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Bei ihrem zweiten VCM-Start will Österreichs Topläuferin Julia Mayer den nächsten Schritt in ihrer Marathon-Karriere gehen. Dabei visiert sie eine Topplatzierung an. Gelingt diese, wird sie die schnellste je von einer österreichischen Läuferin beim VCM aufgestellte Zeit deutlich verbessern.
Julia Mayer (DSG Wien) hat sich einen ihrer wichtigsten Träume bereits erfüllt: die Qualifikation und folglich die Teilnahme an den Olympischen Spielen von Paris 2024. Der Vienna City Marathon wird der letzte Marathon vor dem Start in der „Stadt der Liebe“, aber ein wichtiger in ihrer Entwicklung als Marathonläuferin. Sie visiert den Wettkampf in Topform an. RunUp.eu fasst drei wichtige Themen für euch zusammen, damit ihr bestens informiert zum Daumendrücken an die Strecke kommt oder euch vor den Fernseher setzt. ORF1 überträgt am Sonntag ab 8:30 Uhr live.
Bereits vor Wochen hat Julia Mayer als ihr Ziel ausgegeben, beim Vienna City Marathon so weit vorne wie möglich zu landen. Platzierung über Zeit, gewissermaßen. Das ist eine smarte Herangehensweise, denn selbst wenn die 31-Jährige in einer Form für eine Bestleistung ist, was ihr gelungenes Vorbereitungstraining ankündigt, ist die Wiener Marathonstrecke bekanntermaßen nicht ganz so schnell wie jene in Valencia, wo Mayer ihre Zeit von 2:26:43 Stunden gelaufen ist. Einen ÖLV-Rekord anzukündigen, wäre also ein Risiko. Dazu kommt die unsichere Wetterprognose für kommenden Sonntag. Bläst der Wind, ist es ungleich schwieriger dieselbe Zeit zu laufen wie bei Windstille. Die Temperaturen sind dagegen vielversprechend: 8-10°C wären ideal, sagt die Niederösterreicherin.
Daher bereitet das Team um Julia Mayer drei Szenarien für den Wettkampf am Sonntag vor, eine Entscheidung fällt frühestens am Samstag. Die Athletin gibt Einblick: „Die Entscheidung trifft Vincent (Vermeulen, ihr Trainer, Anm.), er setzt sich jetzt schon intensiv mit allen möglichen Variablen auseinander. Auch mit den Bedingungen. Aber letztendlich bin ich es, die an der Startlinie steht und das Rennen laufen muss.“ In den letzten Monaten hat Mayer hervorragende Erfahrungen mit konservativen Anfangsphasen und Wettkämpfen, in denen sie immer schneller wurde, gemacht – so genannte Negativ-Splits. Auf die Nachfrage, ob sich angesichts des fehlenden Drucks, sich für Olympia noch qualifizieren zu müssen, ein offensiveres Angangstempo als etwas risikoreiche Testvariante anbieten würde, huschte ihr ein Lächeln durchs Gesicht: „Das ist eines der möglichen Szenarien.“ Laut Vermeulen würde sich die Streckencharakteristik in Wien dafür nämlich eignen.
Auch wenn es eine internationale Gruppe geben wird, die auf 2:26:50 Stunden anlaufen wird, will Mayer sich nicht zwingend an deren Rhythmus halten. Mit dem Deutschen Simon Stützel und ihrem Vereinskollegen Stephan Listabarth hat Mayer zwei auf sie abgestimmte Tempomacher im Rennen.
👉 Persönliche Bestleistung:
2:26:43 Stunden (ÖLV-Rekord, Valencia 2023)
👉 VCM-Starts:
2023 und 2024
👉 Schnellste beim VCM erzielte Zeit einer Österreicherin:
2:30:42 Stunden (Julia Mayer, 2023)
👉 Österreichische Meistertitel:
20 (davon einer im Marathon)
👉 Bestes internationales Ergebnis:
WM-Teilnehmerin 2023 in Budapest
„Ich sehe den VCM nicht als Testlauf für die Olympischen Spiele. Der VCM ist für mich ein wichtiger Schritt für meine Entwicklung im Marathon. Im Optimalfall kann ich viele Erkenntnisse gewinnen, die in Paris für mich wichtig sein können“, hält Mayer fest. Auch wenn der Fokus auf der Platzierung liegt, wird die Niederösterreicherin vor heimischem Publikum versuchen, schnell zu laufen. Denn, abgesehen von einer leichten Erkrankung im Februar, gelang der Marathon-Aufbau nach Wunsch. Höhepunkte waren etliche hervorragende Trainingsleistungen, wie Mayer im Interview mit der Frühlingsausgabe des RunUp, welche am morgigen Freitag erscheint, erzählte.
Das Selbstbewusstsein stützt sich aus dem direkten Vergleich mit den Trainingsleistungen und dem Trainingsniveau vor einem Jahr. Gemeinsam mit ihrem Team sammelt Mayer viele Daten für die Auswertung. Die für sich wichtigste ist die Wattmessung, wie sie heute in einer Gesprächsrunde mit interessierten Journalisten verriet. Watt ist im Radsport eine weit verbreitete und wichtige Komponente der Leistungseinschätzung. Die Wattmessung gibt Aufschluss über die tatsächliche Leistung, unabhängig von den Wind- und Wetterverhältnissen, unabhängig des Untergrunds, unabhängig davon, ob es bergauf, bergab oder flach entlang geht. „Die Wattmessungen erlauben uns präzise Vergleichswerte und sind eine wichtige Orientierung dafür, wie gut ich in Form bin“, erklärte Mayer.
Im Laufsport ist die Wattmessung bei weitem nicht so stark verbreitet. „Aber, wir machen vieles anders als die anderen. Wir sind überzeugt von der Relevanz“, grinste sie. Sensoren im Schnürsystem beider Schuhe ermitteln bei jedem Schritt die für die Analyse notwendigen Messwerte. „Sehr präzise“, versichert sie.
Nie zuvor war eine heimische Marathonläuferin so präsent in den wichtigsten österreichischen Medien wie Julia Mayer im Vorfeld des Vienna City Marathon 2024. Darunter fiel sogar ein Besuch bei „Sport am Sonntag“. „Ich bin sehr stolz darauf, und immer wieder überrascht mich das, welche Wirkung ich auf die Öffentlichkeit habe und welche Begeisterung ich mit meinen Leistungen entfachen kann“, sagte sie bei der heutigen VCM-Pressekonferenz. Anschließend erzählte sie von der heutigen morgendlichen Laufeinheit auf der Prater Hauptallee, bei der sie angefeuert und fotografiert wurde und bei der ihr Menschen lautstark „Alles Gute“ für Sonntag zuriefen.
Als Aushängeschild des heimischen Laufsports kann sie am Sonntag beim Vienna City Marathon die Hauptschlagzeilen formulieren. Die Unterstützung vom Streckenrand ist Julia Mayer, die aus Bad Fischau südlich von Wien stammt und in der Bundeshauptstadt lebt, dabei sicher. Dann wird sie binnen knapp zweieinhalb Stunden tausendmal fotografiert, tausendmal wird ihr Name gebrüllt werden und tausendfach werden ihr die Daumen gedrückt. Seit dem fantastischen Sieg von Andrea Mayr 2009 hat keine österreichischen Läuferin mehr beim Vienna City Marathon einen Top-Drei-Platz erzielt, der letzte europäische Stockerplatz gelang der Schweizerin Maja Neuenschwander bei deren Sieg 2015.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © VCM / Jenia Symonds