Es war das erklärte Ziel und es war das große Thema am gestrigen Marathon-Tag in Linz. Für die Verbesserung des Streckenrekords just zum Termin der Jubiläumsausgabe hat der Veranstalter, unterstützt vom namensgebenden Hauptsponsor, viel Geld in die Hand genommen und unter der Leitung des deutschen Managers Christoph Kopp das stärkste Elitefeld der Veranstaltungsgeschichte zusammengebastelt. Es waren am Ende nicht jene beiden Läufer mit den besten persönlichen Bestleistungen, sondern es waren jene Läufer, die in den letzten Monaten schon eine gute Form demonstrierten, die das Rennen bestimmten. Fikre Bekele fügte seinem Sieg beim Frankfurt Marathon 2019 und jenen beim größten italienischen Marathon in Rom Ende März 2022 einen weiteren beachtlichen Marathonsieg hinzu und blieb auch elf Sekunden unter seiner vom Seoul Marathon 2019 stammenden persönlichen Bestleistung.
RunAustria-Lesetipp: Hochklassige Staatsmeisterschaften im Halbmarathon
Vojta dreht Duell mit Stadlmann – dritter Titel für Illes
Bekele lobt Teamwork
„Ein Highlight des heurigen Jubiläums-Marathons war eindeutig das Eliterennen der Männer im Marathon, das dank unseres Hauptsponsors Oberbank ein enormes Potenzial aufweisen konnte“, fasste der zufriedene Organisationschef Günther Weidlinger zusammen. Der Sieger lobte die gelungene Zusammenstellung des Feldes und das hervorragende Teamwork, das zum schnellen Rennen geführt hat, aus dem er mit seiner Verschärfung bei rund 35 Kilometern als Sieger hervorging.
Fikre Bekeles Halbmarathon-Splits: 1:03:33 / 1:02:43 Stunden
Die erste Rennhälfte gestaltete eine große Spitzengruppe, in die sich auch die drei besten Halbmarathonläufer begaben, darunter Staatsmeister Andreas Vojta (team2012.at) und Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team) (siehe RunAustria-Bericht über die Halbmarathon-Staatsmeisterschaften). Im konstanten Tempo von drei Minuten pro Kilometer wurden die ersten zehn Kilometer absolviert, danach wurde es bis zur Halbmarathon-Zwischenzeit für die Marathon-Elite einen kleinen Zacken langsamer. Immer wieder teilte sich die Gruppe in zwei Teile auf, blieb aber mit einigen wenigen Metern beisammen. Auch die Tempomacher machten einen hervorragenden Job und blieben lange im Rennen, der letzte bis Kilometer 35.
Viele Bestleistungen an der Spitze
Zu diesem Zeitpunkt lagen immer noch zehn Athleten gemeinsam vorne, Cosmas Kiplimo und der ehemalige Zweitplatzierte des Linz Marathon, WM-Teilnehmer Filex Chemonges erst kurze Zeit zurückgefallen. Die Renngestaltung war also hervorragend gelungen, der Streckenrekord bereits de facto in trockenen Tüchern. Der Kampf um den Sieg beschleunigte das Rennen noch einmal. Fikre Bekele erreichte die Ziellinie am Linzer Hauptplatz nach einigen Hundert Metern im stimmungsvollen Zuschauerspalier – mittlerweile hatten Sonnenstrahlen die Nebeldecke verdrängt – in einer Zeit von 2:06:16 Stunden. Die Kenianer Bethwel Chumba und Douglas Chebii folgten zehn bzw. 15 Sekunden später, auch der Marokkaner Othmane El Gourmi, der vor einigen Jahren schon einmal zwei Jahre auf der „Strafbank“ gesessen ist, blieb noch unter 2:07 Stunden. Insgesamt unterboten laut leicht adaptiertem Resultat des Zeitnehmungspartners fünf Läufer den alten Streckenrekord, darunter der 39-jährige Eritreer Berhane Tekle, der im Mai den Kopenhagen Marathon gewonnen hat und nun seine Bestleistung noch einmal um exakt eine Minute steigern konnte.
Was aber noch beeindruckender ist, ist die Tatsache, dass gleich zwölf Läufer die Marke von 2:10 Stunden unterboten haben. Das hat es auf österreichischem Boden noch nie gegeben. Und auch mit der Siegerzeit, der bereits dritte österreichische Marathon-Streckenrekord im Oktober nach Bregenz und Graz, spielt der Marathon in der oberösterreichischen Landeshauptstadt in der ersten Reihe mit. Es ist nämlich die zweitschnellste Marathon-Siegerzeit auf österreichischem Boden, nur der Äthiopier Getu Feleke war bei seinem Streckenrekord beim Vienna City Marathon im Jahr 2014 gut eine halbe Minute schneller.
Kamenschak gewinnt Viertelmarathon
Um das Ziel Streckenrekord bei den Männern zu stärken, verzichtete der Linz Marathon auf die Verpflichtung eines Elitefelds der Frauen. Andrea Haslinger errichte das Ziel als Erste in einer Zeit von 3:07:49 Stunden, acht Sekunden vor Sandra Vlasich.
Oberösterreichische Laufprominenz gab es beim Viertelmarathon, der bei noch kühlen Temperaturen in der Früh über die Bühne ging. Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) siegte in einer Zeit von 34:06 Minuten. „Ich war das erste Mal am Viertelmarathon am Start, aber ich kenne die Veranstaltung schon lange. 2009 war ich das erste Mal beim Kinderlauf dabei“, erzählte der Linzer, der gegenwärtig seinen Dienst beim Bundesheer in der Steiermark absolviert. Dieser neigt sich dem Ende zu, so dass er mit einem höheren und intensiveren Trainingsumfang sich professionell auf die Crosslauf-Saison 2022 mit den Europameisterschaften „als großes Highlight“ vorbereiten wird. Aus dem Lauf gestern in Linz zieht er positive Erkenntnisse: „Das war ein guter Trainingslauf mit einem guten Gefühl in den Beinen trotz des harten Intervalltrainings von gestern“, so Kamenschak.
Festival der Bewegungsfreude mit 10.000 Anmeldungen
10.047 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gingen für die Bewerbe des 20. Linz Marathon, die unter dem Titel „Festival der Bewegungsfreude“ ihr Jubiläum feierten, ein. Damit konnte ein Fortschritt gegenüber 2021 erzielt werden, die teilnehmerstärksten Jahre liegen allerdings noch in weiter Ferne, womit die zweitgrößte Laufveranstaltung mit Marathon als Hauptdisziplin in Österreich nach dem Vienna City Marathon den Trend in diesem österreichischen Laufherbst prolongiert. Den Marathon finishten 641 Aktive, den teilnahmestärksten Bewerb über die halbe Distanz, 2.502, dazu kommen noch gut 2.000 Finisher im Viertelmarathon und 1.260 in der Marathonstaffel.
Im kommenden Laufjahr wechselt der Linz Marathon zurück auf seinen Frühjahrstermin und wird am 16. April über die Bühne gehen.
Ergebnisse Oberbank Linz Donau Marathon 2022
Männer
- Fikre Bekele (ETH) 2:06:16 Stunden * / **
- Bethwel Chumba (KEN) 2:06:26 Stunden **
- Douglas Chebii (KEN) 2:06:31 Stunden **
- Othmane El Goumri (MAR) 2:06:33 Stunden
- Berhane Tekle (ERI) 2:07:23 Stunden **
- Noah Kipkemboi (KEN) 2:07:35 Stunden **
- Titus Kimutai Kipkosgei (KEN) 2:08:31 Stunden ***
- Filex Chemonges (UGA) 2:08:42 Stunden
- Eric Tirop (KEN) 2:09:17 Stunden ***
- Ayele Abshero (ETH) 2:09:37 Stunden
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15. Philip Horwarth (AUT) 2:37:06 Stunden **
Frauen
- Andrea Haslinger (AUT) 3:07:49 Stunden
- Sandra Vlasich (AUT) 3:07:57 Stunden
- Anna Panholzer (AUT) 3:11:23 Stunden
- Miroslava Bukowiecki (SVK) 3:17:16 Stunden
- Jasmin Zweimüller (AUT) 3:17:46 Stunden **
Ergebnisse Linz AG Viertelmarathon
Männer
- Kevin Kamenschak (AUT) 34:06 Minuten
- Vitalii Kapitanets (UKR) 34:13 Minuten
- Philipp Gintenstorfer (AUT) 35:01 Minuten
Frauen
- Kerstin Springer (AUT) 38:50 Minuten
- Christina Traxler (AUT) 40:55 Minuten
- Lena Lechl (AUT) 41:12 Minuten
* neuer Streckenrekord
** neue persönliche Bestleistung
*** Marathon-Debüt
Oberbank Linz Donau Marathon