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Sie sind der klare Höhepunkt der mittlerweile überschaubaren, heimischen Hallensaison der Leichtathletik: die ÖLV-Hallen-Staatsmeisterschaften, wie bewährt ausgetragen in der gegenwärtig einzigen österreichischen Halle, die dem Anlass gerecht werden kann: die Tips Arena in Linz. Gold, Silber und Bronze bei den Staatsmeisterschaften der Allgemeinen Klasse sowie bei den Österreichischen Meisterschaften der Altersklasse U18 sind die Objekte der Begierde für viele der besten Läufer*innen und Lauftalente Österreichs.
Bisher lief die Hallensaison mit Ausnahme von Raphael Pallitsch (Union St. Pölten), der mit zwei prächtigen internationalen Auftritten in Ostrava und Metz glänzte, für die heimischen Topläufer*innen nicht rund. Mit dafür verantwortlich waren auch einige leichte Erkrankungen, die mit ihren notwendigen Trainingspausen im falschen Augenblick für die bekannt kurze Wintersaison daherkamen und größe störende Wirkung entfalteten. Daher sind die Staatsmeisterschaften unter dem Hallendach für viele die perfekte Gelegenheit, um dem Wettkampfwinter noch ein positives Finale zu schenken.
Spätestens, seitdem die neuee Qualifikationsarithmetik für Großereignisse, die neben der Erfüllung scharfer Limits im Großteil der Disziplinen auch eine Qualifikation über die Welt- bzw. Europarangliste ermöglicht, haben nationale Meisterschaften durch die lukrativen Bonuspunkte zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Nicht nur deshalb blickt die heimische Laufszene mit Interesse nach Linz.
RunUp.eu gibt einen Überblick auf die Laufentscheidungen des Wochenendes und über die Qualifikationsperspektive für die Hallen-EM in Apeldoorn. Der Qualifikationszeitraum dafür endet nämlich am kommenden Sonntag.
Zum sechsten Mal in Folge und zum zehnten Mal in den letzten zwölf Jahren werden die ÖLV-Hallenmeisterschaften in der Tips Arena in Linz ausgetragen. Gegenwärtig und zum letzten Mal ist die oberösterreichische Landeshauptstadt die einzige heimische, die über die Infrastruktur einer Meisterschaftsaustragung verfügt. Im kommenden Jahr ergänzt die neue Sport Arena Wien als Nachfolgerin des abgerissenen Dusika-Stadions die heimische Leichtathletik als zweite Destination für Meetings auf nationalem Topniveau.
Im 800m-Lauf der Frauen steht Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt) vor einem wichtigen Wettkampf hinblicklich ihres ersten großen internationalen Saisonziels: die Hallen-Europameisterschaften in Apeldoorn (6.–9. März). Nach ihrem Sieg bei den Balkan-Hallenmeisterschaften am vergangenen Wochenende hat die 23-Jährige zwar einen Sprung in der Europarangliste gemacht (siehe RunUp.eu-Bericht), liegt aber noch außerhalb des virtuell qualifizierten Feldes. Das Direktlimit von 2:02,00 Minuten zu erfüllen, wird bei einem Meisterschaftsrennen ohne Unterstützung von Tempomacherinnen und ohne Konkurrentin auf dem selben Niveau ein sehr, sehr schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen. Das zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit: Vor einem Jahr gewann Bredlinger mit einer Zeit von 2:04,92 Minuten, es war die mit Abstand schnellste Zeit bei Hallen-Meisterschaften nach der Ära Stephanie Graf.
30 Startplätze sieht das EM-Feld in Apeldoorn vor, reduziert auf drei Athletinnen pro Nation sind 22 der Startplätze über Limits in der Hallensaison oder der letztjährigen Freiluftsaison (unter 1:59,00) bereits reserviert. Was nicht zwangsläufig bedeutet, dass alle Verbände die Startplätze bestätigen werden. Bredlinger liegt mit einem Punkteschnitt von 1.166 Punkten (aus fünf Leistungen) auf Rang 37 der Qualifikationsliste, Platz 30 wird gegenwärtig von Christina Hering besetzt und zwar mit 1.190 Punkten.
Bredlinger hat das Problem mit einem durchaus sehr kritisch zu sehenden Regelkriterium: Von den fünf Leistungen dürfen maximal zwei aus der Halle stammen. Somit kann die Burgenländerin ihren schlechtesten Punktewert für das Ranking aus der letzten Freiluftsaison auch mit einer Top-Leistung nicht streichen, sondern nur eine ohnehin schon gute vom Hallenmeeting in Gent vor drei Wochen. Auch ohne diese Eigenwilligkeit wäre ein Sprung in die Top-30 an der Grenze zur realistischen Vorstellung, zumal europaweit die Konkurrenz an diesem Wochenende bei ihren nationalen Meisterschaften ja auch fett punkten kann. Daher muss die 22-Jährige zusätzlich zu einer guten Leistung am Wochenende, mit der sie ihre Position noch verbessert, auf die ein oder andere Absage für die Hallen-EM hoffen.
Zum Wettkampf: Alles andere als der vierte Hallen-Titel in Serie für Bredlinger wäre eine gewaltige Sensation. Dafür ist das Feld im Kampf um die weiteren Medaillen offen. Bei den Männern hat kein österreichischer 800m-Läufer eine realistische Chance auf eine Hallen-EM-Teilnahme. Elias Lachkovics (SVS Leichtathletik), der im Winter gemeinsam mit seinem Trainer Raphael Pallitsch in Südafrika trainiert hat, konnte zuletzt mit einer Hallen-Bestleistung von 1:49,36 Minuten aufzeigen, und ist erster Kandidat auf die Goldmedaille, in seinem Fall eine erfolgreiche Titelverteidigung. Sein potenziell größter Herausforderer, Marcel Tobler (ULC Riverside Mödling), zielt auf einen Start über die beiden längeren Strecken ab und wird im 800m-Lauf voraussichtlich nicht am Start sein, wie er selbst bestätigte. Ausschließen wollte er ihn im Vorfeld aber nicht.
Im 1.500m-Lauf der Männer sind 25 der 27 Startplätze für die Hallen-EM über das Limit gebucht. Erfreulicherweise ist Raphael Pallitsch dank seines neuen ÖLV-Hallenrekords von 3:36,34 Minuten in Metz unter ihnen. Der Burgenländer legte im Anschluss an diese Leistung einen Trainingsblock ein und kehrt am Wochenende zurück auf die Wettkampfbühne.
Das Rennen könnte ein interessantes werden, stehen neben Pallitsch, der 2023 Hallen-Staatsmeister wurde, auch die Titelträger von 2022, Marcel Tobler, und 2024, Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) neben ihm an der Startlinie. Aufgrund seiner Klasse ist Pallitsch der klare Favorit, möglicherweise könnten seine Kontrahenten von der Renngestaltung profitieren. Fabio Fister (DSG Maria Elend), 800m-Spezialist Elias Lachkovics und Timo Hinterndorfer (DSG Wien), der von den längeren Distanzen kommt, haben Außenseiterchancen auf die Top-Drei.
Pallitsch hat, weniger am Wochenende, aber sicherlich bei den Hallen-Europameisterschaften, auch die Qualifikationsliste für die Hallen-Weltmeisterschaften von Nanjing, zwei Wochen nach der Hallen-EM, im Hinterkopf. Gegenwärtig sind 16 der 30 Startplätze über das scharfe Limit von 3:33,50 Minuten weg (scharf deshalb, weil der Hallen-Weltrekord bis vor kurzem nicht einmal drei Sekunden unter dem Limit lag, Anm.). Für die Hallen-WM zählt dieses Mal nicht mehr die Weltranglisten-Position, sondern die Weltjahresbestenliste. Und da liegt Pallitsch in der bereinigten Liste gegenwärtig auf Rang 25 und scheint gute Karten in der Hand zu halten. Der Qualifikationszeitraum läuft noch bis 9. März.
Im 1.500m-Lauf der Frauen gibt es keine Rechnungen Richtung Qualifikationsliste für Apeldoorn. Im Rennen um die Goldmedaille hält die zweifache Hallenmeisterin Lotte Seiler (KSV alutechnik) die besten Karten in der Hand, nicht nur wegen ihrer bekannten Stärke im Endspurt. In der Rolle der Herausforderinnen befinden sich Sandra Schauer (Union St. Pölten), Sandrina Illes (Union St. Pölten), Katharina Pesendorfer (SVS Leichtathletik) und Marie Glaser (SVS Leichtathletik).
In 13 Disziplinen pro Geschlecht geht es an zwei Wettkampftagen in Linz für die besten Athlet*innen des Landes um Gold, Silber und Bronze bei den Staatsmeisterschaten. Dazu kommen jeweils zwölf Bewerbe plus eine Mixed-Staffel, in denen bei den Österreichischen Meisterschaften der Altersklasse U18 Medaillen vergeben werden. 137 männliche sowie 155 weibliche Nachwuchsathlet*innen haben gemeldet. Eines der herausragenden Nachwuchslauftalente ist Elena Koller (DSG Wien), die in der Wettkampfsaison 2024 gleich vier Österreichische Meistertitel in dieser Altersklasse geholt hat. Der Eintritt für Zuschauer*innen ist übrigens kostenlos.
Im 3.000m-Lauf der Männer sind alle Startplätze bei der Hallen-EM über das Direktlimit weg. Sebastian Frey (DSG Wien) hat somit keine Chance mehr auf eine Teilnahme in Holland, da er für die ÖLV-Hallen-Staatsmeisterschaften auch nicht gemeldet hat. Der Wiener blickt wie auch Kevin Kamenschak auf eine aufgrund gesundheitlichen Einschränkungen missglückte Hallensaison zurück. Der Linzer hat sich von seiner Erkrankung erholt und geht bei seinem Heimspiel das Doppel 3.000m und 1.500m-Lauf an. Mit seiner Bestleistung führt der 21-Jährige die Meldeliste deutlich vor Tobler und Hinterndorfer an. Auch Tobler verpasste die bisherige Hallensaison aufgrund einer hartnäckigen Erkältung und hofft, wieder topfit zu sein. „Ohne Wettkampf in den Beinen lässt sich schwer voraussagen, wo sich die Form tatsächlich befinden“, sagt er.
Spannend ist die Präsenz von Raphael Pallitsch, der schon vor Wochen in einem Gespräch mit RunUp.eu angekündigt hat, gerne einen 3.000m-Lauf im Winter zu laufen. Die Gelegenheit bekommt er morgen in Linz, laut ÖLV-Statistik ist er seinen einzigen 3.000m-Wettkampf im Jahr 2006 gelaufen. Zur Verdeutlichung, wie weit im Archiv der Vergleichswert, der in der Meldeliste als Bestleistung herbeigezogen wird, liegt: Damals war er 16 Jahre jung und das BZÖ regierte unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel mit der ÖVP. Damit ist der 35-jährige Burgenländer am kommenden Wochenende erstmals seit Beginn der Zusammenarbeit – und das gleich bei zwei Gelegenheiten – im selben Rennen wie sein Schützling Kevin Kamenschak.
Im 3.000m-Lauf der Frauen geht Sandra Schauer als zweifache Titelverteidigerin ins Rennen. Das Triple wird angesichts der Starts von Lotte Seiler, Katharina Pesendorfer und Carina Reicht (OMNi-BiOTiC POWERTEAM) ein schwieriges Unterfangen.
Nicht nur der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV) nützt das Zeitfenster, das World Athletics in der kurzen, Hallensaison freigehalten hat, für die Ausrichtung der nationalen Meisterschaften. Die Deutschen Hallen-Meisterschaften gehen in Dortmund über die Bühne, die Schweizer Hallenmeisterschaften in St. Gallen. Einen kleinen Erfahrungsvorteil holen sich die holländischen Athlet*innen, die ihre Meisterschaften in der EM-Halle von Apeldoorn abhalten. Niels Laros ist sowohl im 1.500m- als auch im 3.000m-Lauf gemeldet.
Die norwegischen Meisterschaften in Baerum gehen ohne Jakob Ingebrigtsen über die Bühne. Birmingham, Miramas und Madrid sind die Austragungsorte der britischen, französischen und spanischen Hallenmeisterschaften.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © Jedermannlauf / Theresa Marka – Symbolbild