Nicht nur die spanischen Medien feierten am Tag danach den seltenen Heimsieg beim Silvesterlauf in der Hauptstadt. Mohamed Katir selbst zelebrierte den Erfolg wenige Sekunden nach der Zielankunft mit einer Jubelgeste à la Cristiano Ronaldo lautstark. Besser hätte das Jahr 2021, in dem der 23-Jährige zum Aufsteiger des spanischen Laufsports schlechthin wurde, nicht zu Ende gehen können. Sieg in einer Zeit von 27:45 Minuten – das entspricht einem Schnitt von 2:46 Minuten pro Kilometer, zehn Sekunden vor dem in Spanien lebenden Rodrique Kwizera aus Burundi, der die Crosslauf-Saison auf der Iberischen Halbinsel bisher praktisch nach Belieben dominiert hatte. Wie die spanische Sporttageszeitung „Marca“ berichtet, gab es zur Belohnung beim anschließenden, offiziellen Silvesterdinner Lachs als Vorspeise, gefolgt von einer ordentlichen Portion Steak und ausgiebigem Nachspeisenbuffet. 2022 kann kommen!
Ende einer Traumsaison
Katir, im Vorjahr Sechster, war kein großer Name im internationalen Laufsport, als die Saison 2021 begann. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse aus seiner Sicht: Sieg beim Diamond-League-Meeting in Gateshead, nachdem er in der Wintersaison noch knapp an einer Medaille bei den Hallen-Europameisterschaften im 3.000m-Lauf vorbeigeschrammt war. Der Sieg über 5.000m in Gateshead blieb keine Eintagsfliege: In Florenz verbesserte er den spanischen Rekord im 5.000m-Lauf, im Juli legte er bei einem weiteren Diamond-League-Meeting in Gateshead einen Sieg im 3.000m-Lauf nach und lief dabei ebenfalls einen spanischen Rekord. Exakt vier Tage, nachdem er in Monaco auch über 1.500m einen spanischen Rekord gebrochen hatte und dabei sogar vor dem späteren Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen geblieben ist.
Nur bei den Olympischen Spielen war der aus Marokko stammende Spanier nicht mehr in Topform: Rang acht, fernab einer Medaillenchance, von der er im Frühsommer definitiv geträumt hat. Neben Katir überzeugte in Madrid auch sein Landsmann Nassim Hassaous, der hinter Kwizera den dritten Platz belegte.
Azimeraw siegt im Alleingang
Den größten den Promifaktor betreffenden Verlust betrauerte das Rennen bereits vor dem Startschuss: Der PCR-Test von Hellen Obiri entpuppte sich als positiv, sie durfte nicht an den Start. Somit war der weg frei für die äthiopische Top-Marathonläuferin Degitu Azimeraw – der zweite Platz beim London Marathon in 2:17:58 Stunden sowie der Sieg beim Amsterdam Marathon 2019 sind ihre größten Erfolge. Die 22-Jährige siegte bei optimalen äußeren Bedingungen am frühen Silvesterabend in einer durchaus beachtlichen Zeit von 30:26 Minuten auf der mit einem merkbaren Gefälle ausgestatteten und daher nicht Rekordlisten tauglichen Strecke in der spanischen Hauptstadt, deutlich vor der Kenianerin Edinah Jebitok und Lonah Chemtai Salpeter aus Israel, die eine Zeit von 31:14 Minuten erreichte. Beste Spanierin war die sechstplatzierte Laura Priego.
Es war ein klassisches Ausscheidungsrennen, dass Azimeraw vom ersten Moment an bestimmte. Dank eines enorm hohen Tempos in der Anfangsphase konnte überhaupt nur Jebitok längere Zeit folgen, ehe nach knapp acht Kilometern der Kontakt riss. Die Durchgangszeit von 14:38 Minuten nach fünf Kilometern war die schnellste jemals bei diesem Event erzielte, die Siegerzeit von 30:26 die drittschnellste in der 57-jährigen Veranstaltungsgeschichte – Frauen sind seit dem Sieg von Grete Waitz 1981 am Start.
Ergebnisse San Silvestre Vallecana 2021
Männer
- Mohamed Katir (ESP) 27:45 Minuten
- Rodrigue Kwizera (BDI) 27:55 Minuten
- Nassim Hassaous (ESP) 28:05 Minuten
- Shadrack Koech (KEN) 28:16 Minuten
- Ayad Lamdassem (ESP) 28:19 Minuten
- Daniel Mateo (ESP) 28:26 Minuten
- Yago Rojo (ESP) 28:27 Minuten
- Yohanes Chiappinelli (ITA) 28:29 Minuten
- Raul Celada (ESP) 28:33 Minuten
- Abdessamad Oukhelfen (ESP) 28:45 Minuten
Frauen
- Degitu Azimeraw (ETH) 30:26 Minuten
- Edinah Jebitok (KEN) 30:44 Minuten
- Lonah Chemtai Salpeter (ISR) 31:14 Minuten
- Ayel Likina (ETH) 31:30 Minuten
- Haven Hailu (ETH) 31:42 Minuten
- Laura Priego (ESP) 32:59 Minuten
- Agueda Munoz (ESP) 33:00 Minuten
- Clara Vinares (ESP) 33:07 Minuten
- Blanca Fernandez (ESP) 33:31 Minuten
- Laura Mendez (ESP) 33:41 Minuten
San Silvestre Vallecana