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Die neue Diamond-League-Saison startete mit mehreren Paukenschlägen. Neben dem neuen Stabhochsprung-Weltrekord von Armand Duplantis zählte auch der 1.500m-Sieg von Gudaf Tsegay zu den herausragenden Leistungen des Meetings in der chinesischen Metropole Xiamen.
Während in Europa die Straßenlauf-Saison in ihrer Blüte ist, hat im Südosten Chinas die wichtige Meetingserie für die Stadion-Leichtathletik, die Diamond League, ihren Anfang genommen. Die äthiopische Mittelstreckenläuferin Gudaf Tsegay sorgte dabei für die herausragende Leistung und markierte am Samstag im Egret Stadion von Xiamen die drittschnellste 1.500m-Zeit der Geschichte.
In der Wintersaison wurde Gudaf Tsegay noch sensationell von der US-Amerikanerin Elle St. Pierre bei den Hallen-Weltmeisterschaften von Glasgow besiegt, und zwar im 3.000m-Lauf. Nun hat die Äthiopierin eine sportliche Antwort darauf gegeben. Beim Auftakt der neuen Saison der Wanda Diamond League, die 15-teilige, höchste und lukrativste Serie von Leichtathletik-Meetings der Welt, absolvierte sie die 1.500m in der drittschnellsten Zeit der Geschichte: 3:50,30 Minuten. Schneller waren nur Weltrekordhalterin Faith Kipyegon im Vorjahr in 3:49,11 Minuten in Florenz und die äthiopische Rekordhalterin Genzebe Dibaba 2015 in Monaco. „Ich bin überrascht über die Zeit, aber ich habe alles gegeben und wusste, dass ich in guter Form bin“, sagte Tsegay nach ihrem Rennen.
🥉 Olympia-Medaille im 5.000m-Lauf 2021
🥇 Weltmeisterin im 10.000m-Lauf 2023
🥇 Weltmeisterin im 5.000m-Lauf 2022
🥈🥉 WM-Medaillen im 1.500m-Lauf 2022 und 2019
🥇 Hallen-Weltmeisterin im 3.000m-Lauf 2022
🔝 Weltrekordhalterin im 5.000m-Lauf
Kipyegon dominiert diese Disziplin seit vielen Jahren, weshalb Tsegay, die vom 1.500m-Lauf kommt, in den vergangenen Jahren öfters auf lange Distanzen ausgewichen ist. Die 27-Jährige ist auch aktuelle Halterin des Weltrekords im 5.000m-Lauf und amtierende Weltmeisterin in der längsten Laufdistanz im Stadion, dem 10.000m-Lauf. Der kenianische Superstar hätte auch den Diamond-League-Auftakt bestreiten sollen, musste ihren Start in Xiamen aber kurzfristig zurückziehen – schade, denn ein hochklassiges Duell zwischen den beiden Stars wäre so gut wie sicher gewesen.
Auf den Weltrekord im 1.500m-Lauf fehlten in Xiamen folglich lediglich 1,19 Sekunden, eine Zeitspanne, die sie zu Rennmitte einbüßte. Einzig die hochtalentierte Birke Haylom konnte lange Zeit folgen. Die 18-jährige Äthiopierin erzielte eine Zeit von 3:53,22 Minuten und verpasste den Junioren-Weltrekord der Chinesin Lang Yinglai um zwei Sekunden.
Im Schatten der Besten liefen die Australierinnen Georgia Griffiths und Sarah Billings erstmals in ihren Karrieren einen 1.500m-Lauf unter vier Minuten – Billings verbesserte dabei ihre persönliche Bestzeit um sieben Sekunden!
Insgesamt standen in Xiamen vier Lauf-Entscheidungen auf dem Programm. Im 3.000m-Hindernislauf bestach Beatrice Chepkoech mit einer Siegerzeit von 8:55,40 Minuten. Wie Tsegay pulverisierte sie sowohl die bisher schnellste Zeit des Jahres (ihre eigene) als auch den Meetingrekord. Es war die viertschnellste Zeit für die Weltrekordhalterin in ihrer Karriere. Die Überraschungs-Olympiasiegerin von Tokio, Peruth Chemutai aus Uganda, distanzierte sie um 17 Sekunden. Zwischen den beiden platzierte sich noch die Kenianerin Faith Cherotich, Weltmeisterin Winfed Yavi hat die Reise nach Fernost kurzfristig nicht angetreten. Deutschlands Hindernislauf-Talent Olivia Gürth kam in einer Zeit von 9:29,78 Minuten auf dem respektablen siebten Platz ins Ziel.
Auch im 5.000m-Lauf der Männer gab es einen neuen Meetingrekord. Lamecha Girma, eigentlich im 3.000m-Hindernislauf zu Hause, siegte in einer Zeit von 12:58,96 Minuten knapp vor Nicholas Kipkorir aus Kenia und dem für den Bahrain laufenden Birhanu Balew. Es war sein erster 5.000m-Lauf überhaupt, in den letzten Hallensaisonen sammelte Girma schon reichlich Erfahrung über 3.000m. Deutschlands Mohamed Abdilaahi hatte keine Chance und landete als 13. genauso im Hinterfeld wie sein Landsmann Sam Parsons zwei Positionen dahinter.
Der Kanadier Marco Arop, der sich 2023 in Budapest zum Weltmeister krönte, hat indes einen höchst erfolgreichen Saisoneinsteig gefeiert. In einer Zeit von 1:43,61 Minuten setzte er sich im Schlussspurt knapp gegen Wyclife Kinyamal aus Kenia und den im Winter schon starken Tshepiso Masalela aus Botswana durch. Mit dem fünftplatzierten Schweden Andreas Kramer gab es auch eine beachtliche europäische Leistung, Lokalmatador Liu Dezhu nutzte die große Bühne für einen neuen chinesischen 800m-Rekord von 1:45,66 Minuten. Damit ist der chinesische 800m-Rekord erstmals besser als der österreichische, den seit über drei Jahrzehnten Michael Wildner hält (1:46,21).
Die Weltjahresbestleistung von Arop hielt nur wenige Stunden. Denn in Nairobi, wo das Kip Keino Classic über die Bühne ging, lief Emmanuel Wanyonyi, der dem Kanadier bei der WM nur hauchdünn unterlegen war, um 0,04 Sekunden schneller. Nämlich 1:43,57 Minuten. Die zweite Topleistung beim Meeting in der kenianischen Hauptstadt gelang ebenfalls im 800m-Lauf und zwar bei den Frauen. Weltmeisterin Mary Moraa siegte in einer Zeit von 1:57,96 Minuten, gleich vier weitere Läuferinnen blieben unter zwei Minuten. Als Tempomacherin war Moraas Schwester Sarah im Einsatz. Im 1.500m-Lauf der Männer feierte Junioren-Weltmeister Reynold Cheruiyot den Sieg in einer für die Höhenlage Nairobis beachtlichen Zeit von 3:31,96 Minuten.
Das Kip Keino Classic zählt zur World Athletics Continental Tour Gold, der zweitwichtigsten Meetingserie der Welt. Es ist das bedeutendste Stadion-Meeting im Land der vielen Weltklasseläufer*innen.
Die Diamond League 2024 umfasst 15 Meetings. 14 Meetings gehören der Qualifikationsphase an, das zweitägige Finale steigt Mitte September in Brüssel. Weiter geht es bereits kommenden Samstag mit dem zweiten Meeting in China in Suzhou nahe Shanghai. Die Diamond-League-Saison hatte noch nie so früh im Jahr ihren Auftakt, das ist auch dem engen Wettkampfprogramm im Sommer 2024 geschuldet.
Autor: Thomas Kofler
Bild: Pixabay / Hans Praxmarer