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In einem für sie dank der Tempoarbeit der am Ende bis auf Rang neun durchgereichten Spanierin Xela Martinez, die im Kampf um die Medaillen eine Risikostrategie wählte, idealen, weil schnellen Rennen setzte sich Jolanda Kallabis mit Ertönen der Glocke von ihren verblieben Kontrahentinnen Adia Budde und Sofia Thögersen ab und stürmte im Alleingang mit einer eindrucksvollen letzten Runde zu einer neuen persönlichen Bestleistung von 6:20,22 Minuten, dreieinhalb Sekunden schneller als in Pliezhausen vor zwei Monaten. Die europäische Bestleistung für diese Altersklasse der Ungarin Greta Varga verpasste sie lediglich um eine Sekunde, den Meisterschaftsrekord der Dänin Anna Mark Helwigh von der Premierenausgabe in Tiflis 2016 pulverisierte die 17-Jährige um 14 Sekunden. „Der Wettkampf verlief exakt so wie ich ihn geplant habe. Ich war nur überrascht, wie weit vorne ich am letzten Wassergraben schon war“, kommentierte die Siegerin, die im vergangenen Jahr bereits bei den U20-Europameisterschaften teilgenommen hat.
Kallabis, die die deutsche U18-Bestleistung verbesserte, überholte unter anderem die aktuelle Crosslauf-Europameisterin Karoline Bjerkeli Grövdal aus Norwegen und ist nun Zweiter in der ewigen U18-Bestenliste Europas. Das Talent wurde ihr förmlich in die Wiege gelegt: Vater Damian war zu seiner aktiven Zeit einer der besten Hindernisläufer Europas und wurde 1998 in Budapest Europameister, ein Jahr später verpasste er als Vierter bei den Weltmeisterschaften in Sevilla hinter drei Afrikanern eine Medaille nur knapp. „Er ist sehr stolz auf mich“, verriet die 17-jährige Freiburgerin gegenüber European Athletics. Zur Feier des Tages wolle sie erstmal „richtig viel Essen“.
Bei Sonnenschein über Jerusalem und 25°C. Lufttemperatur zum Start einige Minuten nach halb elf Ortszeit feierte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) einen Doppelsieg. Adia Budde, die wegen Verzögerungen bei der Anreise eine Nacht am Flughafen in Frankfurt festgesessen war, setzte sich im Zweikampf mit der Dänin durch und verbesserte ihre persönliche Bestleistung leicht auf 6:28,09 Minuten. Thögersen, die im Vorjahr als 16-Jährige bei den U20-Europameisterschaften die Silbermedaille im 3.000m-Lauf (flach) gewann, hat bereits zweimal den dänischen Meistertitel im 1.500m-Lauf gewonnen, in der Halle feierte sie heuer gar zwei Goldmedaillen bei den nationalen Indoor-Meisterschaften der Allgemeinen Klasse.
Bereits am gestrigen Abend konnte Niels Laros seiner Favoritenrolle im 3.000m-Lauf der Burschen gerecht werden und einen auch taktisch überzeugenden Auftritt hinlegen. Der 17-jährige Holländer ging den harten Positionskämpfen des 23 Läufer umfassenden Feldes während der ersten Runde aus dem Weg, indem er sich ganz hinten einreihte. Sein prognostiziert schärfster Kontrahent, Andreas Fjeld-Halvorsen, lief aus dem selben Grund ganz außen. Nach einem Drittel der Distanz war Laros, behutsam überholend, an der Spitze angekommen und setzte sich vor den Norweger, das Duo lief im Rücken der beiden Briten James Knockton und Edward Bird, die bei nicht ganz so hohen Temperaturen wie an den Tagen zuvor mit langen Schritten ein flottes Tempo anschlugen. Im Mittelteil beruhigte sich das Renngeschehen, ehe im finalen Drittel der Kampf um die Medaillen entfachte. Bird, der offenbar eine inoffizielle Teamtaktik genoss, ging Schulter an Schulter mit Laros in die letzte Runde, an der Spitze einer Vierergruppe, die sich vom Rest des Feldes abgesetzt hatte. Gegen Ende der Gegengerade setzte sich der Favorit in Führung, Fjeld-Halvorsen reagierte und überholte Bird ebenfalls vor der Kurve. Gegen den Niederländer hatte er keine Chance, der in einer Zeit von 8:11,49 Minuten einen deutlichen Sieg feierte. Der Norweger folgte in 8:13,48 Minuten, dahinter rettete der Brite im Duell mit dem Türken Utku Göler die Bronzemedaille in einer persönlichen Bestleistung von 8:14,59 Minuten.
Niels Laros ist ein vielseitig talentierter Läufer aus Oosterhout in der Nähe von Rotterdam, war im Winter in seinem ersten Höhentrainingslager in Potchefstroom in Südafrika, hat Kontakte zur Global Sports Communication und einen Vertrag mit Nike in der Tasche. Sein Vater Marcel war 3.000m-Hindernisläufer und gewann 1997 die Silbermedaille bei der Universiade in Catania. Heuer gewann Niels, dessen älterer Bruder Lars auch ein Läufer ist, bei den holländischen U18-Meisterschaften den 800m-Lauf, in dem er eine Bestleistung von 1:50,46 Minuten hält. Auf den längeren Distanzen bis hinauf zum 5.000m-Lauf hält er die Landesrekorde in der Altersklasse U18, Ende Mai ist er in Oordegem über 5.000m unter 14 Minuten gelaufen. Das alles im Alter von gerade einmal 17 Jahren.
„Es ist ein großartiges Gefühl, diesen Titel gewonnen zu haben. Ich habe für diesen Sieg hart trainiert und wusste, dass die letzte Runde meine Stärke ist. Daher habe ich auf sie gesetzt“, sagte Laros im Interview mit European Athletics. Heute Abend bietet sich im 1.500m-Lauf eine zweite Gold-Chance: „Ich bin hierhergekommen, um zwei Goldmedaillen zu gewinnen. Ich habe mich gut auf die 1.500m vorbereitet und will so weit vorne landen wie möglich.“
Gold: Jolanda Kallabis (Deutschland) 6:20,22 Minuten * / **
Silber: Addia Budde (Deutschland) 6:28,09 Minuten **
Bronze: Sofia Thögersen (Dänemark) 6:29,68 Minuten
Gold: Niels Laros (Niederlande) 8:11,49 Minuten
Silber: Andreas Fjeld-Halvorsen (Norwegen) 8:13,48 Minuten
Bronze: Edward Bird (Großbritannien) 8:14,59 Minuten **
* neuer Meisterschaftsrekord
** neue persönliche Bestleistung