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Vor einigen Wochen hat ein im Wall Street Journal veröffentlichter Artikel die negativen Folgen von regelmäßigem Laufsport auf die Verengung und Verkalkung von Arterien skizziert. Der Verfasser berief sich dabei auf einen Vortrag, der im Rahmen einer Konferenz der European…
Vor einigen Wochen hat ein im Wall Street Journal veröffentlichter Artikel die negativen Folgen von regelmäßigem Laufsport auf die Verengung und Verkalkung von Arterien skizziert. Der Verfasser berief sich dabei auf einen Vortrag, der im Rahmen einer Konferenz der European Society of Cardiology abgehalten wurde und der auf einer noch nicht veröffentlichten, wissenschaftlichen Studie basiert. Diese Studie kam zur Erkenntnis, dass ältere Läufer, die mehr als 56 Kilometer pro Woche laufen oder ältere Radfahrer, die wöchentlich mehr als 150 Kilometer abspulen, im Vergleich zur Kontrollgruppe verhärtete und verengte Arterien aufwiesen.
Wie kamen diese Erkenntnisse zustande?
Britische Forscher untersuchten in einem Londoner Krankenhaus 169 Mastersathleten im Laufsport und Radsport auf leistungssportlichem Niveau mit einem durchschnittlichen Alter von 54 Jahren. Die Probanden trainierten im Schnitt seit 31 Jahren durchschnittlich 7,7 Stunden pro Woche. Die Kontrollgruppe bildeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bei den Faktoren Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft, Risikofaktoren bei Herzkrankheiten wie Blutdruck- oder Cholesterinwerte vergleichbare Werte aufwiesen und nur rund 90 Minuten wöchentlich trainieren. Die Hauptaussage dieser Untersuchung: Die trainierten Probanden wiesen durch verengte und verkalkte Arterien eine höhere Gefahr auf, an koronarer Herzkrankheiten zu erkranken. Außerdem gab es einen linearen Trend: Je mehr die Athleten trainierten, desto fortgeschrittener waren die Ablagerungen in den Arterien und vice versa.
Sollen diese Erkenntnisse uns die Lust am Laufen nehmen?
Nein, denn einige vorangegangene Studien legten die Latte, wie viel regelmäßiges Training der Gesundheit des Menschen bereits schädigen könnte, deutlich niedriger als die aktuelle. Außerdem ist Arterienverkalkung nur einer von mehreren Risikofaktoren für Herzkrankheiten. Der Kardiologe Ahmed Merghani, Referent bei der Konferenz der European Society of Cardiology, sagt dazu: „Für mich ist, wie der Plaque aussieht, wichtiger als das Vorhandensein oder Fehlen von Arteriosklerose. Weil verschiedene Arten von Plaques führen zu unterschiedlichen Prognosen. Plaque, der reich an Kalzium ist, ist ein stabiler Plaque. Ist der Plaque aber weich und voll von Lipoiden, kann zu Problemen führen.“ Und nicht zuletzt darf nicht vergessen werden, dass diese Studie einzig und allein den Aspekt der Arterienverkalkung beleuchtet und damit sämtliche bekannte und wissenschaftlich erwiesene Vorteile regelmäßiger Bewegung auf die menschliche Gesundheit und auf die Langlebigkeit ausblendet. Und diese überwiegen in einem Gesamtbild!
Haben trainierte Athleten andere Plaque-Ablagerungen in Arterien?
Ja – und hier fügt der ehemalige Physiker, begeisterte Läufer und Wissenschafts-Journalist Alex Hutchinson auf der Läufer-Plattform runnersworld.com der Diskussion eine nicht unwichtige Komponente bei. Denn laut den Auswertungen der skizzierten Studie besteht die Arterienverkalkung bei männlichen trainierten Athleten zu 70% und bei weiblichen trainierten Athletinnen zu knapp 90% aus dem stabilien, kalziumhaltigen und damit ungefährlicheren Plaque. Der gefährliche, weiche und fettreiche Plaque kommt bei trainierten Frauen gar nicht und bei trainierten Männern nur geringfügig vor. Dagegen besteht der Plaque – wenn auch in der Gesamtmenge in geringerem Ausmaß – bei Männern, die regelmäßig nur wenig Sport machen, zu 30% aus kalziumhaltigen, zu über 60% aus gemischtem und zu knapp 10% aus dem fettreichen Plaque. Die Ablagerungen bei Frauen, die nur wenig Sport machen, bilden das Verhätnis knapp 90% kalziumhaltiger und gut 10% fettreicher Plaque.
Einen zweiten Aspekt gibt Hutchinson in seinen Ausführungen auch noch zu bedenken: Um Teilnehmer für eine Kontrollgruppe zu finden, die ähnliche Blutdruck- und Cholesterinwerte wie seit Jahrzehnten regelmäßig Sporttreibende aufweisen, wählten die Forscher für einen repräsentativen Vergleich gezwungenermaßen Menschen mit beachtlichem gesundheitlichem Zustand aus, die mit ihren Gesundheitswerten weit über dem gesellschaftlichen Schnitt liegen.