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Für den 40. Geburtstag des Marathons in der Stadt der Liebe hat der Veranstalter des Paris Marathon die Grenzen der Kapazität erweitert und 57.000 Anmeldungen akzeptiert. Für die Franzosen nicht nur aus sportlichen Gründen eine Prestigefrage. Damit stellte einer der…
Für den 40. Geburtstag des Marathons in der Stadt der Liebe hat der Veranstalter des Paris Marathon die Grenzen der Kapazität erweitert und 57.000 Anmeldungen akzeptiert. Für die Franzosen nicht nur aus sportlichen Gründen eine Prestigefrage. Damit stellte einer der wichtigsten Marathons der Welt, die nicht zu den World Marathon Majors zählen, einen neuen Rekord für Europa auf. Auch wenn erstaunlich viele Sportler, die viel Geld für einen Startplatz hinterlegt haben, die Ziellinie nicht gesehen haben, sorgten 41.708 Läuferinnen und Läufer für die größte Marathon-Party in der europäischen Geschichte dieser mythischen Laufdisziplin.
Sportlich nicht immer erste Reihe
Sportlich muss der Paris Marathon bereits seit Jahren kleinere Brötchen backen, der Streckenrekord von Kenenisa Bekele im Jahr 2014 war ein Ausreißer nach oben. Zu sehr ziehen der große Rivale aus London und der Klassiker in Boston die Weltelite an, weshalb mit Weltklasse besetzte Starterfelder in Paris immer rarer werden. Doch Spitzensport ist besonders beim Marathonlauf nicht alles, spannende Rennen und hochkarätige Stimmung an der Strecke machen aus einem Rennen schnell ein unvergessliches Lauferlebnis. Während der Paris Marathon Ersteres problemlos liefern konnte, ließ der Zuschauerzuspruch vor allen Dingen in der für die Athleten heißen Phase, den letzten Kilometern, für die Größe der Veranstaltung und des Veranstaltungsortes zu wünschen übrig.
Debütsieg für den kleinen Bruder eines Großen
Sportlich gesehen lenkte ein junger Kenianer die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Einen Marathon ist Cyprian Kotut bisher gelaufen, in Mailand vor einem Jahr. Dabei tritt der 23-Jährige in riesige Fußstapfen, schließlich hat sein Bruder Martin Lel – auch wenn die Unterschiede im Namen diese familiäre Beziehung gut kaschieren – dreimal den London Marathon gewonnen. Nun ist der Jungspunt auch ein Star. Sieg beim Paris Marathon in einer Zeit von 2:07:11 Stunden. Der Kniefall hinter der Ziellinie, der Kuss auf den Asphalt und die leisen Gebete gen Himmel waren klare Ausdrücke der Emotionen. „Es ist eine Überraschung. Ich habe mir schon gedacht, dass ich gut drauf bin, weil die Kollegen aus meiner Trainingsgruppe haben in letzter Zeit bei Wettkämpfen sehr gut abgeschnitten. Aber dass ich mit meiner geringen Erfahrung hier triumphieren würde, hätte ich nicht für möglich gehalten“, kommentierte der große Sieger bescheiden. Dass er dabei die langsamste Siegerzeit seit neun Jahren in Paris fabriziert hat, dürfte ihm komplett egal sein. Dass der Konfettiregen wenige Meter vor der Ziellinie im Gegensatz zur Siegerin bei den Damen eine Sekunde zu spät eingesetzt hat, dürfte ihn dagegen gefreut haben.
Offenes Rennen
Nicht unerwartet entwickelte sich ein ausgeglichenes Rennen mit einem überschaubaren Tempo, zumal die Favoriten Bernard Koech und Mark Korir dem Rennen nie ihren Stempel aufdrücken konnten. Die Pacemaker leiteten eine große Gruppe in einer Zeit von 1:02:47 Stunden über die Zeitnehmungsmatte beim Halbmarathon. Wenig später war das Rennen für Titelverteidiger Korir vorbei, der WM-Teilnehmer von 2015 schritt beiseite und stieg aus.
In der entscheidenden Phase lagen noch neun Läufer an der Spitze, als Laban Korir einen ersten zaghaften Versuch startete, aber die Waffen wieder zurücksteckte. Als das Tempo weiterhin konstant blieb, nahm sich der Äthiopier Gebretsadik Abraha bei Kilometer 38 ein Herz und ging alleine auf die Reise. Ein Triumph des äthiopischer Außenseiters wäre eine Sensation gewesen, doch die mutige Attacke kostete zu viel Energie, die Abraha nicht mehr hatte. Am Ende kam ein guter fünfter Platz zu Buche.
Cyprian Kotut hatte die Attacke des Äthiopiers kontrolliert, schloss die Lücke und zog schlussendlich vorbei. Seinen leichten Vorsprung auf die Landsleute Laban Korir und Stephen Chemlany verteidigte er mühelos. Korir verbesserte sich um vier Positionen im Vergleich zum Vorjahr, auch Chemlany schaffte den Sprung auf das Podest. Die Enttäuschung des Tages war Bernard Koech, der schnellste der Zeitenliste. Der Kenianer wollte den Paris Marathon als Sprungbrett zu Olympia nutzen, er enttäuschte aber als Neunter. Damit lag er zwei Minuten hinter Luka Kanda, der seinen Podestplatz von 2015 nicht wiederholen konnte.
Solosieg bei den Damen
Weniger spannend gestaltete sich das Rennen der Damen in der finalen Phase. Bereits frühzeitig hat sich ein Quartett an die Spitze gesetzt. Bei Kilometer 30 schaltete die Kenianerin Visiline Jepkesho einen Gang hinauf und erzwang eine unspektakuläre Vorentscheidung. Während Titelverteidigerin Meseret Mengistu aus Äthiopien das Ziel nicht sah, jubelte Jepkesho nach 2:25:53 Stunden. „Ich bin sehr glücklich mit dem Sieg. Ich habe darauf gewartet, dass jemand angreift. Als dies keine tat, habe ich mich für eine Attacke entschieden“, erzählte die 27-Jährige, die bereits Marathons in Mailand und Lissabon gewinnen konnte, nach dem Rennen. Die Äthiopierinnen Gulume Tollesa, im Vorjahr Siegerin beim Frankfurt Marathon, und Dinknesh Mekasha komplettierten das Podest. Jepkeshos Siegerzeit war die langsamste bei den Damen seit dem Triumph der Russin Irina Timofeeva im Jahr 2006.
Während die Herren den Paris Marathon zum 40. Mal absolvierten (1991 entfiel die Veranstaltung aus politischen Gründen), kommen die Damen auf die 37. Austragung des größten Marathons in Europa.
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