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Grövdal Halbmarathon-Siegerin – Mayer zufrieden

Zwei Tage nach der Silbermedaille über 5.000m triumphierte Karoline Bjerkeli Grövdal im Halbmarathon. Julia Mayer war mit Platz 36 zufrieden.
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Karoline Bjerkeli Grövdal hat nur eineinhalb Tage nach ihrem Tempolauf über 5.000m, mit dem sie die Silbermedaille geholt hat, den EM-Halbmarathon von Rom in einer beeindruckenden Art und Weise gewonnen. Die einzige Österreicherin im Feld, ÖLV-Rekordhalterin Julia Mayer, hielt sich im Mittelfeld und setzte einen wichtigen Schritt für sich auf dem Weg zum Olympischen Marathon.

So ganz schien Karoline Bjerkeli Grövdal den zweiten Platz von Freitagabend noch nicht abgehakt zu haben. „Das war mein Hauptziel für Rom 2024: die Goldmedaille im 5.000m-Lauf. Der Halbmarathon war wie eine zweite Chance“, erklärte die Norwegerin im Interview mit European Athletics. Für eine „zweite Chance“ war ihr Auftritt aber bemerkenswert und historisch. Erst einmal hat Norwegen auf der Straßenlauf-Distanz bei Europameisterschaften eine Medaille gemacht, und zwar durch die langjährige Weltrekordhalterin Ingrid Kristiansen im Marathon 1982. Vielleicht war die bald 34-Jährige selbst überrascht, dass ihre Konkurrentinnen einige Kilometer vor dem Ziel müde wirkten und sie selbst, mit dem 5.000m-Lauf in den Beinen, noch genügend Kraft für einen Alleingang hatte. „Es zeigt, wie gut ich trainiert habe. Jetzt gilt es, meinem Körper eine Erholungsphase zu geben, und dann die Olympischen Spiele in Paris vorzubereiten.“

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Wie gut Grövdal in Rom drauf war, zeigt die Tatsache, dass sie im 5.000m-Lauf am Freitagabend nur sieben Sekunden über ihrer Bestleistung blieb und im Halbmarathon gerade einmal eine halbe Minute – im Wissen, dass bei Meisterschaften ohne Tempomacherinnen und zudem bei sommerlichen Bedingungen im Halbmarathon Bestleistungen schwieriger zu erreichen sind. „Wahnsinn!“, staunte auch Österreichs EM-Teilnehmerin Julia Mayer, „aber Karoline hat dieses Niveau. Für mich ist sie die beste und interessanteste Läuferin in Europa, mein absolutes Vorbild!“

Souverän zum Titel

Bei guten Laufbedingungen in Rom, weil eine Wolkendecke bis zur finalen Phase des Frauenrennens den Himmel bedeckte, entwickelte sich ein flott geführtes Rennen. Grövdal gehörte von Anfang an mit der Rumänin Joan Melly, eine ehemalige Kenianerin, zu jenen Akteurinnen, die das Rennen kontrollierten. In einem Ausscheidungsrennen ab Kilometer zehn verloren immer mehr Athletinnen den Anschluss an die Spitze, nach zwei Drittel der Distanz auch die Schweizerin Fabienne Schlumpf und die deutsche Mitfavoritin Melat Kejeta.

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Bei Kilometer 19 fiel dann die Vorentscheidung: Grövdal löste sich und legte noch 46 Sekunden zwischen sich und Melly. Beim Überqueren der Ziellinie im Stadio Olimpico in einer beachtlichen Zeit 1:08:09 Stunden zeigte die dreifache Crosslauf-Europameisterin wenig emotionale Regungen und legte sich mit ihrer skandinavischen Coolness erstmal auf den Boden. Nach der tollen Erfolgsserie im Crosslauf hatte sie in diesem Moment endlich ihren ersten EM-Titel im Rahmen der Leichtathletik-Europameisterschaften in der Tasche, die vierte EM-Medaille insgesamt bei diesem Event.

Ergebnis EM-Halbmarathon 2024 der Frauen
Gold: Karoline Bjerkeli Grövdal (Norwegen) 1:08:09 Stunden (EM-Rekord)
Silber: Joan Melly (Rumänien) 1:08:55 Stunden
Bronze: Calli Thackery (Großbritannien) 1:08:58 Stunden

 
4. Delvine Meringor (Rumänien) 1:09:25 Stunden
5. Melat Kejeta (Deutschland) 1:09:42 Stunden
6. Abby Donnelly (Großbritannien) 1:09:57 Stunden
7. Fabienne Schlumpf (Schweiz) 1:10:01 Stunden
8. Mekdes Woldu (Frankreich) 1:10:04 Stunden
9. Clara Evans (Großbritannien) 1:10:06 Stunden (persönliche Bestleistung)
10. Lonah Chemtai Salpeter (Israel) 1:10:28 Stunden
11. Domenika Mayer (Deutschland) 1:10:49 Stunden
12. Laura Luengo (Spanien) 1:10:54 Stunden
13. Esther Navarrete (Spanien) 1:11:08 Stunden
14. Fatima Ouhaddou Nafie (Spanien) 1:11:14 Stunden
15. Elisa Palmero (Italien) 1:11:22 Stunden (persönliche Bestleistung)
16. Margaux Sieracki (Frankreich) 1:11:24 Stunden
17. Lauren McNeil (Großbritannien) 1:11:26 Stunden
18. Esther Pfeiffer (Deutschland) 1:11:28 Stunden
19. Sofiia Yaremchuk (Italien) 1:11:32 Stunden
20. Fabienne Königstein (Deutschland) 1:11:34 Stunden

22. Helen Bekele (Schweiz) 1:11:36 Stunden
36. Julia Mayer (Österreich) 1:12:40 Stunden
37. Katharina Steinruck (Deutschland) 1:12:48 Stunden

Neo-Rumänin neu in Europaklasse

Joan Melly feierte nach Ablauf der dreijährigen Schutzsperre für Teilnahmen an internationalen Meisterschaften bei Nationenwechsel am Monatsbeginn, mit der der Leichtathletik-Weltverband Nationenwechsel eindämmen möchte, ihr EM-Debüt für Rumänien und stieg in die Fußstapfen von Adriana Barbu, die 1994 EM-Bronze im Marathon eroberte. „Ich bin sehr stolz über diese Silbermedaille. Sie ist ein schönes Zeichen für meine Vorbereitung auf den Olympischen Marathon, die ich in Iten in Kenia absolvieren werde“, so die 33-Jährige. Mit Bestleistungen von 1:05:04 Stunden im Halbmarathon und 2:18:04 Stunden im Marathon gehört sie zur erweiterten Weltklasse in beiden Disziplinen.

Die Bronzemedaille ging an die Britin Calli Thackery, bereits bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften im Oktober die beste Europäerin im Feld. „Diese Medaille bedeutet alles für mich, es ist meine erste wichtige. Daher schwebe ich auf Wolke sieben. Ich bin sehr stolz auf mich, die letzten Meter mit all den Emotionen werde ich nie vergessen“, jubelte die 31-Jährige. In einer Zeit von 1:08:58 Stunden hatte sie am Ende 27 Sekunden Vorsprung auf ihre rumänische Rivalin um Bronze, Delvine Meringor, und ist auch noch recht nahe an Melly herangerückt.

Jubel im spanischen Team über die Bronzemedaille. © European Athletics / Sona Maleterova

Britinnen mit bestem Team

Mit Abbie Donnelly, einzige Athletin in den Top-Ten unter 30 Jahren, und Clara Evans platzierte das britische Team auf den Positionen sechs und neun zwei weitere Athletinnen im Spitzenfeld (1:09:57 bzw. 1:10:06) und feierte einen überlegenen Sieg in der mit Gold prämierten Nationenwertung (Summer der Zeiten: 3:29:01). Lonah Chemtai-Salpeter, israelische Topläuferin und bereits WM-Medaillengewinnerin im Marathon, kam ohne besondere Form nach Rom und musste sich mit Platz zehn zufrieden geben.

Auch Melat Kejeta, 2020 WM-Silbermedaillengewinnerin im Halbmarathon, konnte nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen und erreichte in einer Zeit von 1:09:42 Stunden den fünften Platz, womit sie sich zufrieden zeigte. Zweitbeste Deutsche war Domenika Mayer auf Platz elf (1:10:49), Esther Pfeiffer komplettierte mit Platz 18 das hervorragende Team-Resultat, das die Silbermedaille vor Spanien brachte. In der Addition der drei besten Zeiten pro Nation lag das spanische Team am Ende die Winzigkeit einer Sekunde vor dem französischen. Beste Schweizerin war Fabienne Schlumpf mit einem guten siebten Platz (1:10:01), ihre Landsfrau Helen Bekele hielt sich lange im Spitzenfeld, fiel aber im Finale bis auf Platz 22 zurück.

© SIP / Johannes Langer

Positiver Schritt für Mayer

66 Teilnehmerinnen finishten den Halbmarathon der Frauen, Julia Mayer (DSG Wien) landete mit Position 36 genau im Mittelfeld und erreichte eine Zeit von 1:12:40 Stunden. „Ich sehe das Rennen heute sehr positiv und bin irrsinnig zufrieden damit, wie gut ich das Tempo heute bei diesen Bedingungen laufen konnte. Ich komme ja direkt aus dem Training für die Olympischen Spiele und bin sehr zufrieden mit dem Status quo, wie es auf dem Weg nach Paris bisher läuft“, kommentierte die 31-Jährige. Bei ihrer zweiten EM-Teilnahme, 2022 lief sie den 10.000m-Lauf, kam sie schwer ins Rennen, die ersten fünf Kilometer mit Kopfsteinpflaster unter den Sohlen waren muskulär eine Herausforderung. Dann entwickelte sich ein Rennen mit konstantem Tempo. „Auf den letzten zwei Kilometern fehlte mir etwas die Tempohärte, um noch die ein oder andere Position weiter vorne zu landen. Denn in diesem Bereich war es sehr eng“, so Mayer.

Das sei der einzige kleine Schönheitsfehler eines Wettkampftages, den die Niederösterreicherin als wichtigen und erkenntnisreichen Schritt Richtung Saisonhighlight sieht. „Nun habe ich sieben Wochen Zeit, konsequent, viel und hart zu trainieren. Ich bin richtig heiß darauf!“ Trainieren wird sie vorerst daheim und in der Ramsau, im Sommer dann bei einem Trainingslager in Italien, auf Seehöhe und um die sommerlichen Bedingungen einzugewöhnen, die auch beim Olympischen Marathon in Paris drohen. „Im Moment investiere ich nur: Im Training, beim gesamten Drumherum und auch der heutige Wettkampf war Teil dieses großen Plans Richtung Olympia. Am 11. August kommt dann der Tag, wo sich jedes dieser Investments ausgezahlt haben soll!“, gibt die Österreicherin die Devise vor.

Ergebnis EM-Halbmarathon 2024, Teamwertung der Frauen
Gold: Großbritannien 3:29:01 Stunden
Silber: Deutschland 3:31:59 Stunden
Bronze: Spanien 3:33:16 Stunden

 
4. Frankreich 3:33:17 Stunden
5. Italien 3:35:21 Stunden
6. Rumänien 3:35:28 Stunden
7. Portugal 3:37:16 Stunden
8. Polen 3:38:03 Stunden
9. Norwegen 3:39:20 Stunden
10. Dänemark 3:48:41 Stunden
 
die drei besten Zeiten pro Nation wurden addiert

Zweiter und vorerst letzter EM-Halbmarathon

Die Halbmarathon-Entscheidungen waren die zweiten in der Geschichte von Europameisterschaften nach 2016 in Amsterdam. Damals ersetzte European Athletics in Olympischen Jahren den Marathon erfolgreich mit einem Halbmarathon, 2020 mussten die Europameisterschaften inklusive des geplanten Halbmarathons abgesagt werden. Die EM-Halbmarathonläufe in Rom waren vorerst die letzten, für die Titelkämpfe 2026 in Birmingham wurden die Straßenlauf-Entscheidungen exkludiert.

Dafür installierte European Athletics, durchaus umstritten, Straßenlauf-Europameisterschaften als eigenen Event. Alle zwei Jahre werden nun Europameister im Marathon, Halbmarathon und im 10km-Lauf gekürt. Die Premiere findet am 12. und 13. April 2025, also mitten in der Frühjahrs-Straßenlaufsaison, auf einem hügeligen Kurs zwischen Brüssel und Leuven in Belgien statt. Da der Kurs eine Punkt-zu-Punk-Strecke mit erheblicher Entfernung zwischen Start und Ziel ist, ist sie Stand jetzt, weder für Rekorde noch für Qualifikations- und Weltranglistenleistungen geeignet.

Autor: Thomas Kofler
Titelfoto: © European Athletics / Sona Maleterova

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