Auf zwei große Highlights freuten sich die norwegischen Leichtathletik-Fans am Donnerstag bei den Bislett Games in Oslo, zu denen immerhin 5.000 Zuschauer ins Stadion dürfen: auf den ersten Auftritt von Karsten Warholm und auf Jakob Ingebrigtsen in der nach dem 2020 verstorbenen, ehemaligen Präsidenten des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (European Athletics) benannten Svein Arne Hansen Dream Mile. Letztere Vorfreude erfüllt sich nicht. Der Star, der den afrikanischen Kontrahenten unter den Olympischen Ringen das Fürchten lehren will, muss sein Heimspiel aufgrund von Halsschmerzen absagen, wie das Stavanger Aftenblad heute Abend berichtet.
RunAustria-Tipp: Die Bislett Games werden am Donnerstagabend, 1. Juli von 20–22 Uhr auf Sky Deutschland und im Schweizer Rundfunk übertragen.
Das ist ein schwerer Schlag für den traditionellen Höhepunkt des Meetings, dessen Startliste nun von WM-Medaillengewinner Marcin Lewandowski (1.500m) und Stewart McSweyn angeführt wird. Weiters in guter Form angereist sind McSweyns australischer Landsmann Jye Edwards und der Kenianer Charles Simotwo, der im Gegensatz zu Superstar und Ingebrigtsen-Hauptwidersacher Timothy Cheruiyot sich bei den Kenya Trials für die Olympischen Spiele qualifiziert hat.
Zwei Weltmeisterinnen
Vier Laufentscheidungen stehen im Rahmen der Bislett Games auf dem Programm. Weltmeisterin Halimah Nakaayi ist der prominente Name im 800m-Lauf der Frauen, der ansonsten europäisch und dank der Teilnahme von Katharina Trost aus Deutschland und Lore Hoffmann aus der Schweiz auch von der DACH-Region geprägt ist. Die australische Rekordhalterin Catriona Bisset (1:58,09, vor eineinhalb Wochen in Chorzow gelaufen, siehe RunAustria-Bericht) und die US-Amerikanerin Kate Grace geben dem Rennen zusätzliche außereuropäische Noten. Lokalmatadorin Hedda Hynne, die bisher 2021 weit von ihrem Leistungsmaximum agiert, hofft auf eine klare Steigerung.
In der zweiten Laufentscheidung der Frauen hält Karoline Bjerkeli Grövdal die norwegische Fahne hoch. Favorisiert im 5.000m-Lauf ist die amtierende Weltmeisterin Hellen Obiri, die von ihren Landsfrauen Margaret Kipkemboi und Beatrice Chebet sowie den Äthiopierinnen Tsehay Gemechu und Fantu Worku herausgefordert wird.
Filip Ingebrigtsens Neustart
Der einzige Ingebrigtsen bei den Bislett Games 2021 ist Filip, der im 3.000m-Lauf am Start ist und versuchen wird, eine erste nennenswerte Spur in einem bis dato verpatzten Wettkampfjahr zu legen. Yomif Kejelcha aus Äthiopien ist der Favorit, der von einer Phalanx kenianischer Läufer gejagt werden wird. Mit Ingebrigtsens Landsmann Zerei Kbrom ist ein zweiter Europäer im Rennen, weitere nicht in Ostafrika geborene Teilnehmer sind der neue südafrikanische Rekordhalter Jerry Motsau, David McNeill aus Australien und Keiran Lumb aus Kanada.
Nachhaltigkeit spielt in Oslo eine große Rolle
Der Veranstalter der Bislett Games will sich am Donnerstag nicht nur als eines der traditionsreichsten Leichtathletik-Meetings Europas präsentieren, sondern auch als Vorreiter in Sachen nachhaltiger Eventorganisation. Seit 2016 wurden die Kohlenstoffemissionen der Meetingdurchführung um 39% reduziert, die Reisekosten um ein Drittel, wie World Athletics und die Wanda Diamond League berichten. Die zeitliche Nähe zwischen den beiden skandinavischen Meetings in Oslo und Stockholm half. In Oslo fahren alle Athleten mit dem Zug vom Flughafen ins Hotel und mit Elektroautos vom Hotel ins Stadion. Die Weiterreise in die schwedische Hauptstadt erfolgt per Zug, nicht per Flug – Ausnahme 2021 aufgrund der Reiseeinschränkungen rund um die Pandemie.
Für Meetingdirektor Steinar Hoen war der Ausstieg des Sponsorings durch den US-amerikanischen Mineralölkonzern Exxon Mobil im Jahr 2016 die Gelegenheit eines Umdenkens zu einem ökologisch nachhaltigeren Meeting, um einen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise zu leisten. Schließlich war diese Partnerschaft mit Reputationsproblemen behaftet, seit deren Beendigung haben die Bislett Games keinen Titelsponsor mehr.
Restart des internationalen Sports in Norwegen
Die Bislett Games in Oslo sind das erste internationale Sportevent in Norwegen seit vielen Monaten. Beispielsweise wurden in jenem Land, das bei Olympischen Winterspielen das erfolgreichste ist, sämtliche Wintersportveranstaltungen im abgelaufenen Winter abgesagt. Aufgrund eines de facto Einreiseverbots für nicht norwegische Staatsbürger, welches nun nicht mehr aufrecht ist, wäre eine Austragung des Meetings am angedachten Termin (10. Juni) noch nicht möglich gewesen.
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