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Der RunAustria-Bericht über den 3.000m-Lauf der Frauen: Markovs über 3.000n in Muirs Fußstapfen
Und so war wieder einmal der Meisterschaftsheld Marcin Lewandowski der große Sieger: Dritter Hallen-EM-Titel im 1.500m-Lauf in Folge, vierter Hallen-EM-Titel insgesamt in Folge – seit 2015 immer einer. Der Pole hatte sich auch über Silber prächtig gefreut, nach einigen Sprüchen im Vorfeld, insbesondere von Seiten Ingebrigtsens, fiel die Gratulation im Ziel herzlich aus. Wenige Sekunden nach dem Zieleinlauf hatten die beiden Rivalen nach dem mit Spannung erwarteten Showdown ein gemeinsames Foto gemacht. Das Geschenk der Disqualifikation nahm Lewandowski natürlich gerne an. „Es wäre keine Schande gewesen, gegen einen Jungen zu verlieren, der beinahe den Weltrekord gebrochen hätte. Er war heute der eindeutig Bessere“ Und der 33-Jährige, in der Szene äußerst beliebt, fand Worte der Solidarität für seinen Kontrahenten. „Das ist Sport und das kann jedem passieren. Ich habe diese Erfahrung bei der Hallen-WM 2014 machen müssen, also weiß ich, wie er sich fühlt.“ Ähnlich mitfühlend äußerte sich der zweite große Profiteur, Ignacio Fontes, der auf den Bronzerang rückte und den größten Erfolg seiner Karriere in der Allgemeinen Klasse feierte: „Natürlich bin ich glücklich, aber diese Dinge sind nicht gut für unseren Sport.“ Sein Landsmann Jesus Gomez hätte ursprünglich wie in Glasgow Bronze hinter Ingebrigtsen und Lewandowski in damals umgekehrter Reihenfolge gewonnen und rückte auf Platz zwei vor. Zwei Medaillen für Spanien gab es über 1.500m zuletzt beim historischen Dreifachsieg 2007 durch Juan Carlos Higuero, Sergio Gallardo und Arturo Casado.
Ingebrigtsen war naturgemäß wenig begeistert über den durch das Wettkampfgericht verkündeten Spielverderber. „Die Regeln sind auf meiner Seite. Der Paragraph sagt eindeutig, dass es nicht die Schuld eines Athleten ist, wenn er aus der Bahn geschubst wird. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas falsch gemacht habe“, so der Norweger, dessen Vertretung vor Ort umgehend Gegenprotest einlegte. „Wenn die Disqualifikation aufrecht bleibt, fahre ich morgen heim“, schimpfte er hinterher. Eigentlich wäre ein Start im 3.000m-Lauf geplant.
Die subjektive Perspektive des Norwegers ist verständlich und die Rennsituation war tatsächlich ungünstig für ihn. Das Feld bremste sich im falschen Moment für ihn zusammen. Verständlich auch, dass es ihm gar nicht passt, dass das Rennen nicht die Geschichte schreib, die er vorgesehen hatte. Einlauf zum Start mit einer Art Siegespose und dann ein Triumph im taktisch hochklassigen Duell mit Marcin Lewandowski als Revanche für Glasgow, als dieser ihn im Endspurt alt aussehen ließ. Blendet man den Juryentscheid aus, war es ein faszinierendes Rennen mit einem 13-köpfigen Finalfeld, das im Kollektiv die persönlichen Bestleistungen allesamt im Kalenderjahr 2021 erzielt hatte. Der Ire Paul Robinson hatte die Ehre, an der Startlinie zwischen Ingebrigtsen und Lewandowki zu stehen, als der Startschuss ertönte.
Mit kraftvollen Schritten setzte sich Lewandowski, der unheimlich fokussiert wirkte, gleich an die Spitze um genau jene Situation zu vermeiden, die seinem Hauptkontrahenten zum Verhängnis werden sollte. Nach eineinhalb Runden wechselte der Norweger nach außen und beschleunigte sich in Führung. Es folgte aber kein Tempolauf mit irrer Geschwindigkeit, das Team Ingebritgsen hatte eine andere Taktik gewählt. Sanftere Beschleunigung statt brachialem Tempo. Lewandowski spielte sein erstes Ass und ging das Tempo des Norwegers mit. Dieser reagierte nicht mit einer weiteren Beschleunigung, sondern hielt das Tempo konstant. So konnte Jesus Gomez vor der entscheidenden Rennphase sogar wieder aufschließen. Wie ein Routinier kontrollierte Ingebrigtsen mit ständigen Blicken auf den Screen das Renngeschehen – eine Art Rückspiegel. Dann beschleunigte der Norweger zwei Runden vor dem Ziel, es entstand eine kleine Lücke. Doch Lewandowski hielt Kontakt und verkürzte den Rückstand auf der Gegengerade der letzten Runde leicht. Der letzte Konter gelang Ingebrigtsen, der sich nicht mehr überholen ließ und in einer Zeit von 3:37,56 Minuten gewann. Mit einer reifen Leistung für einen 20-Jährigen. Vermeintlich.
Am Ende des Tages gab auch Lewandowski Ingebrigtsens Überlegenheit zu: „Er wusste, dass ich langsame Rennen bevorzuge und hat das Tempo hochgehalten. Ich habe mich dagegen entschieden, nur um Silber zu kämpfen, und ging mit. Einen Moment lang dachte ich während der letzten Runde, ich kriege ihn. Aber sein Finish war unglaublich.“ Letztendlich ein Muster ohne Wert. Mit vier Hallen-EM-Titeln in Serie hält Lewandowski die längste Serie aller Aktiven, er ist nun der zweiterfolgreichste Pole bei Hallen-Europameisterschaften. Mit vier Goldmedaille und einer Silbernen liegt er gleich auf mit der britischen Hürdensprint-Legende Colin Jackson und dessen Landsmann Jason Gariner, ebenfalls ein Sprinter. Nur zwei Läufer waren jemals noch erfolgreicher: der Deutsche Thomas Wessinhage und der Spanier José Luis Gonzalez.
Angesichts des Rennverlaufs hatten wenige die Möglichkeit, tatsächlich um die Medaillen zu kämpfen. In Wahrheit war auch Ignacio Fontes vermeintlich weit davon entfernt. Der wie Fontes ebenfalls erst 21-jährige Piers Copeland ließ als Vierter erneut sein Talent aufblitzen, der Pole Michal Rozmys kam als starker Fünfter ins Ziel.
Der RunAustria-Bericht über den 3.000m-Lauf der Frauen: Markovs über 3.000n in Muirs Fußstapfen
Gold: Marcin Lewandowski (Polen) 3:38,06 Minuten
Silber: Jesus Gomez (Spanien) 3:38,47 Minuten
Bronze: Ignacio Fontes (Spanien) 3:39,66 Minuten
4. Piers Copeland (Großbritannien) 3:39,99 Minuten
5. Michal Rozmys (Polen) 3:40,11 Minuten
6. Andrew Coscoran (Irland) 3:40,38 Minuten
7. Istvan Szögi (Ungarn) 3:40,40 Minuten
8. Filip Sasinek (Tschechische Republik) 3:40,64 Minuten
9. Paul Robinson (Irland) 3:40,74 Minuten
10. Jan Fris (Tschechische Republik) 3:42,97 Minuten
11. Neil Gourley (Großbritannien) 3:45,99 Minuten
12. Stijn Baeten (Belgien) 3:46,31 Minuten
disqualifiziert: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen)
Hallen-Europameisterschaften 2021 in Torun
European Athletics