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Emotionales Gold für Grayson Murphy

Die US-Amerikanerin Grayson Murphy ist die einzige Athletin, die die World Mountain und Trail Running Championships 2023 in Innsbruck-Stubai mit zweimal Edelmetall in Einzelwertungen verlässt. Die 27-Jährige wiederholte damit ihren Triumph von 2019, damals in derselben Disziplin. Dieses Mal aber mit afrikanischer Gegnerschaft und einer an ihre Grenzen gehenden Schwedin.
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„Ich habe lange darauf hintrainiert, so einen Moment erneut zu erleben“, sagte Grayson Murphy, die mit einer prächtigen Leistung die Goldmedaille zur ihrer Bronzenen vom Vertical drei Tage zuvor addierte. Nun fühle sie sich ziemlich müde, aber freilich glücklich. „Ich bin einfach so schnell gelaufen, wie ich konnte – und das hat gereicht. Ich bin wirklich stolz auf mich, das ist ein ganz spezieller Moment in meiner Karriere.“ So einfach der Schlüssel in der Nachbetrachtung klang, so schwierig war es, ihn in einem abwechslungsreichen und daher spannenden Wettkampf umzusetzen.

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Murphy im Duell mit Alexandersson

Murphy startete schwungvoll in den Wettkampf und setzte sich nach den ersten Auseinandersetzungen im steilen Anfangsanstieg wenige Sekunden von der Schwedin Tove Alexandersson ab, dahinter folgte eine Verfolgergruppe mit vier Afrikanerinnen und Monica Madalina Florea aus Rumänien. In der Bergabpassage übernahm vorne die Skandinavierin die Führung, weiter hinten fiel die Silbermedaillengewinnerin von Mittwoch, Philaries Kisang zurück. Alexandersson führte beim Durchlauf bei Start und Ziel mit zwölf Sekunden vor Murphy und 27 Sekunden vor der besten Kenianerin, Joyce Muthoni, die im Berglauf-Weltcup schon etliche Erfolge gefeiert hat.

Doch kaum hatte der zweite Anstieg begonnen, übernahm Murphy wieder das Kommando und setzte sich deutlich ab. 50 Sekunden Vorsprung hatte sie nach Beendigung des Anstiegs auf Alexandersson, die zwischenzeitlich ihren zweiten Platz gegen Annet Chelangat aus Uganda verlor. Zu diesem Zeitpunkt, nach 10,5 Kilometer, lag Muthoni über eine Minute hinter der Medaille zurück, die sie noch gewinnen sollte. Denn Chelangat verlor im Innsbrucker Stadtgebiet abrupt zwei Minuten und fiel aus den Medaillenrängen. Vorne blieb der Abstand im zweiten Downhill konstant, Murphy siegte in 1:04:29 Stunden mit fast einer Minute Vorsprung auf Alexandersson, die die erste WM-Medaille für Schweden im Berglauf überhaupt gewann (Männer und Frauen). Im Hauptberuf ist die 30-Jährige erfolgreiche Orientierungs- und Ski-Orientierungsläuferin. Muthoni sicherte sich Bronze vor ihrer Landsfrau Valentine Rutto, die wie am Mittwoch im Vertical Vierte wurde.

Marathonläuferin mit zwei Spitzenresultaten im Berglauf

Einen besonderen Erfolg feierte Domenika Mayer als Fünfte. „Ich bin mehr als zufrieden, wie es gelaufen ist – schließlich habe ich mich als Marathonläuferin ja nicht spezifisch auf diese WM vorbereitet. Das zeigt auch, was möglich wäre, wenn ich das tun würde“, sagte die EM-Sechste im Marathon von München 2022 im Gespräch mit RunAustria. Der Berglauf sei ihre heimliche Leidenschaft, die Qualifikation für den Olympischen Marathon ihre sportliche Aufgabe. Zwei Dinge, die sich nicht ausschließen. „Im Marathon liegt der Fokus auf dem Umfang. Aber zwischendurch müssen wir auch zusehen, Geschwindigkeit zu trainieren. Und da passt der Berglauf immer mal wieder perfekt in meinen Trainingszyklus“, erklärte sie. Mayer war bereits am Mittwoch Siebte und verlässt Innsbruck daher mit zwei Spitzenresultaten, aber auch vielen tollen Erinnerungen an einen sehr stimmungsvollen Event. „Klar, bei der EM in München war noch mehr los – aber ansonsten kann es diese Stimmung mit vielen Events aufnehmen.“

© WMTRC 2023 / Roast Media

Österreichs Einzelstarterin im Mittelfeld

In der Nationenwertung reüssierte Kenia vor Großbritannien und Frankreich. Die USA mit Allie McLaughlin, die mit Rang 25 neuerlich bewies, bei weitem nicht in der Form von Chang-Mai 2022 zu sein, und Deutschland platzierten sich dahinter. Österreich kam nicht in die Nationenwertung, weil mit Bernadette Schuster (SK Vöest Linz) lediglich eine rot-weiß-rote Teilnehmerin den Abschlussbewerb bestritt. Sie kam nach 1:19:05 Stunden auf Platz 59 von 94 Teilnehmerinnen ins Ziel. „Ich habe mir das Rennen sehr gut eingeteilt und konnte immer laufen, auch auf den steileren Passagen“, so die Oberösterreicherin. „Ich konnte die WM voll genießen, den Zieleinlauf habe ich so richtig eingesaugt.“

Flaherty behauptet Vorsprung

Dem Rennen der Juniorinnen, das bei bereits 23°C und prallem Sonnenschein gestartet wurde, drückte die Britin Rebecca Flaherty, im Vorjahr hinter ihrer dieses Mal nicht am Start stehenden Landsfrau Jessica Baily Vize-Weltmeisterin und im Februar 23. im U20-Rennen der Crosslauf-Weltmeisterschaften, ihren Stempel auf. Auf den teilweise steilen Passagen aus Innsbruck hinauf Richtung Ölberg setzte sich die 17-Jährige deutlich von ihren Verfolgerinnen ab und erreichte die Zwischenzeit am Gramartboden nach 3,7 Kilometern mit einem Vorsprung von 45 Sekunden auf die Spanierin Ines Herault, die gerade Lauren Russell auf Position zwei abgelöst hatte.

Doch die vermeintliche Vorentscheidung war noch nicht gefallen, im Downhill verlor die Britin viel Zeit und hatte ausgangs der Natur-Trail-Section nach exakt zwei Drittel der Distanz nur noch sechs Sekunden Vorsprung auf die Italienerin Lucia Arnoldo und Herault, die Flahertys Landsfrauen Amelie Lane und Russell im Kampf um die Medaillen bergab vorentscheidend distanzieren konnten. In den Passagen durch die Altstadt konnte Flaherty aber den Abstand zu Herault konstant halten, während Arnoldo der Sprit ausging. Flaherty jubelte nach 33:20 Minuten über den WM-Titel, sieben Sekunden vor Herault. Die Italienerin rettete Bronze am Ende doch ungefährdet, ließ sich aber hinter der Ziellinie völlig erschöpft zu Boden fallen und musste minutenlang gestützt werden. In der Nationenwertung gingen die Italienerinnen im letzten Moment leer aus und wurden hinter dem überlegenen Juniorinnen-Weltmeister-Team aus Großbritannien, Frankreich und Spanien Vierte.

„Es ist so surreal, aber es fühlt sich wunderschön an. Ich habe versucht, das Rennen zu genießen. Die Kulisse hier ist so herrlich, schon die ganzen WM-Tage – ein Traum“, schwärmte die neue Junioren-Weltmeisterin im Livestream. Die jungen Österreicherinnen spielten im Rennausgang nur eine untergeordnete Rolle. Klar distanziert von der Weltklasse in ihrem Altersbereich erreichten Fabiola Fortschegger (Union Raika Lienz) und Hanna Galler (Kolland Topsport Gaal) das Ziel auf den Rängen 40 und 41 von 48 Finisherinnen im kleinsten Starterfeld bei diesen Titelkämpfen.

Stadt und Natur vermischen im Mountain Classic

Die Strecke des Mountain Classic verband wie kein anderer Bewerb das urbane Stadtgebiet Innsbrucks mit der alpinen Natur rundherum. Die Allgemeinen Klassen mussten zwei 7,5 Kilometer lange Runden mit jeweils 375 Höhenmetern im An- und Abstieg absolvieren, die U20-Läuferinnen und -Läufer jeweils eine. Dabei führte die Strecke vom Vorplatz vor dem Tiroler Landestheater nach Norden unmittelbar in den ersten steilen Anstieg. Anspruchsvolle Passagen führten in wildes und von Wald und Büschen überzogene Teile am Fuße der Nordkette, ehe ein Trail steil hinab zurück Richtung Stadt führte. Nach der Innüberquerung stand eine künstlich erzeugte Trail-Passage direkt unterhalb des Goldenen Dachl in der Innsbrucker Altstadt auf dem Programm, ein besonderer Zuschauermagnet. Überhaupt war das Rennen bestens besucht, Tausende Zuschauer unterstützten die Aktiven vom Streckenrekord.

Positiv bewerteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass der Großteil der Anstiege im Schatten lagen. Auch wenn eine Wolkendecke dafür sorgte, dass in der Mittagszeit die befürchtet hohen Temperaturen nicht eintraten, zollten die Bedingungen bei vielen Teilnehmerinnen ihren Tribut. So schaffte es etwa Silbermedaillengewinnerin Tove Alexandersson mit letzter Kraft über die Ziellinie und kollabierte dort gleich, wodurch eine medizinische Betreuung notwendig wurde.

Ergebnisse Mountain Classic, WMTRC 2023

Frauen (15km)

Gold: Grayson Murphy (USA) 1:04:29 Stunden
Silber: Tove Alexandersson (Schweden) 1:05:26 Stunden
Bronze: Joyce Muthoni (Kenia) 1:06:40 Stunden

  1. Valentine Rutto (Kenia) 1:06:56 Stunden
  2. Domenika Mayer (Deutschland) 1:07:09 Stunden
  3. Monica Madalina Florea (Rumänien) 1:07:25 Stunden
  4. Philaries Kisang (Kenia) 1:08:31 Stunden
  5. Tereza Hrochova (Tschechien) 1:08:37 Stunden
  6. Cecile Jarousseau (Frankreich) 1:08:40 Stunden
  7. Alice Goodall (Großbritannien) 1:09:22 Stunden

    15. Natalia Gemperle (Schweiz) 1:10:10 Stunden
    19. Hanna Gröber (Deutschland) 1:10:53 Stunden
    34. Rea Iseli (Schweiz) 1:13:25 Stunden
    37. Nina Völckel (Deutshcland) 1:14:02 Stunden
    47. Laura Hampel (Deutschland) 1:15:42 Stunden
    49. Céline Aebi (Schweiz) 1:16:20 Stunden
    59. Bernadette Schuster (Österreich) 1:19:05 Stunden

Nationenwertung (drei beste Platzierungen addiert)

Gold: Kenia 14 Punkte
Silber: Großbritannien 43 Punkte
Bronze: Frankreich 46 Punkte

  1. USA 61 Punkte
  2. Deutschland 61 Punkte
  3. Italien 64 Punkte
  4. Tschechien 77 Punkte
  5. Uganda 82 Punkte
  6. Kanada 86 Punkte
  7. Schweiz 96 Punkte

Juniorinnen (7,5km)

Gold: Rebecca Flaherty (Großbritannien) 33:20 Minuten
Silber: Ines Herault (Spanien) 33:27 Minuten
Bronze: Lucia Arnoldo (Italien) 33:42 Minuten

  1. Amelie Lane (Großbritannien) 34:22 Minuten
  2. Lauren Russell (Großbritannien) 34:25 Minuten
  3. Nadia Sota (Spanien) 34:28 Minuten
  4. Margot Dajoux (Frankreich) 34:52 Minuten
  5. Eve Whitaker (Großbritannien) 35:00 Minuten
  6. Alice Mugnier (Frankreich) 35:05 Minuten
  7. Ida Waldal (Norwegen) 35:06 Minuten

    13. Aina Scherling (Schweiz) 35:28 Minuten
    27. Sofia Chételat (Schweiz) 37:54 Minuten
    40. Fabiola Fortschegger (Österreich) 41:28 Minuten
    41. Hanna Galler (Österreich) 42:06 Minuten

Nationenwertung (beste drei Platzierungen addiert)

Gold: Großbritannien 10 Punkte
Silber: Frankreich 27 Punkte
Bronze: Spanien 27 Punkte

  1. Italien 32 Punkte
  2. USA 62 Punkte
  3. Türkei 77 Punkte
  4. Slowenien 83 Punkte
  5. Ungarn 103 Punkte

WMTRC 2023 in Innsbruck-Stubai

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