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EM-Halbmarathonläufe mit ÖLV-Sextett

Ein ÖLV-Quintett im Männerrennen und Julia Mayer als Solistin im Frauenrennen – das ist die österreichische Besetzung in den EM-Entscheidungen im Halbmarathon.
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Am Sonntag gehen in Rom die EM-Halbmarathonläufe über die Bühne. Während der Wettkampf für Julia Mayer eine wichtige Station auf dem Weg zu den Olympischen Spielen ist, sind die Europameisterschaften für ein fünfköpfiges Männerteam der Saisonhöhepunkt.

Julia Mayer (DSG Wien) ist längst konkret in die Vorbereitung auf den Olympischen Marathon in Paris eingebogen. Also jenem Ziel, dem sie spätestens seit der feststehenden Qualifikation beim Valencia Marathon 2023 alles in ihrem Leben unterordnet. 62 Tage trennen den EM-Halbmarathon und den Olympischen Marathon. Daher sind die Kontinentalmeisterschaften naturgemäß nicht ihr Höhepunkt-Wettkampf der Saison und wurden daher auch nicht spezifisch vorbereitet, aber sie stellen eine wichtige Standortbestimmung auf dem Weg nach Paris dar, weswegen Mayer auch mit hoher Seriosität in den Wettkampf gehen wird. Die Devise lautet aber angesichts der prognostizierten Wetterbedingungen (rund 24°C beim Start mit einer möglichen leichten Bewölkung) Vorsicht. „Jede, die versuchen wird, ihre Bestleistung zu verbessern, wird ein hohes Risiko eingehen. Ich gehe lieber etwas konservativer ins Rennen. Die Klügsten in Verbindung mit der besten Form und Tagesverfassung werden am besten abschneiden!“

Fokus bereits auf Paris

Die 31-Jährige würde sich gerne an der Gruppe der Läuferinnen orientieren, die eine etwas bessere Bestleistung als sie aufweisen können, und ein gutes Tempo über die ganze Distanz durchlaufen. Die Hitzebedingungen versuchte sie bei Trainingseinheiten zur Mittagszeit in Wien oder bei Einheiten in der Sauna zu simulieren, eine Herausforderung werden sie trotzdem. Auch, weil Mayer nicht mit ganz frischen Beinen am Start stehen wird. Das Vorbereitungstraining für die Olympischen Spiele hat absolute Priorität, weswegen es keine Pause wegen der EM vorsieht. „Ich will in Paris nicht nur dabei sein, sondern auch anständig mitlaufen können“, erklärt sie, also wesentlich weiter vorne als ihr 86. Platz in der „Road to Paris“ aussagt. Auf diesem Weg habe sie im Training bereits spannender Erkenntnisse gesammelt.

Heimische Athlet*innen in den Halbmarathonläufen

    Halbmarathon der Männer (Start, Sonntag: 9 Uhr) &
    Halbmarathon der Frauen (Start, Sonntag: 9:30 Uhr)

  • Mario Bauernfeind (KUS ÖBV Pro Team)
  • Andreas Vojta (team2012.at)
  • Peter Herzog (Union Salzburg LA)
  • Timo Hinterndorfer (DSG Wien)
  • Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team)
  •  

  • Julia Mayer (DSG Wien)

Kejeta im Kreis der Favoritinnen

Zu den Mitfavoritinnen auf den Titel zählt Melat Kejeta. Die Deutsche hat gemeinsam mit der erstmals für Rumänien laufenden Kenianerin Joan Melly die mit Abstand beste Vorleistung im Rennen, beide sind schon niedrige 1:05er Zeiten gelaufen. Dahinter formiert sich eine interessante Gruppe weiterer Medaillenkandidatinnen rund um Lokalmatadorin Sofiia Yaremchuk, den besten Britinnen Calli Thackery und Abbie Donnelly, sowie Karoline Bjerkeli Grövdal, die zwei Tage vor dem Halbmarathon auch den 5.000m-Lauf bestreiten wird.

Ein Fragezeichen steht hinter Lonah Chemtai-Salpeter aus Israel, die vor zwei Jahren in München EM-Dritte über 10.000m war, aber seit dem Silvesterlauf in Madrid keinen Wettkampf mehr bestritten hat. Ebenfalls Top-Vorwerte aus der Vergangenenheit haben Delvine Meringor aus Rumänien, ebenfalls kenianischen Ursprungs, sowie die seit vielen Jahren in der Schweiz lebende Äthiopierin Helen Bekele, die ihr Debüt im Schweizer Nationaldress geben wird. In der Nationenwertung scheinen Deutschland, Großbritannien und Spanien die stärksten Teams am Start zu haben, der drittbesten Rumänin fehlt die Klasse.

EM-Premiere für Bauernfeind

Mit Mario Bauernfeind (ÖBV Pro Team), Andreas Vojta (team2012.at) und Peter Herzog (Union Salzburg LA) hat sich bei den Männern ein Trio über die Weltranglistenpunkte für den EM-Halbmarathon qualifiziert. Der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV) nutzte die Möglichkeit, ein größeres Team zu nominieren, und schickte auch Timo Hinterndorfer (DSG Wien), der im Frühjahr die Halbmarathons im Rahmen des Linz Marathon und des Vienna City Marathon gewonnen hat, und Dominik Stadlmann (ÖBV Pro Team) in die italienische Hauptstadt.

Für Bauernfeind kam die EM-Qualifikation so überraschend, dass er sogar eine lang geplante Familienreise umbuchen musste. „Ich will auf so einer großen Bühne ein gutes Rennen liefern“, sagt der 33-Jährige, der mit einem soliden Halbmarathon zum Abschluss der Frühjahrssaison Motivation für den Herbst schöpfen möchte. Auch wenn ihm bewusst ist, angesichts der internationalen Konkurrenz nicht um Top-Positionen mitlaufen zu können, sagt er: „Ich freue mich riesig auf erste EM und den Start für Österreich.“

Eine EM zum Geburtstag

Wie Bauernfeind wollen auch die beiden weiteren Routiniers im Halbmarathon das Beste aus ihren gegenwärtigen Möglichkeiten herausholen und sich nicht an Platzierungen oder Zeiten orientieren. Andreas Vojta bestreitet bereits seine siebte Leichtathletik-EM, der Halbmarathon ist die vierte Distanz. „Ich hatte eine gute Vorbereitung und möchte eine gute Leistung zeigen. Der Wettkampf ist schwierig einschätzen, weil durch die hohen Temperaturen und der Streckenführung mit viel Kopfsteinpflaster die superschnellen Zeiten nicht möglich sein werden. Wenn ich im Laufe des Rennens zulegen und einige Konkurrenten, die riskiert haben, einholen kann, wird ein gutes Resultat herausschauen“, meint der Gerasdorder, der am Tag des Rennens seinen 35. Geburtstag feiern wird.

Auch Peter Herzog stapelt tief. „Ich werde versuchen, das Beste herausholen und einen intelligenten Wettkampf zu laufen. Es ist eine riesige Bühne, mein absolutes Frühlingshighlight“, hofft der Salzburger auf ein gutes Abschneiden trotz suboptimaler Vorbereitung. Der 36-Jährige ist der einzige im Halbmarathon-Team, der 2018 in Berlin mit dem Marathon-Team sensationell die Bronzemedaille gewonnen hat. Am offensivsten äußerte sich Timo Hinterndorfer (DSG Wien), aktuell schnellster U23-Halbmarathonläufer in Europa. „Es ist richtig cool, dass ich dabei bin und ich möchte eine gute Performance abliefern. Ich habe nichts zu verlieren und gebe Vollgas!“

Fokus auf Nationenwertung

Neben den Einzelleistungen setzten die Österreicher auch die Teamperformance ins Zentrum der Aufmerksamkeit, hier gibt es die Möglichkeit, mit geschlossen guten Leistungen eine gute Platzierung zu erreichen. „Es wäre super, wenn wir alle gemeinsam gut performen und unsere Nominierungen damit bestätigen können“, sagt Vojta stellvertretend. Italien, Deutschland, Norwegen, Spanien und Israel stellen starke Teams, die wohl am ehesten für die Medaillen infrage kommen.

Von der „Road to Rome“ haben etliche der Topplatzierten ihren Start abgesagt, im Falle von Andreas Almgren oder Isaac Kimeli zum Beispiel deswegen, weil sie den 10.000m-Lauf bevorzugen. Die mit Abstand schnellste Vorleistung aus dieser Saison hat der Norweger Sondre Nordstad Moen, der im Februar in Marguame in Japan eine Zeit von 1:00:11 Stunden gelaufen ist. Zu den aussichtsreichsten Titelkandidaten zählen außerdem Amanal Petros aus Deutschland, Carlos Mayo aus Spanien sowie die Italiener Yemaneberhan Crippa und Pietro Riva. Auch die Schweiz hat mit den Marathon-Olympia-Teilnehmern Tadesse Abraham und Matthias Kyburz sowie dem Europarekordhalter Julien Wanders, der nicht in der Form früherer Tage ist, ein prominentes Team am Start.

Als Abraham 2016 in Amsterdam den bisher einzigen EM-Halbmarathon für sich entschieden hat, führte er die Schweiz zu Team-Gold. „Titelverteidiger“ ist der amtierende Marathon-Europameister Richard Ringer aus dem starken deutschen Team.

Laufendes Sightseeing

Erstmals seit 2006 (Marathon) ist die Ziellinie der Straßenlauf-Entscheidung bei Europameisterschaften wieder die klassische – nämlich auf der Rundbahn im Stadio Olimpico. Der Startschuss für die Halbmarathonläufe erfolgt bei den Fori Imperiali unweit des weltbekannten Kolosseums. Besonders der Beginn des Rennens ist eine Sightseeingtour durch die „Ewige Stadt“. Nach dem dreifachen Umrunden einer Schleife im Mittelteil führt die Strecke Richtung Foro Italico, auf dessen Gelände das Olympiastadion steht.

Autor: Thomas Kofler
Titelbild: VCM / Jenia Symonds – Mario Bauernfeind und Julia Mayer waren die besten Österreicher beim Vienna City Marathon 2024.

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