Ernähren wir uns morgen digital? Das Thema Digitalisierung beim Essen geistert derzeit auf vielen Internetseiten herum. Wir sind auf die Suche nach Trends und Visionen gegangen und haben uns die Frage gestellt, ob Genuss bei der Nahrungsaufnahme überhaupt noch möglich ist.
Meine Schwestern lieben den Genuss. Nicht nur als Läuferinnen. Eine von ihnen erzählt mir in regelmäßigen Abständen, dass sie und ihr Mann von befreundeten Ehepaaren zum Abendessen eingeladen werden. Thema des Abends, auch in der Küche, sind jeweils verschiedene Länder und Kulturen. Demnächst ist meine Schwester Gastgeberin. Sie wird ihre Gäste mit einem Viergangmenü aus einem Themenbereich überraschen, den sie vorher ankündigt. Gekocht wird mit frischen Zutaten aus Märkten und Spezialitäten-Shops. Der Abend zieht sich über viele genussvolle Stunden hin, es wird gegessen, geredet, getrunken und wieder gegessen und geredet.
Gegenpol. Unter dem Stichwort „Essen aus dem Drucker“ findet sich im Internet ein kurzes Reportage-Video des deutschen Magazins Galileo zum Thema. Was wie eine Szene aus einer Star Wars Episode anmutet, ist in mindestens einem Restaurant dieser Galaxie schon Realität. Spannend, wie da Breiartiges aus einer feinen Druckernadel, die über den Essteller wandert, zu einer kunstvollen Form zusammenfindet. Es ist Kreatives fürs Auge und Geschmackvolles für den Gaumen, wie uns die Tester bestätigen. Man denkt sofort an Astronautennahrung aus Sci-Fi-Filmen. Tatsächlich verwendet die NASA ähnliche 3-D-Drucker, um auf Weltraumausflügen Nahrung zu produzieren. Astronauten sollen ihr Essen selber drucken. Das geht rasch und spart menschliche Energie. Bisher ist es nur ein Forschungsprojekt, für Marsreisen soll es in Zukunft allerdings ein ernstes Thema werden. Aber für uns als Sportler?
Unser Essen ist in Bewegung. Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Genauso wie Nahrungsaufnahme ein soziales Phänomen ist, dringt die Digitalisierung immer mehr in unsere Essgewohnheiten ein. Auch weil Digitales bequem ist, verbindet und andere Vorteile mit sich bringt. In der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion sind wir mit einer digitalen Revolution konfrontiert, Ähnliches lässt sich zunehmend in der Gastronomie oder im Handel entdecken. Letzter Schrei sind smarte Hightech-Geräte in unserer eigenen Küche. Hochmoderne Roboter, die uns jeden Handgriff abnehmen.
Digitales Essen begegnet uns vielerorts. Die analoge Welt wirkt, um im Küchenjargon zu bleiben, altbacken, digital umfasst im modernen Sprachgebrauch auch die neuen Technologien wie Computer, Internet oder Smartphone. Diese sorgen dafür, dass Küchenromantik heute ganz anders aussieht als noch vor 20 Jahren: Wir erkennen die Erotik ausstrahlende Stimme von Alexa, der hochintelligenten, sprachgesteuerten Assistentin eines Online-Giganten in Zylinder- oder Scheibenform, wir vertrauen auf ein smartes, multifunktionales Küchengerät, das alle Zutaten, die man hineinstopft, zu einem leckeren Gericht verarbeitet. Wir vergöttern eine digitale Küchenfee namens Mykie – kurz für My kitchen elf –, die uns gerne (fast) jeden kulinarischen Wunsch erfüllt, und wir genießen die Vorzüge eines blitzgescheiten Kühlschranks, der fehlende Lebensmittel in Eigenregie übers Internet nachbestellt. Diese Beispiele beweisen, dass den Ideen und Innovationen keine Grenzen gesetzt sind. Unser eigener Beitrag zur Nahrungszubereitung wird immer geringer. Per Sprachbefehl oder Knopfdruck sorgen wir dafür, dass ohne viel Zutun ein Essen auf den Tisch kommt. Herrlich bequem etwa für Läufer, die sich nach dem Training rasch mit Kalorien versorgen wollen. Der Lieferservice scheint schon fast wieder außer Mode. Es gibt mittlerweile spannendere Alternativen, die alle ausprobiert werden wollen. Erwähnt werden soll hier das Konzept der so genannten Data Kitchen. Diese darf sich Berlins erstes Digitalrestaurant nennen. Optisch kommt es einer großen futuristischen Kantine gleich. Wer zum Essen kommt, bestellt und bezahlt vorher. Cash ist kein Thema, die Plastikkarte erledigt alles digital.
Das Essen steht zur gewünschten Uhrzeit in Glasboxen bereit, die mit dem Namen des Bestellers beschriftet sind. Es gibt keine Wartezeiten, keine unfreundliche Bedienung oder Diskussionen über die Rechnung. Alles läuft flott und effizient ab. Die Gerichte kommen hier nicht aus dem 3D-Drucker, das Essen ist zum Großteil vegetarisch, die Zutaten werden aus der Region geliefert. Das Essen ist so frisch, dass es nicht in einer Mikrowelle aufgewärmt werden kann. Ein vielversprechendes Konzept, das in Kooperation mit dem deutschen Software-Unternehmen SAP entwickelt wurde.
Wir laufen nicht nur gerne in Gesellschaft, sondern essen auch vorzugsweise in solcher. Wenn wir gemeinsam speisen, teilen wir das Genusserlebnis. Und das oft nicht nur mit den Tischkollegen, sondern auch mit nicht anwesenden Freunden, mit denen wir über die sozialen Medien in Verbindung treten. Das geht so weit, dass wir vor dem Verzehr einer Speise noch rasch ein Foto des Gerichts im Internet veröffentlichen. Food posting ist angesagter Trend. Neuartig ist auch die Bestellung der Speisen im Lokal per Tablet oder Smartphone. Effizienz hin oder her, dabei kann es leicht vorkommen, dass bei zu viel digitaler Ablenkung das Essen schnell kalt wird.
Als Visionärin rund um das Thema Essen stellt sich die Ernährungsforscherin und -beraterin Hanni Rützler vor. In ihrem Future Food Studio beschäftigt sich die Pionierin der Ernährungswissenschaft mit den aktuellen Trends und erklärt, was wirklich gesund für uns ist. Was essen wir morgen? Mit welchen Methoden kann die Menschheit in Zukunft ernährt werden? Das Thema Digitalisierung spielt bei diesen Fragen eine zentrale Rolle. In ihren jährlichen Food Reports wirft Rützler einen Blick auf die dynamischen Veränderungen in unserer Esskultur. Im Jahr 2013 ging ein Bild um die Welt. Hanni Rützler schnuppert darauf vorsichtig am ersten In-vitro-Burger, einem künstlich erzeugten Produkt aus der Petrischale. Für dieses Fleischlaberl waren einem Rind Stammzellen entnommen und zu Muskelfasern gezüchtet worden. Rützler schluckte bei dieser revolutionären Verkostung mit ein paar Bissen geschätzte 250.000 Euro. Die Vorarlbergerin, die sich selbst als Genussmensch bezeichnet, meint, dass wir im deutschsprachigen Raum eher konservativ und technologiefeindlich sind. Vertrauen und Sichtbarkeit sind für den Konsumenten ein wichtiges Thema. Die Digitalisierung werde sich in vielen Bereichen aber doch durchsetzen.
Die neue Esskultur und Digitalisierung dürfen wir als Chance sehen. Vor allem ambitionierte Sportler wollen ihr Essen möglichst natürlich, umweltverträglich und von regionaler Herkunft haben. Digitale Kommunikation zwischen Herstellern und Konsumenten schafft Möglichkeiten, diese Kriterien zu erfüllen. Eine App ist ein Instrument, das Vertrauen und Transparenz schaffen kann. Oder ist es zuverlässiger, Lebensmittel im Supermarkt auszusuchen, sie anzugreifen, zu spüren, die Packungsbeschreibung zu studieren und dann das Produkt zu kaufen, als es online zu bestellen?
Der Online-Handel nimmt stark zu, wir leben eine digitale Aufbruchstimmung, unser Kauf- und Essverhalten ändert sich. Dies wird den Genuss, mit geöffneten Sinnen über einen Markt zu spazieren, aber kaum ersetzen können. Kommunikationswege wie eine App sind bequem und verschaffen uns Zeit. Vielleicht lassen sich mit dieser praktischen Technologie auch schwer erreichbare Zielgruppen ansprechen und spielerisch für einen gesünderen Lebensstil gewinnen. Leider sind viele Anwendungen in ihrer Reifephase und müssen noch verbessert werden. Hier kommen einmal mehr Vertrauen und Transparenz ins Spiel. Gerade die Ernährung ist ein Thema, mit dem sich Ausdauersportler intensiv beschäftigen. Essen hängt mit Leistung zusammen. Nach einer harten Trainingseinheit geht es bei der Energiezufuhr meist nicht so sehr um den Genuss, vielmehr um eine rasche Aufnahme von Kalorien, die aber auch gut schmecken dürfen. Da ist nichts mit langem Kochen, ein intelligentes Küchengerät erledigt diese Aufgabe mit Bravour.
Meine Schwestern lieben den Genuss. Eine zweite hat mir kürzlich per App eine Einladung zu einer Veranstaltungsreihe geschickt. Unter dem Motto „Genießertreffen – wir reden übers Essen und mehr“ präsentiert sie Interessierten in einem Bioladen im Hausruckviertel „alte, neue, wenig bekannte, saisonale und regionale Produkte“ mitsamt deren Wirkung, Verarbeitungsweise und Rezepten. Nur die Einladung kam digital, sonst ist alles naturbelassen. Das klingt nach unendlichem Genuss und ehrlichem Handwerk. Jetzt mal ganz ehrlich – bei welchem Essen wären denn Sie gerne dabei?
Autor: Roland Romanik
Bilder: ©SIP
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