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Caster Semenya, nach einigen Disqualifikationen aufgrund gedopter Mitstreiterinnen mittlerweile dreifache Weltmeisterin und zweifache Olympiasiegerin, hat eine alte Diskussion aus der Schublade geholt und ihr eine nie da gewesene Intensität verliehen. Hyperandrogenismus im Sport. Die Geschichte der Leichtathletik kennt einige prominente…
Caster Semenya, nach einigen Disqualifikationen aufgrund gedopter Mitstreiterinnen mittlerweile dreifache Weltmeisterin und zweifache Olympiasiegerin, hat eine alte Diskussion aus der Schublade geholt und ihr eine nie da gewesene Intensität verliehen. Hyperandrogenismus im Sport. Die Geschichte der Leichtathletik kennt einige prominente Beispiele, keines polarisierte so wie jenes von Semenya seit der Abschaffung der alten IAAF-Regel zur Hormontherapie Ende 2015. Seither ist die Südafrikanerin in ihrer Spezialdisziplin ungeschlagen und dominiert über die zweifache Stadionrunde die internationale Konkurrenz nach Belieben. Genau so wie die gesamte Leichtathletik-Welt blickt sie sicherlich gespannt darauf, ob der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) wie angekündigt noch im laufenden Jahr seine neue Regelung präsentiert.
Die Zeit tickt auch für IAAF-Präsident Sebastian Coe, der einer gerechten und zeitgerechten Regelung der Intersex-Thematik hohe Priorität zugeschrieben hat. Daher dürfte der Brite sein Ohr einem Vorschlag aus seiner Heimat schenken. Der schottische Leichtathletik-Verband prüft aktuell konkret eine dritte Genderwertung nebst der traditionellen Unterscheidung zwischen Mann und Frau. Ein Pilotprojekt, das bei zwei Laufveranstaltungen in Schottland getestet wurde und möglicherweise 2018 sogar in das Regelbuch des britischen Leichtathletik-Verbandes (UK Athletics) aufgenommen werden könnte. „Zuerst müssen wir den Bedarf einer derartigen Lösung ermitteln, dann müssen wir überprüfen, ob sie mit den Regeln von UK Athletics und der IAAF kompatibel ist“, erklärt Mark Munro, Präsident des schottischen Leichtathletik-Verbandes, das weitere Vorgehen.
Während die Ergebnisse des erst am Wochenende stattgefundenen 10km-Laufs in Jedburgh laut eines Berichts der schottischen Tageszeitung „The Scotsman“ noch nicht verfügbar sind, setzten beim Pride Run in Edinburgh im Juni nicht weniger als 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Kreuzchen bei der Anmeldung in das neue, dritte Kästchen bei der Geschlechtsangabe. Munro spricht von einem bemerkenswerten Ergebnis. „Es ist eine neue Ära für uns alle. Wir haben diese beiden Veranstaltungen unterstützt und sind sehr gespannt auf die weitere Entwicklung.“
Munro betonte im Bericht im „The Scotsman“ allerdings, dass dieses Pilotprojekt kein auf die Person Semenya abgezieltes Vorgehen ist. „Es geht nicht um Caster Semenya. Es geht um die Unterstützung unserer Mitglieder und darum, die Gleichberechtigungsstandards zu erhöhen. Und es geht um die Veranstalter, ihr Angebot für ihre Teilnehmer zu verbessern.“ Praktikabel sieht Munro den schottischen Vorschlag aktuell nur für Straßenläufe. „Bei der Stadionleichtathletik sind Austragungsort und Zeitpläne ein Hindernis. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Straßenlauf die ersten Schritte setzt. Ich sehe keinen Grund, warum Massenveranstaltungen nicht eine dritte Gender-Wertung anbieten könnten.“
Seit ihrem plötzlichen Auftauchen bei den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin, als Caster Semenya im Alter von 18 Jahren die Konkurrenz in Grund und Boden lief und WM-Gold gewann, ist die Südafrikanerin mit Unterbrechungen Hauptziel von Debatten rund um das Regelwerk. Mit Francine Niyonsaba und Margaret Wambui komplettierten bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro zwei weitere Läuferinnen mit unnatürlich hohem Testosteronwert das Stockerl, ähnlich war es bei fast allen Rennen in den letzten beiden Jahren. Kein Wunder, dass die Kanadierin Melissa Bishop, die Polin Joanna Jozwick und die Schottin Lynsey Sharp, in Rio teils tränenüberströmt auf den Rängen vier bis sechs gelandet, zu den lautesten Stimmen für eine baldige, neue Regelung gehören. Sie bezweifeln gegenwärtige Chancengleichheit.