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EM 2024 in Rom: Die Stars und die Erfolge

Jakob Ingebrigtsen ist der erfolgreichste EM-Teilnehmer der Geschichte. Italien dominiert auf der Heimbühne. Österreich bejubelt die erfolgreichste EM aller Zeiten.
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Nach sechs Goldmedaillen, je drei im 1.500m- und 5.000m-Lauf, ist Jakob Ingebrigtsen der erfolgreichste Teilnehmer an Leichtathletik-Europameisterschaften aller Zeiten. Die Gastgebernation Italien drückte der Heim-EM im Stadio Olimpico von Rom den Stempel auf. Für Österreich und die Schweiz waren es ebenfalls die erfolgreichsten Kontinentalmeisterschaften der Geschichte. RunUp.eu stürzt sich auf spektakuläre Zahlen.

Laufstar der sechstägigen Europameisterschaften von Rom war wenig überraschend Jakob Ingebrigtsen. Der Norweger sicherte sich zum dritten Mal nach Berlin 2018 und München 2022 das Doppel im 1.500m- und 5.000m-Lauf und steht damit bei sechs Goldmedaillen. Damit überflügelte er den deutschen Hürdensprinter Harald Schmid, die Briten Roger Black (Sprinter) und Mo Farah (Langstreckenläufer) sowie den französischen Hindernisläufer Mahiedine Mekhissi, die bei fünf Goldmedaillen halten. Zur Rekordanzahl der acht Medaillen für den französischen Sprinter Christophe Lemaitre fehlen dem 23-jährigen Skandinavier nur noch zwei Medaillen. Bei den Frauen steht Diskuswerferin Sandra Elkasevic (früher Perkovic) mit der siebten Goldmedaille noch über Ingebrigtsen.

Norwegen in Ingebrigtsens Bann

Fast 900.000 TV-Zuschauer sollen laut norwegischen Medienberichten den 1.500m-Lauf mit Ingebrigtsens Sieg im norwegischen Fernsehen NRK live gesehen haben, für ein so bevölkerungsarmes Land wie Norwegen eine beeindruckende Zahl. Der Schnitt der Übertragung der finalen Session von über 500.000 Zuschauern entspricht einem Zehntel des Bevölkerungspotenzials (inklusive Minderjährige) – ein unfassbarer Beleg, wie beliebt die Leichtathletik in Norwegen, das die erfolgreichste EM der Geschichte feierte, ist.

Nach einer kurzen Feier mit dem norwegischen Team reiste der Laufstar weiter ins Trainingslager nach St. Moritz. Seine Frau Elisabeth Asserson-Ingebrigtsen war in Rom nicht dabei, sie ist hochschwanger in der Heimat. Rund um die norwegischen Meisterschaften am Monatsende erwartet das Paar ihr erstes Kind. Ingebrigtsen hat in norwegischen Medien angekündigt, zur Geburt postwendend in die Heimat zu reisen. Bei den Olympischen Spielen soll Ingebrigtsens Nachwuchs erstmals live bei einem Wettkampf dabei sein, das kündigte seine Frau in sozialen Medien an, wie norwegische Medien berichteten.

© Mattia Ozbot / Getty Images for European Athletics

Italien Nummer eins in Europa

Bereits nach den fünf Goldmedaillen des italienischen Leichtathletik-Teams bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio war die Zielsetzung eines erfolgreichen Abschneidens bei der Heim-EM 2024 schnell eine Pflicht. Die italienische Nationalmannschaft lieferte im Kollektiv ab und war die dominierende an den sechs Wettkampftagen. So blieb Verbandspräsident Stefano Mei, ein ehemaliger Weltklasseläufer, am Ende die leichte Erkenntnis: „Wir sind die Nummer eins in Europa!“ Die vielen sportlichen Erfolge nützen dem italienischen Verband (FIDAL) nun auch, um einige organisatorische Mängel zu kaschieren. „Wir sind mit einer kompakten, geeinten Mannschaft aufgetreten. Das entspricht unserem jahrelangen Konzept, der Zusammenhalt ist einmalig“, so Mei. Der Rückenwind vor den Olympischen Spielen von Paris 2024 kommt ihm nun gerade recht.

Auch wenn die Zuschauerzahlen im Stadio Olimpico viele Wünsche offen ließen und nur an besonderen Abenden mit den italienischen Stars auch atmosphärische Stimmungshöhepunkte brachten: Andere Zahlen belegen den Höhenflug. 3,5 Millionen TV-Zuseher im italienischen Rundfunk (RAI) am Schlusstag etwa oder der Marktanteil von 18,6% als Gianmarco Tamberi im Hochsprung-Finale im Einsatz waren sind Rekorddaten. Dazu kommen noch über eine halbe Million TV-Zuseher im ebenfalls übertragenden Bezahlsender Sky, der ausgewählte Disziplinen auf einem Spartenkanal exklusiv anbot. „Die Leichtathletik hat in diesen Tagen die Sportberichterstattung in Italien dominiert. Das haben wir uns mit unseren Leistungen verdient“, so Mei. Auch European Athletics sprach von der meist gesehenen EM mittels massenmedialer Verbreitung seit Jahren, europaweit.

© LOC Roma 2024

13 neue Meisterschaftsrekorde

Diese Leistungen sind im Medaillenspiegel sichtbar. Elfmal Gold holte die italienische Mannschaft, dazu kommen neun Silber- und vier Bronzemedaillen. Erfolgreicher schnitten bisher die deutsche Nationalmannschaft 1938, die sowjetische 1954, 1958, 1962, 1978 und 1986 , das DDR-Team 1971, 1978, 1982 und 1990, das russische Team 2006 sowie das britische Nationalteam 2014 ab – viele dieser Erfolge stammen aus einer anderen Zeit und mit anderen Vorzeichen.

EA-Präsident Dobromir Karamarinov konzentrierte sich in seiner Bilanz auf die hervorragenden Leistungen: 13 Meisterschaftsrekorde wurden aktualisiert, nicht weniger als 44 Landesrekorde gebrochen. Darunter im Übrigen gleich neun italienische, auch das ist ein Beleg für das italienische Leistungshoch, das sich auch im überlegenen Platz eins im Placing Table widerspiegelt. Frankreich, Gastgeberland der kommenden Olympischen Spiele, zeigte mit Position zwei in beiden Wertungen einen klaren Aufwärtstrend gegenüber den letzten Europameisterschaften.

Medaillenspiegel der EM 2024
1. Italien 11x🥇 9x🥈 4x🥉
2. Frankreich 4x🥇 5x🥈 7x🥉
3. Großbritannien 4x🥇 4x🥈 5x🥉
4. Norwegen 4x🥇 2x🥈 1x🥉
5. Schweiz 4x🥇 1x🥈 4x🥉

12. Deutschland 1x🥇 3x🥈 7x🥉
15. Österreich 1x🥇 1x🥈

Beste EM aller Zeiten für Österreich

In Jubelstimmung ist auch der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV), besonders aufgrund der Goldmedaille von Victoria Hudson (SVS Leichtathletik) im Speerwerfen der Frauen sowie der Silbermedaille von Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ LA). Sowohl Platz 15 im Medaillenspiegel als auch Platz 19 im Placing Table, für den Läufer Raphael Pallitsch (SVS Leichtathletik) mit Rang sechs im 1.500m-Finale drei Punkte beisteuerte, liegt weit über dem Niveau der Vorjahre und ist ein neuer historischer Bestwert – genauso wie die sechs Top-Ten-Platzierungen.

Auch die Schweiz erlebte mit neun Medaillen, darunter vier in Gold, die erfolgreichste EM der Geschichte. „Eine solch hervorragende Bilanz konnten wir nicht erwarten“, schwärmt Philipp Bandl, Chef Leistungssport bei Swiss Athletics, und betont, dass die Erfolge stark auf die Arbeit der einheimischen Trainer zurückzuführen sind. „Die Erfolge von Rom sind definitiv ,Made in Switzerland’!“ Teil der Erfolgszahlen sind auch die Gold- und Bronzemedaille von Langstreckenläufer Dominic Lobalu.

Weniger spektakulär war dagegen das Abschneiden des deutschen Teams. Zwei Jahre nach der erfolgreichen Heim-EM in München gelang nur eine Goldmedaille, wodurch nur Platz zwölf im Medaillenspiegel herausschaute. Rang drei im Placing Table demonstriert aber immerhin eine gewisse Leistungsdichte.

Placing Table der EM 2024 (Punktesystem für Top-Acht-Platzierungen)
1. Italien 232 Punkte
2. Frankreich 193 Punkte
3. Deutschland 163 Punkte
4. Großbritannien 138,5 Punkte
5. Spanien 127,5 Punkte

7. Schweiz 83 Punkte
19. Österreich 20 Punkte

Autor: Thomas Kofler
Titelbild: © Mattia Ozbot / Getty Images for European Athletics

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