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Generalprobenzeit für heimische Laufelite

Im April stehen die großen Frühjahrshöhepunkte im Straßenlauf auf dem Programm. Anfang März ist daher der ideale Zeitpunkt für eine sportliche Generalprobe.
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Nach längerer Zeit darf Andreas Vojta wieder eine positive Schlagzeile von sich lesen. Der Niederösterreicher feierte beim Vienna Calling, dem letzten der drei VCM Winterläufe, sein Comeback nach längerer Pause aufgrund gesundheitlicher Unsicherheiten. Die Rückkehr stimmte ihn optimistisch und macht einen Frühjahrsmarathon für ihn vorstellbar, wie er im Gespräch mit RunUp.eu bestätigte. Auch einige seiner Kolleginnen und Kollegen testen ihre Form in diesen Tagen für ihre Frühlingsziele in den kommenden Wochen.

„Es war ein Wettkampf zum Wieder-Hineinfinden“, machte sich Andreas Vojta (team2012.at) keine falschen Hoffnungen. Die 21,0975 flachen Kilometer auf der Prater Hauptallee mit Anlauf von der Reichsbrücke absolvierte der 35-Jährige bei windigen Bedingungen in einer Zeit von 1:05:52 Stunden. Es war ein Test für ihn, der ihm Mut macht für einen Marathon ihn Laufe des Frühlings. Und es war ein Comeback, der ein Ende einer langen Phase der Unsicherheit markiert.

In der Warteschleife

Seltsame Leistungseinbußen in frühen Rennstadien kombiniert mit überraschend hoher Herzfrequenz irritierten Vojta im Dezember gleich zweimal massiv: erst beim Valencia Marathon, dann bei den Crosslauf-Europameisterschaften. In beiden Fällen wurde der Routinier weit unter Wert geschlagen. Die Resultate ließen ihn rätseln.

Er unterzog sich privat einem Herz-MRT, um sein Herz-Kreislauf-System auf die sprichwörtlichen Herz und Nieren zu testen. Aufgrund eines organisatorischen Fehlers musste er dreieinhalb Wochen auf den Befund warten. „In der Zwischenzeit habe ich zwar trainiert, aber nur locker und nur Grundlage. Ich wollte auf keinen Fall ein Risiko eingehen und auf das Ungewisse hinauf voll trainieren“, erzählt er.

Grünes Licht

Der Befund lieferte die Erklärung und enttarnte eine dann bereits ausgeheilte, leichte Perikarditis, eine Entzündung der Herzhaut. Unterschwellig hatte sie sich bei hohen Belastungen leistungsmindernd bemerkbar gemacht. In der Vorbereitung auf den Valencia Marathon waren die gesundheitlichen Probleme im Verborgenen geblieben.

Der Befund gab Vojta aber auch grünes Licht, wieder Schwung aufzunehmen. Das tat er, die letzten paar Wochen. Eine gewisse Erleichterung spürte er, große Sorgen habe er sich aber keine gemacht. „Ich hab es professionell hingenommen. Nur die Wartezeit auf die finalen Erkenntnisse hat ziemlich genervt.“

Nun will Vojta das Positive aus der Situation herausnehmen und mit guten Trainingswochen bis in den April seine Verfassung steigern, im Wissen, dass sich eine absolute Topform zeitlich nicht ausgehen wird. „Vielleicht tut mir das vom Kopf her gut, einen Marathon ruhig und ohne Druck anlaufen zu können“, meint er. Wahrscheinlich einer auf österreichischem Boden, eine Entscheidung soll in den nächsten Tagen fallen. Und im Herbst will er wieder voll angreifen.

VCM Winterlaufserie

1.815 Finisherinnen zählte der dritte VCM Winterlauf dieser Saison, ein neuer Veranstaltungsrekord. „Wir haben die VCM Winterläufe qualitativ auf ein neues Level mit vielen glücklichen Teilnehmerinnen gehoben“, erklärte VCM-Geschäftsführer Dominik Konrad stolz. Es passe zum Boom, den der VCM bei den Anmeldungen für das große Marathon-Wochenende am 5. und 6. April schon vor Monaten gespürt hat.

Am Sonntag standen ein Halbmarathon mit Start auf der Reichsbrücke und Lauf auf der „Kipchoge-Strecke“ durch den Prater, ein 10km-Lauf und ein 5km-Lauf zur Auswahl. Das Faschingsmotto verstärkte der Faschingskrapfen, den es im Ziel als Belohnung gab.

U23-Rekord für Lassacher

Zweiter hinter Vojta beim „Vienna Calling Halbmarathon“ war Johannes Pell (TriRun Kaiser) mit einer persönlichen Halbmarathon-Bestzeit von 1:06:22 Stunden. Für ihn die optimale Basis, um beim Vienna City Marathon unter 2:20 Stunden zu laufen, wie er in der Veranstalterkommunikation zitiert wird. Schnellste Halbmarathonläuferin war die ehemalige Schweizer Meisterin Michelle Schaub, die eine Zeit von 1:14:09 Stunden erzielte. „Die Strecke war wunderschön, die Stimmung großartig“, bedankte sie sich für die tolle Atmosphäre.

Hinter ihr verbesserte Cordula Lassacher (ATUS Knittelfeld) den ÖLV-U23-Rekord um 15 Sekunden auf eine Zeit von 1:16:18 Stunden. „Ich bin in einer Gruppe sehr gut und etwas schneller als geplant gestartet. Die letzten vier Kilometer waren richtig hart. Es ist großartig, dass eine gute Zeit herausgekommen ist und sich der Rekord ausgegangen ist. Das ist eine Riesenmotivation für mich“, so die 21-jährige Steirerin, die am VCM-Wochenende einen 5km-Lauf bestreiten wird.

Larissa Matz (ULC Riverside Mödling) siegte am Tag, an dem sie ihren U23-Rekord im Halbmarathon verlor, in einer persönlichen Bestzeit von 33:54 Minuten über zehn Kilometer. Der Slowake Peter Durec blieb zwei Sekunden unter 30 Minuten und gewann das Männerrennen vor Felix Geieregger (run2gether). Lena Millonig (ULC Riverside Mödling, 16:26) und Markus Reißelhuber (team2012.at, 15:00) waren die Schnellsten über fünf Kilometer.

© VCM / Roman Pfeiffer

Herzogs Generalprobe fällt ins Wasser

Bereits bestätigt ist der Start von Peter Herzog beim Vienna City Marathon am 6. April (siehe RunUp.eu-Bericht). Seine Generalprobe hätte der Salzburger bei einem Halbmarathon in Den Haag am kommenden Wochenende geplant. Sie fällt aber ins Wasser. „Ich habe seit Tagen keine schwere, aber eine hartnäckige Erkrankung und daher ist im Moment nicht an Trainieren zu denken“, sagt der 37-Jährige nachdenklich und fürchtet, dass ihm langsam aber sicher die Zeit bis zum Wien Marathon davon schwimmt. Davor hat der ÖLV-Rekordhalter im Marathon die Semesterferien für ein Kurztrainingslager in Portugal gut genutzt und hofft nun, die Wende hin zu einem guten Vorbereitungsfinale auf den 6. April zu schaffen.

Messner auf dem Weg zurück in den Flow

Ebenfalls in Wien, aber im Halbmarathon, will Thomas Messner (KLC) laufen. Der Kärntner war einer der großen Aufsteiger der heimischen Laufszene im vergangenen Jahr, nachdem er vom Triathlon in den Laufsport gewechselt ist. Besonders mit dem Silbermedaillen-Doppel bei den Österreichischen Meisterschaften im 10km-Lauf und bei den Staatsmeisterschaften im Halbmarathon, beide Male mit klaren Bestleistungen, überzeugten. „Damals hat alles zusammengepasst und ich war voll im Flow. Natürlich ist irgendwo das Ziel für den Frühling, wieder in diesen Flow zu kommen“, so der 26-Jährige.

Drei Halbmarathons binnen vier Wochen

Nach dem Halbmarathon beim Jedermannlauf in Salzburg Anfang Oktober, den er in 1:03:42 Stunden finishte, legte Messner eine mehrwöchige Saisonpause mit viel Alternativsport ein. „Das war nach einer intensiven Phase auch deshalb wichtig, um mental frisch zu bleiben“, erklärte er. Sukzessive erhöhte sich in den letzten Wochen der Trainingsumfang, der Wettkampfeinstieg gelang vor einer Woche bei einem 10km-Lauf in Graz mit einer Bestzeit von 29:35 Minuten (29:34 netto).

Nun steht Messner vor einem spannenden Halbmarathon-Triple: am Sonntag in Lissabon, zu Monatsende bei den Staatsmeisterschaften in Wels und eine Woche später in Wien. „Ich hab mich sehr gefreut, im letzten Jahr so schnell den Anschluss an die Besten in Österreich geschafft zu haben. Das puscht enorm für die kommende Saison. Und die gehe ich mit viel Ehrgeiz und irrsinniger Freude an!“

Beim Lissabon Halbmarathon, einem der wichtigsten in Europa, kann Messner erstmals „internationale Laufluft“ schnuppern und ist Teil des Elitefeldes. „Ich werde mein Bestes geben!“, verspricht der Kärntner Landesrekordhalter.

Hinterndorfer bei der Straßenlauf-WM

Der Saisonhöhepunkt für Timo Hinterndorfer (DSG Wien), der im vergangenen Frühling mit den Siegen bei den Halbmarathons in Linz und Wien, wo er jeweils mit der Marathon-Spitze eine Runde lang harmonisch mitlaufen konnte, aufzeigte, ist der Halbmarathon im Rahmen der Straßenlauf-EM 2025. Diese findet, parallel zum Linz Marathon mit den ÖLV-Staatsmeisterschaften im Marathon, statt, der Halbmarathon ist für Samstag angesetzt.

Für Mario Bauernfeind (ÖBV Pro Team) kommen die heimischen Marathonläufe nach einer neuerlichen Erkrankung im Februar zu früh. Der 33-Jährige, der zuletzt immer wieder unter gesundheitlichen Rückschlägen zu leiden hat, visiert nun nach Informationen des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes (ÖLV) den Kopenhagen Marathon am 11. Mai ein. Ein mögliches Vorbereitungsrennen dafür wären die Halbmarathon-Staatsmeisterschaften in Wels.

Mayer läuft den Rotterdam Marathon

Nicht in Österreich zu bejubeln wird in diesem Frühling Julia Mayer (DSG Wien) sein. Die heimische Rekordhalterin im Halbmarathon und Marathon und Hoffnung auf einen WM-Start in Tokio Ende September hat einen Startplatz beim Rotterdam Marathon am 13. April erhalten, wie Olaf Brockmann vergangene Woche in der „Kronenzeitung“ berichtete. Die 32-Jährige entschied sich für die bekannt schnelle Strecke des Marathons in der holländischen Hafenstadt, der zu den Top-Frühlingsmarathons in Europa gehört, und gegen einen Auftritt vor heimischem Publikum in Wien oder in Linz, wo es durch die Austragung der Staatsmeisterschaften wertvolle Bonuspunkte für die „Road to Tokyo“ gegeben hätte. Dort ist die Österreicherin gegenwärtig unter den Top-100, wird aber eine ihrer beiden Leistungen verbessern müssen, um ihre Position in der WM-Qualifikation zu festigen.

Mayer erzählte im Gespräch mit RunUp.eu, dass sie große Wertschätzung von Günther Weidlinger erfahren habe, der sie gerne für einen Start bei den ÖLV-Staatsmeisterschaften im Rahmen des Linz Marathon begeistert hätte. „Es tut mir irrsinnig leid, dass ich dieses Mal keinen Marathon auf österreichischem Boden laufe. Aber Vincent (Vermeulen, ihr Trainer, Anm.) und ich haben uns vorgenommen, in diesem Frühling einen großen internationalen Marathon zu bestreiten, bei dem ein attraktives Frauenfeld und eine große Männergruppe auf meinem Leistungsniveau anzutreffen sind“, erklärt sie.

Schöpferische Pause für den Restart

Nach den Olympischen Spielen 2024 in Paris durchlebte Julia Mayer schwierige Wochen und Monaten. Vier Jahre lang war ihr gesamter alltäglicher Lebensinhalt auf den Olympischen Marathon 2024 ausgerichtet. Die große Zielsetzung abrupt weg, fiel sie in ein mentales Loch und tat sich schwer, sich für das tägliche Laufen, an sich ihre Leidenschaft, zu begeistern.

Eigentlich wollte ihr Trainer Vincent Vermeulen recht bald nach den Spielen mit einer umfassenden Trainingsumstellung den nächsten Olympischen Zyklus Richtung Los Angeles 2028 starten. Dieser Start verzögerte sich, weil Mayer sich eine kurze Auszeit nahm und in dieser Phase sportliche Bewegung mit einem einzigen Motiv machte: aus reiner Lust und Laune.

Neuer Schwung

Das half, mit viel Geduld und Schritt für Schritt, negative Gedanken und Assoziationen hin zum Laufen zu verdrängen und einen längeren Prozess hin zum sich Wieder-besser-Fühlen einzuleiten. „In dieser Zeit ist mir bewusst geworden, wie wichtig Zeit mit der Familie und freundschaftliche Kontakte sind“, bedankt sie sich für die viele Unterstützung, die sie erfahren hat – auch vom ÖLV, vom Bundesheer und ihren Sponsoren. Schließlich lebe sie als Spitzensportlerin in ihrer eigenen Blase, in der genau dieser private Austausch oft zu kurz kommt.

Mittlerweile ist die Bereitschaft, alles für den Spitzensport unterzuordnen, wieder da. Mit dem Trainingslager in Südafrika ist Österreichs multiple Rekordhalterin sehr zufrieden, sie hat aber viele Trainingseinheiten auf dem Rad absolviert und ist gespannt, wie sich das auf ihre Laufleistung auswirken wird. „Prinzipiell bin ich sehr fit und fühle mich auf einem guten Weg“, beteuert sie. Aufgrund eines beleidigten Gewebes am Fuß musste sie den Barcelona Halbmarathon als angedachtes Saisondebüt auslassen.

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © VCM / Roman Pfeiffer

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