Ein einfaches Konzept bringt jede Woche Laufbegeisterte in Bewegung und zusammen. Mittlerweile hat das Phänomen Parkrun fast den ganzen Globus erobert. Und es wächst und wächst. RunUp hat zum Wachstum beigetragen und war aktiv dabei.
Hie und da drängt sich ein Vogel mit seinem Zwitschern in die morgendliche Stille. Die Weltstadt wirkt an diesem Ort so früh noch einsam. Auf einem kleinen, offenen Platz stellt ein Mann orange Leithütchen auf. Vereinzelt flanieren Spaziergänger auf ihrer morgendlichen Runde vorbei. Es ist kurz nach 8 Uhr. Die Sonne steht tief und wirft lange Schatten. Noch hat sie wenig Kraft, es ist kühl an diesem Samstag Ende März. Wiens Donaucity erwacht am ersten Wochenendtag langsam aus dem Schlaf. Auch im Donaupark mit seinem alles überragenden Aussichtsturm regt sich zunehmend Leben. Der Mann stellt an verschiedenen Punkten und Positionen weitere Wegweiser auf. Im Laufe einer Viertelstunde erhält er Gesellschaft von Helfern, die sich in neonfarbene Westen kleiden, um eben als Helfer erkannt zu werden. Dem Beobachter wird klar: Hier geschieht demnächst etwas. Eine Werbefahne mit Schriftzug und Logo wird auf dem Platz aufgestellt. Die Menschenansammlung davor wird rasch größer. Alle, die eintreffen, sind sportlich gekleidet oder haben in Rucksäcken Sportbekleidung dabei. Man begrüßt sich, man lacht und scherzt, man lernt einander kennen. Kurz vor 9 Uhr begrüßt einer der Helfer die Umstehenden und erklärt ihnen, was sie in der kommenden Stunde erwartet. Zuerst auf Deutsch, dann auf Englisch: „Guten Morgen, willkommen beim Parkrun im Donaupark, wir starten in Kürze.“ Danach wird in wenigen Sätzen der Ablauf erklärt.
Seit Oktober vergangenen Jahres treffen sich Bewegungshungrige, Laufsüchtige, Freizeitsportler, Frühaufsteher und Neugierige jeden Samstag im Wiener Donaupark bei einem Event, der auf seiner Webseite mit folgendem Motto wirbt: „Kostenfrei. Für alle. Für immer.“ An diesem Tag sind fast 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch einige zum ersten Mal, der Einladung gefolgt. Und wer glaubt, hier treffen sich ein paar Laufsportfreaks der Hauptstadt, der irrt. Miklos und Robert sind für diesen 5-km-Lauf aus Budapest angereist. Michaela und Mark leben in London, sie sind auf Österreich-Besuch und haben jeweils rund 250 Parkruns in den Beinen. Roisin ist Irin und mit dem Eventkonzept bestens vertraut, weil sie den Parkrun in Salzburg organisiert, bei dem im malerischen Ambiente von Schloss Hellbrunn gelaufen wird. Heute ist sie sportlicher Gast beim Namensvetter aus Wien. Die Parkrun-Sprache ist Deutsch und Englisch. Aber wie auch immer gesprochen wird, man versteht einander. Das Teilnahmefeld ist multinational. Das gefällt und macht bei allen Eindruck. Wie auch die Aussicht auf den Donauturm auf der einen und auf das Vienna International Center mit seinen gigantischen Bürotürmen auf der anderen Seite.
Woher kommt dieser internationale Touch? Hilary Zehentner-Hodge, die den Parkrun in Wien mitorganisiert, hat eine einfache Erklärung. Die Kanadierin, die seit 2017 in Österreich lebt, verweist auf die Wurzeln des Events. Im Oktober 2004 führten 13 Laufbegeisterte recht spontan in einem kleinen Park in Teddington im Südwesten Londons einen abgemessenen 5-k-Run durch. Das war die Geburtsstunde des Parkruns. Was in allerkleinstem Rahmen begann, verbreitete sich während der folgenden Jahre über die ganze britische Insel, über Europa, über die ganze Welt. Heute wird in 23 Ländern der Erde bei mehr als 2.000 wöchentlichen Veranstaltungen durch Parkanlagen gelaufen. Tendenz steigend. Das Motto ist immer das gleiche: 5k, weekly, free, for everyone, forever. In Österreich gibt es mit Wien und Salzburg zwei Austragungsorte, Linz will Mitte April starten, in Graz laufen die Planungen.
Die Initiatoren des Wiener Parkruns wünschen sich, dass aus der wöchentlichen Begegnung bald ein Aktivtreffen von Läuferinnen und Läufern, Walkerinnen und Walkern sowie physisch und psychisch Beeinträchtigten wird. Auch der Rollstuhl ist erwünscht, der Kinderwagen samt Kind darf beim Sport gerne geschoben werden. „Laufen ist Inklusion, das wünschen wir uns auch hier. Der Parkrun ist für jede und jeden da“, sagt Zehentner-Hodge. Es gibt keine Zeitlimits, keine Grenzen. Zuschauen ist ebenfalls erlaubt. Wer winkt und anfeuert, erhält ein Dankeschön der Vorbeilaufenden. Große Pläne und neue Ideen gibt es von Veranstalterseite allemal. So könnte in absehbarer Zeit wie in anderen Ländern ein Parkrun Junior Event über zwei Kilometer für Vier- bis 14-Jährige gestartet werden. Der Parkrun könnte ein Partner bei Gesundheitsprogrammen sein, man denkt an Kooperationen mit Versicherungsunternehmen. Die Sportstadt Wien könnte aktiv in dieses einfache Bewegungskonzept eingebunden werden. Und vieles mehr.
Als tragende Säule beim Parkrun wirkt das Supportteam. An jedem Samstag begegnen einander neben Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch viele freiwillige Helfer und kümmern sich mit Herzblut um einen geregelten Ablauf. Wolfgang Mayr ist nicht nur der Mann, der die Hütchen aufstellt, er ist einer der Initiatoren der Wiener Ausgabe. Seit gut 40 Jahren ist er mit dem Breitensport verbunden und führt in erster Linie lokale Ausdauerveranstaltungen durch. Im Donaupark übernimmt er zumeist als Event Director die Laufleitung. Als solcher ist er sich nicht zu schade, beim Auf- und Abbau der Streckenmarkierungen mitzuhelfen. Das Support-Team umfasst mittlerweile rund 30 Personen, die jede Woche abwechselnd im Einsatz sind. Manchmal nimmt eine Helferin oder ein Helfer auch am Lauf teil. Oder aus der Läuferin, dem Läufer werden Helferin und Helfer. Alles funktioniert offensichtlich unkompliziert und reibungslos. „Es geht bei uns nicht ums Gewinnen, um Leistung und Rekorde“, stellt Mayr klar, „der Parkrun ist eine optimale Gelegenheit, aktiv und gemeinsam ins Wochenende zu starten.“ Zehentner-Hodge erinnert sich an die vielen stimmungsvollen Momente, die sie bisher beim Wiener Parkrun erlebte. „Schon zu unserer Premiere war extra eine Gruppe aus Polen angereist. Ein anderes Mal haben wir den 100. Parkrun eines Teilnehmers zelebriert – mit einer Torte nach dem Lauf.“ In Erinnerung bleiben auch die fröhlichen Gesichter aller, die zum ersten Mal mitlaufen. Es gäbe viele Geschichten zu erzählen. „Jede Parkrun-Veranstaltung ist einzigartig und speziell. Es gibt immer irgendeinen ‚Meilenstein‘ zu feiern“, verraten die Organisatoren.
Beim Parkrun existiert keine herkömmliche Zeitmessung, wie man sie von klassischen Laufveranstaltungen kennt. Die Zeiten über die 5-km-Distanz werden quasi handgestoppt, die Ergebnisse über einen personenbezogenen Barcode erfasst und nach jedem Lauf ins Netz gestellt – inklusive Statistiken über die einzelnen Austragungen, Altersklassen oder persönlichen Bestzeiten. Besonders interessant ist der individuelle Vergleich mit der Weltbestmarke in der jeweiligen Alterskategorie. Für die meisten Parkrunner steht der Spaß im Vordergrund, es geht um die Freude an der Bewegung, ums Dabeisein, für einige um ein Schnuppern in den Laufsport. Es gibt jede Woche Newbies, die ihr Debüt geben. So auch diesmal in Wien. Wie es der Zufall will, trifft einer von ihnen vor dem Start eine ehemalige Studienkollegin, die er vor vielen Jahren aus den Augen verlor. Sie ist zum vierten Mal am Start, ihre Augen glänzen vor Freude. Laufen verbindet eben. Ein anderer Neuling erfuhr durch einen Arbeitskollegen von diesem sportlichen Treffen und war vom Konzept gleich begeistert. Er wird den Parkrun wärmstens weiterempfehlen. Und dieser wird weiter wachsen. Woche für Woche. Noch ist auf den breiten Wegen im Donaupark ausreichend Platz für die überschaubare Läuferschar. Wenn man einzelne Parkruns in Australien kennt, die wöchentlich einen Ansturm von mehr als 500 Lauffans zu bewältigen haben, wird wohl auch der große Donaupark für dieses spezielle Come-together bald zu klein werden. Das Teilmotto „forever“ ist jedenfalls ein großes Versprechen an alle, die am Parkrun großen Gefallen gefunden haben.
Autor: Roland Romanik
Bilder: Michael Mayr
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