Enttäuschung ist im Moment riesengroß“, klagte die 23-Jährige, die nach dem Zieleinlauf vor Enttäuschung impulsiv die Hände auf das Gesicht legte, langsam auf die Knie ging und ihr Gesicht unter ihrem Körper auf der Bahn versteckte. Die Zeitnehmung ist bei einer Zeit von 2:02,11 Minuten stehen geblieben, einen Wimpernschlag über der Sehnsuchtsmarke. Ein verhaltenes Lächeln in die Kamera wenige Sekunden später verriet den Zwiespalt, die diese Leistung hervorrief.
Denn dieser 800m-Auftrit verdiente Applaus. Es war einer der besten in der noch jungen Karriere der Mittelstreckenläuferin. Bitter ist die Erkenntnis, dass diese Leistung in einem anderen Rennen mit Kontrahentinnen wohl zur Erbringung des Limits gereicht hätte. Die Topform in diesem Winter, sie kam etwas zu spät für die Meeting-Auftritte vor einigen Wochen. Oder aus der anderen Perspektive: Die Konkurrenz in Europa ist zu schnell gelaufen. 20 Startplätze gingen über das Direktlimit von 2:02,00 Minuten weg, vier weitere über Freiluft-Leistungen aus dem Jahr 2024 – für 30 verfügbare Startplätze beim kontinentalen Winter-Höhepunkt. Ob die Österreicherin über die ein oder andere Absage noch in die Top-30 rutscht, wird final laut ÖLV am Dienstag bekannt sein. Bis dahin wird es eine Zitterpartie.
Es war haarscharf. Das Risiko, für das es keine vernünftige Alternativstrategie gegeben hat, hätte sich beinahe gelohnt. Bredlinger meinte, die perfekten Durchgangszeiten und die Stimmung in der Halle hätten sie zusätzlich motiviert. Die erste Rennhälfte absolvierte sie in unter 59 Sekunden, die letzten Meter wurden sichtlich mit fortschreitender Erschöpfung hart. Die Endzeit reichte um elf Hundertstelsekunden nicht für das Hallen-EM-Limit von 2:02,00 Minuten – als Solistin vom ersten Meter an.
Dass sie ohne jeden Zweifel die gegenwärtig beste 800m-Läuferin in Österreich ist, zeigt der gigantische Abstand von elf Sekunden auf die weiteren Medaillengewinnerinnen Tabea Schmid (ULC Riverside Mödling) und Elena Trinks (LAG Genböck Ried). Das Duo hat mit 18 und 20 Jahren die Jugend auf der Habenseite.
Das zeigt außerdem die Tatsache, dass Bredlinger zum vierten Mal in Folge diesen Titel in der Halle gewann, auch im Freien hat sie vier Titel in Serie. Vier Hallen-Staatsmeisterschaftstitel in Folge können in dieser Disziplin übrigens nur Karoline Käfer und Stephanie Graf (je 5) sowie Theresia Kiesl aufweisen. Um die Qualität der Leistung in einen Rahmen zu setzen: Nur ein einziges Mal ist in der Geschichte von ÖLV-Hallen-Staatmeisterschaften eine 800m-Läuferin schneller gelaufen, das war Stephanie Graf 2003. Bredlinger selbst war auch erst ein einziges Mal schneller als am Samstagabend: bei den Balkan-Hallenmeisterschaften 2024 (2:01,76).
Um eine schnelle Endzeit zu ermöglichen, sprachen sich die stärksten Teilnehmer im 3.000m-Lauf vor dem Rennen ab, um eine harmonische Abwechslung bei der Tempogestaltung zu ermöglichen. Timo Hinterndorfer (DSG Wien) ging nach dem Startschuss an die Spitze und führte gut zwei Minuten lang. Als Zweiter übernahm Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) die Spitzenposition und blieb mit einer Durchgangszeit von 2:40 Minuten ungefähr auf Wunschkurs. Während Hinterndorfer, dessen großes Frühjahrsziel die Teilnahme an der Straßenlauf-EM im April im Halbmarathon ist, auf dem mittleren Kilometer abreißen lassen musste, hielt der Oberösterreicher die Pace etwas höher und machte nach zwei Führungsminuten Platz für Raphael Pallitsch (Union St. Pölten).
In seinem ersten 3.000m-Lauf seit fast zwei Jahrzehnten hielt der Burgenländer das Tempo hoch. Kamenschak und Marcel Tobler (ULC Riverside Mödling) folgten. Drei Runden vor dem Ende ging die Lücke zwischen seinem Trainer und Kamenschak auf. Die Vorentscheidung war gefallen, Pallitsch vollendete sein Werk als Solist mit einer Zeit von 7:48,15 Minuten. Damit pulverisierte er den heimischen Hallenrekord der Altersklasse M35 von Max Wenisch aus dem Jahr 1997 um eine halbe Minute. „Die zweite Hälfte war unglaublich. Es ist so locker gegangen und es geht mir auch jetzt kurz nach dem Rennen sehr gut“, sah Pallitsch in diesem Wettkampf einen sehr guten Test Richtung Hallen-EM.
Zum ÖLV-Hallenrekord von Günther Weidlinger fehlten nur vier Sekunden, Pallitsch ist hinter dem Oberösterreicher, Sebastian Frey, Dietmar Millonig und Robert Nemeth nun die Nummer fünf der ewigen österreichischen Bestenliste. Bei ÖLV-Hallen-Staatsmeisterschaften ist nur Weidlinger im Jahr 2000 eine schnellere Zeit gelaufen als Pallitsch 2025.
Kamenschak, angesichts einer Erkrankung Anfang Februar nicht in idealer Verfassung, kämpfte sich durch die Schlussphase und musste Tobler im Kampf um die Silbermedaille den Vortritt lassen. „Ich habe zeigen können, dass ich mit den Vollprofis mithalten kann. Darauf bin ich schon stolz“, sagte der 23-jährige Tobler. Auch er konnte aufgrund einer Erkrankung die Hallensaison nicht so gestalten, wie er es gerne getan hätte.
Beide Medaillengewinner blieben unter acht Minuten: Tobler in einer persönlichen Hallen-Bestzeit von 7:55,19 Minuten, Kamenschak in 7:58,00 Minuten. Für ein Unterbieten des Hallen-EM-Limits von 7:43,00 Minuten hätte der 21-jährige Lokalmatador in Topform durch die Hallensaison kommen müssen. Dass beide nicht mit 100%iger Fitness ins Rennen gegangen waren, zeigte die massive Erschöpfung nach der Ziellinie. Sowohl Tobler als auch Kamenschak brauchten, am Boden liegend, verhältnismäßig lange, um wieder Luft zu bekommen. Der viertplatzierte Hinterndorfer wurde im letzten Umlauf des Siegers noch überrundet, was die Qualität des Wettkampfs an der Spitze unterstreicht.
Der A-Lauf über 1.500m war ein neuerliches Aufeinandertreffen der Hauptprotagonisten des Vortages. Doch auf der Mittelstrecke war der Wunsch nach einem schnellen Rennen nicht verhaltensdominiernd. Kevin Kamenschak übernahm die Führung vor Favorit Raphael Pallitsch und Elias Lachkovics, der ebenfalls unter der Leitung des burgenländischen Olympia-Teilnehmers trainiert. Im Mittelteil des Rennens erhöhte der Junioren-WM-Finalist von 2022 in dieser Disziplin, Kamenschak, sachte die Geschwindigkeit und rollte somit seinem endschnellen Coach und Kontrahenten Raphael Pallitsch den roten Teppich aus.
Der 35-Jährige, der die Qualifikation für die Hallen-EM dank seines ÖLV-Rekordlaufs von Metz (siehe RunUp.eu-Bericht) bereits in der Tasche hat, übernahm zum Glockenton für die letzte Runde die Führung. Marcel Tobler attackierte ihn außen, doch Pallitsch hatte mit schnellen letzten Schritten alles in Griff und hielt die Zeitnehmung bei 3:52,67 Minuten an.
Kamenschak, im Vorjahr in Abwesenheit von Pallitsch Sieger, schnappte sich mit dem letzten Atemzug noch Tobler und wurde in einer Zeit von 3:54,03 Minuten Zweiter. Beide nahmen je eine Silber- und eine Bronzemedaille aus Linz mit. Tobler, der ins Ziel stürzte, blieb noch vor 800m-Meister Elias Lachkovics, der mit einem flotten Finish im Sog Kamenschaks Windschatten bedrohlich nahe kam.
Lotte Seilers (KSV Alutechnik) goldenes Doppel begann am Samstagnachmittag im 3.000m-Lauf, bei dem Sandrina Illes (Union St. Pölten) standesgemäß die Führung übernahm und ihren Rhythmus der erwartungsgemäß endschnelleren Konkurrenz vorgab. In Abwesenheit von Titelverteidigerin Sandra Schauer (Union St. Pölten), die sich auf die 1.500m konzentrierte, folgten ihr Katharina Pesendorfer (SVS Leichtathletik) und Lotte Seiler. Zwei Runden vor dem Rennende ging Pesendorfer einen Moment lang an die Spitze, dann attackierte die Steirerin und sicherte sich in einer Zeit von 9:38,22 Minuten den ersten Titel in dieser Disziplin. Pesendorfer gewann Silber in 9:44,07 Minuten, Illes Bronze in 9:51,24 Minuten.
Eine gänzlich andere Herangehensweise wählte Seiler tags darauf über die halbe Distanz. Von Beginn an bestimmte die 23-Jährige das Tempo und öffnete in der Schlussphase eine entscheidende Lücke. „Nachdem es gestern darum ging, möglich kräfteschonend zu laufen, war für heute noch genug Energie da. Ich konnte von Beginn an attackieren“, erklärte sie. Die Titelverteidigerin konnte ihr hohes Tempo zwar nicht ganz bis zur Ziellinie halten, erzielte aber bei ihrem dritten Hallen-Titelgewinn in dieser Disziplin die schnellste Meisterschaftszeit seit sechs Jahren und die zweitschnellste in den letzten beiden Jahrzehnten. „Zwei Goldene waren mein großes Ziel!“, unterstrich die Siegerin. Mit deutlichem Abstand sicherte sich Schauer in 4:29,73 Minuten die Silbermedaille, Pesendorfer widerstand mit großem Kampf der finalen Attacke der 18-jährigen Schmid und sicherte sich in 4:30,63 Minuten ihre zweite Medaille des Wochenendes.
Im 800m-Lauf der Männer wurde Elias Lachkovics (SVS Leichtathletik) seiner Favoritenrolle gerecht und gewann wie schon im Vorjahr den Titel. Nach einer Durchgangszeit von 400 Metern, die kurioserweise auf ähnlichem Niveau war wie jene von Bredlinger wenige Minuten zuvor, beschleunigte Lachkovics von vorne und hatte die Konkurrenz somit in jeder Sekunde des Rennens im Griff. In einer Zeit von 1:54,15 Minuten verwies er Niklas Kainrath (Union St. Pölten) und Fabio Fister (DSG Maria Elend) sicher auf die weiteren Plätze.
Was Raphael Pallitsch und Lotte Seiler bei den Staatsmeisterschaften gelang, glückte auch Elena Koller (DSG Wien) bei den Östereichischen Meisterschaften der Altersklasse U18. Die talentierte Wienerin dominierte am Samstag den 3.000m-Lauf der Mädchen in 10:27,68 Minuten und siegte am Sonntag auch deutlich im 1.500m-Lauf in 4:53,43 Minuten, jeweils vor Emma Scherb (TGW Zehnkampf Union). Die Goldmedaille über 800m ging an Carolina Grabner (Union WAidhofen/Ybbs) in 2:25,66 Minuten. Sie ist Jahrgang 2011!
Bei den Burschen lief Josua Gschwentner (Tri-X-Kufstein) zwei Tiroler U18-Rekorde. Im 3.000m-Lauf reichte er für einen klaren Sieg in 8:57,06 Minuten. Über die halbe Distanz wurde er Dritter hinter Callum Nussbaumer (ULC Riverside Mödling), der über die doppelte Distanz Bronze gewonnen hatte, und Jonas Mesi (Sportunion IGLA long life). Die Siegerzeit im 1.500m-Lauf lag bei 4:07,89 Minuten. Mesi hatte am Samstagabend den 800m-Lauf der Burschen in einer Zeit von 2:04,27 Minuten für sich entschieden.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: © ÖLV / @wolf.amri