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Es war einer dieser Augenblicke, in denen der gebannte Blick zur Anzeigetafel wichtiger war als alles andere auf der Welt. Gefühle der Hoffnung und des Bangens vermischten sich zu einer inneren Spannung, die ein explosives Potenzial entwickelte. Selina Büchel lag…
Dann realisierte es auch Selina Büchels Blick auf die Anzeigetafel, ein lauter Jubelschrei, der fast das Hallendach anhob, war die Folge. Oskan-Clarke drehte enttäuscht ab, um wenig später für eine faire Gratulation wieder auf Büchel zuzugehen. Die beiden 800m-Läuferinnen hatten für die spannendste Laufentscheidung des Wochenendes gesorgt, am Ende war die Schweizerin in einer grandiosen Zeit von 2:00,38 Minuten die Winzigkeit einer Hunderstelsekunde schneller als ihre Rivalin. Damit markierte die nun zweifache Hallen-Europameisterin einen neuen Schweizer Hallenrekord. „Das Rennen verlief, wie ich es erwartet hatte. Mir war bewusst, dass es ein harter Fight werden würde. Ich genieße solche Rennen, erst recht, wenn ich die Gewinnerin bin“, strahlte die Schweizerin nach der erfolgreichen Titelverteidigung.
Einen Titel zu gewinnen ist schwer, einen zu verteidigen noch viel mehr. Erst Recht, wenn die Ausgangsposition eine andere ist. Vor zwei Jahren war Selina Büchel in Prag die überraschende Siegerin. In Belgrad trat sie mit der Bürde der Favoritenrolle an, zumal die Saisondominatorin Joanna Jozwick mit Abwesenheit glänzte. Dass Büchel unter Druck stand, zeigten alle ihre Auftritte in Belgrad, insbesondere aber der befreiende Jubelschrei.
Und so hatte der schwierige Halbfinallauf von Samstagabend etwas ganz Positives, weil Lehrreiches. Im Finale ging die Schweizerin kein Risiko ein und setzte sich sofort an die Spitze. Das wusste auch Oskan-Clarke, die sich sofort an die Fersen der Titelverteidigerin heftete. Das Tempo war von Beginn an hoch, die ersten beiden von vier Runden waren nach 59,52 Minuten absolviert. Die Herren sollten eine halbe Stunde später nur drei Sekunden schneller sein.
300 Meter vor dem Ziel folgte dann die erste brisante Szene des Rennens. Die Spanierin Esther Guerrero startete einen wilden Angriff, Oskan-Clarke knallte die Tür zu und die Spaniern holte zur vehementen Schubsbewegung aus. Dass die am Ende letztplatzierte Guerrero nicht disqualifiziert wurde, zeigte, dass die Energie der Gestik wohl verpuffte, bevor sie die Britin berührte. Oskan-Clarke, WM-Finalistin von Peking, setzte ihr Verfolgungsrennen unbeirrt fort. Büchel verteidigte die Spitzenposition, kam aber mit verbissener Miene um die Schlusskurve. Es kam zu Schlussspurt.
Die Britin hatte mehr Kraft übrig, aber den längeren Weg. Dagegen wurden Selina Büchels Schritte immer länger und unrunder. Geistesgegenwärtig streckte sie die Brust so wie wie möglich nach vorne und überquerte mit einem torkelnden, fast ferngesteuerten Schritt die Ziellinie. 0,01 Sekunden hatte sie an Vorsprung gerettet, jeder weitere Zentimeter dieses Rennens hätte einen Goldmedaillengewinn für Oskan-Clarke gebracht. Im ersten Moment zeigte sich die Britin enttäuscht, je länger der Nachmittag in Belgrad dauerte, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie wie Büchel ein fantastisches Rennen geboten hatte: „Ich muss glücklich sein mit dieser Silbermedaille. Ich habe mich sehr stark gefühlt, deshalb habe ich gehofft, es würde zu mehr reichen.“
Zwar lenkten die beiden Hauptdarstellerinnen den Fokus dieses Rennens auf sich, eine ebenfalls großartige Leistung darf man jedoch nicht vergessen. Anita Hinriksdottir, dieses Mal mit einer defensiven Taktik am Werk, krönte eine großartige Darbietung mit ihrer ersten Medaille bei den Erwachsenen. In einer Zeit von 2:01,25 Minuten verteidigte sie die Bronzemedaille auf der Zielgerade gegen die endschnelle Schwedin Lovisa Lindh. „Es war mein Traum, bei meinen ersten internationalen Meisterschaften bei den Erwachsenen eine Medaille zu gewinnen. Ich habe es geschafft“, freute sich die 21-Jährige, die in ihrer Heimat längst ein Star ist.
Der RunAustria-Bericht des 800m-Laufs der Herren: Hattrick für Adam Kszczot
Die RunAustria-Berichte über die anderen Laufentscheidungen in Belgrad
Gold: Selina Büchel (Schweiz) 2:00,38 Minuten
Silber: Shelayna Oskan-Clarke (Großbritannien) 2:00,39 Minuten
Bronze: Anita Hinriksdottir (Island) 2:01,25 Minuten
4. Lovisa Lindh (Schweden) 2:01,37 Minuten
5. Stina Troest (Dänemark) 2:02,93 Minuten
6. Esther Guerrero (Spanien) 2:03,09 Minuten
Hallen-Europameisterschaften 2017 in Belgrad