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Frederik Ruppert pulverisiert deutschen Hindernisrekord

Frederik Ruppert hätte beim Diamond League Meeting in Rabat sensationell beinahe den Europarekord gebrochen. Beatrice Chebet glänzte im 3.000m-Lauf.
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Der deutsche 3.000m-Hindernislauf hat eine neue Dimension erreicht. In seinem ersten Rennen in dieser Disziplin seit August pulverisierte Frederik Ruppert den bisherigen deutschen Rekord und stellte ihn auf eine Zeit von 8:01,49 Minuten. Das ist eine Dimension, die im europäischen Laufsport seit zwölf Jahren nicht mehr erreicht wurde. Die schnellste 3.000m-Zeit seit 32 Jahren führte Beatrice Chebet zu einem glanzvollen Sieg im 3.000m-Lauf der Frauen.

Es ist ein sportliches Feuerwerk, mit dem Frederik Ruppert in die neue Saison gestartet ist. Jener 28-Jährige, der Karl Bebendorf seit Jahren vergeblich im Duell um die Nummer eins in der deutschen Szene herausgefordert hat. Jener Frederik Ruppert, der 2022 bei der WM in Eugene und bei der EM in München maßlos enttäuschte, der sich 2023 nicht für die Weltmeisterschaften qualifizierte.

Jener Hindernisläufer, der 2024 erstmals auch international überzeugte und als Vierter bei den Europameisterschaften in Rom sich just hinter Bebendorf knapp neben dem Podest platzierte. Damals lief Ruppert seine bisherige persönliche Bestleistung von 8:15,08 Minuten. Nur knapp verpasste er zwei Monate später den Aufstieg ins Olympische Finale. Die erstmalige Einladung zu einem Meeting der höchsten Klasse der internationalen Leichtathletik war die logische Folge. Nun, ganz abrupt, kennt die ganze Laufwelt den Namen von Frederik Ruppert.

Diamond-League-Meeting in Rabat 2025

Knapp am Europarekord vorbei

Das hat mit dem denkwürdige Diamond-League-Rennen von Rabat am vergangenen Sonntag zu tun. Der Deutsche hielt mit der Weltspitze mit, lief als Zweiter ins Ziel und verbesserte den aus dem alten Jahrhundert stammenden deutschen Rekord von Damian Kallabis, Europameister von 1998 und Vater des deutschen Nachwuchstalents Jolanda, um sagenhafte acht Sekunden. Mit der Zeit von 8:01,49 Minuten reihte sich Ruppert in der ewigen europäischen Bestenliste nur hinter den französischen Größen Mahiedine Mekhissi und Bouabdellah Tahri ein – beide waren in ihren Epochen in der Lage, auf globalem Niveau Medaillen zu sammeln.

1,40 Sekunden fehlten auf den Europarekord. „Unglaublich, ich kann es nicht fassen!“, jubelte der Sensationsläufer im Interview mit der Wanda Diamond League. „Ich habe mich gut gefühlt. Auf dem letzten Kilometer habe ich realisiert, dass ich selbst mit einem langsameren Kilometer unter 8:10 Minuten bleiben würde, was schon großartig gewesen wäre. Aber ich habe weiter Gas gegeben. Den deutschen Rekord hatte ich im Hinterkopf, aber ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell laufe!“ Ruppert liegt nun auf Position 18 der ewigen Weltbestenliste, als sechstbester nicht in Kenia geborene Läufer.

Die ewige europäische Bestenliste im 3.000m-Hindernislauf

  • 8:00,09 Minuten – Mahiedine Mekhissi (FRA), Paris 2013
  • 8:01,18 Minuten – Bouabdellah Tahri (FRA), Berlin 2009
  • 8:01,49 Minuten – Frederik Ruppert (GER), Rabat 2025
  • 8:04,95 Minuten – Simon Vroemen (NED), Brüssel 2005
  • 8:05,23 Minuten – Djilali Bedrani (FRA), Doha 2019 (WM)
  • 8:05,69 Minuten – Fernando Carro (ESP), Monaco 2019
  • 8:05,75 Minuten – Mustafa Mohamed (SWE), Heusden-Zolder 2007
  • 8:07,44 Minuten – Luis Miguel Martin (ESP), Brüssel 2002
  • 8:07,62 Minuten – Joseph Mahmoud (FRA), Brüssel 1984
  • 8:07,96 Minuten – Mark Rowland (GBR), Seoul 1988 (Olympische Spiele)

Geschlagen nur vom Dominator

Um einen historischen Sieg bei einem Diamond-League-Meeting durch einen europäischen Läufer zu verhindern, musste Marokkos Leichtathletik-Liebling vor heimischem Publikum seine ganze Klasse aufbieten und eine neue Weltjahresbestleistung von 8:00,70 Minuten aufbieten – sechs Sekunden schneller als beim Saisonauftakt in Xiamen, als Sofiane El Bakkali sich mit dem ungewohnten zweiten Platz zufrieden geben musste.

© Matthew Quine for Diamond League AG

Der Olympiasieger und Weltmeister dürfte sich heftig gewundert haben, wer in Rabat sein Hauptkontrahent in der letzten Runde war. Nicht der kenianische Junioren-Weltmeister Edmund Serem, in Shanghai Zweiter, nicht der Äthiopier Samuel Firewu, der El Bakkali in Xiamen hinter sich ließ. Sondern Frederik Ruppert, der 2023 in die Trainingsgruppe von Isabelle Baumann nach Tübingen gewechselt ist. „Seither bin ich konstant um 8:15 Minuten gelaufen, nur der eine Ausrutscher nach oben hat gefehlt“, sagte er im Interview nach dem Rennen. „Nach zwei Jahren im neuen Coaching-Setting wusste ich, dass ich schneller laufen kann. Das habe ich auch im Training gemerkt. Von dieser Zeit aber hätte ich nie zu träumen gewagt.“

Vierter Sieg in Folge

Dieser Traum kam in einem eigenartigen Rennverlauf zustande. Denn der marokkanische Favorit suchte früh eine Vorentscheidung und zog nach zwei Kilometern entschlossenen Schrittes davon. Ruppert hatte die erste Rennhälfte zwar in der lang auseinander gezogenen Spitzengruppe verbracht, aber an deren Ende. Als El Bakkali antrat, konnte nur der Deutsche reagieren. Mühevoll machte er Boden gut und kam beträchtlich nahe an den Führenden heran. Selbst in der letzten Runde hatte der Europäer noch Power in den Beinen, erst am letzten Wassergraben zeigte eine etwas missglückte Landung des Deutschen, dass El Bakkali das Rennen nicht mehr verlieren würde. Dagegen hatten die weiteren Afrikaner und der zweitbeste Europäer, Daniel Arce aus Spanien, einen beachtlichen Rückstand auf das Spitzenduo.

Das Stadion, in etwa mit 20.000 Zuschauern gefüllt, applaudierte Soufiane El Bakkali zum neuerlich emotionalen Heimsieg, dem chronologisch letzten Rennen des Meetings. „Es ist immer eine große Freude, einen Sieg mit meinen Landsleuten zu feiern. Ihre Unterstützung von den Tribünen war heute außergewöhnlich“, jubelte der Olympiasieger, der diesem Sieg dem marokkanischen König widmete. Den Nimbus der Unbesiegbarkeit hat El Bakkali ja bereits beim Diamond-League-Finale im letzten Jahr abgelegt – nach einer jahrelangen Siegesserie. Doch bei seinem Heimmeeting ist der 29-Jährige eine Macht. Zum vierten Mal in Folge triumphierte er, egal ob in Rabat oder, wie im letzten Jahr, in Marrakech.

© Matthew Quine for Diamond League AG

Historischer Lauf von Beatrice Chebet

Für das zweite internationale Lauf-Highlight des Meetings neben dem Heimsieg von Soufiane El Bakkali sorgte der kenianische Superstar Beatrice Chebet. Die zweifache Olympiasiegerin von Paris (5.000m und 10.000m) stürmte, nach einem schnellen Auftakt mit den Tempomacherinnen, ab Rennmitte im Alleingang zum Sieg im 3.000m-Lauf und stellte mit einer Leistung von 8:11,56 Minuten einen neuen Diamond-League-Rekord, selbstredend Meetingrekord und neuen Afrikarekord auf. „Ich habe keinen Weltrekordversuch vorbereitet, sondern wollte einfach eine Bestleistung laufen und das ist gelungen. Daher bin ich sehr glücklich“, freute sich die 25-jährige Kenianerin. „Im Moment habe ich einfach so einen starken Glauben in mich selbst.“

Nur die Chinesin Wang Jun Xia war in den Tagen der chinesischen Wunderleistungen aus dem Jahr 1993 unter dem legendären und umstrittenen Trainer Ma Jun Ren jemals schneller – ihr Weltrekord von 8:06,11 Minuten schien bisher quasi unerreichbar. Am nächsten kam noch die Äthiopierin Genzebe Dibaba im Jahr 2014 mit einem Hallenrennen in Stockholm.

Die ewige Bestenliste im 3.000m-Lauf der Frauen

  • 8:06,11 Minuten – Wang Jun Xia (CHN), Peking 1993
  • 8:11,56 Minuten – Beatrice Chebet (KEN), Rabat 2025
  • 8:12,18 Minuten – Qu Xun Xia (CHN), Peking 1993
  • 8:16,50 Minuten – Zhang Lin Li (CHN), Peking 1993
  • 8:16,60 Minuten – Genzebe Dibaba (ETH), Stockholm 2014 (Halle)
  • 8:16,69 Minuten – Gudaf Tsegay (ETH), Birmingham 2023 (Halle)
  • 8:18,49 Minuten – Sifan Hasan (NED), Palo Alto 2019
  • 8:19,08 Minuten – Francine Niyonsaba (BDI), Paris 2021
  • 8:19,52 Minuten – Ejgayehu Taye (ETH), Paris 2021
  • 8:19,78 Minuten – Ma Li Yan (CHN), Peking 1993

Battocletti mit italienischem Rekord

Frappierend war der Abstand Chebets nach hinten: Nadia Battocletti erreichte das Ziel als Zweite mit 15 Sekunden, Sarah Healy als Dritte mit fast 16 Sekunden Rückstand. Dass die beiden Europäerinnen dabei Top-Leistungen abriefen, zeigt nicht nur die Tatsache, dass das Duo die starke Äthiopierin Ejgayehu Taye hinter sich lassen konnte. Die 25-jährige Italienerin verbesserte ihren eigenen italienischen Rekord um viereinhalb Sekunden auf eine Zeit von 8:26,27 Minuten, die 24-jährige Healy schaffte die zweitschnellste 3.000m-Zeit einer irischen Läuferin hinter der ehemaligen 5.000m-Weltmeisterin Sonia O’Sullivan.

„Ich bin viel alleine gelaufen und es war mein erstes Saisonrennen. Daher bin ich schon sehr zufrieden mit dieser Leistung. Meine Mama stammt aus Marokko, sie war auch heute auf der Tribüne“, sagte Battocletti, die mit einem Black Ribbon ein Signal zur stärkeren Aufmerksamkeit für Brustkrebs setzte. In der europäischen Bestenliste liegen die beiden nun auf den Positionen elf und 16.

© Matthew Quine for Diamond League AG

Die weiteren Laufentscheidungen in Rabat

800m der Männer: Tshepiso Masalela aus Botswana hat im 800m-Lauf die bisherige Weltjahresbestleistung von Josh Hoey, Entdeckung der diesjährigen Hallensaison und folgerichtig Hallen-Weltmeister, deutlich verbessert und in einer Zeit von 1:42,70 Minuten eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt. Damit blieb er fast eine Sekunde unter dem 13 Jahre alten Meetingrekord des Äthiopiers Mohammed Aman. Sein zweiter Sieg in der Diamond League nach jenem von Doha zwei Wochen zuvor war das perfekte Geschenk zu seinem 26. Geburtstag.

Überzeugend war auch der Auftritt des Briten Max Burgin in einer persönlichen Bestleistung von 1:43,34 Minuten und Platz zwei. Dagegen blieb Olympiasieger Emmanuel Wanyonyi, der vor der Saison mit großen Tönen jonglierte, einiges schuldig und lag vor dem Endspurt weit zurück. Dort rettete er immerhin noch Platz drei.

800m der Frauen: Eine späte Revanche zum Finale bei der Hallen-WM in Nanjing gab es im 800m-Lauf der Frauen, der unglaubliche neun Leistungen unter 1:59 Minuten verzeichnete. Die Äthiopierin Tsige Duguma, in Nanjing als Titelverteidigerin nur Sechste, setzte sich in einer Spitzenzeit von 1:57,42 Minuten knapp gegen die neue Hallen-Weltmeisterin Prudence Sekgodiso aus Südafrika und Addison Wiley aus den USA durch. Beste Europäerin war auf Platz vier Anais Bourgoin mit einer persönlichen Bestleistung von 1:57,81 Minuten. Die Schweizerin Audrey Werro wurde in einer Zeit von 1:58,97 Minuten Neunte, es war die fünftschnellste Zeit für die 21-Jährige in ihrer Karriere.

1.500m der Männer: Einen neuen Meetingrekord gab es auch im 1.500m-Lauf der Männer, den sensationell der US-Amerikaner Jonah Koech in einer massiven neuen persönlichen Bestleistung von 3:31,43 Minuten gewann. Damit blieb der 28-Jährige, der noch nie ein Diamond-League-Rennen bestritten hat, knapp eine Sekunde unter dem 17 Jahre alten Meetingrekord des Marokkaners Abdelaati Iguider. Dabei wollte der in Kenia geborene Amerikaner nur einen 1.500m-Wettkampf einlegen, um seine Ausdauer für seine Spezialdisziplin, dem 800m-Lauf, gezielt zu trainieren. Die Kenianer Reynold Cheruiyot und Festus Lagat erreichten die Positionen zwei und drei, es folgte mit Azzedine Habz aus Frankreich der beste Europäer.

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Matthew Quine for Diamond League AG

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