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Es war ein denkwürdiges Wochenende für den europäischen, den südamerikanischen und den nordamerikanischen Laufsport. Der Franzose Jimmy Gressier und der Uruguayer Santiago Catrofe absolvierten in Lille den 5km-Lauf in einer Zeit von 12:57 Minuten und blieben jeweils als erste Läufer ihres Kontinentalverbandes unter der Marke von 13 Minuten. Auf der bekannt schwierigen Strecke des New York City Halbmarathon, die allerdings nicht offiziell für Bestenlisten anerkannt ist, blieb Conner Matz unter seinem eigenen nordamerikanischen Kontinentalrekord im Halbmarathon, den er erst zu Jahresbeginn aufgestellt hat. Beinahe hätte er das Rennen gewonnen. Es lag aber an den kenianischen Sieger Abel Kipchumba einen lang gedienten Streckenrekord auszulöschen.
Mit der Ankündigung, auf die Crosslauf-Saison zu verzichten (durchaus eine seiner Stärken), um gezielt eine gute Hallen- und Straßenlauf-Saison vorzubereiten, hat Jimmy Gressier im Herbst überrascht. Rekorde anstatt Medaillen, lautete die Devise, denn Gressier verzichtete auch auf die Hallen-EM und Hallen-WM. Nach dem gestrigen Europarekord im 5km-Straßenlauf ist die Bilanz der letzten Woche und Monate für den 27-Jährigen freilich grandios. Im Februar verbesserte er die französischen Rekorde im 3.000m- und 5.000m-Lauf, wohlgemerkt auf den Indoor-Bahnen in New York und Boston. Die Leistung über 5.000m ist auch Hallen-Europarekord.
Nun ist er der erste europäische Läufer, der den 5km-Lauf in unter 13 Minuten absolviert hat: 12:57 Minuten. Das ist eine Superzeit, nur acht Sekunden hinter dem Weltrekord des Äthiopiers Berihu Aregawi, und Platz fünf in der ewigen Bestenliste. Geteilt mit Santiago Catrofe, der Gressier im Zielspurt unterlag, aber die gleiche Zeit erreichte. Und den 30 Jahre alten südamerikanischen Kontinentalrekord des Brasilianers Valdenor Pereira dos Santos förmlich pulverisierte: um 33 Sekunden. Auch die Spanne von 15 Sekunden, mit der Gressier den bisherigen Europarekord, den er selbst mit Dominic Lobalu geteilt hat, verbesserte, ist eine enorme.
Neben dem Duo Gressier und Catrofe, ein 26-jähriger in Europa lebender Uruguayer, der im Jänner auch über 10 Kilometer einen Südamerikarekord gelaufen ist, glänzte auch der ehemalige Crosslauf-Europameister Yann Schrub, der als Dritter in einer Zeit von 13:00 Minuten ebenfalls deutlich unter dem ehemaligen Europarekord blieb, im Kampf um den neuen Europarekord allerdings gegenüber seinem Landsmann den Kürzeren zog. Der viertplatzierte Addisu Yihune aus Äthiopien war der beste Afrikaner im Rennen.
Über die jüngsten Erfolge Gressiers freut sich wohl auch sein neuer Ausrüster, Decathlon. Nach vielen Jahren mit einem Nike-Vertrag hat der Franzose vor Saisonbeginn ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die französische Sportzeitung „L’Equipe“ berichtete über ein Vertragsvolumen von 800.000 Euro jährlich, eine Zahl, die der Athlet im Interview entschieden dementierte. Beim Höhepunkt dieses Spätwinters geht es für Sieger und Rekordjäger Jimmy Gressier nach einer aufregenden Phase an Wettkampf-Topleistungen dann übrigens doch um Medaillen: Er will bei den Straßenlauf-Europameisterschaften Mitte April in Belgien angreifen. Und vor 2028 will Gressier, bereits einer der schnellsten Halbmarathonläufer Europas, seinen ersten Marathon laufen. Auch das hat er gegenüber der „L’Equipe“ in einem Interview im Jänner angekündigt.
Eine tolle österreichische Leistung war im Feld des 5km-Laufs ebenfalls zu finden: Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) startete nach einer von einer Erkrankung unterbrochenen Hallensaison schwungvoll in den Frühling und erreichte eine Zeit von 13:57 Minuten, die zweitschnellste seiner Karriere. Damit blieb er nur neun Sekunden über dem ÖLV-Rekord von Andreas Vojta (team2012.at)
Das Frauenrennen in der nordfranzösischen Stadt über 5km war ebenfalls flott: Hirut Meshesha, Hallen-WM-Medaillengewinnerin in ihrer Spezialdisziplin, dem 1.500m-Lauf, im Jahr 2022, siegte in einer Zeit von 14:30 Minuten knapp vor ihren Landsleuten Hawi Abera (14:32), Likina Amebaw (14:38) und Aleshign Baweke (14:43). Meshesha, die in der Nähe ihrer 5.000m-Bestzeit auf der Bahn blieb, liegt nun auf Position neun der ewigen Bestenliste dieser Disziplin. Beste Europäerin war die sechstplatzierte Slowenin Klara Lukan, die 19-jährige Dänin Sofia Thögersen markierte in 15:21 Minuten einen neuen dänischen Rekord. Gesa Krause finishte den Wettkampf in einer Zeit von 15:26 Minuten auf Rang elf.
Im 10km-Lauf glänzte der Franzose Valentin Goudoin als Sechster mit einer persönlichen Bestleistung von 27:23 Minuten, mit der er sich, als drittbester Franzose, auf Position acht der europäischen Bestenliste schob. Kenneth Kiprop aus Uganda (27:09) setzte sich im Duell um den Sieg knapp gegen Samyon Amanuel durch, der einen neuen eritreischen Rekord aufstellte (27:10). Gleich 13 Läufer blieben unter 28 Minuten, darunter der Italiener Pietro Riva mit einer persönlichen Bestzeit von 27:49 Minuten und seiner bereits dritten Karriereleistung unter 28 Minuten. Bei den Frauen siegte Asmarech Anley aus Äthiopien in einer Zeit von 30:34 Minuten deutlich vor ihrer Landsfrau Gela Hambese, die sich Platz zwei knapp vor der Türkin Yasemin Can sicherte. Die Belgierin Jana van Lent lief auf Platz vier ins Ziel. Die Halbmarathon-Siege gingen an Berehanu Tsegu aus Äthiopien (1:00:11) und Salome Brun aus Frankreich, 1:12:05).
Der Lille Halbmarathon, der neben der Halbmarathon-Distanz auch einen 10km- und 5km-Lauf anbietet, hat sich in den letzten Jahren zu einer der größten französischen Laufveranstaltungen außerhalb von Paris entwickelt. In diesem Jahr beendeten über 15.000 Läufer*innen einen der drei Bewerbe, knapp 9.000 waren es in der Hauptdisziplin, dem Halbmarathon.
Im Nebel über New York City gelangen den Kenianern Abel Kipchumba und Sharon Lokedi glänzende Siegesleitungen. Der 31-Jährige verbesserte in einer Zeit von 59:09 Minuten den 18 Jahre alten Streckenrekord der äthiopischen Lauflegende Haile Gebrselassie um 15 Sekunden. Auch Lokedi, die seit vielen Jahren in den USA lebt, stellte mit einer Zeit von 1:07:04 Stunden einen neuen Veranstaltungsrekord auf. Sie blieb um 17 Sekunden unter der bisherigen Bestmarke von Hellen Obiri, die vor zwei Jahren die Schnellste in New York war. Beide erhielten ein Preisgeld von 20.000 US-Dollar (das entspricht rund 18.350 Euro).
Das Männerrennen kannte neben Kipchumba einen weiteren Sieger. Conner Mantz, der im Jänner den 18 Jahre alten US-Halbmarathonrekord von Ryan Hall knacken konnte, unterbot diese Bestleistung um weitere zwei Sekunden auf eine Zeit von 59:15 Minuten und sprach nachher von einem großen Rennen, das er perfekt vorbereitet hätte – ein starkes Signal auch Richtung Boston Marathon am Ostermontag. Auch sein Landsmann Hillary Bor, der als Dritter ins Ziel lief, zeigte mit einer Zeit von 59:55 Minuten eine beachtlich starke Leistung.
Mantz selbst sorgte dafür, dass das Rennen von Anfang an schnell war. Nach 13:50 Minuten war die Zwischenzeit bei Kilometer fünf bereits erreicht, nach 27:48 Minuten war die Zwischenzeit bei Kilometer zehn Geschichte. Das Elitefeld war auf Kurs Streckenrekord unterwegs und ließ sich davon auch in den selektiven Passagen des Central Park nicht mehr abbringen. Im Finale änderte sich nur das Verhalten in der nun zweiköpfigen Spitzengruppe: Kipchumba übernahm die Initiative und sorgte für den zehnten kenianischen Sieg bei den Männern in der 18. Auflage des Events. Kipchumba, der über eine persönliche Bestleistung von 58:07 Minuten verfügt, hatte bereits im Vorjahr in New York gewonnen, damals mit einer Siegerzeit, die weit über eine Minute höher lag.
Der New York City Halbmarathon ist eine der bedeutendsten Laufveranstaltungen in der US-amerikanischen Frühjahrslaufsaison. Inklusive des Times Square Kids Run überquerten 28.677 Läufer*innen eine der Ziellinien des Events, ein neuer Teilnahmerekord. Dabei befanden sich über 500 Läuferinnen mehr als Läufer im Finisher-Feld. Aufgrund einer Baustelle führte die Strecke heuer erstmals über die Brooklyn Bridge. In den Annalen des Events sind einige Superstars der Szene verewigt wie Haile Gebrselassie, Mo Farah, Paula Radcliffe oder Catherine Ndereba.
Für das hohe Tempo im Frauenrennen sorgte in der ersten Rennhälfte die Britin Calli Hauger-Thackery. Auf diese Ausgangsposition hinauf beschleunigte Sharon Lokedi im letzten Rennviertel und setzte sich aus der kleinen, verbliebenen Spitzengruppe ab. Die letztjährige Siegerin des Boston Marathon und Olympia-Teilnehmerin im kenianischen Marathonteam gewann mit einem Vorsprung von 42 Sekunden auf die US-Amerikanerin Fiona O’Keeffe und drei weitere Sekunden vor Hauger-Thackery.
Die 26-jährige O’Keeffe, Siegerin der US-Marathon-Trials vor einem Jahr, schob sich auf Position elf der US-Bestenliste im Halbmarathon, die viertplatzierte Holländerin Diane van Es ist mit ihrer neuen persönlichen Bestleistung von 1:08:03 Stunden ist nun die viertschnellste Halbmarathonläuferin ihres Landes hinter Sifan Hassan, der mehrfachen Weltmeisterin Lornah Kiplagat und Nienke Brinkmann. Amy-Eloise Neale, die als Fünfte ins Ziel kam, ist nun die achtschnellste britische Halbmarathonläuferin aller Zeiten von Mara Yamauchi und Liz McColgan.
Während der Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) die Leistungen in den Rekordlisten führt, verweist er im eigenen Kurzbericht darauf, dass die Strecke des New York City Halbmarathon nicht bestenlistentauglich ist – womit konsequenterweise auch nicht von einem neuen US-Rekord geschrieben werden kann.
Keine große Rolle spielten die norwegische Vorjahressiegerin Karoline Bjerkeli Grövdal, die nach 1:09:03 Stunden auf dem siebten Platz ins Ziel kam, und die ehemalige US-Rekordhalterin Emily Sisson, die Achte wurde. Die Schweizerin Fabienne Schlumpf beendete den New York City Halbmarathon in einer Zeit von 1:11:35 Stunden auf Position 15. Es war ihre Generalprobe für den Halbmarathon im Rahmen der Straßenlauf-EM am 12. und 13. April.
Jake Smith und Abbie Donnelly haben am Sonntag den Bath Halbmarathon in Großbritannien gewonnen. An einem sonnigen Vormittag setzte sich Smith, in Vorbereitung auf den London Marathon, in einer Zeit von 1:02:20 Stunden vor Omar Ahmed aus Äthiopien und dem Waliser Dewi Griffiths durch, der seinen schnellsten Halbmarathon seit sechs Jahren lief. Donnelly, EM-Sechste im Halbmarathon von Rom 2024, siegte in einer Zeit von 1:09:54 Stunden deutlich vor Natasha Phillips und Annabel Gummov.
Der Bath Halbmarathon, an dem rund 11.000 Läufer*innen teilnahmen, war in diesem Jahr auch deshalb interessant, weil der britische Verband die offiziellen Vorausscheidungen für die Straßenlauf-WM im Herbst austrug. Smith benötigt für eine endgültige Qualifikation laut dem britischen Leichtathletik-Magazin „Athletics Weekly“ noch eine Leistungsbestätigung mit einer Zeit unter 1:02:00 Stunden.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © Gerd Altmann / Pixabay – Symbolbild